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RUNDSCHREIBEN
SLAVORUM APOSTOLI
VON PAPST
JOHANNES PAUL II.
AN DIE BISCHÖFE,
DIE PRIESTER,
DIE ORDENSGEMEINSCHAFTEN
UND ALLE GLÄUBIGEN
IN ERINNERUNG AN DAS WERK
DER EVANGELISIERUNG DER
HEILIGEN CYRILL UND METHODIUS
VOR 1100 JAHREN

 

I.

EINLEITUNG

1. DIE APOSTEL DER SLAWEN, die heiligen Cyrill und Methodius, bleiben im Gedächtnis der Kirche zusammen mit dem großen Werk der Glaubensverkündigung, das sie vollbracht haben. Man kann sogar sagen, daß ihr Andenken in unseren Tagen besonders lebendig und aktuell geworden ist.

In Anbetracht der Verehrung und Dankbarkeit, welche die heiligen Brüder von Saloniki (dem alten Thessalonike) seit Jahrhunderten vor allem bei den slawischen Völkern erfahren, und in Erinnerung an den unschätzbaren Beitrag, den sie für das Werk der Glaubensverkündigung unter jenen Völkern und zugleich für die Sache der Versöhnung, des freundschaftlichen Zusammenlebens, der menschlichen Entwicklung und der Achtung vor der inneren Würde jeder Nation erbracht haben, habe ich durch das Apostolische Schreiben Egregiae virtutis(1) vom 31. Dezember 1980 die heiligen Cyrill und Methodius zu Mitpatronen Europas erklärt. Damit führte ich die Linie fort, die meine Vorgänger bereits gezogen hatten, vornehmlich Leo XIII., der vor mehr als hundert Jahren, am 30. September 1880, mit dem Rundschreiben Grande munus(2) den Kult der beiden Heiligen auf die gesamte Kirche ausgedehnt hat, und Paul VI., der mit dem Apostolischen Schreiben Pacis nuntius(3) vom 24. Oktober 1964 den heiligen Benedikt zum Patron Europas erklärt hat.

2. Das Dokument vor fünf Jahren zielte darauf hin, das Bewußtsein von diesen feierlichen Akten der Kirche neu zu beleben, und wollte die Aufmerksamkeit der Christen und aller Menschen guten Willens, denen das Wohl, die Eintracht und die Einheit Europas am Herzen liegen, darauf lenken, wie lebendig und aktuell jene hervorragenden Gestalten Benedikt, Cyrill und Methodius als konkrete Modelle und geistige Stützen für die Christen unserer Zeit und insbesondere für die Völker des europäischen Kontinents sind, die schon seit langem, vor allem dank des Gebetes und des Wirkens dieser Heiligen, bewußt und eigenständig in der Kirche und in der christlichen Überlieferung Wurzel gefaßt haben.

Die Veröffentlichung meines schon genannten Apostolischen Schreibens vom Jahre 1980, die bestimmt war von der festen Hoffnung auf eine stufenweise Überwindung all dessen, was in Europa und in der Welt die Kirchen, die Nationen und Völker trennt, stand im Zusammenhang mit drei Anlässen, auf die sich mein Gebet und Denken richteten. Der erste Anlaß war der 1100. Jahrestag des päpstlichen Schreibens Industriae tuae,(4) durch das Papst Johannes VIII. im Jahre 880 den Gebrauch der slawischen Sprache in der von den heiligen Brüdern übersetzten Liturgie billigte. Der zweite Anlaß war der 100. Jahrestag des erwähnten Rundschreibens Grande munus; und der dritte war der gerade in jenem Jahr 1980 glücklich beginnende erfolgversprechende theologische Dialog zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche auf Patmos.

3. Im vorliegenden Dokument möchte ich mich im besonderen auf das genannte Rundschreiben beziehen, mit dem Papst Leo XIII. der Kirche und der Welt die apostolischen Verdienste beider Brüder in Erinnerung rufen wollte: nicht nur des Methodius, der nach der Überlieferung im Jahre 885 sein Leben in Welehrad in Großmähren beschloß, sondern auch des Cyrill, den der Tod bereits im Jahre 869 in Rom von seinem Bruder trennte, in jener Stadt, die seine Reliquien aufnahm und mit frommer Verehrung noch heute in der antiken Basilika des hl. Klemens bewahrt.

Im Andenken an das heilige Leben und die apostolischen Verdienste der beiden Brüder von Saloniki setzte Papst Leo XIII. ihr liturgisches Fest auf den 7. Juli fest. Nach dem II. Vatikanischen Konzil wurde das Fest infolge der liturgischen Reform auf den 14. Februar verlegt, ein Datum, das unter historischem Gesichtspunkt die »Geburt« Cyrills für den Himmel angibt.(5)

Nach mehr als hundert Jahren seit der Veröffentlichung der Enzyklika Leos XIII. veranlassen uns die neuen Umstände, in die der 1100. Jahrestag des seligen Todes des hl. Methodius fällt, dazu, jenem Andenken neu Ausdruck zu verleihen, das die Kirche von diesem wichtigen Ereignis bewahrt. Dazu fühlt sich in besonderer Weise der erste Papst verpflichtet, der aus Polen und damit aus der Mitte der slawischen Völker auf den Stuhl des hl. Petrus berufen worden ist.

Die Ereignisse des letzten Jahrhunderts und vor allem der letzten Jahrzehnte haben dazu beigetragen, in der Kirche zusammen mit dem religiösen Andenken auch das geschichtlich-kulturelle Interesse für die beiden heiligen Brüder neu zu wecken; ihre besonderen Charismen wurden dabei im Licht der unserer Epoche eigenen Situationen und Erfahrungen noch besser verständlich. Dazu haben viele Geschehnisse beigetragen, die als echte Zeichen der Zeit zur Geschichte des 20. Jahrhunderts gehören, so vor allem jener bedeutende Vorgang, der sich im Leben der Kirche durch das II. Vatikanische Konzil zugetragen hat. Im Licht des Lehramtes und der pastoralen Ausrichtung jenes Konzils können wir in einer neuen, reiferen und tieferen Weise diese zwei Heiligengestalten betrachten, von denen uns nunmehr schon elf Jahrhunderte trennen, und aus ihrem Leben und apostolischen Wirken jene Botschaft ablesen, welche die Weisheit der göttlichen Vorsehung darin niederlegte, damit sie sich in unserer Epoche in neuer Fülle zeige und neue Früchte trage.

II.

EINIGE BIOGRAPHISCHE HINWEISE

4. Nach dem Beispiel des Rundschreibens Grande munus möchte ich das Leben des hl. Methodius in Erinnerung rufen, dessen 1100. Todestag wir dieses Jahr begehen, ohne dabei jedoch den damit so eng verbundenen Lebensweg seines Bruders, des hl. Cyrill, zu übergehen. Das soll hier nur in großen Linien geschehen, während genauere Einzelheiten und die Diskussion einzelner Punkte der Geschichtsforschung überlassen bleiben.

Die Stadt, in der die beiden heiligen Brüder geboren wurden, ist das heutige Saloniki; im 9. Jahrhundert bildete es ein wichtiges Zentrum des wirtschaftlichen und politischen Lebens im byzantinischen Reich und nahm im geistigen und sozialen Geschehen jener Balkangegend einen bedeutenden Platz ein. Da es an der Grenze zu den slawischen Ländern lag, hatte es gewiß auch einen slawischen Namen: Solun.

Methodius war der ältere Bruder und trug wahrscheinlich den Taufnamen Michael. Er wurde zwischen den Jahren 815 und 820 geboren. Der jüngere Konstantin, später besser bekannt unter dem Ordensnamen Cyrill, kam im Jahre 827 oder 828 zur Welt. Der Vater war hoher Beamter der kaiserlichen Verwaltung. Die gesellschaftliche Stellung der Familie eröffnete den beiden Brüdern eine ähnliche Laufbahn, wie sie Methodius dann auch tatsächlich einschlug und dabei den Rang eines Archonten oder Präfekten in einer der Grenzprovinzen erlangte, wo viele Slawen lebten. Aber schon um das Jahr 840 brach er diese Laufbahn ab, um sich in eines der Klöster am Fuß des Olymp in Bithynien zurückzuziehen, der damals unter dem Namen Heiliger Berg bekannt war.

Der Bruder Cyrill studierte mit besonderem Erfolg in Byzanz, wo er die heiligen Weihen empfing, nachdem er eine glänzende politische Laufbahn entschieden zurückgewiesen hatte. Aufgrund seiner ausgezeichneten Begabungen und Kenntnisse auf kulturellem und religiösem Gebiet wurden ihm bereits in jungen Jahren schwierige kirchliche Aufgaben anvertraut, wie die eines Bibliothekars im Archiv an der berühmten Kirche der heiligen Sophia in Konstantinopel und zur gleichen Zeit das angesehene Amt eines Sekretärs des Patriarchen in derselben Stadt. Sehr bald aber zeigte er sich entschlossen, solchen Aufgaben zu entsagen, um sich, frei von jedem Streben nach Ehren, dem Studium und dem kontemplativen Leben zu widmen. So flüchtete er heimlich in ein Kloster am Ufer des Schwarzen Meeres. Als man ihn dort nach sechs Monaten fand, ließ er sich dazu bewegen, den Unterricht in Philosophie an der Hochschule von Konstantinopel zu übernehmen; dabei verdiente er sich wegen seiner hervorragenden Kenntnisse den Beinamen Philosoph, unter dem er noch heute bekannt ist. Später wurde er von Kaiser und Patriarch in offizieller Mission zu den Sarazenen entsandt. Nachdem dieser Auftrag beendet war, zog er sich vom öffentlichen Leben zurück, um sich seinem älteren Bruder Methodius anzuschließen und mit diesem das Leben eines Mönches zu teilen. Doch zusammen mit Methodius wurde er erneut als religiöser und kultureller Fachmann in eine Delegation von Byzanz berufen, die zu den Chasaren entsandt wurde. Während eines Aufenthaltes auf der Krim bei Cherson glaubten sie die Kirche entdeckt zu haben, in der einst der hl. Klemens beigesetzt worden war, der römische Papst und Märtyrer, den man seinerzeit in jene entfernte Gegend ins Exil geschickt hatte; sie erhoben die Reliquien und nahmen sie mit sich.(6) Die Reliquien begleiteten dann die beiden Brüder auf der nachfolgenden Missionsreise zum Westen bis zu jenem Augenblick, da diese sie feierlich nach Rom bringen und an Papst Hadrian II. übergeben konnten.

