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BOTSCHAFT VON BENEDIKT XVI.
AN DIE BRASILIANISCHEN GLÄUBIGEN ANLÄSSLICH DER "KAMPAGNE DER BRÜDERLICHKEIT 2009"

 

An den verehrten Bruder im Bischofsamt
Geraldo Lyrio Rocha
Präsident der Brasilianischen Bischofskonferenz
Erzbischof von Mariana (MG)

Am Beginn des geistlichen Weges der Fastenzeit, jenes österlichen Weges der Auferstehung des Herrn, möchte ich von neuem meine Verbundenheit mit der Kampagne der Brüderlichkeit bekunden, die sich in diesem Jahr 2009 mit dem Thema »Der Friede ist Frucht der Gerechtigkeit« auseinandersetzt. Es ist eine Zeit der Umkehr und der Versöhnung aller Christen, die zum Ziel hat, daß die edelsten Bestrebungen des menschlichen Herzens erfüllt werden können und der wahre Friede zwischen den Völkern und Gemeinschaften Einzug halte.

Mein verehrter Vorgänger Papst Johannes Paul II. hat anläßlich des Weltfriedenstages 2002 hervorgehoben, daß der wahre Friede eine Frucht der Gerechtigkeit ist. In diesem Zusammenhang merkte er an, daß »die menschliche Gerechtigkeit immer zerbrechlich und unvollkommen ist« und somit »in der Vergebung, die die Wunden heilt und die tiefgehende Wiederherstellung der gestörten menschlichen Beziehungen bewirkt, praktiziert und gewissermaßen vervollständigt werden muß« (Nr. 3).

Das Schlußdokument von Aparecida erinnerte im Abschnitt über das »Reich Gottes und die Förderung der Menschenwürde« an die offenkundigen Zeichen der Gegenwart des Gottesreiches in der persönlichen und gemeinschaftlichen Erfahrung der Seligpreisungen, in der Evangelisierung der Armen, in der Erkenntnis und Erfüllung des Willens des Vaters, im Martyrium um des Glaubens willen, in der aufrichtigen und brüderlichen Vergebung – wobei der Reichtum der Vielfalt anzunehmen und zu achten ist – sowie im Kampf, um nicht der Versuchung zu unterliegen und nicht zu Sklaven des Bösen zu werden (Nr. 8.1.).

Die Fastenzeit lädt uns ein, für das Gute zu kämpfen, ohne den Mut zu verlieren. Wir wissen nämlich, wie schwierig es für uns Menschen ist, Gerechtigkeit zu üben, und es liegt noch in weiter Ferne, daß das Zusammenleben von Frieden und Liebe nicht von Haß und Gleichgültigkeit geprägt ist. Wir sind uns auch dessen bewußt, daß, selbst wenn es zu einer gerechten Verteilung der Güter und einer harmonischen Gestaltung der Gesellschaft käme, niemals das Leid verschwinden würde, das hervorgerufen wird durch Krankheit, Verständnislosigkeit, Einsamkeit, den Tod von Menschen, die wir lieben, sowie durch die Erfahrung unserer eigenen Grenzen.

Unser Herr verabscheut das Unrecht und verurteilt all jene, die es tun. Er achtet aber die Freiheit jedes einzelnen und läßt daher die Existenz des Unrechts zu, da es infolge der Erbsünde Bestandteil der menschlichen Natur ist. Dennoch hat sein von Liebe zu den Menschen erfülltes Herz ihn dazu bewegt, zusammen mit dem Kreuz all diese Plagen auf sich zu nehmen: unser Leid, unsere Traurigkeit, unseren Hunger und Durst nach Gerechtigkeit. Bitten wir ihn darum, daß wir für jene Empfindungen des Friedens und der Versöhnung Zeugnis ablegen, von denen er bei der Bergpredigt erfüllt war, um zur ewigen Glückseligkeit zu gelangen.

Mit diesen Wünschen erflehe ich den Beistand des Allerhöchsten, auf daß er seine gütigen Hände über ganz Brasilien halte. Möge das neue Leben in Christus alle in ihrer persönlichen, familiären, sozialen und kulturellen Dimension erreichen, zur Verbreitung der Gaben des Friedens und des Wohlergehens führen und in einem jeden Herzen Empfindungen der Brüderlichkeit und der lebendigen Zusammenarbeit wecken. Mit meinem besonderen Apostolischen Segen!

Aus dem Vatikan, 25. Februar 2009

BENEDICTUS PP. XVI

 



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