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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Der Lobpreis

 Dienstag, 28. Januar 2014

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 6, 7. Februar 2014

 

Es ist schwer, die zu rechtfertigen, die sich genieren, das Lob des Herrn zu singen, während sie sich zu Freudenschreien hinreißen lassen, wenn ihre Fußballmannschaft ein Tor geschossen hat. Mit diesen Gedanken kommentierte Papst Franziskus in seiner Predigt am Dienstag früh, 28. Januar, die Schriftlesungen der heiligen Messe, die er in der Kapelle von Santa Marta feierte.

Papst Franziskus verweilte bei der Beschreibung des Festes, das David aus Anlass der Überführung der Bundeslade improvisierte, wie in der ersten Schriftlesung zum Tage (2 Sam 6,12-15.17-19) berichtet wird. »König David opferte zu Ehren Gottes; er betete. Dann wurde sein Gebet immer jubelnder … es war ein Lobgebet, ein Gebet der Freude. Und er begann zu tanzen. Die Bibel sagt: ›David tanzte mit ganzer Hingabe vor dem Herrn.‹« Und David war so voller Freude bei diesem Lobgebet, dass er »jede Haltung« verlor und begann, »mit ganzer Hingabe vor dem Herrn zu tanzen«. »Genau dies war ein Lobgebet«, unterstrich der Papst. Angesichts dieser Szene »habe ich gleich an jenes Wort der Sara gedacht«, so der Bischof von Rom, »das sie sagte, nachdem sie Isaak zur Welt gebracht hatte: ›Der Herr hat mich vor Freude tanzen lassen.‹ Diese alte, 90-jährige Frau hat vor Freude getanzt.« David sei jung gewesen, so wiederholte er, aber auch er »tanzte vor dem Herrn.

Das ist ein Beispiel für ein Lobgebet.« Das etwas anderes ist als jenes Gebet, so erläuterte der Papst, das wir für gewöhnlich sprechen, »um etwas vom Herrn zu erbitten« oder auch nur »um dem Herrn zu danken«, so wie es auch nicht weiterschwer sei, den Sinn des Anbetungsgebets zu verstehen. Aber »das Lobgebet«, so bemerkte der Heilige Vater, »das lassen wir beiseite«. Es komme uns nicht so spontan über die Lippen. Manche Menschen, so fügte er hinzu, könnten meinen, es handle sich dabei um ein Gebet, »das für jene geeignet ist, die den Bewegungen zur Erneuerung im Heiligen Geist angehören, nicht für alle Christen. Das Lobgebet ist ein christliches Gebet für uns alle. In der Messe, wenn wir jeden Tag singen Heilig, heilig…: das ist ein Lobgebet, wir loben Gott für seine Größe, denn er ist groß.

Und wir sagen ihm schöne Dinge, weil es uns gefällt, dass er so ist.« Und es sei unwichtig, ob wir gute Sänger seien oder nicht. Tatsächlich, so erläuterte Papst Franziskus, ist es unmöglich zu meinen, dass »du in der Lage bist, aus vollem Hals zu schreien, wenn deine Mannschaft ein Tor schießt, und dass du unfähig bist, den Lobpreis des Herrn zu singen, ein wenig deine Haltung aufzugeben, um ihn zu singen«. Gott zu loben »ist absolut unentgeltlich«, so fuhr er fort. »Wir bitten um nichts, wir danken nicht. Wir lobpreisen: Du bist groß. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist

Das sagen wir von ganzem Herzen. Es ist auch ein Akt der Gerechtigkeit, denn er ist groß, er ist unser Gott. Denken wir über eine schöne Frage nach, die wir uns heute stellen können: ›Wie ist mein Lobgebet? Verstehe ich es, den Herrn zu loben? Oder bete ich, wenn ich das Gloria oder das Sanctus bete, nur mit dem Mund und nicht auch mit dem Herzen? Was sagt mir der tanzende David?

Und Sara, die vor Freude tanzt? Als David in die Stadt einzieht, beginnt etwas anderes: ein Fest. Die Freude des Lobes bringt uns zur Freude des Festes.« Ein Fest, das sich dann auch auf die Familie ausweitet, »jeder«, so das Bild, das der Papst anregte, »geht zu sich nach Hause, um das Brot zu essen, um zu feiern«. Aber als David in den Palast heimkehrt, müsse er sich mit dem Tadel und der Verachtung der Michal, der Tochter Sauls, auseinandersetzen: »›Aber schämst du dich nicht, das zu tun, was du getan hast? Wie kannst du das nur tun, vor allen Leuten tanzen, du, der König? Schämst du dich nicht?‹ Ich frage mich, wie oft wir in unserem Herzen gute Menschen verachten, gute Menschen, die den Herrn loben«, so spontan, so wie es ihnen in den Sinn kommt, ohne formale Haltungen zu befolgen.

Aber in der Bibel, so erinnerte der Papst, stehe zu lesen, »dass Michal ihr ganzes Leben lang dafür unfruchtbar blieb. Was will das Wort Gottes hiermit sagen? Dass die Freude, dass das Lobgebet uns fruchtbar macht. Sara tanzte im großen Augenblick ihrer Fruchtbarkeit im Alter von neunzig Jahren! Die Fruchtbarkeit gibt uns das Lob des Herrn ein.« Der Mann oder die Frau, die den Herrn loben, die beten, indem sie den Herrn loben – und wenn sie dies täten, dann seien sie glücklich –, und die sich freuen, »wenn sie in der Messe das Sanctus singen«, seien ein fruchtbarer Mann oder eine fruchtbare Frau.

Jene hingegen, so fügte der Papst hinzu, die »sich in der Förmlichkeit eines kalten, gemessenen Gebetes verschließen, die enden vielleicht so wie Michal in der Unfruchtbarkeit ihrer Förmlichkeit. Denken wir an David und stellen wir uns vor, wie er voller Hingabe vor dem Herrn tanzte. Denken wir daran, wie schön der Lobpreis ist. Vielleicht tut es uns gut, heute die Worte des Psalms zu wiederholen, den wir gebetet haben, Psalm 24: ›Ihr Tore, hebt euch nach oben, hebt euch, ihr uralten Pforten; denn es kommt der König der Herrlichkeit. Wer ist der König der Herrlichkeit? Der Herr, stark und gewaltig, der Herr der Herrlichkeit.« Das müsse unser Lobgebet sein, so schloss er, und wenn wir es an den Herrn richten, dann müssten wir »unserem Herzen sagen: ›Erhebe dich, mein Herz, denn du stehst vor dem Herrn der Herrlichkeit‹«.



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