5. Das Ereignis, das den folgenden Verlauf ihres Lebens völlig bestimmen sollte, war die Bitte von Fürst Rastislaw von Großmähren an Kaiser Michael III., seinen Völkern »einen Bischof und Lehrer zu schicken, ... der in der Lage sei, ihnen den wahren christlichen Glauben in ihrer eigenen Sprache zu erklären«.(7)

Dafür erwählt wurden die heiligen Cyrill und Methodius. Sie nahmen die Aufgabe bereitwillig an, brachen auf und erreichten wahrscheinlich schon im Jahre 863 Großmähren, das damals einen Staat von verschiedenen slawischen Völkern in Mitteleuropa bildete, am Schnittpunkt der beiderseitigen Einflüsse von Ost und West. Unter diesen Völkern begannen sie nun jene Mission, der beide den ganzen Rest ihres Lebens widmeten: auf Reisen, unter Entbehrungen, Leiden, Feindseligkeiten und Verfolgungen, die bei Methodius sogar zum grausamen Gefängnis führten. Dies alles ertrugen sie mit starkem Glauben und unbesiegbarer Hoffnung auf Gott. Sie waren ja auch für die ihnen anvertraute Aufgabe gut vorbereitet: Sie trugen die für die Feier der heiligen Liturgie notwendigen Texte der Heiligen Schrift bei sich, die von ihnen zusammengestellt, in die altslawische Sprache übersetzt und in einem neuen Alphabet niedergeschrieben waren, das von Konstantin (Cyrill), dem Philosophen, erarbeitet und den Lauten jener Sprache vollkommen angepaßt war. Das missionarische Wirken der beiden Brüder war von bemerkenswertem Erfolg begleitet, aber auch von verständlichen Schwierigkeiten, welche die vorhergehende Erstchristianisierung durch die benachbarten lateinischen Ortskirchen den neuen Missionaren bereitete.

Ungefähr drei Jahre später unterbrachen sie eine Reise nach Rom in Pannonien, wo sie der Slawenfürst Kozel der aus dem wichtigen politischen und religiösen Zentrum von Nitra geflohen war gastfreundlich aufnahm. Nach einigen Monaten setzten sie von hieraus zusammen mit ihren Schülern, für die sie die heiligen Weihen erhalten wollten, den Weg in Richtung Rom fort. Ihre Reise ging über Venedig, wo die neuen Grundlagen der von ihnen durchgeführten Mission einer öffentlichen Diskussion unterzogen wurden. In Rom nahm sie Papst Hadrian II., der inzwischen auf Nikolaus I. gefolgt war, sehr wohlwollend auf. Er billigte die slawischen liturgischen Bücher und ließ sie feierlich auf dem Altar der Kirche Santa Maria ad Praesepe, heute Santa Maria Maggiore genannt, niederlegen; er gab Anweisung, ihren Schülern die Priesterweihe zu erteilen. Dieser Abschnitt ihrer Mühen endete somit auf äußerst günstige Weise. Methodius mußte allerdings die folgende Etappe allein unternehmen, weil sein jüngerer Bruder, schwer erkrankt, gerade noch die Zeit fand, die Ordensgelübde abzulegen und das Mönchsgewand anzuziehen; denn kurz darauf, am 14. Februar 869, starb er in Rom.

6. Der heilige Methodius blieb den Worten treu, die Cyrill auf dem Sterbebett zu ihm gesprochen hatte: »Siehe, Bruder, wir haben das gleiche Geschick geteilt und den Pflug in dieselbe Furche gedrückt; jetzt falle ich auf dem Felde am Abend meiner Tage. Ich weiß, du liebst sehr deinen Heiligen Berg; gib aber um dieses Berges willen dein Wirken in der Glaubensunterweisung nicht auf. Wo könntest du dich auch wahrlich besser retten?«.(8)

Nachdem er zum Erzbischof für den Bereich der alten Diözese Pannonien geweiht und zum päpstlichen Legaten »ad gentes« (für die Slawenvölker) ernannt worden war, übernahm er als kirchlichen Sitz das wiederhergestellte Bistum Sirmium. Das apostolische Wirken des Methodius wurde jedoch unterbrochen infolge von Schwierigkeiten, die politisch-religiöser Natur waren, und die mit der Einkerkerung des Methodius für zwei Jahre unter der Anklage, er habe sich in eine fremde bischöfliche Jurisdiktion eingemischt, ihren Höhepunkt erreichten. Erst durch die persönliche Intervention von Papst Johannes VIII. kam er wieder frei. Auch der neue Herrscher von Großmähren, Fürst Swatopluk, zeigte sich schließlich ablehnend gegenüber dem Wirken des Methodius, indem er sich der slawischen Liturgie widersetzte und in Rom Zweifel an der Rechtgläubigkeit des neuen Erzbischofs verbreitete. Im Jahre 880 wurde Methodius ad limina Apostolorum gerufen, um dort noch einmal die ganze Frage Papst Johannes VIII. persönlich vorzutragen. Nachdem er in Rom von allen Anklagen freigesprochen worden war, erlangte er vom Papst die Veröffentlichung der Bulle Industriae tuae,(9) die wenigstens im Kern die Privilegien erneuerte, die der Vorgänger Hadrian II. der Liturgie in slawischer Sprache zuerkannt hatte.

Als sich Methodius im Jahre 881 oder 882 nach Konstantinopel begab, erhielt er eine entsprechende Anerkennung völliger Rechtmäßigkeit und Rechtgläubigkeit auch vom byzantinischen Kaiser und vom Patriarchen Photius, der in jener Zeit mit Rom in voller kirchlicher Gemeinschaft stand. Die letzten Jahre seines Lebens widmete er vor allem weiteren Übersetzungen der Heiligen Schrift und der liturgischen Bücher, der Werke der Kirchenväter sowie auch der Sammlung des byzantinischen Kirchen- und Zivilrechtes, die Nomokanon genannt wurde. Aus Sorge für das Überleben des von ihm begonnenen Werkes bestimmte er zu seinem Nachfolger seinen Schüler Gorazd. Methodius starb am 6. April 885 im Dienst für die Kirche unter den Slawenvölkern.

7. Weitsichtiges Wirken, tiefe und rechtgläubige Theologie, Ausgeglichenheit und Treue, apostolischer Eifer und unerschrockener Großmut verschafften ihm die Anerkennung und das Vertrauen der römischen Päpste, der Patriarchen von Konstantinopel, der byzantinischen Kaiser und verschiedener Fürsten der neuen Slawenvölker. Darum wurde Methodius der Anführer und rechtmäßige Oberhirt der Kirche, die in jener Zeit bei diesen Nationen Wurzel faßte; einmütig wird er zusammen mit seinem Bruder Konstantin verehrt als Verkünder des Evangeliums und als Lehrmeister »von seiten Gottes und des heiligen Apostels Petrus«,(10) als Fundament der vollen Einheit zwischen den neugegründeten und den älteren Ortskirchen.

Deshalb bildeten »Männer und Frauen, Kleine und Große, Reiche und Arme, Freie und Knechte, Witwen und Waisen, Fremde und Einheimische, Gesunde und Kranke«(11) jene Volksmenge, die unter Weinen und Singen den guten Meister und Hirten zu seiner letzten Ruhestätte geleitete, ihn, der »allen alles geworden (war), um auf jeden Fall einige zu retten«.(12)

Es ist leider wahr, daß das Werk der beiden heiligen Brüder nach dem Tode des Methodius in eine schwere Krise geriet, und die Verfolgung seiner Schüler nahm so heftige Formen an, daß sie gezwungen waren, ihr Missionsfeld zu verlassen; dennoch trug ihre Aussaat der Frohen Botschaft weiterhin ihre Früchte, und ihre pastorale Einstellung, die sich darum bemühte, die offenbarte Wahrheit den neuen Völkern in Achtung vor ihrer kulturellen Eigenart zu vermitteln, bleibt ein lebendiges Modell für die Kirche und die Missionare aller Zeiten.

III.

