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SYNODUS EPISCOPORUM
VERLAUTBARUNGEN

XIII. ORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG
DER BISCHOFSSYNODE
7.-28. OKTOBER 2012

Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens


Die Verlautbarungen dienen nur als Arbeitsmittel zum journalistischen Gebrauch.
Die Übersetzungen aus der Originalsprache haben keinen offiziellen Charakter.


Deutsche Fassung

 

16 - 15.10.2012

INHALT

- ELFTE GENERALKONGREGATION (MONTAG 15. OKTOBER 2012 - VORMITTAG)
- FILM: DIE GLOCKEN EUROPAS
- AUSSTELLUNG AUS ANLAß DER SYNODENVERSAMMLUNG
- ANKÜNDIGUNGEN

ELFTE GENERALKONGREGATION (MONTAG 15. OKTOBER 2012 - VORMITTAG)

- BEITRÄGE IN DER AULA (FORTSETZUNG)

Heute, Montag 15. Oktober 2012, am Tag, an dem der hl. Theresa von Avila, Jungfrau, Kirchenlehrerin, barfüßige Karmelitin, gedacht wird, hat um 09.00 Uhr in Gegenwart des Heiligen Vaters mit dem Gebet der Hora Tertia die Elfte Generalkongregation zur Fortsetzung der Beiträge der Synodenväter in der Aula über das Synodenthema «Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens» begonnen.

Turnusmäßiger Delegierter Präsident S. Em. Kard. John TONG HON, Bischof von Hong Kong (CHINA).

Am Ende der Kongregation hat der Generalsekretär der Bischofssynode S. E. Nikola ETEROVIC, Titularerzbischof von Cibale ((VATIKANSTADT) dem Heiligen Vater ein Buch über die X. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode überreicht, die im Jahr 2001 über das Thema “Der Bischof als Diener des Evangeliums Jesu Christi für die Hoffnung der Welt” stattfand. Der Heilige Vater hat jedem Synodenvater und allen übrigen Teilnehmern dieser Versammlung ein Exemplar dieses Bandes überreicht.

An dieser Generalkongregation, die um 12.30 Uhr mit dem Gebet des Angelus Domini endete, nahmen 251 Synodenväter teil.

BEITRÄGE IN DER AULA (FORTSETZUNG)

Die folgenden Synodenväter ergriffen das Wort:

-
Kardinal Josip BOZANIĆ, Erzbischof von Zagreb (KROATIEN)
- Kardinal Antonio Maria VEGLIÒ, Präsident des Päpstlichen Rates für die Seelsorge der Migranten und Menschen unterwegs (VATIKANSTADT)
- S.Exz. Luigi NEGRI, Bischof von San Marino-Montefeltro (ITALIEN)
- S.Exz. Vincenzo PAGLIA, Emeritierter Erzbischof-Bischof von Terni-Narni-Amelia, Präsident des Päpstlichen Rates für die Familie (VATIKANSTADT)
- S.Exz. Francis Xavier Kriengsak KOVITHAVANIJ, Erzbischof von Bangkok (THAILAND)
- S.Exz. Jean-Baptiste TIAMA, Bischof von Sikasso, Präsident der Bischofskonferenz (MALI)
- S.Exz. Olivier SCHMITTHAEUSLER, M.E.P., Titularbischof von Catabum castra, Apostolischer Vikar von Phnom-Penh (KAMBODSCHA)
- S.Exz. Dominique REY, Bischof von Fréjus-Toulon (FRANKREICH)
- Kardinal Lluís MARTÍNEZ SISTACH, Erzbischof von Barcelona (SPANIEN)
- Kardinal Francesco COCCOPALMERIO, Präsident des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte (VATIKANSTADT)
- S.Exz. Eusebio RAMOS MORALES, Bischof von Fajardo-Humacao (PUERTO RICO)
- Kardinal Angelo SCOLA, Erzbischof von Mailand (ITALIEN)
- S.Exz. Taras SENKIV, O.M., Titularbischof von Siccenna, Weihbischof, Protosyncellus und Apostolisch Verwalter in Stryj der Ukrainer (UKRAINE)
-
S.Exz. Stanisław GĄDECKI, Erzbischof von Poznań (POLEN)
- S.Exz. Sebastian Francis SHAW, O.F.M., Titularbischof von Tino, Apostolischer Verwalter von Lahore (PAKISTAN)
- S.Exz. Joseph ABSI, der Missionsgesellschaft des heiligen Paulus, Griechischer-melkitischer Titularerzbischof von Tarsus, Weihbischof und Protosyncellus von Damas, Dimasq der Melkiten (SYRIEN)
- S.Exz. Alexander Thomas KALIYANIL, S.V.D., Erzbischof von Bulawayo (SIMBABWE)
- S.Exz. Berhaneyesus Demerew SOURAPHIEL, C.M., Metropolitan-Erzbischof von Addis Abeba, Präsident der Bischofskonferenz aus Ätiopien und Eritrea, Präsident des Rates der äthiopischen Kirche (ÄTHIOPIEN)
- S.Exz. Filipe Neri António Sebastião DO ROSÁRIO FERRÃO, Erzbischof von Goa und Damão (INDIEN)
- Kardinal Antonio María ROUCO VARELA, Erzbischof von Madrid, Präsident der Bischofskonferenz (SPANIEN)
- Kardinal John NJUE, Erzbischof von Nairobi, Präsident der Bischofskonferenz (KENIA)
- S.Exz. Beatus KINYAIYA, O.F.M. Cap., Bischof von Mbulu (TANSANIA)
-
S.Exz. Dominic Ryōji MIYAHARA, Bischof von Fukuoka (JAPAN)
- S.Exz. William SLATTERY, O.F.M., Erzbischof von Pretoria, Militärbischofsamt für Südafrika (SÜDAFRIKA)
- S.Exz. Virgil BERCEA, Bischof von Oradea Mare, Gran Varadino der Rumänen (RUMÄNIEN)
- S.Exz. John WONG SOO KAU, Erzbischof-Koadjutor von Kota Kinabalu (MALAYSIA)

Wir veröffentlichen hier die Zusammenfassungen ihrer Beiträge:

- Kardinal Josip BOZANIĆ, Erzbischof von Zagreb (KROATIEN)

In meinem Beitrag möchte ich vor allem auf die “Wurzeln” der unschätzbaren Gnade des Glaubens hinweisen. Und ich frage mich, wie die Glaubwürdikeit eines Glaubenszeugens entsteht, lebendig wird und wächst.
Von Beginn der Kirche und des Christentums an fand der Schatz des Glaubens seinen höchsten und gleichzeitig fruchtbarsten Ausdruck in dem mutigen Zeugnis der Märtyrer.
Denn die “professio” und die “confessio”, das gesprochene und gelebte Zeugnis des Glaubens ist greifbar im Lebensopfer der Seelsorger, Priester, Männer und Frauen des gottgeweihten Lebens, doch auch - und das muß entschieden betont werden - der gläubigen Laien und ihrer Familien. Alle, sowohl die einen wie die anderen, demütige und mutige Zeugen, die mit ihrem Maryrium zeigen, wo der authentische Glaube entsteht und wächst: im Herzen und im Leben derer, die Christus lieben.
In der jüngeren Geschichte der Kirche in Europa, doch auch in anderen Teilen der Welt, gibt es Zeugnisse und Erfahrungen dieses Martyriums, das zu einer Ikone der Heiligkeit wurde: und das Gedenken in der Liturgie, das in der Kirche mit Verehrung gefeiert wird, ist das bleibende Zeichen, daß das Martyrium immer die nachdrücklichste und überzeugendste Form der Weitergabe des Glaubens ist.
Ich erlaube mir auch, die Aufmerksamkeit auf die “neuen Formen des Martyriums” zu lenken, die unblutig, aber dennoch leidvoll sind, die es heute in unserer globalisierten Welt gibt und die gefordert sind.
Ein Frage die wir uns stellen müssen ist, ob wir als Kirche, und die Gläubigen unserer Gemeinschaften als Kirche auf ihrem Weg, dem christlichen Zeugnis, das sich den Herausforderungen der heutigen Welt stellt, nahe zu sein vermögen.
Ein unvermeidliche Frage, die wir uns alle stellen müssen, ist: “Wo wird unsere Nicht-Glaubwürdigkeit zum Gegen-Zeugnis für die anderen?”
Der Glaube darf sich nicht auf die Privatspäre beschränken, denn das Zeugnis des Christen ist von Natur aus öffentlich.
Auch die Wallfahrten entsprechen dem Wesen des Menschen, der die Dimension des “homo religosus” und des “homo ritualis” durch das christliche Angebot mit den anderen teilt.
Das alles können wir vor allem in den marianischen Wallfahrtsorten feststellen, die von vielen Pilgern besucht werden, in denen sich die Gläubigen vor allem wieder dem Sakrament der Versöhnung nähern: so erleben sie einen authentischen Weg der Bekehrung.
Schließlich noch die Wichtigkeit und die Notwendigkeit, die außergewöhnliche, aus dem Christentum hervorgegangene Kultur zu fördern.

[00240-05.05] [IN175] [Originaltext: Italienisch]

- Kardinal Antonio Maria VEGLIÒ, Präsident des Päpstlichen Rates für die Seelsorge der Migranten und Menschen unterwegs (VATIKANSTADT)

