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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN DIE BISCHÖFE VON CHILE
ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES


Donnerstag, 4. Dezember 2008

 

Herr Kardinal,
liebe Mitbrüder im Bischofsamt!

Zu dieser Begegnung, dem Höhepunkt eures »Ad-limina«-Besuchs, durch den ich als Nachfolger Petri die apostolischen Mühen mit euch teilen durfte, denen ihr im geliebten Land Chile gegenübersteht, heiße ich euch sehr herzlich willkommen.

Zunächst möchte ich dem Bischof von Rancagua und Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Alejandro Goic Karmelic, aufrichtig für die freundlichen Worte danken, die er im Namen aller an mich gerichtet hat. Ich bringe auch euren jeweiligen Diözesen und allen Kindern der Kirche in Chile meine Zuneigung und Dankbarkeit zum Ausdruck.

Nachdem Jesus, der Herr, die Nacht im Gebet zu Gott verbracht hatte, »rief er seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel« (Lk 6,13). Ebenso hat er seinen Blick auch auf euch gerichtet, liebe Brüder und Nachfolger der Apostel. Indem er euch an seiner Liebe teilhaben läßt, hat er euch aufgetragen, seine Heilsbotschaft in der Welt zu verbreiten (vgl. Joh 15,15).

Daher lade ich euch ein, ein vom tiefen Glauben geprägtes inneres Leben zu pflegen, denn im innigen Umgang mit dem Meister im Gebet reifen die besten pastoralen Initiativen heran, um auf die geistlichen Nöte der Gläubigen zu antworten. So können wir von Gott ausgehend unsere Brüder mit einem wirkkräftigen Wort der Hoffnung erreichen. Gewiß gibt es viele Schwierigkeiten und Hindernisse, aber wenn wir uns auf die Verheißung unseres Herrn stützen, der uns alle Tage bis zum Ende der Welt seine Gegenwart unter uns zusichert (vgl. Mt 28,20), sowie auf die Kraft des Heiligen Geistes, dann können wir uns in freudiger Erwartung und mit Begeisterung der großen Aufgabe stellen, alle Menschen mit demselben Eifer wie die Apostel zu Christus zu führen.

Als Frucht großer Bemühungen in der kirchlichen Entscheidungsfindung und in Übereinstimmung mit dem Schlußdokument der in Aparecida abgehaltenen V. Generalkonferenz des Episkopats von Lateinamerika und der Karibik habt ihr geeignete pastorale Leitlinien für die nächsten vier Jahre erarbeitet. Sie sollen dazu dienen, in allen Gläubigen die Freude an der Nachfolge Christi sowie ein größeres missionarisches Bewußtsein zu wecken, durch das die ganze kirchliche Gemeinschaft in Chile den Herausforderungen des gegenwärtigen Augenblicks mit wirklichem apostolischem Schwung begegnen kann.

Dieser große Einsatz für die Evangelisierung, dem ihr euch entschlossen widmet, erfordert von allen ein besonderes Bemühen um Läuterung und Nächstenliebe. Ihr wißt sehr gut, daß der heutige Mensch die dringende Notwendigkeit verspürt, konsequente Lebensbeispiele zu haben, die wirklich dem Evangelium entsprechen. Die Heiligkeit aller Glieder der Kirche und besonders ihrer Hirten ist daher eines der kostbarsten Geschenke, das ihr euren Brüdern anbieten könnt. Im Gedenken an die zahlreichen Heiligen und Seligen eures Landes, die durch ihr wunderbares Zeugnis des Glaubens und der Hingabe im Dienst an den Brüdern (vgl. Pastorale Leitlinien, 3) ein Erbe nicht nur der katholischen Kirche, sondern der ganzen chilenischen Gesellschaft sind, sollt ihr auch weiterhin unermüdlich die allgemeine Berufung zur Heiligkeit verkünden (vgl. Lumen gentium, 39–42).