VERKÜNDER DES EVANGELIUMS

8. In ihrer Kultur Byzantiner, verstanden es die Brüder Cyrill und Methodius, im vollen Sinne des Wortes Apostel der Slawen zu werden. Die Trennung von der Heimat, die Gott zuweilen von den erwählten Menschen fordert, stellt immer, wenn sie im Licht des Glaubens und seiner Verheißung angenommen wird, eine geheimnisvolle und fruchtbare Voraussetzung für die Entwicklung und das Wachstum des Volkes Gottes auf der Erde dar. Der Herr sprach zu Abraham: »Zieh weg aus deinem Land, aus deiner Heimat und aus deinem Vaterhaus in das Land, das ich dir zeigen werde! Ich werde dich zu einem großen Volk machen, dich segnen und deinen Namen groß machen. Ein Segen sollst du sein«.(13)

Während der nächtlichen Vision, die der hl. Paulus in Troas in Kleinasien hatte, erschien ihm ein Mazedonier, also ein Bewohner des europäischen Kontinents, und flehte ihn an, in sein Land zu kommen, um auch dort das Wort Gottes zu verkünden: »Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!«.(14)

Die göttliche Vorsehung, die für die beiden heiligen Brüder in der Stimme und Autorität des Kaisers von Byzanz und des Patriarchen der Kirche von Konstantinopel zum Ausdruck kam, richtete an sie eine ähnliche Aufforderung, als sie von ihnen verlangte, auf Mission unter den Slawen zu gehen. Ein solcher Auftrag bedeutete für sie, nicht nur eine ehrenvolle Stellung, sondern auch das kontemplative Leben aufzugeben; er bedeutete, den Umkreis des byzantinischen Reiches zu verlassen und eine lange Pilgerfahrt im Dienst des Evangeliums auf sich zu nehmen, unter Völkern, die in vielerlei Hinsicht weit entfernt waren von jener Zivilisation, die auf der entwickelten staatlichen Organisation und der verfeinerten Kultur von Byzanz beruhte, welche von christlichen Prinzipien ganz durchdrungen war. Eine ähnliche Aufforderung richtete der Papst in Rom dreimal an Methodius, als er ihn als Bischof zu den Slawen von Großmähren sandte, in die kirchlichen Gebiete der alten Diözese Pannonien.

9. Die slawische Lebensbeschreibung des Methodius überliefert uns die Bitte, die Fürst Rastislaw an Kaiser Michael III. durch seine Gesandten richtete, mit folgenden Worten: »Zahlreiche christliche Lehrer sind zu uns aus Italien, Griechenland und Germanien gekommen, die uns in verschiedener Weise unterrichten. Aber wir Slawen ... haben niemanden, der uns auf verständliche Weise in die Wahrheit einführt und uns darin unterrichtet«.(15) Das war die Stunde, da Konstantin und Methodius aufgefordert wurden, sich auf den Weg zu machen. Ihre tiefchristliche Antwort auf diese Bitte, wie sie sie jetzt und bei ähnlichen Gelegenheiten gaben, ist in wunderbarer Weise mit den Worten ausgedrückt, die Konstantin an den Kaiser richtete: »Wenn auch müde und von schwacher Gesundheit, so gehe ich doch mit Freude in jenes Land«;(16) »mit Freude breche ich auf für den christlichen Glauben«.(17)

Die Echtheit und Kraft ihres missionarischen Auftrags stammten aus der innersten Mitte des Erlösungsgeheimnisses, und ihre Verkündigung unter den Slawenvölkern sollte ein wichtiges Glied in jener Sendung bilden, die der Erlöser der gesamten Kirche bis ans Ende der Zeiten aufgetragen hat. In ihrem Wirken erfüllten sich in einer bestimmten Zeit und unter konkreten Umständen die Worte Christi, der in der Kraft von Kreuz und Auferstehung die Apostel aufgefordert hatte: »Verkündet das Evangelium allen Geschöpfen«;(18) »geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern«.(19) Indem sie danach handelten, ließen sich diese Missionare und Lehrer der Slawenvölker vom apostolischen Ideal des hl. Paulus leiten: »Ihr seid alle durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid 'einer' in Christus Jesus«.(20)

Neben einer hohen Achtung vor den Personen und selbstloser Sorge für deren Wohl, besaßen die beiden heiligen Brüder auch ein gutes Maß an Energie, Klugheit, Eifer und Liebe, die unerläßlich sind, um den Menschen das Glaubenslicht zu bringen und zugleich das wahre Heil vor Augen zu stellen mit dem Angebot konkreter Hilfe, um es auch wirklich zu erreichen. Für dieses Ziel strebten sie danach, in allem denjenigen ähnlich zu werden, denen sie das Evangelium brachten; sie wollten Mitbürger jener Völker werden und ihr Geschick in allem teilen.

10. Gerade aus diesem Grunde fanden sie es natürlich, eine klare Stellung in all jenen Konflikten einzunehmen, die damals die slawischen Gemeinschaften auf ihrem Weg zu staatlicher Organisation erschütterten; sie machten sich dabei die Schwierigkeiten und Probleme zu eigen, die nicht zu vermeiden waren für Völker, die ihre eigene Identität unter dem militärischen und kulturellen Druck des neuen römisch-germanischen Reiches verteidigten und versuchten, jene Lebensformen zurückzuweisen, die ihnen fremd erschienen. Zur selben Zeit begannen auch weiterreichende Auseinandersetzungen, die sich unglücklicherweise noch verschärfen sollten, zwischen der östlichen und der westlichen Christenheit, und die zwei heiligen Missionare sahen sich persönlich darin verwickelt; sie verstanden es aber, immer eine untadelige Rechtgläubigkeit zu bewahren und eine überzeugende Rücksicht auf das Erbe der Tradition wie auch auf die neuen Lebensumstände der zum Evangelium bekehrten Völker. Oft stellten sich die Gegensätze in all ihren mehrdeutigen und schmerzlichen Verwicklungen dar; trotzdem versuchten Konstantin und Methodius nicht, sich den Prüfungen zu entziehen: Unverständnis, offene Böswilligkeit und für den heiligen Methodius sogar Gefängnisketten, die er aus Liebe zu Christus annahm, vermochten weder den einen noch den anderen von ihrem entschlossenen Vorhaben abzuhalten, dem Wohl der Slawenvölker zu nützen und zu dienen. Das war der Preis, den sie für die Verbreitung des Evangeliums, für ihr missionarisches Werk, für die mutige Suche nach neuen Lebensformen und wirksamen Wegen entrichten mußten, um die Frohe Botschaft zu den Slawenvölkern gelangen zu lassen, die sich gerade bildeten.

Im Hinblick auf die Evangelisierung so berichten ihre Lebensbeschreibungen wandten sich die beiden heiligen Brüder der schwierigen Aufgabe zu, die Texte der Heiligen Schrift, die ihnen in Griechisch bekannt waren, in die Sprache jenes slawischen Stammes zu übersetzen, der bis zu den Grenzen ihrer Gegend und ihrer Geburtsstadt vorgedrungen war. Indem sie ihre Kenntnis der griechischen Sprache und Kultur für dieses schwierige und einmalige Vorhaben dienstbar machten, setzten sie es sich zur Aufgabe, Sprache, Sitten und Traditionen der Slawenvölker zu verstehen und zu durchdringen und dabei die menschlichen Werte und Intentionen, die darin lagen und zum Ausdruck kamen, getreu zu deuten.

11. Um die Glaubenswahrheiten in eine neue Sprache zu übersetzen, mußten sie sich darum bemühen, die geistige Welt derjenigen gut kennenzulernen, denen sie das Wort Gottes in Bildern und Begriffen verkünden wollten, welche diesen vertraut erschienen. Die Ausdrücke der Bibel und die Begriffe der griechischen Theologie in Zusammenhang davon sehr verschiedener geschichtlicher Erfahrungen und Ideen richtig einzufügen, erschien ihnen als eine unerläßliche Voraussetzung für den Erfolg ihres missionarischen Wirkens. Es ging um eine neue katechetische Methode. Um deren Berechtigung zu verteidigen und ihren Wert aufzuzeigen, zögerte der hl. Methodius nicht, zunächst gemeinsam mit seinem Bruder und dann auch allein die Aufforderung zu einem Besuch in Rom bereitwillig anzunehmen, die sie im Jahre 867 von Papst Nikolaus I. und im Jahre 879 von Papst Johannes VIII. erhielten. Diese wollten die Lehre, welche die Brüder in Großmähren vortrugen, mit jener vergleichen, die die heiligen Apostel Petrus und Paulus zusammen mit dem ruhmreichen Denkmal ihrer heiligen Reliquien dem ersten Bischofssitz der Kirche hinterlassen hatten.

Zuvor hatten Konstantin und seine Mitarbeiter sich darum bemüht, ein neues Alphabet zu schaffen, damit die Wahrheiten, die sie verkünden und erklären wollten, in der slawischen Sprache aufgeschrieben werden könnten und sich so als voll verständlich und aneignungsfähig für ihre Adressaten erwiesen. Es war eine besondere Anstrengung, missionarischem Geist wahrhaft würdig, die Sprache und Mentalität der neuen Völker zu erlernen, um ihnen den Glauben bringen zu können, wie auch ihre Entschlossenheit beispielhaft war, diese Mentalität sich selbst zu eigen zu machen und alle Forderungen und Erwartungen der Slawenvölker zu übernehmen. Der hochherzige Entschluß, sich mit deren Leben und Traditionen zu identifizieren, nachdem sie diese durch die Offenbarung gereinigt und erleuchtet hatten, macht Cyrill und Methodius zu einem wahren Modell für alle Missionare, die in den verschiedenen Zeitepochen die Aufforderung des hl. Paulus angenommen haben, allen alles zu werden, um alle zu erlösen, und vor allem für diejenigen Missionare, die vom Altertum bis in die Neuzeit - von Europa bis Asien und heute in allen Kontinenten - daran gearbeitet haben, die Bibel und die liturgischen Texte in die lebenden Sprachen der verschiedenen Völker zu übersetzen, um darin das eine und einzige Wort Gottes erklingen zu lassen, das auf diese Weise in den Ausdrucksformen, die jeder einzelnen Zivilisation eigen sind, zugänglich wird.