Der Bereich der Mobilität der Menschen bietet signifikante Gelegenheiten zur Neuevangelisierung, da er sich aus Männern und Frauen, jung und alt, zusammengesetzt ist, die durch intensive Lebenserfahrungen, Projekte, Ungewissheiten oder Leiden geprägt sind, die die nachdrücklichsten Fragestellungen ihres Daseins hervorheben und die das Bedürfnis verspüren, ihrem Alltagsleben einen Sinn zu verleihen. Angesichts der tiefgründigen Fragestellungen präsentiert sich der Glaube als die Antwort, die diese Fragen interpretiert, erleuchtet und mit Bedeutung füllt, und Christus erscheint als der Schlüssel par excellence zur Interpretation des menschlichen Lebens.
Der Päpstliche Rat der Seelsorge für die Migranten und Menschen unterwegs möchte die Bedeutung unterstreichen, die das Migrationsphänomen hat, und gemeinsam damit auch den ganzen Kontext der menschlichen Mobilität. Dies bietet der Kirche neue Gelegenheiten zur Evangelisierung. Im Hinblick auf diejenigen, die Christus nicht kennen und sich in Ländern christlicher Tradition niederlassen, erwächst die Herausforderung, sie mit dem Kerygma bekannt zu machen. Andererseits benötigen diejenigen, die in ihrem Heimatland bereits evangelisiert worden sind, einer pastorale Begleitung, die ihnen dabei hilft, einen festen Glauben zu bewahren, während sie ihrerseits zu Trägern der Evangelisierung werden.
Das Migrationsphänomen fordert auch die Gemeinschaften, die die Migranten aufnehmen, heraus, indem es sie nicht nur dazu zwingt, ihre Evangelisierungsangebote neu zu überprüfen, sondern auch den Glauben ihrer eigenen Mitglieder auf die Probe stellt, vor allem in dem Augenblick, in dem sie ihn anderen verkündigen sollen.
Aufgrund der untrennbaren Verbindung zwischen der Liebe zu Gott und der Liebe zum Nächsten hat die Präsenz der Migranten die Kirche zu einer solidarischen Antwort aufgerufen, die zugleich auch evangelisieren muß, da die Liebe “Glaubensverkündigung und Glaubenszeugnis” ist (Benedikt XVI., Caritas in veritate, Nr. 15). Die Sphäre des Leidens und der Solidarität stellt sich als Ort für den Dialog mit der Welt und als Bereich zum Bekenntnis des Glaubens dar, in dem die Liebe das grundlegende Werkzeug der Neuevangelisierung ist.
Die größte Herausforderung besteht darin, diese beiden untrennbaren Aspekte - die ausdrückliche Evangelisierung und die Hilfe für die Menschen - zu vereinen zu wissen, wobei vermieden werden muß, unser Handeln auf nur einen dieser beiden Aspekte zu reduzieren oder uns mit einem einfachen schweigenden Zeugnis oder einer impliziten Evangelisierung zu begnügen.
In der Tat wächst unter den in diesem Bereich in der Seelsorge Tätigen das Bewusstsein, dass sowohl die soziale Aufmerksamkeit als auch die explizite Evangelisierung Teil der ihnen anvertrauten Aufgabe darstellen.
Im Kontext der menschlichen Mobilität stellen auch Pilgerreisen ein fruchtbares Gebiet der Neuevangelisierung dar. In den vergangenen Jahrzehnten ist uns diese Möglichkeit bewusst geworden, weshalb wir von Praktiken der Frömmigkeit zu einer Pilgerpastoral übergegangen sind, wobei wir entdeckt haben, dass jener Moment zur günstigen Gelegenheit wird, den Glauben zu erneuern und auch Erstevangelisierung vorzunehmen. In diesem Sinne will ich hier fünf Ideen unterstreichen, die noch vertieft werden sollten: in erster Linie ist es erforderlich, sich der Anziehungskraft zu bedienen, die die Wallfahrt zum Heiligtum besitzt; darauf müssen wir uns um die seelsorgerischen Aspekte der Aufnahme im Wallfahrtsort kümmern; wir müssen uns einstimmen auf die Fragen, die aus dem Herzen des Pilgers kommen; in Rechnung stellen, dass das, was wir anbieten, dem christlichen Charakter der Pilgerfahrt entspricht, ohne reduktionistisch zu werden; und schließlich müssen wir dem Pilger dabei helfen, zu entdecken, dass sein Weg ein ganz präzises Ziel hat.
Aus allen diesen Gründen erscheint das aktuelle Phänomen der menschlichen Mobilität sicherlich als eine von der Vorsehung geschenkte Gelegenheit zur Verkündigung des Evangeliums in unserer Zeit.

[00243-05.05] [IN178] [Originaltext: Italienisch]

- S.Exz. Luigi NEGRI, Bischof von San Marino-Montefeltro (ITALIEN)

Die Kirche hat der atheistischen Ideologie niemals eine religiöse Ideologie entgegengesetzt, sondern das Leben des christlichen Volkes im Zeugnis für den auferstandenen Herrn.Selbst in den kleinsten Räumen, die von den Diktaturen zugelassen waren, hat das christliche Volk immer die Schönheit des Glaubens, das Ausmaß der Hoffnung, die Kraft der Nächstenliebe bekundet. Auf diese Weise sind niemals Hypothesen der Vermittlung notwendig gewesen, um zu entscheiden, in welchen Räumen die Kirche eine Präsenz sein könnte: es handelte sich lediglich darum, “zu beginnen, das Christentum zu machen“. Neuevangelisierung bedeutet, das Ereignis des Glaubens als explizite Gewissheit der Gegenwart Jesu im Leben der Kirche neuvorzulegen, welche das erzieherische Instrument ist, in welchem der Glaube sich festigt und dazu führt, die Mission als Selbstverwirklichung zu leben. Der Glaube wird so zur Kultur, zum „kritischen Enthusiasmus des Glaubens“, zur Befähigung zum Dialog im Horizont der Nächstenliebe. Das beinhaltet eine offene Wahrnehmung der Wirklichkeit, fern von einem technisch-wissenschaftlichen Gebrauch, der auf den Besitz eben dieser gerichtet ist. Neuevangelisierung ist ein Lebensstrom, der verschiedene Formen zu erkennen, bewerten und - wenn nötig - berichtigen annimmt, wobei er ihre Begegnungen im Leben der Kirche mitienander in Einklang bringt. Es ist das Wirken des Heiligen Geistes, die vorzuziehen ist und die nicht durch menschliche Projekte ersetzt werden kann.

[00134-05.04] [IN103] [Originaltext: Italienisch]

- S.Exz. Vincenzo PAGLIA, Emeritierter Erzbischof-Bischof von Terni-Narni-Amelia, Präsident des Päpstlichen Rates für die Familie (VATIKANSTADT)

In seiner Homilie bei der Eröffnungsmesse unterstrich der Heilige Vater, daß “die Ehe in sich ein Evangelium, eine Frohe Botschaft für die Welt von heute...darstellt”, denn “sie gründet sich auf die Gnade, die von dem einen und dreifaltigen Gott kommt”. Die Vereinigung von Mann und Frau ist ein kraftvolles Zeugnis von Gott. Sie ist eine Frohe Botschaft, da sie dem tief verwurzelten Verlangen nach Familie entspricht, das ins tiefste Innere von Mann und Frau eingeschrieben ist. Dann sprach Gott: “Es ist nicht gut, daß der Mensch allein bleibt. Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht” (Gen 2,18). Der Mann allein ist nichts: alles beruht auf Gegenseitigkeit. Und doch wurde vieles in der Geschichte der westlichen Welt als Befreiung von jeder Bindung aufgefasst, auch von den familiären Bindungen. Das Auseinanderbrechen der Familie erscheint das wichtigste Problem unserer heutigen Gesellschaft, auch wenn das vielen noch nicht bewußt ist. Nicht so die Kirche, die, wie Paul VI. sagte, “Expertin in menschlichen Dingen” ist. Wir können nicht schweigen, und nicht weil wir konservativ sind oder eine Institution verteidigen wollen, die obsolet ist. Hier geht es um die Stabilität der Gesellschaft selbst. Sicherlich bedarf es einer dringenden, einer sehr dringenden, kulturellen Reflexion, damit die Familie in den Mittelpunkt der Politik, der Wirtschaft, und der Kultur gestellt wird, und einer baldigen Strategie, um ihre Rechte auf nationaler und internationaler Ebene zu verteidigen. Ein weiterer Aspekt soll hier unterstrichen werden. Auch wenn sie in der Minderheit sind, gibt es doch noch viele christliche Familien, die, manchmal ganz heroisch, ihre Treue und ihre Verpflichtung in Ehe und Familie leben. Dieses wunderbare Licht der Liebe muß auf den Leuchter gestellt werden, damit es unsere so traurige und graue Welt erleuchte und erwärme. Die Kirche muß immer mehr eine Familie der Familien werden, auch eine Familie für die Familien, die verwundet sind, in einem gegenseitigen Geben und Nehmen. Hier öffnet sich der weite Raum der Familie als Subjekt der Evangelisierung. Johannes Paul II. sagte: “die zukünftige Evangelisierung hängt zum großen Teil von der Hauskirche ab”. Die Erfahrung lehrt uns, daß die Kirche Interesse erweckt, wenn sie auf wirklich familäre Art lebt. Und wenn wir an so vielen Orten der Welt pastorale Unfruchtbarkeit vorfinden, ist das nicht deshalb, weil wir heute mehr Institution als Familie sind? Wenn wir Kirche leben als Familie und die Familie als kleine Kirche - das ist die Herausforderung an eine Kirche der Gemeinschaft, die vom II. Vatikanischen Konzil erwünscht wurde - werden wir die Freude der ersten christlichen Gemeinschaft erleben, als “der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten” (Apg 2,47).

[00153-05.06] [IN122] [Originaltext: Italienisch]

- S.Exz. Francis Xavier Kriengsak KOVITHAVANIJ, Erzbischof von Bangkok (THAILAND)

Die katholische Bischofskonferenz von Thailand ist der Meinung, daß es notwendig ist, daß alle Bischöfe, Priester, Ordensmänner, Ordensfrauen und Laien konkret im Glauben und im christlichen Leben erneuert werden, im Streben nach »Jüngerschaft und Verkündigung der Frohbotschaft« – im Hinblick auf die Lehre der Kirche, die Liturgie, das Gebetsleben und die ständige Weiterbildung – mit Hilfe kirchlicher Basisgemeinschaften durch Koordinierung der verschiedenen katholischen Körperschaften und der Kommissionen der Katholischen Bischofskonferenz von Thailand, insbesondere der Bischöflichen Kommission für die Seelsorge der Christen. Die Pfarrgemeinde soll die kirchliche Basisgemeinde in die Lage versetzen, Zeichen des aktiven Lebens einer Pfarrei zu sein, die eine neue Gemeinschaft sein wird, eine »Gemeinschaft der Gemeinschaften«, die auf der Kultur der Liebe gründet und ein guter Ansatzpunkt für die Seelsorge und die Evangelisierung »ad gentes« sein wird.
Die katholische Kirche in Thailand befindet sich inmitten unserer Brüder und Schwestern anderen Glaubens. Die Kirche ist das Zeichen und das Werkzeug zur Verkündigung des Reiches Gottes, und alle Jünger Christi sind berufen, die Frohbotschaft zu verkündigen und sie allen mitzuteilen – jenen, die sie noch nicht gehört haben, ebenso wie jenen, die noch nicht zur selben Herde gehören. Der angemessene Weg zur Herstellung des gegenseitigen Verständnisses in der Gesellschaft führt durch den »interreligiösen Dialog«. Dies ist der geeignete Weg für unsere Neuevangelisierung.
Im Kontext der zahlreichen verschiedenen Kulturen in Asien wird der respektvolle Dialog mehr Raum schaffen für das gegenseitigen Anhören religiöser Erfahrungen und die Zusammenarbeit. So werden die katholischen Gläubigen, erfüllt mit Glauben, Liebe und Hoffnung, durch die kirchliche Basisgemeinschaft in den Dialog eintreten können – nicht nur mit unseren christlichen Brüdern und Schwestern verschiedener Konfessionen, sondern auch mit den Buddhisten, der Mehrheit der Bevölkerung in Thailand, um zusammenzuarbeiten und gemeinsam wahre Einheit und wahren Frieden in der thailändischen Gesellschaft herzustellen. Und da der auferstandene Herr mitten unter uns ist, »wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind«, können wir, die katholischen Gläubigen in Thailand, allen Menschen Gottes Liebe mitteilen.

