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PASTORALBESUCH IN ÖSTERREICH

HL. MESSE FÜR DIE GLÄUBIGEN DER ERZDIÖZESE SALZBURG

PREDIGT VON JOHANNES PAUL II.

Salzburg - Sonntag, 26. Juni 1988

 

Liebe Brüder und Schwestern!

1. ”Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen“. 

Dieses frohe Glaubensbekenntnis aus dem Buch der Weisheit steht hoffnungsvoll über der festlichen Liturgie des heutigen Sonntags. Es ist die Antwort auf die bleibenden Grundfragen des Menschen, die heute wieder mit besonderer Schärfe gestellt werden. Das II. Vatikanische Konzil hat sie so formuliert: Was ist der Mensch? Was ist der Sinn des Schmerzes, des Bösen, des Todes, die trotz allen Fortschrittes noch immer weiterbestehen? Wozu jene Siege, die so teuer erkauft worden sind? Und was kommt nach diesem irdischen Leben? 

Im Vertrauen auf das Wort Gottes antworte ich: ”Gott hat den Menschen zu Unvergänglichkeit erschaffen“. Und als Jünger Christi antworte ich weiter: Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat der Herr den endgültigen Grund gelegt auch für unseren Sieg über die Mächte des Todes, für das Geschenk eines ewigen Lebens in Gott.

2. In der Kraft dieses gemeinsamen Glaubens und dieser Hoffnung, die uns alle verbindet, hat mich die katholische Kirche in Österreich zu einem neuen Pastoralbesuch eingeladen. Im Rahmen dieses Besuches, den ich voll Freude und Erwartung begonnen habe, befinde ich mich nun heute bei euch in dieser altehrwürdigen Stadt Salzburg, dem Sitz einer langen Reihe von Erzbischöfen, die seit Jahrhunderten sogar den Ehrentitel ”Primas Germaniae“ tragen. Ich bin froh und dankbar für diese Begegnung mit euch und eurer berühmten Stadt und Diözese. Von Herzen grüße ich euren verehrten Oberhirten, Erzbischof Karl Berg, den derzeitigen Vorsitzenden der Österreichischen Bischofskonferenz, die Mitbrüder im Bischofs- und Priesteramt sowie alle Brüder und Schwestern des Volkes Gottes, die hier versammelt sind oder sich über die Medien mit uns verbunden haben.

3. Ja, die Sehnsucht nach unzerstörbarem Leben, die in jedem von uns lebendig ist, findet ihre Erfüllung durch das Erlösungswerk Jesu Christi. Ihm begegnen wir im Evangelium der heutigen Festmesse bei einer bewegenden Begebenheit. Ein Mann mit Namen Jairus, ein Synagogenvorsteher, wirft sich ihm zu Füßen und fleht ihn um Hilfe an: ”Meine Tochter liegt im Sterben. Komme und leg ihr die Hände auf, damit sie gesund wird und am Leben bleibt“. 

In dieser Bitte hören wir die tiefe Sehnsucht eines jeden Vaters einer jeden Mutter, eines jeden Ehegatten, die sich um das Leben und Wohl ihrer Lieben sorgen. Zugleich aber wird darin der starke Glaube des Juden Jairus sichtbar, der Christus, dem Boten Gottes, zutraut, sein Kind vor dem Tod zu retten und ihm Leben und Gesundheit wiederzugeben. Als dann die Nachricht eintrifft, daß das Mädchen schon gestorben ist, braucht Jesus den Jairus nur and diesen Glauben zu erinnern: ”Sei ohne Furcht; glaube nur!“.  Darauf spricht der Herr zu seiner toten Tochter mit göttlicher, lebenspendender Macht: ”Mädchen, ich sage dir, steh auf!“. Und der Evangelist fügt hinzu: ”Sofort stand das Mädchen auf und ging umher“. 

Wir dürfen annehmen, daß der Synagogenvorsteher für dieses unerhörte Geschenk dem allmächtigen Gott aus vollem Herzen gedankt hat, vielleicht sogar mit den Worten des heutigen Antwortpsalms:

Herr, du bist mein Helfer.