Die vollkommene Gemeinschaft in der Liebe bewahrt die Kirche vor jeglicher Form von völkischer Einseitigkeit oder Ausschließlichkeit oder rassischem Vorurteil wie auch vor jeder nationalistischen Überheblichkeit. Diese Gemeinschaft muß jedes berechtigte rein natürliche Gefühl des menschlichen Herzens erheben und veredeln.

IV.

SIE PFLANZTEN
DIE KIRCHE GOTTES EIN

12. Aber das Charakteristische, das ich im Wirken der Slawenapostel Cyrill und Methodius besonders hervorheben möchte, ist ihre friedliche Art, die Kirche aufzuerbauen, wobei sie sich vom Blick auf die eine, heilige und universale Kirche leiten ließen.

Auch wenn die slawischen Christen mehr als die anderen die heiligen Brüder als »Slawen nach dem Herzen« ansehen, so bleiben diese doch Menschen hellenistischer Kultur und byzantinischer Prägung, Menschen also, die ganz der östlichen Tradition des Christentums angehören, sei es im gesellschaftlichen wie im kirchlichen Bereich.

Schon zu ihren Zeiten begannen die Unterschiede zwischen Konstantinopel und Rom Vorwände für Uneinigkeit zu werden, auch wenn die beklagenswerte Spaltung zwischen den beiden großen Teilen der einen Christenheit noch fern war. Die Verkündiger des Evangeliums und Lehrer der Slawen machten sich auf den Weg nach Großmähren, erfüllt vom ganzen Reichtum der Tradition und der religiösen Erfahrung, der das östliche Christentum auszeichnete und seinen besonderen Ausdruck in der theologischen Lehre und in der Feier der Liturgie fand.

Wenn auch schon seit einiger Zeit die Gottesdienste in allen Kirchen des byzantinischen Reiches in griechischer Sprache gefeiert wurden, so waren doch die eigenen Traditionen vieler Nationalkirchen des Orients wie zum Beispiel der georgischen und der syrischen Kirche , die im Gottesdienst die Sprache ihres Volkes benutzten, im Bereich der höheren Kultur von Konstantinopel und insbesondere Konstantin, dem Philosophen, gut bekannt, dank der Studien und der wiederholten Kontakte, welche er in der Hauptstadt und auf seinen Reisen mit den Christen jener Kirchen, gehabt hatte.

Im Bewußtsein des Alters und der Legitimität dieser ehrwürdigen Traditionen hatten beide Brüder keinerlei Bedenken, die slawische Sprache für die Liturgie zu gebrauchen, sondern benützten sie als wirksames Werkzeug, um die göttlichen Wahrheiten allen Menschen dieser Sprache näherzubringen. Sie taten dies in einer geistigen Haltung, der jedes Gefühl der Überlegenheit oder Vorherrschaft fremd war, allein aus Liebe zur Gerechtigkeit und mit eindeutigem apostolischem Eifer gegenüber den Völkern, die dabei waren, sich zu entwickeln.

Das abendländische Christentum hatte nach der Völkerwanderung die hinzugekommenen ethnischen Gruppen mit der ansässigen lateinischen Bevölkerung verschmolzen und in der Absicht, sie zu einigen, auf alle die lateinische Sprache, Liturgie und Kultur übertragen, wie sie von der römischen Kirche überliefert waren. Von der so erreichten Einheitlichkeit leitete sich für die verhältnismäßig jungen und in voller Ausbreitung begriffenen Gemeinschaften ein Gefühl der Stärke und der Geschlossenheit her, das zu einer noch engeren Einheit wie auch zu einem kraftvolleren Auftreten in Europa beitrug. Man kann verstehen, wie in einer solchen Situation jede Verschiedenheit manchmal von vielen als Bedrohung der noch im Werden befindlichen Einheit verstanden wurde und wie die Versuchung groß werden konnte, sie mit Zwangsmaßnahmen auszuschalten.

13. An diesem Punkt erscheint es einzigartig und bewundernswert, wie die beiden heiligen Brüder, die in so schwierigen und unsicheren Situationen wirkten, nicht einmal versuchten, den Völkern, die ihrer Predigt zugewiesen waren, die unbestrittene Überlegenheit der griechischen Sprache und der byzantinischen Kultur oder die Sitten und Gebräuche der fortgeschritteneren Gesellschaft aufzudrängen, in welcher sie selbst aufgewachsen waren und ihre Angehörigen und Freunde selbstverständlich noch lebten. Vom Ideal bewegt, die neuen Gläubigen in Christus zu einigen, paßten sie die reichen und verfeinerten Texte der byzantinischen Liturgie der slawischen Sprache an und glichen ebenso die ausgefeilten und komplizierten Werke des griechisch-römischen Rechtes der Mentalität und den Gewohnheiten der neuen Völker an. Aufgrund des gleichen Programms von Eintracht und Frieden erfüllten sie jederzeit die Verpflichtungen ihrer Mission, indem sie auf die traditionellen Vorrechte und kirchlichen Rechte achteten, die in den Konzilskanones festgelegt waren, wie sie es auch für ihre Pflicht hielten als Untertanen des Ostreiches und als Gläubige des Patriarchates von Konstantinopel , dem römischen Papst Rechenschaft über ihre Missionsarbeit abzulegen und seinem Urteil zur Bestätigung die Lehre, die sie bekannten und verbreiteten, die in slawischer Sprache verfaßten liturgischen Bücher und die Methoden, die sie bei der Evangelisierung jener Völker anwandten, zu unterbreiten.

Als sie ihre Missionsarbeit im Auftrag von Konstantinopel aufnahmen, versuchten sie gewissermaßen die Bestätigung hierfür zu erhalten, indem sie sich an den Apostolischen Stuhl in Rom wandten, das sichtbare Zentrum der Einheit der Kirche.(21) Sie erbauten so die Kirche im Sinne ihrer Universalität, nämlich als die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Dies zeigt in sehr klarer und ausdrücklicher Form ihr gesamtes Verhalten. Man kann sagen, daß die Bitte Jesu im Hohenpriesterlichen Gebet damit sie eins sind(22) ihr missionarisches Motto darstellt nach den Worten des Psalmisten: »Lobet den Herrn, alle Völker, preist ihn, alle Nationen«.(23) Für uns Menschen heute liegt in ihrem Apostolat auch ein ökumenischer Appell: die Aufforderung, in Versöhnung und Frieden die Einheit wieder herzustellen, die in der Zeit nach den heiligen Cyrill und Methodius tief verletzt worden ist, zu allererst die Einheit zwischen Ost und West.

Die Überzeugung der beiden heiligen Brüder von Saloniki, wonach jede Ortskirche dazu berufen ist, mit ihren eigenen Gaben die katholische »Fülle« anzureichern, stimmte vollkommen überein mit ihrer dem Evangelium entnommenen Sicht, daß die verschiedenen Lebensbedingungen der einzelnen christlichen Kirchen niemals Unstimmigkeiten, Zwietracht und Spaltungen im Bekenntnis des einen Glaubens und in der Praxis der Liebe rechtfertigen können.

14. Nach der Lehre des II. Vatikanischen Konzils versteht man bekanntlich »unter der 'ökumenischen Bewegung' ... Tätigkeiten und Unternehmungen, die je nach den verschiedenartigen Bedürfnissen der Kirche und nach Möglichkeit der Zeitverhältnisse zur Förderung der Einheit der Christen ins Leben gerufen und auf dieses Ziel ausgerichtet sind«.(24) Es erscheint also keineswegs anachronistisch, in den heiligen Cyrill und Methodius die authentischen Vorläufer des Ökumenismus zu sehen, weil sie jede wirkliche oder auch nur scheinbare Spaltung unter den einzelnen Gemeinschaften der einen Kirche wirksam haben überwinden oder verringern wollen. Tatsächlich widerspricht die Spaltung, die sich leider in der Geschichte der Kirche ereignet hat und unseligerweise noch andauert, »ganz offenbar dem Willen Christi, sie ist ein Ärgernis für die Welt und ein Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums vor allen Geschöpfen«.(25)

Der glühende Eifer der beiden Brüder, vor allem des Methodius wegen seiner bischöflichen Verantwortung, für die Bewahrung der Einheit des Glaubens und der Liebe zwischen den Kirchen, deren Mitglieder sie waren, das heißt der Kirche von Konstantinopel und der Kirche von Rom auf der einen Seite und den jungen Kirchen auf slawischem Boden, war ihr großes Verdienst und wird es immer bleiben. Dieses Verdienst ist umso größer, wenn man sich vergegenwärtigt, daß ihre Missionsarbeit in den Jahren 863-885 geschah, also in den kritischen Jahren, in denen der fatale Streit und die bittere Auseinandersetzung zwischen der Ostkirche und der abendländischen Kirche ausbrachen und sich zu vertiefen begannen. Die Spaltung spitzte sich zu wegen der Frage über die kanonische Zugehörigkeit Bulgariens, das gerade damals das Christentum offiziell angenommen hatte.

In dieser stürmischen Zeit, die auch von bewaffneten Konflikten zwischen benachbarten christlichen Völkern gekennzeichnet war, bewahrten die beiden Brüder von Saloniki eine feste und wachsame Treue zur rechten Lehre und zur Tradition der vollkommen geeinten Kirche und insbesondere zu den »göttlichen Regelungen« wie zu den »kirchlichen Regelungen«,(26) auf denen sie gemäß den Kanones der alten Konzilien Struktur und Organisation ihrer Missionsarbeit errichteten. Diese Treue erlaubte ihnen, ihre großen missionarischen Aufgaben zu vollenden und dabei in voller geistlicher und kanonischer Einheit mit der römischen Kirche, mit der Kirche von Konstantinopel und mit den jungen Kirchen, die von ihnen unter den slawischen Völkern gegründet worden waren, zu bleiben.