[00167-05.04] [IN130] [Originaltext: Englisch]

- S.Exz. Jean-Baptiste TIAMA, Bischof von Sikasso, Präsident der Bischofskonferenz (MALI)

Mali ist ein Land der Sahel-Zone, das in West-Afrika liegt, eine Bevölkerung von 15 Millionen Einwohnern hat und dessen Mehrheit aus Bauern und Hirten besteht. Es wird geschätzt, dass 3 bis 5 % der Bevölkerung Christen sind, bei einer muslimischen Mehrheit, die von 80 % im Süden bis zu 100 % im Norden geht. Die sozio-politische Lage war von 1991 bis zum Dezember des Jahres 2011 friedlich. Seit dem 17. Januar 2012 hat der Aufstand im Norden des Landes, der durch die bewaffnete und von Al-Qaida finanzierte Islamisten-Bewegung unterstützt wurde, diesen Frieden aufgestört. Heute beherrscht diese Bewegung zwei Drittel des Landes und bedroht die Demokratie und die Existenz der anderen Religionen. Es drängt auf die Einführung des islamischen Rechts im gesamten Land.
Es ist gerade in diesem Kontext, dass die Kirche die Neuevangelisierung betreibt, verstanden als die feste Verwurzelung des Glaubens in den Gläubigen und als Weitergabe des “Staffelholzes” des Missionsauftrags zwischen ausländischen Missionaren und alteingesessenen Pfarrern. Seit 1988, dem Jahr der Jahrhundertfeier der Ankunft der ersten Missionare, bemüht sich die Kirche darum, an der materiellen und menschlichen Verantwortung für die Ausbildung örtlicher Pfarrer und der Animatoren der Gemeinschaften, der Abfassung von Texten für die Katechese und der Inkulturation der Liturgie mitzuwirken und das zu verstärken, was im Verlauf der Erstevangelisierung erreicht worden war.
Die Kirche bemüht sich, Programme für die Seelsorge auszuarbeiten, neue Gemeinden zu gründen und auf einer lebendigen und dynamischen Grundlage neue christliche Gemeinschaften zu etablieren. Die Stärken dieser Initiative sind:
- Die Ausbildung einheimischer Pfarrer und Laien (durch die Gründung von Seminaren und Ausbildungszentren);
- Die Übersetzung des Wortes Gottes in die einheimischen Sprachen, um es leichter zugänglich zu machen sowie die Organisierung von Veranstaltungen, in denen auch den Laien Bibelkenntnis beigebracht wird;
- Ausarbeitung eines Katechese-Programmes.

[00168-05.05] [IN131] [Originaltext: Französisch]

- S.Exz. Olivier SCHMITTHAEUSLER, M.E.P., Titularbischof von Catabum castra, Apostolischer Vikar von Phnom-Penh (KAMBODSCHA)

Beim Völkermord der Roten Khmer wurden Bischöfe, Priester, Ordensleute und die Mehrheit der Christen ermordet. Seit zwanzig Jahren erleben wir nun erneut eine Zeit der Apostelgeschichte, mit der Erstverkündigung der Frohen Botschaft, die durch eine kleine Gruppe von Überlebenden gewährleistet wird, die unterstützt werden durch die Ankunft einer enormen Zahl von Missionaren. Heutzutage nehmen wir im Schnitt 200 Erwachsenentaufen pro Jahr vor... Die kleine kambodschanische Kirche stellt in gewisser Weise ein Versuchslabor für die Evangelisierung in einem buddhistischen Kontext dar, mitten in einem Säkularisierungsprozess, der von der Globalisierung angetrieben wird, wie in den sogenannten Tigerstaaten. Die Ad Extra-Mission ist aufs engste mit der Ad Intra-Mission verbunden. Ad Extra und Ad Intra bereichern sich gegenseitig dadurch, dass sie sich im Dienst ein- und derselben Mission der Evangelisierung Impulse geben!
Einige signifikante Punkte für die Erstverkündigung Jesu Christi, die auch dahingehend erweitert werden können, eine Reflexion über die Neuevangelisierung zu werden.
Zwei grundlegende Punkte:
1. Die wahre Begegnung mit Jesus Christus öffnet das Herz für die Liebe und für die Erfahrung der Vergebung, um dann zur Entdeckung des Geschenks des Lebens zu führen.
2. Die Laien sind Apostel in dieser Welt (apostolicam actuositatem).
Wie kann die Kirche Sakrament Christi in der Welt sein, zum Zweck einer Neuevangelisierung in Taten und in Wahrheit?
1. Eine Kirche, die die Herzen anrührt
2. Eine einfache Kirche
3. Eine gastfreundliche Kirche
4. Eine betende Kirche
5. Eine freudige Kirche.

[00169-05.06] [IN132] [Originaltext: Französisch]

- S.Exz. Dominique REY, Bischof von Fréjus-Toulon (FRANKREICH)

Die Evangelisierung soll zur Bekehrung der Menschen führen, zur Aufnahme der Neuheit Frohen Botschaft Christi (vgl. Instrumentum laboris, Nr. 24). Diese Bekehrung beginnt innerhalb der Kirche, in der Veränderungen in der Pastoral erfolgen müssen. Es geht darum, daß man in den traditionell christlichen Ländern von einem traditionellen Christentum zu einer persönlichen Entscheidung für Jesus Christus und zu einem missionarischen Engagement übergehen muß.
Diese pastorale Bekehrung betrifft alle Getauften und alle, die innerhalb der Kirche wirken., doch im besonderen die Hirten: die Bischöfe und Priester. Damit die neue Evangelisierung nicht zu einem reinen Slogan oder einer Liste von Aktivitäten wird, damit sie nicht durch Starrheit, Bürokratie oder Klerikalismus erstickt wird, muß der Klerus besser auf die Ausübung der pastoralen Leitung vorbereitet sein.
1. Diese Bekehrung der Priester erfordert zunächst von jedem einzelnen ein Bemühen um persönliche Heiligung.
2. Diese Bekehrung muß mit einer intensiven Lektüre der Texte des Konzils und des Lehramts der Kirche verbunden sein, damit ein kirchliches und theologisches Verständnis der missionarischen Erneuerung erreicht werden kann, in deren Dienst er steht.
3. Diese Bekehrung erfordert außerdem, daß er eine neue Art und Weise zu eigen macht, die pastorale Verantwortung auszuüben: nämlich die direkte Verkündigung der Frohen Botschaft an die erste Stelle der normalen Pastoral zu stellen, die katechumenale Einführungskatechese für Erstbewerber und für “Wiedereinsteiger” und dafür geeignete apologetische Richtlinien zu fördern, eine Ekklesiologie der Gemeinschaft zu entwickeln, die die Komplementarietät der verschiedenen Lebensstände und Charismen berücksichtigt, die Schaffung von Zentren derAufnahme und Begegnung fördern, die den spirituellen Erwartungen gerecht werden, das Zeugnis der Nächstenliebe in den Christen erwecken.
4. Die Neuevangelisierung erfordert schließlich “einen neuen pastoralen Lebensstil” (Pastores dabo vobis, Nr. 18) für die Priester und Bischöfe.

[00170-05.06] [IN133] [Originaltext: Französisch]

- Kardinal Lluís MARTÍNEZ SISTACH, Erzbischof von Barcelona (SPANIEN)

Die Erzdiözese Barcelona hat im Bereich der Evangelisierung Ereignisse von besonderer Intensität erlebt: der Besuch von Papst Benedikt XVI. zur Einweihung der Basilika der Heiligen Familie hat den Mitgliedern der Diözese einen erneuten Impuls zur Verkündigung des Evangeliums gegeben. Die Feier, zusammen mit weiteren elf großen europäischen Städten, der Missio Metropolis und des Vorhofs der Heiden hat unsere Diozesankirche für eine neue Art der Verkündigung Jesu und seines Evangeliums geöffnet.
Für die Neuevangelisierung relevante Aspekte:
1. Konzentration auf die Wiederentdeckung des Evangeliums mit seiner Verkündigung und mit seinem Mittelpunkt, der Jesus Christus ist; Fähigkeit, zu den Herzen der heutigen Menschen zu sprechen.
2. Besondere Aufmerksamkeit auf die Laiengläubigen richten, die schon eine lange und fruchtbare Tradition in der Kirche von Barcelona haben.
3. Die sonntägliche Messe fördern, auf dass sie der Angelpunkt für die Neuevangelisierung sei.
4. Räume, Anregungen und Bewegungen für die Spiritualität und die persönliche christliche Erfahrung zwischen den Laien zur Verfügung stellen.
5. Pastorale Reflexionen über eine vom Glauben erfüllte Lesart der Wirklichkeit unterstützen, in der wir leben, und über die Zeichen der Zeit, die unsere Welt und die Herausforderungen betreffen, um eine Evangelisierung in Gang zu setzen, die wirklich Neu ist.
[00171-05.04] [IN134] [Originaltext: Spanisch]

- Kardinal Francesco COCCOPALMERIO, Präsident des Päpstlichen Rates für die Gesetzestexte (VATIKANSTADT)