Du hast mein Klagen in Tanzen – in Freude – verwandelt.

Herr, mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit. 

4. In diesem dramatischen Geschehen um Leben und Tod erkennen wir den Herrn, wie er in seiner Person die Worte aus dem Buch der Weisheit machtvoll bestätigt:

”Gott hat den Tod nicht geschaffen / und hat keine Freude am Untergang der Lebenden./ Zum Dasein hat er alles geschaffen.../ Ja, Gott hat den Menschen zur Unsterblichkeit erschaffen / und zum Bild seines eigenen Wesens gemacht“. 

Um diese Wahrheit zu bezeugen, hat Jesus dem toten Mädchen das Leben zurückgeschenkt. Ja, er ist bereit, sich selbst vom Unglauben der Menschen zu einem schmachvollen Tod verurteilen zu lassen und am Kreuz zu sterben um dann in seiner Auferstehung die Macht des Lebens zu offenbaren, das er selber ist.

Der Herr ist, wie es in der heutigen zweiten Lesung aus dem Korintherbrief heißt, ”arm“ geworden bis zur letzten Entäußerung am Kreuz. Er ist arm geworden, um uns reich zu machen, reich an ewigem Leben. In die Geschichte des Menschen, der sterben muß, wie es das Gesetz des Todes fordert, hat Christus die Antwort des Lebens eingepflanzt sein eigenes göttliches Leben. Seine Auferstehung zu einem neuen, endgültigen Leben bleibt von da an im Weltgeschehen gegenwärtig und wirksam. Sie wird nun für immer zu einer unerschöpflichen Quelle der Hoffnung. Was verzweifelt ist und sterbensmüde, beginnt in der Nähe Jesu aufzuleben, angesteckt von seiner machtvollen Liebe zum Leben. Der Arme und der Blinde, der Besessene und der Aussätzige: sie alle trauen sich wieder nach vorne, weil sie die lebenspendende Kraft spüren, die vom Herrn ausgeht. Wer meint, keinen Ausweg mehr zu sehen, wird von Christus ernstgenommen und durch sein heilendes. Wort dem Leben zurückgegeben. Nun gilt uns allen seine Verheißung: Ich lebe, und auch ihr werdet leben. 

5. Liebe Brüder und Schwestern! Dieses Wort des Herrn deutet auf das Leben in seiner höchsten Form hin: auf die Beteiligung am Leben Gottes, der als schöpferische Wahrheit und Liebe allein Leben im uneingeschränkten Sinn ist. Wenn Christus sagt: ”Ich lebe, und auch ihr werdet leben“, ist dies also eine unerhörte Herausforderung und Verheißung zugleich. Sie bedeutet: Ihr sollt werden wie Gott – gottähnlich. Aber diesmal kommt das Wort nicht aus dem Mund des Verführers, sondern vom Sohn. Nichts vom Reichtum menschlichen Lebens wird dadurch aufgehoben. Was menschliches Leben in seiner Mühsal und in seiner Schönheit darstellt, ist vorausgesetzt: denken und Schmerz, Liebe und Trauer empfinden, Aufgaben übernehmen und sie gestaltend lösen; Gut und Böse unterscheiden. Und weiter gehört dazu: hinausschauen über sich selbst, auf die anderen hin. Dies alles aber würde ins Leere laufen wie eine verfließende Welle im Strom, wenn das Tiefste fehlen würde, worauf der Herr uns hinweist: Leben wird erst ganz und vollständig, wenn wir uns im Glauben berühren lassen von Gott und von ihm in die Ewigkeit hineinreicht und uns schon jetzt ”Reich Gottes“ werden läßt.