15. Vor allem Methodius schreckte nicht zurück vor Unverständnis und Widerstand, sogar nicht vor Diffamierung und physischer Verfolgung, ohne dabei in seiner beispielhaften kirchlichen Treue nachzulassen, und indem er seinen Pflichten als Christ und Bischof treu blieb wie auch seinen Verpflichtungen gegenüber der byzantinischen Kirche, aus der er stammte und die ihn zusammen mit Cyrill als Missionar ausgesandt hatte, gegenüber der Kirche von Rom, dank derer er sein Amt als Erzbischof »für den Glauben« auf »dem Territorium des hl. Petrus« (27) ausübte, wie auch gegenüber jener jungen Kirche auf slawischem Boden, die er als eigene annahm und die er überzeugt von Recht und Gerechtigkeit vor den kirchlichen und staatlichen Autoritäten zu verteidigen wußte, indem er besonders die Liturgie in altslawischer Sprache und die kirchlichen Grundrechte der Kirchen bei den verschiedenen Völkern zu schützen suchte.

Dabei verwandte er immer, wie Konstantin, der Philosoph, den Dialog mit denjenigen, die gegen seine Ideen oder pastoralen Initiativen waren und deren Erlaubtheit in Frage stellten. So wird er immer für jene ein Lehrer bleiben, die, in welcher Zeit auch immer, Streitigkeiten zu vermindern suchen, indem sie die vielfältige Fülle der Kirche achten, die nach dem Willen ihres Stifters Jesu Christi immer die eine, heilige, katholische und apostolische sein muß: diese Weisung fand ihren vollen Widerhall im Symbolum der 150 Väter des II. Ökumenischen Konzils von Konstantinopel, welches das unantastbare Glaubensbekenntnis aller Christen darstellt.

V.

DER KATHOLISCHE SINN DER KIRCHE

16. Nicht nur der vom Evangelium geprägte Inhalt der durch die heiligen Cyrill und Methodius verkündeten Lehre verdient besonders hervorgehoben zu werden. Sehr ausdrucksvoll und lehrreich für die Kirche von heute ist auch ihre katechetische und pastorale Methode, die sie bei ihrer apostolischen Tätigkeit unter den Völkern anwandten, die noch nicht erlebt hatten, wie die göttlichen Geheimnisse in ihrer Muttersprache gefeiert wurden, noch die Verkündigung des Wortes Gottes in einer Weise vernommen hatten, die ganz ihrer eigenen Mentalität entsprach und ihre konkreten Lebensbedingungen berücksichtigte.

Wir wissen, daß das II. Vatikanische Konzil vor 20 Jahren die besondere Aufgabe hatte, das Selbstverständnis der Kirche zu wecken und ihr durch eine innere Erneuerung einen neuen missionarischen Impuls für die Verkündigung der bleibenden Botschaft des Heils, des Friedens und der gegenseitigen Eintracht unter den Völkern und Nationen zu geben, die alle Grenzen sprengt, die unseren Planeten noch teilen, der durch den Willen Gottes, seines Schöpfers und Erlösers, dazu bestimmt ist, eine gemeinsame Wohnstatt für die ganze Menschheitsfamilie zu sein. Die Bedrohungen, die sich heutzutage über der Erde auftürmen, können die prophetische Sicht von Papst Johannes XXIII. nicht vergessen machen, der das Konzil in der Absicht und in der Überzeugung zusammengerufen hat, es möge imstande sein, eine Zeit des Frühlings und der Wiedergeburt im Leben der Kirche vorzubereiten und einzuleiten.

Zum Thema der Universalität der Kirche hat das Konzil unter anderem ausgeführt:

»Zum neuen Gottesvolk werden alle Menschen berufen. Darum muß dieses Volk eines und ein einziges bleiben und sich über die ganze Welt und durch alle Zeiten hin ausbreiten. So soll sich das Ziel des Willens Gottes erfüllen, der das Menschengeschlecht am Anfang als eines gegründet und beschlossen hat, seine Kinder aus der Zerstreuung wieder zur Einheit zu versammeln (vgl. Jo 11, 52).... Die Kirche oder das Gottesvolk entzieht mit der Verwirklichung dieses Reiches nichts dem zeitlichen Wohl irgendeines Volkes. Vielmehr fördert und übernimmt es Anlagen, Fähigkeiten und Sitten der Völker, soweit sie gut sind. Bei dieser Übernahme reinigt, kräftigt und hebt es sie aber auch ... Diese Eigenschaft der Weltweite, die das Gottesvolk auszeichnet, ist Gabe des Herrn selbst ... Kraft dieser Katholizität bringen einzelne Teile ihre eigenen Gaben den übrigen Teilen und der ganzen Kirche hinzu, so daß das Ganze und die einzelnen Teile zunehmen aus allen, die Gemeinschaft miteinander halten und zur Fülle in Einheit zusammenwirken«.(28)

17. Wir können zu Recht feststellen, daß eine solche traditionelle und zugleich äußerst moderne Sicht der Katholizität der Kirche erlebt wie eine Sinfonie der verschiedenen Liturgieformen in allen Weltsprachen, geeint in einer einzigen Gesamtliturgie, oder wie ein harmonischer Chor, der, getragen von den Stimmen endloser Mengen von Menschen, zum Lob Gottes anhebt mit unzähligen Variationen, Klangfarben und Rhythmen, von jedem Punkt unseres Erdballs aus, in jedem Augenblick der Geschichte in besonderer Weise der theologischen und pastoralen Sicht entspricht, die das apostolische und missionarische Werk von Cyrill und Methodius beseelte und die Mission unter den slawischen Nationen stützte.

Vor den Vertretern der kirchlichen Kultur in Venedig, die an einem eher engen Verständnis der kirchlichen Wirklichkeit festhielten und deshalb jene Sicht ablehnten, verteidigte der hl. Cyrill sie tapfer, indem er auf die Tatsache hinwies, daß viele Völker bereits in der Vergangenheit eine Liturgie eingeführt hatten und besaßen, die in der eigenen Sprache aufgeschrieben und gefeiert wurde, wie »die Armenier, die Perser, die Abasken, die Georgier, die Sukden, die Goten, die Awarer, die Tirsen, die Chasaren, die Araber, die Kopten, die Syrer und viele andere«.(29) Er erinnerte daran, daß Gott seine Sonne aufgehen und regnen läßt über allen Menschen ohne Ausnahme(30) und sagte: »Atmen wir etwa die Luft alle in derselben Weise ein? Und ihr scheut nicht davor zurück, nur drei Sprachen festzusetzen (Hebräisch, Griechisch und Latein) und zu entscheiden, daß alle anderen Völker und Stämme blind und taub bleiben müssen! Sagt mir: Unterstützt ihr dies, weil ihr Gott für so schwach haltet, es nicht anders erlauben zu können, oder für so neidisch, es nicht anders zu wollen?«.(31) Auf die geschichtlichen und logischen Argumente, die ihm entgegengehalten wurden, antwortete der Heilige mit dem Hinweis auf das inspirierte Fundament, die Heilige Schrift: »Jeder Mund bekennt: 'Jesus Christus ist der Herr', zur Ehre Gottes, des Vaters«;(32) »alle Welt bete dich an und singe dein Lob, sie lobsinge deinem Namen«;(33) »lobet den Herrn, alle Völker, preist ihn, alle Nationen«.(34)

18. Die Kirche ist auch darum katholisch, weil sie es versteht, die geoffenbarte Wahrheit, die sie in ihrem göttlichen Inhalt unversehrt behütet, in jeder menschlichen Umgebung so vorzulegen, daß es zu einer geistigen Begegnung mit den höchsten Ideen und den berechtigten Erwartungen jedes Menschen und jedes Volkes kommt. Zudem ist das gesamte Erbe an Werten, das jede Generation der nächsten verbunden mit dem unschätzbaren Geschenk des Lebens übergibt, wie eine bunte und überreiche Menge von charakteristischen Farben, die zusammen das lebende Mosaik des Pantokrátor bilden, der sich in seinem vollen Glanz erst im Augenblick der Wiederkunft offenbaren wird.

Das Evangelium führt nicht zur Verarmung oder zur Auslöschung dessen, was jeder Mensch, jedes Volk und jede Nation, was jede Kultur während ihrer Geschichte als Wert, Wahrheit und Schönheit anerkennen und leben. Es regt vielmehr an, diese Werte aufzunehmen und sie weiter zu entwickeln: sie mit Freude und Großmut zu leben und im geheimnisvollen und erhebenden Licht der Offenbarung zu vollenden.

Die konkrete Dimension der Katholizität, von Christus, dem Herrn, der Struktur der Kirche selbst eingeschrieben, ist nicht etwas Statisches, Geschichtsloses, eintönig und flach, sondern entspringt und entwickelt sich gleichsam täglich wie eine Neuheit aus dem einmütigen Glauben all derer, die an den einen und dreifaltigen Gott glauben, den Jesus Christus offenbart hat und den die Kirche in der Kraft des Heiligen Geistes verkündet. Diese Dimension geht ganz spontan aus der gegenseitigen Achtung - wie sie brüderlicher Liebe zu eigen ist - gegenüber jedem Menschen und jeder Nation hervor, sei sie groß oder klein, sowie aus der redlichen Anerkennung der Eigenschaften und Rechte der Glaubensbrüder.