Ich möchte hier unsere Aufmerksamkeit auf einen Punkt lenken, der, so scheint mir, nicht besonders beachtet worden ist. Eine große Schwierigkeit bei der neuen Evangelisierung ist zweifellos die Trennung zwischen den Christen. Ich könnte also das Problem durch folgende Fragestellung formulieren: Wäre es möglich, bei der Durchführung der Aufgabe der Neuevangelisierung an irgendeine Form der Zusammenarbeit mit anderen Kirchen oder kirchlichen Gemeinschaften zu denken?
Ich denke, man muss diese Frage mit ja beantworten.
Der Einsatz für die “neue Evangelisierung” erfordert in den Ländern mit traditionellem Christentum eine Erneuerung in den Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und den anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften. Wenn das für den Rest der Welt gilt, gilt es noch viel mehr für Europa. Die Spaltung der Christen ist im übrigen nicht völlig schuldlos an der Entchristlichung des alten Kontinents und auch an seinem gegenwärtigen Mangel an politischem und kulturellem Einfluss gegenüber den anderen Ländern. Deshalb muß das gemeinsame Engagement der Christen für die “neue Evangelisierung” vorrangig werden.
Ohne auf dieses umfassende und sehr komplexe Problem eingehen zu wollen, möchte ich jedoch die diesbezügliche Dringlichkeit, besonders, was die katholische und die orthodoxe Kirche angeht, unterstreichen, und hier, im besonderen halte ich Kontakte mit der russisch-orthodoxen Kirche und der rumänisch-orthodoxen Kirche für dringend.
Im Unterschied zu den letzten Jahrzehnten - die der kommunistischen Unterdrückung - müssen sich die Völker des Ostens mit einer sozialen und kulturellen Situation auseinander setzen, die für sie neu ist und sie der Situation der westlichen Völker annähert. Konsumismus und Relativismus sind auch für sie das schleichende Gift geworden, das sie leider zu einer verheerenden Säkularisierung führt. Die russisch-orthodoxe Kirche sieht sich z. B. vor das Problem einer neuen sozialen Situation für die jungen Generationen gestellt, die keinerlei Ideale mehr haben und leicht zu Opfern des sich verbreitenden Konsumdenkens werden können.
Deshalb erscheint es dringend, gemeinsame Überlegungen anzustellen oder sogar einfache Einrichtungen zu schaffen, die der Verbindung und Zusammenarbeit zwischen den Kirchen dienen sollen, damit eine pastorale Strategie ausgearbeitet werden kann, die die verschiedenen christlichen Traditionen dazu führt, ihren missionarischen Einsatz zu beleben und fruchtbar zu machen. Und die Tradition der katholischen Kirche kann vor allem die orthodoxen Kirchen sicherlich stimulieren und unterstützen.
Gleichzeitig besteht im zivilen Europa die dringende Notwendigkeit, dass die Christen gemeinsame Front machen, auch im Bezug auf die großen ethischen und sozialen Herausforderungen, denen sich Europa am Anfang des Jahrtausends stellen muss. In dieser neuen Perspektive erscheint eine organischere Aufmerksamkeit dringlicher denn je. Ein Abkommen zwischen dem CCEE (Europäischer Bischofsrat) und der KEK (Konferenz Europäischer Kirchen) gibt es bereits, und erst unlängst wurde ein Abkommen zwischen der katholischen Kirche in Polen und dem orthodoxen Patriarchat Moskau abgeschlossen. Ich frage mich daher, ob wir nicht gerade im Bereich der “neuen Evangelisierung” unser Engagement verstärken müssen.
Der große ökumenische Vorteil einer solchen Zusammenarbeit scheint also mehr als offensichtlich zu sein. In ähnlicher Weise würde auch die Front der Kräfte stärker werden, die gegen die Säkularisation kämpfen. Und das würde auch dem Islam gegenüber ein außerordentliches Zeichen setzen.

[00172-05.10] [IN135] [Originaltext: Italienisch]

- S.Exz. Eusebio RAMOS MORALES, Bischof von Fajardo-Humacao (PUERTO RICO)

Aus Puerto Rico bringen wir unsere freudige Hoffnung über diese Synodenversammlung zum Thema der neuen Evangelisierung zum Ausdruck. Wir danken dem Heiligen Vater Benedikt XVI. dafür, diese so dringliche und notwendige Synode einberufen zu haben, die sich mit den schwerwiegenden Problemen befasst, die die Menschheit von heute bewältigen muss und die eine Herausforderung für die neue Evangelisierung darstellen.
Wir wollen vor dieser Synodenversammlung die Situation der Familie darlegen, die - obwohl sie eine lebenswichtige Institution der Gesellschaft und ein Ort der Evangelisierung ist - , derzeit in Frage gestellt wird und einem raschen Wandel unterworfen ist. Es besteht kein Zweifel daran, dass sich heute, neben der Kultur des Evangeliums und der Soziallehre der Kirche, um diese grundlegende Institution der Gesellschaft eine neue Kultur herauszukristallisieren beginnt.
Die Familie wird heute nicht nur als christliches Modell in Frage gestellt. Sie wird ihres Wertes entleert oder auf eine Ebene gestellt mit anderen Lebensentwürfen, die den ideologischen oder privaten Interessen verschiedener Gruppen folgen. Natürlich gibt es Familien in irregulären oder schwierigen Situationen, und um diese Familien müssen wir uns auf pastoraler und spiritueller Ebene kümmern. Daher muss die neue Evangelisierung die Sphäre der Familie durchdringen, der unsere vordringliche missionarische und pastorale Sorge gelten muss.
Papst Johannes Paul II. hat in Familiaris Consortio bekräftigt, dass die zukünftige Evangelisierung größtenteils von der Hauskirche abhängt. In einer Ansprache an die Familien im Jahr 1994 sagte er, dass die Zeit der Familie gekommen sei, die gerufen ist, bei der Ausführung des Evangelisierungsauftrags eine Hauptrolle zu spielen.
Da die Familie “Erbe der Menschheit, einer der bedeutendsten Schätze der lateinamerikanischen Länder... Schule des Glaubens, Übungsplatz menschlicher und ziviler Werte” ist, Seine Heiligkeit Benedikt XVI. in Aparecida gesagt hat, wollen wir bei dieser Synodenversammlung im Rahmen der neuen Evangelisierung eine Vorzugsoption für die Familie vorschlagen.

[00173-05.08] [IN136] [Originaltext: Spanisch]

- Kardinal Angelo SCOLA, Erzbischof von Mailand (ITALIEN)

Welches sind die grundlegenden Dimensionen, die in der Evangelisierung nie fehlen dürfen? Der Zusammenfassung der Apostelgeschichte (Apg 2, 42.46f.) folgend, können wir derer vier ausmachen: 1. “Sie hielten fest ... am Brechen des Brotes und an den Gebeten”; die Eucharistie ist die unerschöpfliche Quelle des Lebens der Gemeinschaft; 2. “Sie hielten an der Lehre der Apostel fest”; Verkünder von Gottes Wort in allen Bereichen des menschlichen Daseins. Der hl. Paulus spricht von einer Erziehung zum “Geist Christi” (vgl. 1. Kor 2,16). Der hl. Maximus der Bekenner beschreibt sie wie folgt: “in In der Tat sage auch ich, dass ich den Geist Christi habe, d. h. das Denken, das sich an ihm ausrichtet und ihn durch alle Dinge denkt.” 3. “Sie hielten daran fest ... alles gemeinsam zu haben”: da sie Jesus Christus gemeinsam haben, streben die Christen frei danach, ihr Leben mit allen ihren Brüdern und Schwestern zu teilen. Die Gemeinschaft geht für den Christen allem übrigen voraus, sie ist a priori notwendig. 4. “Der Herr fügte täglich ihrer Gemeinschaft die hinzu, die gerettet werden sollten”: die Sendung der Kirche ist das dankbare Zeugnis, durch das die Freude über die Begegnung mit Jesus durchscheint, die unstillbare Sehnsucht danach wird, dass alle Mitmenschen, Brüder und Schwestern, gerettet werden sollen. Die Methode, nicht eine Methode der Neuevangelisierung besteht darin, ein Leben der Gemeinschaft anzubieten, in dem die Gläubigen, die dieses Bewusstsein erlangt haben, diese vier grundlegenden Dimensionen, die die Textstelle aus der Apostelgeschichte angibt, beständig in die Tat umsetzen.

[00174-05.04] [IN137] [Originaltext: Italienisch]

- S.Exz. Taras SENKIV, O.M., Titularbischof von Siccenna, Weihbischof, Protosyncellus und Apostolisch Verwalter in Stryj der Ukrainer (UKRAINE)

Der moderne Mensch befindet sich in einem Umfeld des kulturellen Chaos, das das Verständnis von Wahrheit und dessen, was gut ist, völlig verzerrt, und ihn zu einer Selbstisolierung im Subjektivismus führt. Als Konsequenz des Konsumdenkens treten ein moralischer und religiöser Relativismus auf, der sich in verschiedenen Formen von Pseudo-Relgiosität ausdrückt, sowie eine unbewusste Öffnung des Menschen für einen Dialog mit der göttlichen Transzendenz in einem religiösen Akt. Diese Tendenzen könnte man als “autonome Religiosität” bezeichnen. Das alles können wir auf jeden Fall als Terrain für die Evangelisierung betrachten.
Die Evangelisierung ist die Verkündigung des Wortes, als Antwort auf das von Gott gehörte Wort, und folglich eine göttlich-menschliche Realität, die sich in der Form des interpersönlichen Dialogs ausdrückt. Dieser Dialog der Evangelisierung steht am Beginn des Werdens und des Wachsens des persönlichen Glaubens, als eine Dialogerfahrung, durch die jede persönliche Entfremdung überwunden wird durch die freie Beziehung zu Gott, zum Nächsten und zu sich selbst. Das Ziel der Evangelisierung ist es, im Menschen das existentielle Bedürfnis nach dem rettenden Gott wiederzubeleben und ihn davon zu überzeugen, daß sein Leben nur durch die Gemeinschaft mit Christus in der Gemeinschaft der Kirche einen Sinn bekommt, sowie davon, sich dem Erlöser zu öffnen, da wo für ihn die Notwendigkeit besteht, erlöst zu werden.
Der Dialog der Evangelisierung muß die innersten Erwartungen des Menschen berühren, ihr Wesen, deren Enthüllung sehr schmerzlich sein kann, da sie den Menschen vor die Radikalität einer Entscheidung stellt: das Angebot zum Heil bedeutet nicht die Befriedigung subjektiver Wünsche und gibt keine Möglichkeit, den verborgenen Wunsch nach Heil durch den Wunsch nach psychologischem oder materiellem Trost zu ersetzen.
Deshalb muß der Glaube als Weg zu authentischen Beziehungen gesehen werden, in denen die absolute Würde der anderen gewahrt wird. Jener Glaube, der sein Fundament im Wort hat, das Gehorsam fordert, der Grund dafür ist die Liebe, die sein Verstehen vorwegnimmt.