Den meisten von uns ist jedoch schmerzlich bewußt, wie sehr das Leben in seinen vielfältigen Formen heute bedroht ist. Es zeichnet aber gerade den Menschen aus, daß er die Bedrohungen in den Blick nimmt und sich ihnen stellt. Vor allem wir Christen sind aufgerufen, uns der verbreiteten Lebensangst anzunehmen und sie einzudämmen, indem wir das Ja Gottes zum Leben verkünden und bezeugen. Ich meine die Angst, zu kurz zu kommen; die Angst, zu alt zu werden und im Arbeitsrhythmus zu versagen; die Angst vor den gefährlichen Möglichkeiten des Menschen zu Gewalt und Zerstörung; die Angst auch vor der dunklen, abgrundtiefen Welt in uns selbst; die Angst vor dem Tod und vor dem Nichts. Diese Ängste warten darauf, von den positiven, hoffnungsvollen Werten unseres Glaubens aufgewogen oder sogar geheilt zu werden.

Gewachsen ist vor allem die Not des Menschen, den Sinn des Ganzen zu begreifen. Viele plagt die Furcht, vergeblich oder am wahren Leben vorbei zu leben. Der öde Kreislauf ”Arbeiten – verdienen – verbrauchen – wieder arbeiten“ gibt ja noch keine Antwort auf die Frage, welchem letzten Ziel denn dies alles dient. Und so fragen immer mehr jüngere Menschen: Ist das alles? Ältere Menschen fragen sich mit Bangen: Habe ich bei allem Jagen und Hetzen das Wichtigste für mein Leben vielleicht noch gar nicht entdeckt und vollzogen?

Um diese Lebensfragen beantworten zu können, müssen wir immer wieder zur Quelle des Lebens zurückkehren, die Christus uns erschlossen hat. In ihm begegnen wir dem Bild Gottes, nach dem wir geschaffen sind und das sich auf unserem irdischen Lebensweg immer vollkommener ausprägen soll.

6. Eine solche Ausprägung des Abbildes Gottes im Menschenleben beginnt aber nicht erst heute. Sie hat in vielen christlich geprägten Ländern bereits eine lange Geschichte, so auch hier bei euch in Salzburg. Schauen wir auf diese herrliche Stadt, umgeben vom Reichtum ihrer Bergwelt und zugleich berühmt wegen ihrer zahlreichen historischen Monumente, ihrer Kunstwerke, Architektur und Musik. Neben Handel und Kultur hat diese Stadt von Anfang an noch einen dritten Pfeiler ihres eigen Lebens gehabt, den katholischen Glauben. Die Türme der Stadt, die Kapellen und Klöster auf den Höhen, die Kreuze an den Wegen, sie sind unübersehbare Zeugen dafür. Sie erinnern uns an eure Diözesanpatrone Rupert und Virgil, die beiden Gründerbischöfe, denen die heilige Äbtissin Erentrud hinzugefügt werden muß. Bekannt ist, daß von hier aus eine kraftvolle Missionierung nach Osten und Südosten gegangen ist. So ist das Salz, das eurer Stadt und ihrem Umland den Namen gegeben hat, immer auch das ”Salz der Erde“, im Sinne des Evangeliums  gewesen, das von hier weite Teile des Abendlandes durchdrungen hat.

Auch die Geschichte diese Stadt bezeugt die ewige Sehnsucht des Menschen nach Wahrheit, nach dem Guten, nach dem Schönen. Zugleich aber erhoben sich auch hier immer wieder die Fragen nach dem, was aus diesem irdischen Leben für die Ewigkeit bleibt. Mit Pilatus haben sich auch eure Vorfahren zuweilen skeptisch gefragt: ”Was ist Wahrheit?“. Und damals wie heute hat die Kirche den Menschen die Antwort Jesu vermittelt, der von sich sagt: ”Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“. 

So haben sich die Christen hier im Dom und in den vielen Kirchen eures Landes über ein Jahrtausend hin die Kraft zum Leben bei Christus geholt. An seinem Wort haben sie ihre Wege orientiert. An den Angelpunkten ihres Lebens haben, sie in den Sakramenten der Kirche dei bergende Hand Gottes ergriffen: wenn neues Leben die Augen aufschlug; wenn zwei Menschen im Ehebund ihr Geschick zusammenfügten zu lebenslanger Treue; wenn Bischöfe und Priester geweiht wurden zu Hirten des Volkes Gottes und authentischen Zeugen der Frohen Botschaft; wenn ein Leben auf dem Sterbebett zu Ende ging. Immer dann zeigten sich eure Kirchen wahrhaft als ”Haus Gottes und Tor des Himmels“. 