19. Die Katholizität der Kirche zeigt sich ebenso in der aktiven Mitverantwortung und großzügigen Zusammenarbeit mit allen für das Gemeinwohl. Die Kirche verwirklicht allenthalben ihre Universalität, indem sie jeden echten menschlichen Wert auf ihre Weise mit mütterlicher Sorgfalt aufnimmt, einfügt und erhebt. Zugleich bemüht sie sich an jeder Stelle der Welt und in jeder geschichtlichen Situation, die Menschen einzeln und alle zusammen für Gott zu gewinnen, sie untereinander und mit ihm in seiner Wahrheit und Liebe zu vereinen.

Jeder Mensch, jede Nation, jede Kultur und Zivilisation haben eine eigene Rolle und einen eigenen Platz im geheimnisvollen Plan Gottes und in der universalen Heilsgeschichte. Dies war der Gedanke der beiden heiligen Brüder: Der »barmherzige und gütige«(35) Gott, der »will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen«,(36) erträgt es nicht, daß das Menschengeschlecht der Schwäche erliegt und zugrunde geht, indem es der Versuchung des Feindes anheimfällt, sondern teilt in allen Jahren und Zeiten unaufhörlich vielfältige Gnaden aus, von Anfang an bis heute auf die gleiche Weise: zuerst durch die Patriarchen und Väter, nach diesen durch die Propheten; dann durch die Apostel und Märtyrer, durch Gerechte und Weise, die er mitten aus diesem stürmischen Leben erwählt«.(37)

20. Die Botschaft des Evangeliums, die die heiligen Cyrill und Methodius für die slawischen Völker übersetzt haben, indem sie mit Weisheit aus dem Schatz der Kirche »Altes und Neues»(38) schöpften, wurde durch Predigt und Katechese in Übereinstimmung mit den ewigen Wahrheiten übermittelt und zugleich der konkreten geschichtlichen Situation angepaßt. Dank der missionarischen Anstrengungen der beiden Heiligen konnten sich die slawischen Völker zum erstenmal der eigenen Berufung zur Teilnahme am ewigen Entwurf der Heiligsten Dreifaltigkeit, am universalen Heilsplan der Welt, bewußt werden. Damit erkannten sie auch die eigene Rolle zum Besten der gesamten Geschichte der Menschheit, die von Gott, dem Vater, geschaffen, vom Sohn und Heiland erlöst und vom Heiligen Geist erleuchtet ist. Dank dieser Verkündigung, die damals von den Autoritäten der Kirche, den Bischöfen von Rom und den Patriarchen von Konstantinopel, anerkannt wurde, konnten sich die Slawen zusammen mit den anderen Völkern der Erde als Abkömmlinge und Erben der Verheißung fühlen, die Gott dem Abraham gegeben hat.(39) Dank der kirchlichen Organisation, die der hl. Methodius geschaffen hat, und dank des Bewußtseins von der eigenen christlichen Identität nahmen sie so den ihnen zugedachten Platz in der Kirche ein, die auch in jenem Teil Europas bereits entstanden war. Dafür bewahren ihre heutigen Nachfahren eine dankbare und bleibende Erinnerung an den, der das Bindeglied geworden ist, das sie mit der Reihe der großen Verkünder der göttlichen Offenbarung des Alten und Neuen Testamentes verbindet: »Nach all jenen erweckte der barmherzige Gott zu unserer Zeit zum Besten unseres Volkes - um das sich noch nie jemand gekümmert hatte - für das gute Werk unseren Lehrer, den seligen Methodius, dessen Tugenden und Mühen wir, ohne zu erröten, eine nach der anderen mit denen jener gottgefälligen Menschen gleichsetzen«.(40)

VI.

EVANGELIUM UND KULTUR

21. Die Brüder von Saloniki waren nicht nur Erben des Glaubens, sondern auch der antiken griechischen Kultur, die in Byzanz fortlebte. Es ist bekannt, welche Bedeutung dieses Erbe für die gesamte europäische Kultur und direkt oder indirekt für die Weltkultur hat. Im Werk der Evangelisierung, das sie als Pioniere in den von slawischen Völkern bewohnten Gebieten vollbracht haben, findet sich zugleich ein Beispiel für das, was man heute als »Inkulturation« bezeichnet die Inkarnation des Evangeliums in den einheimischen Kulturen wie auch die Eingliederung dieser Kulturen in das Leben der Kirche.

Dadurch daß die heiligen Cyrill und Methodius das Evangelium mit der einheimischen Kultur der von ihnen missionierten Völker in eine lebendige Einheit gebracht haben, besitzen sie besondere Verdienste um die Bildung und Fortentwicklung eben dieser Kultur oder, besser, vieler Kulturen. Denn alle Kulturen der slawischen Völker verdanken ihren »Anfang« oder ihre Entwicklung dem Werk der Brüder aus Saloniki. Diese haben nämlich mit der eigenen, originalen und genialen Schöpfung eines Alphabetes für die slawische Sprache einen grundlegenden Beitrag für die Kultur und Literatur aller slawischen Völker geleistet.

Die Übersetzung der Heiligen Bücher, die von Cyrill und Methodius zusammen mit ihren Schülern durchgeführt wurde, hat der altslawischen Liturgiesprache Kraft und kulturelle Würde verliehen: Sie wurde für viele Jahrhunderte nicht nur die Kirchensprache, sondern auch die offizielle und literarische, ja sogar die allgemeine Sprache der gebildeteren Schichten des Großteils der slawischen Völker und insbesondere aller Slawen des orientalischen Ritus. Sie war auch in der Heilig-Kreuz-Kirche in Krakau in Gebrauch, bei der sich die slawischen Benediktiner niedergelassen hatten. Hier wurden die ersten in dieser Sprache gedruckten liturgischen Bücher herausgegeben. Bis heute wird diese Sprache verwendet in der byzantinischen Liturgie der slawisch-orientalischen Kirchen des konstantinopolitanischen Ritus, der katholischen wie der orthodoxen, in Ost- und Südosteuropa sowie in verschiedenen Ländern Westeuropas; ferner wird sie benutzt in der römischen Liturgie der Katholiken in Kroatien.

22. In der geschichtlichen Entwicklung der Slawen des orientalischen Ritus hatte diese Sprache eine ähnliche Bedeutung wie die lateinische Sprache im Westen; sie hat sich aber noch länger erhalten teilweise bis ins 19. Jahrhundert und einen viel direkteren Einfluß auf die Bildung der einheimischen Literarsprachen ausgeübt dank ihrer engen Verwandtschaft mit ihnen.

Diese Verdienste um die Kultur aller slawischen Völker und Nationen machen das Werk der Glaubensverbreitung der heiligen Cyrill und Methodius in einem gewissen Sinn ständig gegenwärtig in der Geschichte und im Leben dieser Völker und Nationen.

VII.

DIE BEDEUTUNG UND AUSSTRAHLUNG
DES CHRISTLICHEN MILLENIUMS
IN DEN SLAWISCHEN GEBIETEN

23. Das apostolisch-missionarische Wirken der heiligen Cyrill und Methodius, das in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts fällt, kann als die »erste wirkliche Evangelisierung der Slawen« betrachtet werden.

Es erstreckte sich in verschiedenem Grade auf die einzelnen Gebiete, wobei es sich jedoch hauptsächlich auf den Bereich des Staates von Großmähren konzentrierte. Es umfaßte vor allem die Regionen des Metropolitansitzes, dessen Oberhirte Methodius war, nämlich Mähren, Slowakei und Pannonien, einen Teil des heutigen Ungarn. Im weiteren Einflußgebiet dieses apostolischen Wirkens, besonders von seiten der durch Methodius vorbereiteten Missionare, befanden sich die anderen Gruppen der Westslawen, vor allem die von Böhmen. Der erste geschichtlich namhafte Fürst Böhmens aus der Dynastie der Premysliden, Bozyvoj (Borivoj), wurde wahrscheinlich nach dem slawischen Ritus getauft. Später erreichte dieser Einfluß die serbo-lusazianischen Stämme und die Gebiete von Südpolen. Dennoch trat seit dem Fall von Großmähren (ca. 905-906) an die Stelle dieses Ritus der lateinische Ritus, und Böhmen wurde kirchlich dem Bischof von Regensburg und dem Metropolitansitz von Salzburg unterstellt. Besondere Aufmerksamkeit verdient jedoch der Umstand, daß noch gegen die Mitte des 10. Jahrhunderts, also zu den Zeiten des hl. Wenzeslaus, eine starke gegenseitige Durchdringung der Elemente beider Riten und eine vorgeschrittene Symbiose der zwei in der Liturgie benutzten Sprachen bestand: der slawischen und der lateinischen Sprache. Im übrigen war die Christianisierung des Volkes nicht möglich, ohne sich seiner Muttersprache zu bedienen. Und nur auf einer solchen Grundlage konnte sich die christliche Terminologie in Böhmen entwickeln und sich später von hier aus die kirchliche Terminologie in Polen entfalten und festigen. Die Bemerkung über den Fürsten der Vislani im Leben des Methodius ist der älteste geschichtliche Hinweis auf einen der polnischen Stämme.(41) Es fehlen aber hinreichende Daten, um mit dieser Anmerkung die Errichtung einer kirchlichen Organisation in slawischem Ritus in den polnischen Landen verbinden zu können.