[00175-05.07] [IN138] [Originaltext: Italienisch]


- S.Exz. Stanisław GĄDECKI, Erzbischof von Poznań (POLEN)

Unsere Jugendlichen befinden sich heute in einer unerträglichen Situation. Auf der einen Seite sind sie im Hinblick auf ihr geistliches Alter völlig verfrüht mit einer Welt übervoll von Informationen, Wissen, Sensationen, Möglichkeiten der Begegnung konfrontiert, aber auf der anderen Seite werden sie von den Erwachsenen auf ihrem Weg der Bildung allein gelassen.Keine Epoche hat wie die unsrige eine solche Freiheit des Individuums und der Massen gekannt wie die, die unsere Jugendlichen erfahren. Aber dieser Freiheit entspricht keinerlei Versprechen für die Zukunft, weil die alte Generation ihre Erzieherrolle verlassen hat.
Das heutige Problem ist das Fehlen von Fürsorge, die die Erwachsenen gegenüber den neuen Generationen walten lassen. Nicht dass die Erwachsenen generell nicht besorgt wären im Hinblick auf die Zukunft ihrer Kinder, sondern die Sorge kommt nicht überein mit Sorgfalt. Die Sorge der Eltern ist nicht in der Lage, die Ausbildung zu untersützen. Wie angesichts eines umgekehrten Ödipus sind es die Väter, die ihre Kinder umbringen.
Diese Situation erfordert eine angemessene Antwort. Die Erwachsenen – insbesondere diejenigen, die sich von der Kirche entfernt haben – müssen ihre Verantwortung wieder auf sich nehmen.
In unserer Diözese haben wir versucht, ihnen dabei zu helfen, indem wir eineErwachsenenkatechese vorgeschlagen haben, die seitens anderer Erwachsener durchgeführt wird. Da die jungen Generationen normalerweise ihren Glauben mit dem Glauben der Erwachsenen vergleichen, können die getauften Eltern wiederum – aufgrund der Liebe zu ihren Kindern – für sie erste und unverzichtbare Katecheten werden.
Die Erwachsenen sind zuweilen besser als die Priester Katecheten, die – als Zeugen des Glaubens und Träger der Glaubensinhalte – die anderen Erwachsenen auf ihre erzieherische Aufgabe vorbereiten.
Das ist nicht möglich, ohne sich auf die im Dienst der Evangelisierung stehenden Gemeinschaften zu stützen, die evangelisierten Personen helfen werden (sowohl den ungetauften Erwachsenen, die zur Begegnung mit Christus geführt werden müssen, als auch den getauften Erwachsenen, die sich vom Glauben entfernt haben, als auch Getauften, die ihren Glauben vertiefen wollen).
Die Ankunftswege der Erwachsenen, die sich verirrt haben, sollten nicht notwendigerweise über die Gemeinden gehen, sondern eher über die Lebensbereiche, mit denen sie sich identifizieren; sowohl die Gemeinschaften (z.B.: Vereine, Krankenhäuser, Gefängnisse, Frauenhäuser mit Kindern, Eltern von Kindern, die sich auf die Erstkommunion oder auf die Taufe vorbereiten, Orte menschlicher Aktivitäten), als auch Erziehungsorte (Kinderkrippe, Schule, Universität, die Welt der Kultur, Massenmedien).

[00176-05.04] [IN139] [Originaltext: Italienisch]

- S.Exz. Sebastian Francis SHAW, O.F.M., Titularbischof von Tino, Apostolischer Verwalter von Lahore (PAKISTAN)

Die Neuevangelisierung wurde von der Kirche in Pakistan begrüßt, in der Hoffnung, dass die Kirche durch die Evangelisierung auf die Bereitschaft stoßen möge, die derzeitigen Realitäten objektiv zu akzeptieren und konkrete Lösungen zu finden, um das Evangelium Christi in unserer Zeit zu leben. Im Hinblick darauf hat die Katholische Bischofskonferenz von Pakistan die Notwendigkeit verspürt, den Katechismus der Katholischen Kirche in Urdu, die Sprache dieses Landes, zu übersetzen, so dass den Menschen der Zugang zu den Grundlagen unseres Glaubens ermöglicht wird.
Bevor ich nun die für die Neuevangelisierung geplanten Aktivitäten aufzähle, möchte ich hervorheben, dass Pakistan ein mehrheitlich islamisches Land ist, in dem es ein Gesetz gegen Blasphemie gibt. Ich möchte dem Heiligen Vater und den Staatsoberhäuptern danken, die eingegriffen haben, um Asia Bibi nach der falschen Anklage wegen Blasphemie das Leben zu retten. Pakistan hat eine Bevölkerung von 180 Millionen Menschen, aber nur etwa 2 % davon sind Christen. Als solche können wir von keinem unserer Nachbarländer wie etwa Afghanistan, Indien, Iran oder China Hilfe für unsere Programme der Glaubensunterweisung erhalten.Für die Neuevangelisierung ist ein gesundes Verständnis der menschlichen Beziehungen erforderlich, in der Art, wie es die Sichtweise Jesu war. Aber unser heutiges Alltagsleben wird vom Konsumismus der Wegwerfgesellschaft dominiert, auch im Hinblick auf menschliche Beziehungen. So ist beispielsweise der Geist, der hinter dem Gebrauch eines Papiertaschentuchs steckt, in dem Verständnis sehr wichtig, dass, wie teuer oder parfümiert das Papiertaschentuch auch sein mag, die Beziehung zu ihm in dem Augenblick endet, wo es benutzt und weggeworfen wird; unglücklicherweise gilt dasselbe auch für den unbewußten Geist, der heutzutage in den Familien, in den Gemeinden, an den Arbeitsplätzen etc. unsere menschlichen Beziehungen dominiert.
Den Herausforderungen der religiösen Fundamentalisten in Pakistan gegen unseren katholischen Glauben zum Trotze laden wir als Kirche durch interreligiösen Dialog islamische Gelehrte und Mitglieder der bürgerlichen Gesellschaft, ebenso wie die Vertreter der anderen religiösen Minderheiten dazu ein, Anstrengungen zu unternehmen, eine harmonische Gesellschaft zu errichten, in der es allen Bürgern Pakistans möglich sein sollte, die allen gemeinsamen religiösen Werte, die wir gemeinsam bekennen, wie etwa Gerechtigkeit, Frieden, Rücksicht auf die Umwelt, gute Regierung in wechselseitiger Liebe und Fürsorge zu leben. Schließlich bitte ich euch demütig darum, unser in euren Gebeten zu gedenken, so dass wir, die “kleine Herde” von Christen in Pakistan, auch in Zukunft noch mit neuer Kraft, die aus der Neuevangelisierung kommt, ein Leuchtturm des Glaubens zur Verwandlung der Menschen, der Kultur und der Gesellschaft sein mögen.

[00178-05.05] [IN141] [Originaltext: Englisch]

- S.Exz. Joseph ABSI, der Missionsgesellschaft des heiligen Paulus, Griechischer-melkitischer Titularerzbischof von Tarsus, Weihbischof und Protosyncellus von Damas, Dimasq der Melkiten (SYRIEN)

Die Kirche lebt in einem weltweiten pluralistischen Kontext, und hat daher direkten Kontakt zu allen Möglichkeiten. Eines der Ergebnisse dieses Kontakts ist die Aufgeschlossenheit einiger Muslime dem Christentum gegenüber - eine Aufgeschlossenheit, die vor allem von den heutigen Kommunikationsmitteln begünstigt wird. Einigen dieser Muslime ist es sogar gelungen, in Christus das Antlitz der Liebe Gottvaters zu erkennen.
Da es hier um die neue Evangelisierung der westlichen Welt allgemein geht, dürfen wir nicht vergessen, dass die Entchristlichung Europas dem alten christlichen Kontinent in den Augen der Muslime nicht seine christliche Identität genommen hat. Die Muslime unterscheiden nicht zwischen Christen und Menschen der westlichen Welt, weil es für sie zwischen dem, was religiös und dem, was politisch oder sozial ist, keinen Unterschied gibt. Alles, was aus der westlichen Welt kommt, kommt für die Muslime von den Christen. Nun ist das allgemeine Verhalten der Menschen der westlichen Welt, vor allem auf kultureller und politischer Ebene, heute dergestalt, dass es das religiöse und nationale Empfinden der Muslime verletzt, ihren Werten, ihrer Ethik und ihrer Kultur Schaden zufügt. Es behindert also ihre Aufgeschlossenheit dem Christentum gegenüber und ihre eventuelle Evangelisierung.
Der Großteil der Muslime ist überzeugt davon, dass der Verfall der Sitten, die Ausbeutung der armen und schwachen Länder und die Geringschätzung der muslimischen Religion, die sie von seiten der westlichen Welt wahrnehmen können, von den Christen oder von dem kommen, was christlich ist.
Was kann man also tun - und wie kann man es tun-, um zu verhindern, dass die Muslime das Christentum mit der westlichen Welt verwechseln, die Christen mit den Menschen der westlichen Welt; dass sie sich also verhöhnt und frustriert fühlen? Mit dieser Frage wird sich die Synode zur neuen Evangelisierung beschäftigen müssen, wenn sie Spannungen und Missverständnisse soweit möglich verhindern und bewirken will, dass die Muslime im Bezug auf die Kirche und das Evangelium aufnahmebereiter sind.

[00198-05.10] [IN142] [Originaltext: Französisch]

- S.Exz. Alexander Thomas KALIYANIL, S.V.D., Erzbischof von Bulawayo (SIMBABWE)

Traditionell ist Simbabwe eine gottesfürchtige und sehr religiöse Nation. Alle verschiedenen Stämme hier haben einen tiefen Glauben an einen allmächtigen Gott. Die Nation hält christliche Prinzipien in allen ihren Politiken und Programmen hoch. Jedoch haben moderne Trends lokaler Politiker, Säkularismus und individuelle Freiheit diese christlichen Prinzipien beeinträchtigt. In den letzten 50 Jahren ungefähr sind viele indigene christliche Kirchen entstanden, welche christliche Prinzipien mit traditionellen Bräuchen verbinden. Diese scheinen mehr Menschen anzuziehen als die traditionellen Hauptkirchen, besonders wegen ihrem Umgang mit der Krankheit, dem Leid und dem Übel.
Seit den 1980er Jahren wird die Idee der Kirche als einer Familie im großen und ganzen mit der Einführung “Kleiner Kirchlicher Gemeinschaften” gut angenommen. Es gibt auch verschiedene Vereinigungen für Laien, die im Kindesalter anfangen bis zu den Älteren, die sehr beliebt sind. Die Menschen haben immer ein Zugehörigkeitsgefühl. Deshalb scheinen diese beiden Wege für die Evangelisierung verheißungsvoll. Es gibt viele neue Lebensumfelder, die der Erstevangelisierung bedürfen. Katecheten spielen in diesem Evangelisierungsprozess eine vitale Rolle.
Herausforderungen, denen die Kirche gegenübersteht: der Konflikt zwischen kulturellen Praktiken und Glaube; das Anwachsen von indigenen Kirchen; die starke Verbreitung von Pfingstkirchen; die Politisierung durch die Regierung; Materialismus und Säkularismus; dr mangelnde Initiativgeist seitens der Priester und Ordensleute; ökonomische Auflösung und Migration; HIV und Aids und Krankheiten; Stammesfehden und ethnische Auseinandersetzungen; das Fehlen von Pressefreiheit; unvollständige Familien; die katholischen Institutionen wie Schulen und Krankenhäuser haben ihren Halt im Glauben verloren. Die o.g. Herausforderungen sind für uns eine Gelegenheit über unsere Evangelisierungsmethoden in Simbabwe wiederholt nachzudenken. Das Jahr des Glaubens, in dem wir sind, ist die rechte Zeit, um Mittel freizusetzen, um die meisten der oben genannten Herausforderungen meistern zu können. Wir sind fest überzeugt davon, dass dieses Jahr ein neuer Anfang sein wird für unsere pastoralen Vorhaben.