Ebenso möchte ich euch in besonderer Weise die Priester, eure engsten Mitarbeiter, anvertrauen, und ich bitte euch, ihnen meine Anerkennung für ihre Treue in dem empfangenen Dienstamt sowie für ihre beständige und selbstlose Arbeit zu übermitteln. Seid ihnen sehr nahe in ihren Schwierigkeiten und helft ihnen, inmitten der vielen Aktivitäten, die ihren Tag füllen, den Vorrang dem Gebet und der Feier der Eucharistie zu geben, die sie Jesus Christus, dem ewigen Hohenpriester, gleichgestaltet.

In diesem Zusammenhang ermutige ich euch, nicht in euren Bemühungen nachzulassen, die Qualität der menschlichen, intellektuellen und geistlichen Ausbildung der Seminaristen zu verbessern. Darüber hinaus muß die Berufungsdimension des christlichen Lebens in der Jugendpastoral durch eine angemessene geistliche Begleitung gestärkt werden, die es den jungen Menschen erlaubt, großherzig auf den Ruf Jesu in ihrem Leben zu antworten.

Ich weiß auch, wie sehr ihr euch darum bemüht, daß die Laien mit Verantwortungsbewußtsein und Reife die mit ihrer Taufe gegebenen Anforderungen annehmen und so, wie es ihrer Stellung als Laien entspricht, an der Sendung der ganzen Kirche teilnehmen. Bietet ihnen auch weiterhin eine angemessene Erziehung im Glauben und einen eifrigen Kontakt mit dem Wort Gottes an, durch welche sie zu einem größeren missionarischen Einsatz in ihrem Leben geführt werden sollen. Sie haben als besondere Berufung die Heiligung der Welt erhalten, indem sie sie von innen her nach dem Plan Gottes verwandeln (vgl. ebd., 31). Alle Bereiche der Gesellschaft können durch das Licht des Glaubens erleuchtet werden. Ich denke unter anderem an die Welt der Kultur, der Wissenschaft und der Politik, an die Förderung der Familie, die auf der Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gründet, an die Schaffung gerechterer Arbeitsbedingungen und an die Hilfe gegenüber benachteiligten Menschen, an den Umweltschutz, an die Verteidigung des menschlichen Lebens in allen Phasen seines Daseins sowie an das Recht und die Pflicht der Eltern zur sittlichen und geistlichen Erziehung ihrer Kinder.

Ein weiterer wichtiger Aspekt eures Dienstes, den ich euch nachdrücklich anvertrauen möchte, ist die karitative Arbeit eurer Diözesen zugunsten der Armen. Nach dem Vorbild der ersten Jüngergemeinschaft (vgl. Apg 2,42–44) müssen wir nämlich dafür sorgen, daß die Kirche als Familie Gottes ein Ort der gegenseitigen Hilfe ist (vgl. Deus caritas est, 32).
Abschließend ermutige ist euch, den Geist der Gemeinschaft mit dem Papst und den anderen Brüdern im Bischofsamt weiterhin zu pflegen, vor allem innerhalb der Bischofskonferenz selbst sowie in der eigenen Kirchenprovinz. Liebe Brüder, seid »Christus gleichgestaltet, um die Kirche mit der Liebe des Bräutigams Christus zu lieben« (Pastores gregis, 13) und um über die Einheit zu wachen und sie zu schützen. Seid daher für alle wahre Vorbilder und Werkzeuge der Gemeinschaft.

Zum Abschied bitte ich euch, den emeritierten Bischöfen, den Priestern, den Ordensmännern und Ordensfrauen, den Seminaristen ebenso wie allen Gläubigen den Gruß des Papstes und die Versicherung seines Gebets für sie zu übermitteln. Ich empfehle euch den mütterlichen Händen Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel, auf daß sie eure apostolischen Bemühungen leiten und zu einem guten Ziel führen möge, und ich erteile euch den Apostolischen Segen, in den ich jeden einzelnen der geliebten Gläubigen eurer Diözesen einschließe.

 

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