24. Die Taufe Polens im Jahre 966 in der Person des ersten geschichtlichen Herrschers Mieszko, der die böhmische Prinzessin Dubravka heiratete, geschah hauptsächlich durch die Kirche Böhmens. Auf diesem Wege kam das Christentum nach Polen von Rom aus in der lateinischen Form. Es bleibt jedoch die Tatsache, daß sich die ersten Anfänge des Christentums in Polen in gewisser Weise mit dem Werk der beiden Brüder verbinden, die aus dem fernen Saloniki aufgebrochen waren.

Unter den Slawen der Balkanhalbinsel hat der pastorale Einsatz der beiden heiligen Brüder noch deutlichere Früchte hervorgebracht. Dank ihres Apostolats hat sich das Christentum in Kroatien gefestigt, das dort schon seit längerem Wurzel gefaßt hatte.

In Bulgarien behauptete und entfaltete sich die Mission von Cyrill und Methodius hauptsächlich durch Gefährten, die aus ihrem ursprünglichen Wirkungsgebiet ausgewiesen worden waren. Hier entstanden dank des Wirkens des hl. Klemens von Ochrida kraftvolle Zentren des monastischen Lebens, hier entfaltete sich besonders das kyrillische Alphabet. Von hier aus verbreitete sich das Christentum auch in andere Gebiete, über das benachbarte Rumänien bis hin in das antike Rus' -Reich von Kiew, um sich dann von Moskau noch weiter nach Osten auszubreiten In einigen Jahren, genau im Jahre 1988, ist die Tausendjahrfeier der Taufe des hl. Wladimir, des Großfürsten von Kiew.

25. Zu Recht wurden deshalb die heiligen Cyrill und Methodius von der Familie der slawischen Völker schon früh als Väter sowohl ihres Christentums, als auch ihrer Kultur anerkannt. In vielen der schon genannten Gebiete bewahrte ein Großteil der slawischen Bevölkerung, obwohl schon verschiedene Missionare dort gewirkt hatten, noch im 9. Jahrhundert heidnische Bräuche und Überzeugungen. Nur auf dem von unseren Heiligen bestellten oder von ihnen wenigstens für die Bestellung vorbereiteten Land hat das Christentum im folgenden Jahrhundert seinen endgültigen Einzug in die Geschichte der Slawen gehalten.

Ihr Werk bildet einen hervorragenden Beitrag für die Bildung der gemeinsamen christlichen Wurzeln Europas; jener Wurzeln, die wegen ihrer Festigkeit und Lebenskraft einen der solidesten Bezugspunkte bilden, von denen kein ernsthafter Versuch, die Einheit des Kontinents auf neue und heutige Weise wiederherzustellen, absehen kann.

Nach elf Jahrhunderten des Christentums unter den Slawen sehen wir deutlich, daß das Erbe der Brüder von Saloniki für jene tiefer und stärker ist und bleibt als irgendeine Spaltung. Beide christlichen Traditionen - die östliche, die sich von Konstantinopel herleitet, und die westliche, die von Rom stammt - sind im Schoß der einen Kirche entstanden, wenn auch im Rahmen verschiedener Kulturen und eines unterschiedlichen Umgangs mit den gleichen Problemen. Eine solche Verschiedenheit kann, wenn nur ihr Ursprung richtig verstanden sowie ihr Wert und ihre Bedeutung angemessen eingeschätzt wird, die Kultur Europas und seine religiöse Tradition nur bereichern und ebenso eine angemessene Grundlage für seine ersehnte geistige Erneuerung werden.

26. Seit dem 9. Jahrhundert, als sich in Europa eine neue Ordnung abzuzeichnen begann, verkünden uns die heiligen Cyrill und Methodius eine Botschaft, die sich für unsere Zeit als sehr aktuell erweist, welche gerade wegen vieler schwieriger Probleme religiöser und kultureller, gesellschaftlicher und internationaler Natur eine lebenskräftige Einheit in der konkreten Gemeinschaft der verschiedenen Bestandteile sucht. Von den beiden Glaubensboten kann man sagen, daß für sie die Liebe zur Gemeinschaft mit der universalen Kirche, sei es im Osten oder im Westen, und in ihr zur Ortskirche, die sich in den slawischen Völkern gerade herausbildete, charakteristisch war. Sie richten auch an die Christen und an die Menschen unserer Zeit die Einladung, zusammen die Gemeinschaft aufzubauen.

Von noch größerem Wert ist aber das Beispiel von Cyrill und Methodius im besonderen Bereich der missionarischen Tätigkeit. Diese ist nämlich eine wesentliche Aufgabe der Kirche und heute dringend in der schon erwähnten Form der »Inkulturation«. Die beiden Brüder vollbrachten ihre Sendung nicht nur in hoher Achtung vor der bei den slawischen Völkern schon bestehenden Kultur, sondern haben diese zusammen mit der Religion auf hervorragende und ständige Weise gefördert und bereichert. Analog können und müssen die Kirchen alten Ursprungs den jungen Kirchen und Völkern helfen, in ihrer Identität zu reifen und sich in ihr weiter zu entfalten.(42)

27. Cyrill und Methodius sind gleichsam die Verbindungsringe, eine geistige Brücke zwischen der östlichen und der westlichen Tradition, die beide in der einen großen Tradition der universalen Kirche zusammenfließen. Sie sind für uns Beispiele und zugleich Fürsprecher in den ökumenischen Anstrengungen der Schwesterkirchen des Ostens und des Westens, um durch Dialog und Gebet die sichtbare Einheit in der vollkommenen und umfassenden Einheit wiederzufinden, »die Einheit, die - wie ich anläßlich meines Besuches in Bari gesagt habe - weder ein Aufsaugen noch eine Verschmelzung ist«.(43) Die Einheit ist die Begegnung in der Wahrheit und in der Liebe, die uns vom göttlichen Geist geschenkt sind. Cyrill und Methodius sind in ihrer Persönlichkeit und in ihrem Werk Gestalten, die in allen Christen »eine große Sehnsucht nach Gemeinschaft und nach Einheit« zwischen den zwei Schwesterkirchen des Ostens und des Westens wachrufen.(44) Für die volle Katholizität hat jedes Volk, jede Kultur im universalen Heilsplan eine eigene Aufgabe zu erfüllen. Jede besondere Tradition, jede Ortskirche muß offen und empfänglich bleiben für die anderen Kirchen und Traditionen und zugleich für die universale und katholische Gemeinschaft; wenn sie in sich verschlossen bliebe, würde sie sich der Gefahr aussetzen, auch selber zu verarmen.

Indem Cyrill und Methodius ihr eigenes Charisma verwirklichten, leisteten sie einen entscheidenden Beitrag zur Bildung Europas, und zwar nicht nur in der religiösen, christlichen Gemeinschaft, sondern auch für seine gesellschaftliche und kulturelle Einheit. Auch heute gibt es keinen anderen Weg, um die Spannungen zu überwinden und die Risse und Gegensätze in Europa und in der Welt zu beheben, die eine entsetzliche Zerstörung von Leben und Werten herbeizuführen drohen. Christen zu sein in unserer Zeit bedeutet Baumeister an der Gemeinschaft in der Kirche und in der Gesellschaft zu sein. Zu diesem Zweck sind von besonderem Wert ein offenes Herz gegenüber den Brüdern, gegenseitiges Verständnis, Bereitschaft zur Zusammenarbeit durch einen ausgiebigen Austausch der kulturellen und geistigen Güter.

Eine tiefe Sehnsucht der heutigen Menschheit ist tatsächlich, die Einheit und die Gemeinschaft für ein wirklich menschenwürdiges Leben auf Weltebene neu zu finden. Die Kirche, die sich bewußt ist, universales Zeichen und Sakrament des Heils und der Einheit des Menschengeschlechts zu sein, erklärt sich bereit, diese ihre Pflicht zu erfüllen, der »die gegenwärtigen Zeitverhältnisse ... eine besondere Dringlichkeit geben, daß nämlich alle Menschen, die heute durch vielfältige soziale, technische und kulturelle Bande enger miteinander verbunden sind, auch die volle Einheit in Christus erlangen«.(45)

VIII.
SCHLUSS

28. Die ganze Kirche soll deshalb mit festlicher Freude die elf Jahrhunderte feiern, die seit der Beendigung des apostolischen Wirkens des ersten in Rom für die slawischen Völker geweihten Erzbischofs, des Methodius, und seines Bruders Cyrill vergangen sind, in Erinnerung daran, daß hiermit diese Völker auf die Weltbühne der Heilsgeschichte getreten sind und in die Zahl der europäischen Nationen eingegliedert wurden, die schon während der vorhergehenden Jahrhunderten die Botschaft des Evangeliums angenommen hatten. Alle können verstehen, mit welch großer Freude der erste Sohn slawischer Herkunft an dieser Jubiläumsfeier teilzunehmen gedenkt, der berufen ist, nach fast zweitausend Jahren den Bischofssitz innezuhaben, der in dieser Stadt Rom dem hl. Petrus gehört hat.

29. »In deine Hände empfehle ich meinen Geist«: Wir grüßen die elfhundertjährige Wiederkehr des Todes des hl. Methodius mit denselben Worten, die er selber - wie seine Lebensbeschreibung in altslawischer Sprache berichtet (46) - vor seinem Tode ausgesprochen hat, als er im Begriffe war, sich mit seinen Vätern im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe zu vereinen: mit den Patriarchen, Propheten, Aposteln, Kirchenlehren, Märtyrern. Mit dem Zeugnis des Wortes und des Lebens, die vom Charisma des Heiligen Geistes getragen waren, gab er das Beispiel einer fruchtbaren Berufung sowohl für das Jahrhundert, in dem er lebte, als auch für die nachfolgenden Jahrhunderte und in besonderer Weise für unsere Zeit.