[00199-05.04] [IN143] [Originaltext: Englisch]

- S.Exz. Berhaneyesus Demerew SOURAPHIEL, C.M., Metropolitan-Erzbischof von Addis Abeba, Präsident der Bischofskonferenz aus Ätiopien und Eritrea, Präsident des Rates der äthiopischen Kirche (ÄTHIOPIEN)

Die kleinen christlichen Gemeinschaften, die sich als lokalste Präsenz der katholischen und universalen Kirche etabliert haben, teilen dieselbe Sendung. Die kleinen christlichen Gemeinschaften sind ein idealer pastoraler Kontext für die Einrichtung und den Ausbau von Laienämtern. Einer der bedeutendsten Unterschiede zwischen den traditionellen katholischen Vereinigungen und den kleinen christlichen Gemeinschaften liegt in der apostolischen Ausrichtung der letzteren.
Kleine christliche Gemeinschaften sind nicht auf der persönlichen Heiligkeit ihrer Mitglieder aufgebaut, sondern auf der demütigen Aufnahmebereitschaft für ihre apostolische Sendung und der Treue zu ihr; die persönliche Heiligkeit ist eine Voraussetzung und eine Konsequenz der Sendung, nicht ihr Endzweck. Kleine christliche Gemeinschaften haben eine wesentlich auf die Spiritualität des Apostolats ausgerichtete Mission. Ohne Mission wären die kleinen christlichen Gemeinschaften, ebenso wie die Weltkirche, ihrer grundlegenden Berufung untreu, Zeuge des Evangeliums zu sein. Durch die Einrichtung der Laienämter, die in dem begrenzten Bereich der Gemeinde ausgeübt werden müssen, wird die Mission zu einer konkreten Realität.
Daher dürfen Laienämter nicht als zusätzliche oder fakultative Aktivitäten der kleinen christlichen Gemeinschaften aufgefasst werden, die die Arbeit des Priesters erleichtern. Sie sind Teil ihres Lebens und ihres Wachstums, und wenn die Ämter schlechter ausgeübt werden, geht auch das Leben der Gemeinde zugrunde. Die Erfahrung hat ausreichend gezeigt, was aus religiösen Vereinigungen wird, die nur auf Gebet und Frömmigkeit konzentriert sind: sie werden zu einer Art geistlichem Club, der nur heiligen Mitgliedern offensteht und sich mehr an die Vorschriften des Handbuchs seines Gründers hält als an die Forderungen Jesu im Evangelium.
Der Handlungsspielraum ist groß und offen für pastorale Kreativität. Dennoch muss bei der Einrichtung neuer Laienämter darauf geachtet werden, dass dem Dialog, der Konsultation und der Gemeinschaft mit dem Ortsbischof Rechnung getragen wird und dass eine periodische Beurteilung stattfindet, um zu vermeiden, dass eine Reihe verschiedener Laienämter vorangetrieben wird, die keine gemeinsame pastorale Sicht und Ausrichtung haben, was beim Gottesvolk Entrüstung und Verwirrung auslösen kann.
Das ist die wichtigste Herausforderung der neuen Evangelisierung, Auch wenn eine kontinuierliche Neu-Bildung unserer Christen im Bereich des Laienamts notwendig ist, werden es sicher nicht die Christen sein, die dagegen Einspruch erheben und Widerstand leisten. Die Christen sind eifrig darum bemüht, auf eine aktivere Weise an Leben und Wachstum der Kirche teilzunehmen.

[00200-05.10] [IN144] [Originaltext: Englisch]

- S.Exz. Filipe Neri António Sebastião DO ROSÁRIO FERRÃO, Erzbischof von Goa und Damão (INDIEN)

Die Gemeinde ist der Ort, an dem sich die Gläubigen versammeln, um im Glauben zu wachsen, das Mysterium kirchlicher Gemeinschaft zu erleben und an der Mission der Kirche teilzuhaben (vgl. EA 25). Die Kirche hat in Indien “Einen Neuen Weg, Kirche zu sein” durch “Kleine christliche Gemeinschaften” beschritten. Die Gläubigen einer Nachbarschaft denken gemeinsam nach über das Wort Gottes, beten zusammen und handeln in Solidarität für eine ganzheitliche Entwicklung und authentische Befreiung der menschlichen Person. Sie machen die Erfahrung der Bekehrung, wachsen durch die persönliche Begegnung mit Jesus und erkennen ihn in den anderen, und so stellen die Gläubigen die verschiedenen Gaben und Charismen des Geistes in den Dienst des Evangelisierungsauftrags der Kirche und treten an ihren Wohnorten in den Dialog des Lebens und der Tat mit Menschen anderer Glaubensrichtungen ein. Das macht eine neue Art von Führung erforderlich, besonders von seiten der Priester, die jegliche Anzeichen einer beherrschenden und arroganten Haltung vermeiden müssen, indem sie Christus nachfolgen in demütiger, selbstverneinender, belebender und ermutigender Führung. Laiengläubige sind besonders aufgerufen, das Reich Gottes zu suchen durch ihr Engagement in den zeitlichen Angelegenheiten, indem sie sie - im weiten und komplexen Szenarium der sozio-kulturellen Bereiche unserer modernen Gesellschaft - im Geiste Christi und gemäß Gottes Plan ordnen. Die Hirten müssen sicherstellen, dass die Laien zu Verkündern des Evangeliums ausgebildet werden, um die zeitgenössischen Anforderungen erfüllen zu können, nicht lediglich mit weltlichem Wissen und weltlicher Effizienz, sondern inspiriert von der Wahrheit Christi(vgl. EA 45). Dieses setzt einen Paradigmenwechsel in unserem Denken voraus sowie eine radikale Neuorientierung unserer Ressourcen.

[00201-05.04] [IN145] [Originaltext: Englisch]

- Kardinal Antonio María ROUCO VARELA, Erzbischof von Madrid, Präsident der Bischofskonferenz (SPANIEN)

Es ist unumgänglich, den “Sitz im Leben” der Neuevangelisierung zu kennen, wenn wir diese korrekt anwenden und durchführen wollen. Der Säkularismus ist vielleicht ihr charakteristisches Kennzeichen. Die Geschichte der Säkularisierung, die im 17. Jahrhundert begonnen hatte, gipfelte im 20. Jahrhundert mit dem Postulat “Gott ist tot” und der Verherrlichung des “Übermenschen”. Die beiden erschreckendsten Totalitarismen der Zeit - der Kommunismus und der Nationalsozialismus - sind, ebenso wie die beiden Weltkriege, unerklärlich ohne diese beiden Thesen, die nach 1945 in eine Krise geraten sind. Das II. Vatikanische Konzil, das an diesem Kreuzweg der Geschichte einberufen wurde, um die Lehre und Pastoral der Kirche auf den neuesten Stand zu bringen, öffnete ihr den Weg dazu, sich selbst “ad intra” und “ad extra” zu übersteigen.
Gleichwohl hat die “68er Revolution” sie erneut ins Feld geführt und radikalisiert, bis hin zur Leugnung der Würde, die jedem menschlichen Wesen eignet: ein gesundes Schimpansenbaby ist einem bekannten angelsächsischem Anthropologen zufolge mehr wert als ein behindertes Kind. War die Kirche - Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien - dieser Herausforderung gewachsen? Ist sie nicht manchmal durch die säkulare Ideologie beeinflußt worden? Ist es uns nicht manchmal teuer zu stehen gekommen, dass wir gezeigt haben, was und wer wir innerhalb und außerhalb des “öffentlichen Raums der Geschichte” sind (Benedikt XVI.)? Der Heilige Vater hat uns aufgerufen zur “Entweltlichung”. Es ist dringend erforderlich, dass wir darauf mit einer Hinterfragung unseres Gewissens bezüglich unserer Sünden und einer Umkehr unserer Herzen antworten! Ohne diese zutiefst geistliche Prämisse wäre es nutzlos, die Neuevangelisierung anzugehen. Missionierte Kirche - missionierende Kirche: das ist die “Gleichung” Johannes Pauls II.!

[00214-05.04] [IN160] [Originaltext: Spanisch]

- Kardinal John NJUE, Erzbischof von Nairobi, Präsident der Bischofskonferenz (KENIA)

Es besteht nur wenig Interesse an der Religion und noch weniger Interesse am Thema der “wahren Religion”. Was hingegen zu zählen scheint, ist die religiöse Erfahrung. Die Menschen suchen verschiedene religiöse Formen, ein jeder nach seinem Geschmack, um sich die religiöse Erfahrung zu sichern, die den eigenen Interessen oder den Notwendigkeiten des Augenblicks am meisten entgegenkommt.
Viele Menschen leugnen heutzutage die Existenz Gottes nicht, doch sie kennen ihn nicht. Muß man, unter diesem einzigen Gesichtspunkt, die Krise, in der sich die Gesellschaft heute befindet, nicht untersuchen? Es wird Zeit, die Türen unserer Kirchen weit zu öffnenen und die Auferstehung Christi zu verkünden, deren Zeugen wir sind. Wie der Heilige Ignatius, Bischof von Antiochien, schrieb, “reicht es nicht aus, sich Christen zu nennen, wir müssen Christen sein in unserem Zeugnis”. Wenn heute jemand die Christen erkennen will, müßte er sie nicht auf Grund ihrer Absichten erkennen, sondern auf Grund ihrer Lebens im Glauben. Wir haben die Aufgabe, die gesamte Gesellschaft im Geiste der Lehre und im Geiste Christi zu erziehen.
Die Theologie, die wir heute unterrichten und leben, muß eine Glaubenswissenschaft sein, die der menschlichen Vernunft hilft, die Glaubenswahrheiten besser zu verstehen.
Der Glaube und die Vernunft müssen zusammenwirken, um für die Gläubigen besser verständlich zu werden.
Die Theologen unserer Zeit haben keine andere Wahl als heiligmäßig zu sein, und nicht nur Lehrer der Wahrheit. Wir brauchen eine authentische neue Bekehrung zum Herrn, dem einzigen Erlöser der Welt.
Wir brauchen einen Glauben, der durch die Liebe wirkt (Gal 5,6)
Das Glaubensbekenntnis muß zum täglichen Gebet werden, das die Synthese des uns bekannten und gelebten Glaubens ist.
Wir müssen uns heute aufrichtig und mutig den Herausforderungen stellen, auf die der Glaube Antworten geben muß.
Wir müssen uns bewußt sein, daß der Glaube einen großen Einsatz von uns verlangt.
Deshalb geht unser Glaubenszeugnis von der Glaubwürdigkeit unseres Lebensweges als Gläubige aus und von der Überzeugung, daß die Gnade wirkt und verwandelt, bis sie die Umkehr des Herzens erreicht hat. Das ist ein Weg, der auch noch nach zwei Jahrtausenden Geschichte Christen finden muß, die sich dafür einsetzen. Das, was ich mir wünsche und heute hier hören möchte, wenn jeder von uns auf die Frage: “Was tust du, mein Freund?, antworten könnte: “Ich wachse sichtbar in meinem Glauben”.