7. Aber auch heute gehen bei euch noch viele Menschen – bewußt oder unbewußt – den Weg Christi und lassen sich von seiner Wahrheit prägen. Sie formen die eigentliche, die innere Geschichte eures Landes. Zu ihnen gehören die Heiligen, die unter uns wohnen, ohne daß wir es ahnen, die wie eine reine, klare Quelle in ihrer Umwelt wirken. Dazu gehören die vielen, die täglich zuverlässig für die Mitmenschen wirken in Familie und Nachbarschaft, in Pfarrei und Bürgergemeinde, in Krankenhäusern und Altersheimen, im privaten und im öffentlichen Leben. Ich denke auch an die Eheleute, die sich trotz vieler Widerstände, mühen, in Frieden zusammenzuleben und dem Geheimnis neuen Lebens in ihren Kindern Raum und Schutz zu geben. Gemeint sind auch all jene mit einem festen und reifen Gottesglauben, die es anderen leichter machen, über Schicksalsschläge und Versuchungen zur Verzweiflung hinwegzukommen. Durch solche Menschen und noch viele andere wächst unter uns das Reich Gottes heran, das Reich der Gerechtigkeit und der Wahrheit, das Reich der Treue und der Liebe.

Oft aber reicht nicht die stille Zuverlässigkeit der Guten; oft müssen diese sich auch zu erkennen geben, müssen sich zusammenschließen und mit denen ringen, die heute meist lautstärker und mächtiger sind: die die Ehrfurcht vor anderen als Schwäche bezeichnen; die Rücksichtslosigkeit Selbstverwirklichung nennen und ihre Verschlagenheit als Heldentat feiern; die alles bisher Wertvolle, die Frucht großer Herzen und Geister, für Abfall und Staub halten; die Ehe und Familie, Treue und Verzicht lächerlich machen.

Die so denken und handeln, sind nicht eure Feinde; aber gegen ihr Verhalten müßt ihr euch stemmen und dabei nicht resignieren. Laßt euch nicht die Freude nehmen, Mensch und Christ zu sein, denken und lieben zu dürfen! Habt den Mut, zu versöhnen und aufzubauen, wo Streit und Selbstsucht herrschen! Seid als Eltern bereit, Kindern das Leben zu schenken und das Abenteuer ihrer persönlichen Entfaltung unter eurem Schutz und Beistand zu ermöglichen! Frauen und Männer, tretet für das einmal gezeugte Leben ein, bei euch selbst und in eurem Umkreis, und wertet es höher als jede materielle Einbuße oder eine eventuell notwendige Umstellung eures Lebensstils! Helft euren heranwachsenden Söhnen und Töchtern, die Versuchung zu bestehen, in die Scheinwelt der Drogen zu flüchten. Dies lege ich euch heute besonders ans Herz, da an diesem Sonntag zum erstenmal weltweit der ”Internationale Tag gegen Mißbrauch und illegalen Handel von Drogen“ begangen wird, wie ihn die Vereinten Nationen beschlossen haben. Nehmt also alle die gegenwärtigen Herausforderungen eurer besten Kräfte an und sagt ”ja zum Glauben“, sagt ”ja zum Leben“.

8. Sagt ja zu Gott, der sich uns als guter Vater erwiesen hat, als unverrückbare Treue in allen Wechselfällen der Menschheitsgeschichte. Darum: ”Liebe den Herrn, deinen Gott, höre auf seine Stimme und halte dich an ihm fest; denn er ist dein Leben“.  Zu wissen, daß Gott dich will und dir ein hohes Grundlage, um in seinem Namen aufzubrechen und den Lebensweg mit Realismus und Vertrauen zugleich zu beschreiten. Gott hat mit uns allen ein großes Werk begonnen; tun wir das Unsrige dazu, um es in die Scheunen Gottes einzubringen. Jedes ”Grüß Gott“, jedes ”Gott sei Dank“, das wir sprechen, will uns an diese Grundlage unseres Lebens erinnern. Im Danken nehmen wir ja die uns geschenkte Begabung wirklich an und öffnen sich uns die Augen für die reichen Möglichkeiten, zu leben und Leben zu teilen. Im Grüßen bejahen wir den Nächsten, geben wir ihm Anteil an unserem Leben, wünschen wir auch ihm das Geleit Gottes für einen gelungenen Lebensweg.