Sein seliger »Heimgang« im Frühjahr des Jahres 885 seit der Menschwerdung Christi (nach der byzantinischen Zeitrechnung im Jahre 6393 seit der Erschaffung der Welt) erfolgte in einer Zeit, da sich beängstigende Wolken über Konstantinopel zusammenzogen und feindselige Spannungen immer mehr die Ruhe und das Leben der Völker und sogar die heiligen Bande der christlichen Brüderlichkeit und der Gemeinschaft zwischen den Kirchen des Ostens und des Westens bedrohten.

In seiner Kathedrale, gefüllt mit Gläubigen verschiedener völkischer Abstammung, haben die Menschen, die dem hl. Methodius im Glauben gefolgt sind, ihrem verstorbenen Oberhirten die feierliche Ehre erwiesen für die Botschaft des Heils, des Friedens und der Versöhnung, die er ihnen gebracht hat und der er sein Leben geweiht hat: »Sie feierten einen Gottesdienst in Latein, Griechisch und Slawisch«,(47) indem sie Gott anbeteten und den ersten Erzbischof der von ihm unter den Slawen gegründeten Kirche verehrten, denen er zusammen mit seinem Bruder das Evangelium in ihrer Sprache verkündet hatte. Diese Kirche erstarkte noch mehr, als sie mit ausdrücklicher Zustimmung des Papstes eine einheimische Hierarchie erhielt, die in der apostolischen Sukzession gründete und in der Einheit des Glaubens und der Liebe sowohl mit der Kirche von Rom als auch mit der von Konstantinopel blieb, von der die Slawenmission ihren Ausgang genommen hatte.

Während sich elf Jahrhunderte seit seinem Tod vollenden, möchte ich wenigstens geistig in Welehrad gegenwärtig sein, wo wie es scheint   die Vorsehung Methodius sein apostolisches Leben hat beenden lassen:

  • ich möchte auch in der Basilika San Clemente in Rom verweilen, an dem Ort, wo der hl. Cyrill beigesetzt ist;
  • und an den Gräbern dieser beiden Brüder, der Apostel der Slawen, möchte ich ihr geistiges Erbe mit einem besonderen Gebet der Heiligsten Dreifaltigkeit anempfehlen.

30. »In deine Hände empfehle ich...«.

O großer Gott, einer in drei Personen, dir empfehle ich das Glaubenserbe der slawischen Völker; erhalte und segne dieses dein Werk!

Gedenke, allmächtiger Vater, des Augenblicks, als nach deinem Willen, für diese Völker und für diese Nationen die »Fülle der Zeit« kam und die heiligen Missionare von Saloniki in treuer Erfüllung des Auftrags, den dein Sohn Jesus Christus seinen Aposteln gegeben hat, und nach ihrem Beispiel und dem ihrer Nachfolger in die von Slawen bewohnten Länder das Licht des Evangeliums, die Frohe Botschaft des Heils, gebracht und vor ihnen Zeugnis für dich abgelegt und verkündet haben:

  • daß du der Schöpfer des Menschen bist, daß du uns Vater bist und wir Menschen alle in dir Brüder sind;
  • daß du durch deinen Sohn, dein ewiges Wort, allen Dingen das Dasein gegeben und die Menschen dazu berufen hast, an deinem Leben ohne Ende teilzuhaben;
  • daß du die Welt so geliebt hast, daß du ihr deinen eingeborenen Sohn geschenkt hast, der für uns Menschen und um unseres Heiles willen vom Himmel herabgestiegen ist und durch das Wirken des Heiligen Geistes im Schoß der Jungfrau Maria Fleisch angenommen hat und Mensch geworden ist;
  • und daß er schließlich den Geist der Stärke und des Trostes gesandt hat, damit jeder von Christus erlöste Mensch in ihm die Würde des Sohnes erhalte und zum Miterben der unvergänglichen Verheißungen werde, die du der Menschheit gegeben hast!

Dein Schöpfungsplan, o Vater, der in der Erlösung gipfelt, berührt den lebendigen Menschen und umfaßt sein ganzes Leben und die Geschichte aller Völker.

Erhöre, Vater, was die ganze Kirche heute von dir erbittet und mach, daß die Menschen und die Nationen, die dank der apostolischen Sendung der beiden heiligen Brüder von Saloniki dich, den wahren Gott, erkannt und angenommen haben und durch die Taufe in die heilige Gemeinschaft deiner Kinder aufgenommen wurden, weiterhin ohne Hindernisse und mit Begeisterung und Vertrauen dieses Programm des Evangeliums annehmen und alle ihre menschlichen Möglichkeiten auf der Grundlage ihrer Lehren verwirklichen!

  • Mögen sie im Einklang mit ihrem Gewissen der Stimme deines Rufes auf jenen Wegen folgen können, die ihnen vor elf Jahrhunderten zum ersten Mal aufgezeigt worden sind!
  • Ihre Zugehörigkeit zum Reich deines Sohnes möge niemandem jemals als Gegensatz zum Wohl ihres irdischen Vaterlandes erscheinen!
  • Mögen sie dir die geschuldete Ehre erweisen können im privaten wie im öffentlichen Leben!
  • Mögen sie leben können in der Wahrheit, in der Liebe, in der Gerechtigkeit und im Verkosten des messianischen Friedens, der die Herzen der Menschen, die Gemeinschaften, die Erde und den gesamten Kosmos umfaßt!
  • Im Bewußtsein ihrer Würde als Menschen und Kinder Gottes mögen sie die Kraft haben, jeglichen Haß zu überwinden und das Böse mit dem Guten zu besiegen.

Gewähre aber auch, o Heiligste Dreifaltigkeit, dem ganzen Europa, daß es auf die Fürsprache der beiden heiligen Brüder immer mehr die Notwendigkeit einer religiös-christlichen Einheit und der brüderlichen Gemeinschaft aller seiner Völker verspürt, damit es, nachdem das Unverständnis und das gegenseitige Mißtrauen überwunden und die ideologischen Konflikte im gemeinsamen Bewußtsein der Wahrheit beigelegt sind, für die ganze Welt Beispiel für ein gerechtes und friedliches Zusammenleben in gegenseitiger Achtung und in unverletzlicher Freiheit sein kann.

31. Dir also, allmächtiger Vater, dir, Gott Sohn, der du die Welt erlöst hast, dir, Gott Heiliger Geist, der du Stütze und Lehrer aller Heiligkeit bist, möchte ich die ganze Kirche von gestern, von heute und von morgen anempfehlen, die Kirche in Europa und in aller Welt. In deine Hände empfehle ich diesen einzigartigen Reichtum, der sich aus so vielen verschiedenen Gaben zusammensetzt, alten und neuen, die in den gemeinsamen Schatz so vieler verschiedener Söhne und Töchter eingegangen sind.

Die ganze Kirche dankt dir, daß du die slawischen Völker in die Gemeinschaft des Glaubens gerufen hast, für das Erbe und den Beitrag, den sie zum universalen Schatz geleistet haben. Dir dankt dafür in besonderer Weise der Papst slawischer Abstammung. Möge dieser Beitrag nie aufhören, die Kirche, den europäischen Kontinent und die ganze Welt zu bereichern! Er gehe nicht verloren im Europa und in der Welt von heute! Er fehle nicht im Bewußtsein unserer Zeitgenossen! Wir möchten alles vollständig aufnehmen, was die slawischen Nationen an Ursprünglichem und Wertvollem zum geistigen Schatz der Kirche und der Menschheit beigetragen haben und noch beitragen. Im Bewußtsein des gemeinsamen Reichtums bekennt die ganze Kirche ihre geistige Solidarität mit ihnen und bekräftigt die eigene Verantwortung für das Evangelium, für das Heilswerk, das sie gemäß ihrer Berufung auch heute in der ganzen Welt, bis zu den Grenzen der Erde, vollbringen muß. Es ist unerläßlich, zur Vergangenheit zurückzukehren, um in ihrem Licht die konkrete Gegenwart zu verstehen und in die Zukunft auszuschauen. Die Sendung der Kirche ist nämlich immer mit unerschütterlicher Hoffnung auf die Zukunft hin orientiert und ausgerichtet.

32. Die Zukunft! Wie sehr diese auch menschlich gesehen voller Gefahren und Ungewißheit erscheint, legen wir sie mit Vertrauen in deine Hände, himmlischer Vater, und rufen die Fürsprache der Mutter deines Sohnes und der Mutter der Kirche an und die deiner heiligen Apostel Petrus und Paulus, der Heiligen Benedikt, Cyrill und Methodius, Augustinus und Bonifatius, und aller anderen Missionare Europas, die stark im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe unseren Vätern dein Heil und deinen Frieden verkündet haben und unter den Mühen der geistlichen Aussaat die Errichtung einer Zivilisation der Liebe begonnen haben, einer neuen Ordnung, die auf dein Gesetz und den Beistand deiner Gnade gegründet ist, die am Ende der Zeiten alles und alle im himmlischen Jerusalem mit ihrem Leben erfüllen wird. Amen.

Euch allen, liebe Brüder und Schwestern, erteile ich von Herzen meinen Apostolischen Segen.

Gegeben zu Rom, bei Sankt Peter, am 2. Juni, dem Fest der Heiligsten Dreifaltigkeit, des Jahres 1985, dem siebten meines Pontifikates.
 

JOHANNES PAUL II.

 

 


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