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SCHREIBEN VON JOHANNES PAUL II.
AN MSGR. ERWIN GATZ, REKTOR DES
PRIESTERKOLLEGS BEIM CAMPO SANTO TEUTONICO

 

Hochwürdigstem Herrn Prälat ERWIN GATZ
Rektor des Priesterkollegs beim Campo Santo Teutonico

Im Schatten der Petersbasilika stößt man auf den Campo Santo Teutonico, den Friedhof der Deutschen und Flamen, der vorn Priesterkolleg und der Kirche Santa Maria della Pietà umgriffen wird. In diesen Tagen sind aus nah und fern Gäste nach Rom gekommen, um sich freudig der Wurzeln ihrer ehemaligen Ausbildungsstätte zu erinnern, die in der seit 1200 Jahren urkundlich überlieferten Schola Francorum liegen.

Im Bewußtsein dieses geschichtsträchtigen Ortes reihe ich mich geistig in die Festversammlung ein, die Gott, dem Geber alles Guten, in der Feier der Eucharistie Dank sagt für seine treue Begleitung, die er der Institution auf ihrem langen Weg durch die Zeit geschenkt hat.

Der Anlaß ruft in mir noch einmal die persönlichen Erinnerungen wach, die sich mit meinem römischen Studienaufenthalt vor fünfzig Jahren verbinden und die ich vor einem Jahr anläßlich meines Goldenen Priesterjubiläums in meinem Buch Geschenk und Geheimnis festgehalten habe. Wie die Mitglieder des Priesterkollegs beim Campo Santo Teutonico, so habe auch ich damals »in der Ewigen Stadt auf intensive Weise Rom "erlernt", d.h. kennen- und verstehen gelernt . . .: das Rom der Katakomben, das Rom der Märtyrer, das Rom des Petrus und Paulus, das Rom der Bekenner . . . Beim Abschied nahm ich im Gepäck nicht nur eine erweiterte theologische Kultur mit, sondern auch die Stärkung meines Priestertums und die Vertiefung meines Kirchenbildes« (Johannes Paul II.: Dono e Mistero, S. 67).

Indem ich allen Verantwortlichen für ihren Dienst im Collegio Teutonico meine aufrichtige Wertschätzung ausdrücke, spreche ich den Wunsch aus, daß der Ort dieser ehrwürdigen Stiftung programmatisch sei für den Geist, der darin herrsche. Ich weiß um die Verbindung, die zwischen der Kirche im deutschsprachigen Raum und dem Nachfolger Petri besteht, Ich weiß um die Prägekraft dieser Einrichtung, die zahlreichen Persönlichkeiten sowohl die Grundeinstellung als auch die Kompetenz dafür vermittelt hat, das wissenschaftliche, kirchliche und gesellschaftliche Leben in ihrer Heimat im christlichen Sinn maßgeblich mitzugestalten. Möge die Nähe zum Grab des heiligen Petrus ein Symbol des Ansporns und der Treue für all diejenigen sein, die heute und morgen aus dieser Bildungsstätte hervorgehen werden. Sie empfangen ihre Ausbildung an einer privilegierten Stätte, die den Blickwinkel um eine europäische und universale Dimension zu erweitern vermag,

Wie die Kirche zur Schmerzhaften Muttergottes gleichsam als Herz dem Priesterkolleg eingepflanzt ist, so empfehle ich den Campo Santo Teutonico der besonderen Fürsprache der Jungfrau Maria. Sie möge die Lebenswege alter leiten, die hier ein- und ausgehen: der Priester und Laien, der Professoren und Studenten, der Bewohner und Angestellten, der Mitglieder der Erzbruderschaft und nicht zuletzt der Schwestern der Christlichen Liebe, die sich in den Dienst des Kollegs stellen. Ihnen und allen, die sich zur 1200-Jahrfeier eingefunden laben, erteile ich von Herzen den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 21. November 1997.

 

IOANNES PAULUS PP. II

 

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