Sagt ja zu Jesus Christus. In ihm ist die ”Menschenfreundlichkeit“ Gottes sichtbar geworden; er hat uns vielfältig gezeigt, was Leben heißt und was Liebe tut. Sein Vorbild macht weit und frei und furchtlos. Vertrauen wir seiner Zusage aus dem Johannesevangelium: ”Ich bin gekommen, daß sie das Leben haben und es in Fülle haben“.  Dann können wir es wagen, uns im Dienst an den Mitmenschen so sehr ”loszulassen“, daß sich auch an uns Jesu Wort erfüllt: ”Wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen“. 

Sagt ja zum Heiligen Geist, zum lebenspendenden Geist des Vaters und des Sohnes. Im Atem dieses Geistes lebt die Kirche seit fast zweitausend Jahren. Derselbe Geist ermutigt sie, bald ins dritte christliche Jahrtausend einzutreten. Wenn wir bereit sind, uns seiner Führung zu unterstellen, weckt er Schritt für Schritt alle unsere Energien, auch solche, die uns heute noch verborgen sind: Sie alle sollen dem Leben dienen.

9. Vor allem zur selbstlosen Liebe spornt der heilige Geist uns ständig an. Gewiß ist sie ein Wagnis, vielleicht das große im Menschenleben, und oft der Enttäuschung ausgesetzt. Aber gerade die Liebe ist das Merkmal Gottes. Wie könnte dann der Mensch sich ”Abbild“ Gottes nennen, wenn nicht auch er die Liebe wagen würde? ”Die Liebe hört niemals auf“, sagt Paulus;  sie trägt hinüber in die Ewigkeit Gottes, wenn alles andere an der Schwelle des Todes zurückbleiben muß. Und von allen Energien, die aus dem Glauben hervorgehen und dem wahren Leben dienen, die reine Liebe am mächtigsten.

Als kostbarste Möglichkeit des Menschen – das wißt ihr alle – ist die Liebe jedoch am meisten gefährdet, mit der Schlacke unseres Egoismus verunreinigt zu werden. Von Zeit zu Zeit bedarf unser Denken und Handeln deshalb der Prüfung und Vergebung im Bußsakrament der Kirche. Liebe braucht der Prüfung und Stärkung; diese findet der Christ am Tisch des Wortes und des Brotes in der heiligen Messe. Das Opfer Christi bietet ja das tiefste Motiv unserer Nächstenliebe und den sichersten Maßstab für ihre Echtheit. Eine andere Weise, diese Liebe und Selbstlosigkeit zu prüfen, ist das Teilen, das konkrete, praktische Teilen unserer Güter mit denen, die darben und Mangel leiden. Caritasarbeit, christliche Sozialpolitik und Entwicklungshilfe: sie haben ihre letzte Wurzel in der Liebe Gottes, wie Christus sie uns in seinem Leben dargestellt hat: ”Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich zu machen“. 

Liebe Mitchristen! Ja, Gott ”den Menschen zu Unsterblichkeit erschaffen und zum Bild seines eigenen Wesens gemacht“.  Durch die Liebe, die niemals aufhört und die letztlich Gott selber ist, ist auch dem Menschen Ewigkeit, ewiges Leben in göttlicher Fülle verheißen. Um solcher Liebe willen hat der Vater Christus zum neuen, endgültigen Leben auferweckt. Als Haupt der Kirche, als Herr der Geschichte, als Begleiter unserer Wege sprechen sein Mund und sein Herz fortwährend zu uns: ”Ich lebe, und auch ihr werdet leben“. Amen.

 

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