[00226-05.05] [IN163] [Originaltext: Englisch]

- S.Exz. Beatus KINYAIYA, O.F.M. Cap., Bischof von Mbulu (TANSANIA)

Instrumentum laboris besagt unter Nr. 82, dass die Kirche “als große Ressource die getauften Laien hat.” Durch ihre Energie und ihren Glauben sollten sie also eine Erneuerung im kirchlichen Bereich bewirken können.
In Afrika konnten wir feststellen, dass insgeheim immer mehr Versuche unternommen werden, den Einfluss der Kirche und ihre führende Position im öffentlichen Bereich systematisch zu untergraben. Ein Teil der neuen staatlichen Gesetzgebung zielt darauf ab, die Kirche aus dem Bildungs- und Gesundheitssektor, sowie aus dem Bereich der sozialen Dienste an den Gemeinschaften zu verdrängen und ihre moralische Stimme, die die grundlegenden Werte des Evangeliums verteidigt, verstummen zu lassen.
In Anbetracht dieser Situation müssen die Laien, deren besondere Berufung sie mitten in die Welt stellt und mit den verschiedensten zeitlichen Aufgaben betraut, ihrem mit der Taufe erhaltenen Ruf folgen, die weite und komplexe Welt der Politik, der Wirtschaft, der Kultur, der Wissenschaft und der Künste zu evangelisieren, ohne dabei die Massenmedien zu vergessen. Sie müssen die menschliche Liebe evangelisieren, die Familie, die Erziehung und Ausbildung der Kinder und Jugendlichen, die Berufstätigen und die Leidenden. Je mehr die vom Evangelium inspirierten Laien mit diesen Realitäten befasst sind, umso mehr werden diese Realitäten im Dienst des Reiches Gottes stehen.
Als leitende Verantwortungsträger haben wir die Pflicht, sie ausreichend auszubilden, indem wir mehr Pastoralzentren und Höhere Bildungsinstitute einrichten, mehr lokale Synoden einberufen, durch die sie auf allen Ebenen miteinbezogen werden, und indem wir mehr Programme geistlicher Bildung für sie schaffen, wie Orte zur Einkehr und Seminare. Und wir müssen auch den missionarischen Geist unter ihnen fördern.

Die Welt ist ein großer Weinberg. Der Besitzer dieses Weinbergs ist der Herr, und er lädt jeden Mann, jede Frau und jedes Kind ein, in den Weinberg zu kommen und dort zu arbeiten, damit er Früchte vieler guter Werke hervorbringen kann. Im Evangelisierungswerk ist es Aufgabe der Laiengläubigen, in die Mentalität, das Brauchtum, die Gesetze und die Struktur der Gesellschaft, in der wir leben, einen christlichen Geist einfließen zu lassen. Die getauften Laien sind es, die die zeitliche Ordnung der Dinge mit dem Geist des Evangeliums durchdringen und vollkommen machen müssen.

[00224-05.10] [IN146] [Originaltext: Englisch]

- S.Exz. Dominic Ryōji MIYAHARA, Bischof von Fukuoka (JAPAN)

Im vergangenen Jahr wurde Japan von dem schrecklichen Erdbeben und dem Tsunami heimgesucht, gefolgt von dem Atomunfall. Aus diesem Anlaß haben Seine Heiligkeit Benedikt XVI., die internationalen Caritas-Verbände, zahlreiche Bischofskonferenzen sowie Menschen guten Willens aus allen Ländern dem japanischen Volk Hilfen jeder Art geschickt und für uns gebetet, Ausdruck einer herzlichen und tiefempfundenen Solidarität. Ich bin daher für diese Gelegenheit dankbar, Seiner Heiligkeit und der ganzen Welt im Namen der Japanischen Bischofskonferenz zu danken.
Diese soziale Situation des Wiederbeginns nach einer Katastrophe ohne Präzedenzfall zu unterstreichend, wäre es am besten, die Dokumente des II. Vatikanischen Konzils, vor allem Gaudium et spes, zu lesen. Diese Dogmatische Konstitution sagt, indem sie klar den Standpunkt und die Rolle der Kirche in der Gesellschaft definiert: “Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände” (GS 1).
Die Kirche in Japan ist sich der ursprünglichen Rolle und Mission der Kirche für die Gesellschaft wohl bewusst. Tatsächlich erhalten diejenigen, die in die von der Naturkatastrophe betroffenen Gebiete gehen, um den Leidenden zu Hilfe zu kommen, ihrerseits Vieles von den Opfern, so etwa Hoffnung, Ermutigung, Tröstung und vieles mehr. Vielleicht hat sich Jesus in dieser Stadt verborgen. Wir müssen Jesus in der Gesellschaft suchen, um Jesus in den Menschen zu begegnen, indem wir die Stimmen der Völker anhören und nach ihren Bedürfnissen fragen. Die Kirche will so etwas wie eine Arterie der Gesellschaft sein, die Hoffnung, Ermutigung, Trost bringt und der ganzen Gesellschaft neue Energie einflößt, so wie der menschliche Körper durch die Aktion der Arterien und Venen belebt wird, die Sauerstoff und Nahrung bringen und die Abfallstoffe wegschaffen. Wenn sich die Kirche von der Gesellschaft entfernt, dann kann die Evangelisierung keine Frucht tragen. Es ist unerlässlich, dass die Kirche durch die Evangelisierung genügend neue Lebenskraft ins Leben der Gesellschaft und der Familie bringt. Um das zu tun, muß sie zuvor der Wirklichkeit der Gesellschaft ins Gesicht schauen; in der aktuellen Lage die klaren “Zeichen der Zeit” erkennen, um das Licht des Evangeliums zu verbreiten und von innen heraus die ganze Gesellschaft zu erneuern.
Schließlich hoffe ich, dass diese Synode der Anlass sein kann, um jenen Vertrauen und Mut einzuflößen, die ehrlich ihren Glauben leben und ihn auch unter schwierigen Bedingungen unerschütterlich erhalten wollen. Es kommt vor allem in den Missionsländern nicht selten vor, dass sich innerhalb einer Familie nur ein einziger Gläubiger befindet. Diese Fälle sind sogar ausgesprochen zahlreich. Ich bin überzeugt davon, dass, wenn wir diesen aufrechten Christen durch diese Synode Mut, Hoffnung und Unterstützung einflößen können, die Synode selbst zahllose und wunderbare Früchte wird ernten können.

[00202-05.04] [IN147] [Originaltext: Italienisch]

- S.Exz. William SLATTERY, O.F.M., Erzbischof von Pretoria, Militärbischofsamt für Südafrika (SÜDAFRIKA)

In Anbetracht der gegenwärtigen Strukturen der Kirche und der Bedeutung der Liturgie und der Pfarrgemeinde hängt viel vom Priester ab (Instrumentum laboris, 81-89).
Kann es angesichts der Tatsache, dass für die vielen Seminare nur wenige gut ausgebildete Lehrer zur Verfügung stehen, überhaupt zu einer persönlichen Begegnung der Seminaristen mit dem Herrn kommen? Wer trifft hier eine Unterscheidung?
Wenn die jungen Priester eine menschlich unzureichende Ausbildung erhalten, werden sie unempfindsam und unfähig sein, den Menschen ein Gefühl der Zugehörigkeit zu vermitteln. Die Zugehörigkeit ist die Mitte der Gemeinschaft; sie ist ein Abbild des Heiligen Geistes. Die bedeutsamsten konkreten Zeichen für die jungen Menschen in dieser subjektiven Epoche werden von ihnen im Bereich der Zugehörigkeit und der zwischenpersönlichen Beziehungen erkannt.
Wenn ein junger Priester eine unzureichende geistliche Ausbildung hat, wenn er nicht persönlich die absolute Schönheit Gottes geschaut hat, wird ihm der Gebetseifer, und damit auch das Urteilsvermögen, fehlen. Er wird nicht fähig sein, die anderen in Heiligkeit zu unterweisen.
Mit einer pastoralen Ausbildung ohne Führung wird der Priester nur schwer in der Lage sein, die Erfahrung der Gaben der Laien zu machen, und er wird folglich dazu tendieren, zu dominieren statt zusammenzuarbeiten, wie gemäß Nr. 106 des Instrumentum laboris wünschenswert ist.
Wenn der Priester keine fundierte Theologie besitzt, wird er wie ein Blinder sein, der einen Blinden führt.
Im Umgang mit den Medien unserer Zeit (Nr. 131) schätze ich die Politik, die die Kirche in England vor dem Papstbesuch betrieben hat, als sie vielversprechende junge Leute ausgewählt und dafür ausgebildet hat, ihren Glauben zu verteidigen und zu erklären. Eine attraktive junge Ärztin ist für die Behandlung medizinischer Fragen viel medienwirksamer als ein alter unverheirateter Bischof.
Teil der Evangelisierung junger Menschen muss es sein; a) ihnen die Welt der Armen nahezubringen; b) etwas für Christus zu tun, auch etwas einfaches wie eine Pilgerfahrt; und c) gemeinsam über diese Erfahrungen nachzudenken.
Ich halte es für wünschenswert, dass pastorale Dienste wie die, die Katecheten, Seelsorger und geistliche Begleiter - Männer und Frauen - im Leben der Kirche leisten, formal anerkannt werden.
Was uns Bischöfe angeht, müssen die Bischofskonferenzen einen neuen Raum schaffen, der es uns erlaubt, die Evangelisierung in unser geistliches und pastorales Leben einzugliedern. Als Väter und Brüder müssen wir an der Seite unserer Priester sein, ihr Pfarr-Apostolat zu schätzen wissen und ihnen das Licht der Evangelisierung zeigen. Wir müssen die neuen Bewegungen anzunehmen wissen, aber mit ihnen gemeinsam voranschreiten, um die Sicht der Diözese innerhalb der Konturen ihrer Charismen beizubehalten.

[00203-05.12] [IN148] [Originaltext: Englisch]

- S.Exz. Virgil BERCEA, Bischof von Oradea Mare, Gran Varadino der Rumänen (RUMÄNIEN)

Die neue Evangelisierung kann auf keine andere Weise umgesetzt werden als die Erstevangelisierung. Sie braucht Heilige, Propheten, Männer und Frauen, die vom Heiligen Geist erfüllt sind. Und das ist auch der Grund, warum die Evangelisierer von heute diese Eigenschaften neu entdecken müssen; jene Züge, die die Verkünder des Evangeliums schon immer ausgezeichnet haben, denn nur auf diese Weise wird ihr Predigen zugänglich, glaubwürdig.
Wir werden vor neue Herausforderungen gestellt, auf die wir oft nicht vorbereitet sind, eine Welt voller neuer Götzen, vor denen der heutige Mensch niederkniet: Räume wie Clubs oder überfüllte Supermärkte treten an die Stelle der liturgischen Praxis. Neue Tempel, die eine neue Art zu leben herausstellen, parallel zu dem, was die Kirche vorschlägt. Alle jungen Menschen von heute - und nicht nur sie - sind auf der Suche nach starken und schnellebigen Emotionen, nach intensiven Erfahrungen.
In Rumänien ist das Phänomen der Migration heute stark verbreitet (vgl. Instrumentum laboris, Nr. 55): wir sprechen von mehr als 5 Millionen Emigranten in der ganzen Welt. Diese starke Auswanderungswelle aus der Heimat in Länder der westlichen Welt bringt nicht nur das Leid mit sich, das mit dem Verlust der Heimat einhergeht, sondern auch einen gegenseitigen Austausch von Gaben.
In Anbetracht dieser Herausforderungen müssen wir eine Sprache und eine Methode finden, die zum Herzen des Menschen der Moderne und der Post-Moderne vordringt. Wir glauben, dass vorbildliche Menschen, das Gebet, das den Menschen in seiner Ganzheit umfasst (Leib-Herz-Verstand) und die Schule der Ikone alte und zugleich stets neue Beispiele für eine neue Evangelisierung sind.
Die griechisch-katholische Kirche Rumäniens will ihre jüngste Erfahrung in aller Demut teilen, damit diese Erfahrung eine Ikone für die ganze Kirche sein kann. Die Stigmata eines Zeugnisses, das soweit ging, dass das Blut von 12 Bischöfen, Priestern und Laien vergossen wurde, die in der Zeit des kommunistischen Regimes in den Gefängnissen starben, denen vorgeworfen wurde, Katholiken zu sein, sind der Königsweg für die zukünftigen Generationen. Dort, hinter Gittern, waren ihre Gebete eine Stütze für jene, die sie zuhause zurückgelassen hatten, und heute sind sie ein Anreiz für die neue Evangelisierung. Das Zeugnis, das Blut und Leid geworden ist, hat den Boden Rumäniens getränkt und weitet sich auf die ganze Kirche aus. Das Vorbild dieser Märtyrer evangelisiert, ihr Zeugnis stärkt und gibt Mut für die Geburt neuer Christen. Diese vorbildlichen Menschen sind im Gebet zu Ikonen geworden.

[00204-05.06] [IN149] [Originaltext: Italienisch]

- S.Exz. John WONG SOO KAU, Erzbischof-Koadjutor von Kota Kinabalu (MALAYSIA)

Der Ruf nach einer neuen Evangelisierung setzt die Erkenntnis voraus, dass unsere gegenwärtigen Methoden und Ausdrucksformen nicht länger anziehend und ansprechend sind in einer Welt, die von Veränderungen ergriffen, mitgerissen, ja vorangetrieben wird, die nicht nur vom wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt, sondern auch von der Habsucht der Menschen beschleunigt werden.
Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurden auf verschiedenen Ebenen zahlreiche Reflexionen und Konferenzen organisiert, die versucht haben, die Zeichen der Zeit zu deuten. Viele Stellungnahmen und Ermahnungen wurden für die Ortskirchen herausgegeben, um den veränderten Situationen mit Mut und Hoffnung gerecht zu werden. Aber die Botschaften konnten nicht schnell genug und nicht überall verbreitet werden. Wir müssen in aller Demut zugeben, dass die Antworten, die wir in der Vergangenheit gegeben haben, von den Veränderungen in unserer Welt überholt worden sind. Wir sind ganz einfach unfähig, Lösungen für Einzelne und für Gesellschaften anzubieten, die in den Strukturen und Gelegenheiten der Sünde gefangen sind. Unsere Stimmen werden entweder von den nationalen Gesetzen oder von mächtigen Kräften unterdrückt, die die Medien kontrollieren. Dazu kommen noch die Ausmaße, die die Tendenz zu Fanatismus und Extremismus angenommen hat (vgl. IL 63-67). Das alles macht es dringend erforderlich, dass wir unsere Methoden für die Weitergabe der Lehre der Kirche nicht nur im Ausdruck, sondern auch in der Wortwahl und in den Mitteln überdenken.
In einer Welt zunehmender Konflikte in Glaubens- und ideologischen Fragen, müssen unsere getauften Laien als Minderheiten in gewissen Regionen, z.B. in Asien, so ausgebildet werden, dass sie kritischen Situationen, in denen ihr Glaube bedroht ist, gewachsen sind. Der interreligiöse Dialog muss zum festen Bestandteil ihrer Tagesordnung für die neue Evangelisierung werden. Gleichzeitig müssen wir gewährleisten, dass zuerst die Grundrechte der christlichen Minderheiten in gewissen Regionen geschützt und dann ihr Glaube gestärkt werden muss.
Wenn schon das Führungspersonal der Kirche nicht fähig sind, den Veränderungen in unserer Welt zu widerstehen, wie sollen sie dann anderen helfen können? Skandale, schlechte Leitung, ein materialistischer Lebensstil und der Verlust des pastoralen Eifers gehören zu den Herausforderungen unserer Evangelisierungssendung. In Anbetracht des besonderen Status der geweihten Amtsträger muss die Seminarsausbildung gründlich überdacht werden. Das fast monastische, intellektuelle, leichte und komfortable (von der Welt abgeschnittene) Leben war nicht in der Lage, Seelsorger zu formen, auf die Nöte der Menschen von heute und morgen eine entscheidende Antwort zu geben wissen.
Letztendlich stellt sich die Frage, wie man unseren Gläubigen helfen kann, nach wie vor glaubwürdige Zeugen des Evangeliums in unserer heutigen Welt zu sein. Ich schlage vor, unsere Soziallehre zu einem wichtigen und wesentlichen Bestandteil unserer Katechesen und Predigten zu machen. So kann die durch die Soziallehre erläuterte Frohbotschaft für den wissbegierigen Geist des modernen Menschen vielleicht schmackhafter gemacht werden.

[00205-05.09] [IN150] [Originaltext: Englisch]

FILM: DIE GLOCKEN EUROPAS

Am Ende der Zwölften Generalkongregation wird heute nachmittag in der Synodenaula für die Synodenväter und die anderen Teilnehmer der Film “Die Glocken Europas - Eine Reise im Glauben durch ganz Europa” vorgeführt. Wir drucken hier eine Beschreibung ab:

Der Film, den das Vatikanische Fersehzentrum mit der Unterstützung verschiedener Institutionen verwirklicht hat, enthält eine außergewöhnliche Reihe von Originalinterviews mit den bedeutendsten religiösen Führungspersönlichkeiten der größten christlichen Konfessionen: mit Papst Benedikt XVI., mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., mit dem Patriarchen von Moskau Kyrill, mit dem Erzbischof von Canterbury Rowan Williams; mit dem lutherischen Bischof Huber; sowie mit hervorragenden Persönlichkeiten aus dem Bereich der Politik und der Kultur: Hans-Gert Poettering, Präsidenten des Europäischen Parlaments a. D., Alexander Avdeyev, Kultusminister der Russischen Föderation a. D., P. Fr.-X. Dumortier, Rektor der Päpstlichen Universität Gregoriana, sowie mit dem italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano.
Auf diese Weise erfolgt eine mehrstimmige Reflexion über die Gründe der Hoffnung in bezug auf eine gemeinsame Zukunft der christlichen Kirchen und aller Menschen guten Willens in Ost und West sowie in bezug auf die Evangelisierung und das christliche Zeugnis nicht nur in Europa, sondern in der ganzen heutigen Welt. Die Reflexion wird begleitet durch den roten Faden des Klangs der Glocken mit ihren Schlägen, die aus den unterschiedlichsten Ecken des Kontinents kommen sowie durch die Musik des großen estländischen Komponisten Arvo Pärt.
Da nur kurze Ausschnitte aus den sehr langen Interviews, die einen großen Reichtum darstellen, in den Film Eingang finden konnten, wurde ein Beiheft vorbereitet, in dem die vollständigen Texte dieser Interviews gesammelt wurden, sowohl auf italienisch als auch auf englisch. Dieses Beiheft wird sowohl den Synodenvätern als auch den anderen Synodenteilnehmern überreicht.
Die Distributionsrechte des Films “Bells of Europe” liegen sowohl im Hinblick auf eventuelle Fernsehübertragungen als auch für ihre Version als Home Video bei RAI Cinema, die einen wesentlichen Beitrag zur Verwirklichung des Films geleistet hat.
Wir vertrauen darauf, dass der Film - vor allem in der Version als Home Video und mit Unterstützung der vollständigen Fassung der Interviewtexte - dazu verhelfen möge, Begegnungen und Reflexionen über das Verhältnis zwischen dem Glauben und der Zukunft der Menschheit auf dem europäischen Kontinent, aber auch weit über dessen Grenzen hinaus, anzuregen.

[00257-05.04] [NNNNN] [Originaltext: Italienisch]

AUSSTELLUNG AUS ANLAß DER SYNODENVERSAMMLUNG

Die Neuevangelisierung, ein Neuanfang unter dem Zeichen des Ursprungs des christlichen Glaubens. Das ist der Sinn der in der Vorhalle der Aula Paul VI. Von den Vatikanischen Museen anläßlich der XIII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode vorbereiteten Ausstellung. Drei Funde aus frühchristlicher Zeit “begleiten” die Arbeit der Synodenväter und der übrigen Teilnehmer an der Synodenversammlung. Die historisch und künstlerisch wertvollen Werke kommen aus den Katakomben und zeigen symbolische Darstellungen aus dem frühen Christentum. Sie wurden vom Museo Pio Cristiano ausgewählt, wo sie auch aufbewahrt werden.

Die Beschreibungen der Exponate wurden in den Verlautbarungen Nr. 4 vom 8. Oktober 2012 veröffentlicht.

[00021-01.04] [NNNNN] [Testo originale: italiano]

ANKÜNDIGUNGEN

- PRESSEKONFERENZ

PRESSEKONFERENZ

Die zweite Pressekonferenzüber die Arbeiten der Synode (mit Simultanübersetzung in die italienische, englische und französische Sprache) findet in der Aula Johannes Paul II. Des Presseamtes des Heiligen Stuhls am Donnerstag, 18. Oktober 2012 gegen 12.45 Uhr statt (im Anschluß an die Relatio post disceptationem).
Es werden das Wort ergreifen:

- Kardinal John TONG HON, Bischof von Hong Kong (Xianggang) (CHINA)
- Kardinal Francisco ROBLES ORTEGAang1040 , Erzbischof von Guadalajara (MEXIKO)
- Kardinal Laurent MONSENGWO PASINYA, Erzbischof von Kinshasa (DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO)
- S.Exz. Ján BABJAK, S.I., Metropolitan-Erzbischof von Prešov der Katholiken des byzantinischen Ritus, Präsident des Rates der slowakischen Kirche (SLOWAKEI)
- S.Exz. José Horacio GÓMEZ, Erzbischof Los Angeles (USA)
- P. Federico LOMBARDI, S.I., Direktor des Presseamtes des Heiligen Stuhls (VATIKANSTADT)

 

 

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- Verzeichnis Verlautbarungen Synodus Episcoporum - XIII Ordentliche Geralversammlung - 2012
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- Verzeichnis Presseamt des Heiligen Stuhls
 
[Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Spanisch]

 

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