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BENEDIKT XVI .

ANGELUS

Petersplatz
Sonntag, 6. November 2011

[Video]

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Die biblischen Lesungen der heutigen Sonntagsliturgie laden uns ein, das Nachdenken über das ewige Leben fortzusetzen, das wir anläßlich des Gedenktages Allerseelen begonnen haben. In diesem Punkt gibt es einen klaren Unterschied zwischen dem, der glaubt, und dem, der nicht glaubt, oder – wie man ebenso sagen könnte – zwischen dem, der hofft, und dem, der nicht hofft. Der hl. Paulus schreibt nämlich an die Thessalonicher: »Wir wollen euch über die Verstorbenen nicht in Unkenntnis lassen, damit ihr nicht trauert wie die anderen, die keine Hoffnung haben« (1 Thess 4,13). Der Glaube an den Tod und die Auferstehung Jesu Christi bedeutet auch in diesem Bereich eine entscheidende Trennungslinie. Wieder ist es der hl. Paulus, der den Christen von Ephesus in Erinnerung ruft, daß sie vor der Annahme der Frohen Botschaft »keine Hoffung [hatten] und ohne Gott in der Welt [lebten]« (Eph 2,12). In der Tat waren die Religion der Griechen, die heidnischen Kulte und Mythen nicht imstande, Licht auf das Geheimnis des Todes zu werfen, so daß gar eine alte Inschrift lautete: »In nihil ab nihilo quam cito recidimus«, was heißt: »Schnell fallen wir vom Nichts ins Nichts zurück«. Wenn wir Gott wegnehmen, wenn wir Christus wegnehmen, gleitet die Welt in Leere und Finsternis zurück. Und dies spiegelt sich auch in den vielen Ausdrucksformen des zeitgenössischen Nihilismus wider, eines oft unbewußten Nihilismus, der leider viele junge Menschen infiziert.

Das heutige Evangelium ist ein berühmtes Gleichnis, das von zehn Jungfrauen spricht, die zu einem Hochzeitsfest geladen sind, Symbol des Himmelreiches, des ewigen Lebens (Mt 25,1–13). Es ist ein treffendes und freudiges Bild, mit dem Jesus jedoch eine Wahrheit lehrt, die uns hinterfragt; denn von den zehn Jungfrauen werden fünf zum Fest eingelassen, weil sie bei der Ankunft des Bräutigams Öl haben, um ihre Lampen anzuzünden, während die anderen fünf draußen bleiben, da sie töricht waren und kein Öl mitgebracht hatten. Was bedeutet dieses »Öl«, das unverzichtbar ist, um zum Hochzeitsmahl eingelassen zu werden? Der hl. Augustinus (vgl. Sermones 93,4) und andere frühe Autoren sehen darin ein Symbol der Liebe, die man nicht kaufen kann, sondern als Geschenk empfängt, im Innersten bewahrt und in den Werken umsetzt. Wahre Weisheit besteht darin, das sterbliche Leben zu nutzen, um Werke der Barmherzigkeit zu tun, da dies nach dem Tod nicht mehr möglich sein wird. Wenn wir zum Jüngsten Gericht auferweckt werden, werden wir hinsichtlich der im irdischen Leben geübten Liebe gerichtet werden (vgl. Mt 25,31–46). Und diese Liebe ist Geschenk Christi, in uns eingegossen durch den Heiligen Geist. Wer an Gott, der Liebe ist, glaubt, trägt in sich eine unbesiegbare Hoffnung, wie eine Lampe, mit der er die Nacht jenseits des Todes durchschreiten und zum großen Fest des Lebens gelangen kann.

Wir bitten Maria, Sedes Sapientiae, uns die wahre Weisheit zu lehren, jene, die in Jesus Fleisch geworden ist. Er ist der Weg, der von diesem Leben hin zu Gott, zum Ewigen führt. Er hat uns das Antlitz des Vaters offenbart und uns so eine Hoffnung voller Liebe geschenkt. Daher wendet sich die Kirche an die Mutter des Herrn mit diesen Worten: »Vita, s nostra«. Von ihr wollen wir lernen, in dieser Hoffnung, die nicht enttäuscht, zu leben und zu sterben.

 


Nach dem Angelusgebet

APPELL

Voll Sorge verfolge ich die tragischen Vorfälle, zu denen es in den vergangenen Tagen in Nigeria gekommen ist, und während ich für die Opfer bete, fordere ich dazu auf, jeder Gewalt ein Ende zu setzen, die die Probleme nicht löst, sondern sie vergrößert und dabei Hass und Spaltung auch unter den Gläubigen sät.

* * *

... auf französisch: Ich grüße herzlich die Pilger französischer Sprache. Im Evangelium des heutigen Sonntags fordert uns der Herr zur Wachsamkeit des Herzens auf, damit wir seine Gegenwart jeden Tag suchen und erkennen. Angesichts der Ungewißheiten des Lebens wollen wir keine Angst haben, uns ihm anzuvertrauen. Wir wollen ihm den ersten Platz in unserem Leben geben, und so werden wir mit Zuversicht auf die ewige Glückseligkeit zugehen. Die Jungfrau Maria begleite uns auf dem Weg des Glaubens und der Hoffnung! Von ganzem Herzen segne ich euch.

… auf englisch: Es freut mich, alle englischsprachigen Pilger und Besucher zu grüßen, die zu diesem Angelusgebet gekommen sind. Im heutigen Evangelium fordert uns Jesus auf, wie die klugen Jungfrauen für die endgültige Begegnung mit ihm bereit zu sein, der kommen wird, um sein Erlösungswerk am Ende der Zeiten zu vollenden. Das Licht des Glaubens möge uns immer leiten, und die Gabe der christlichen Liebe möge auf dem Weg zum ewigen Hochzeitsfest in unseren Herzen und Taten stark werden. Ich wünsche euch allen einen angenehmen Aufenthalt in Rom und einen gesegneten Sonntag!

… auf deutsch: Ganz herzlich grüße ich alle Pilger und Besucher deutscher Sprache, besonders den Tölzer Knabenchor und seine Begleiter. Im Monat November denken wir gerne an unsere Verstorbenen. Wir hoffen, daß der Tod nicht das Ende ist, da Gott nicht aufhört, jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit zu lieben. Diese Hoffnung ist wie das Licht der Jungfrauen im heutigen Evangelium. Wir leben in der Erwartung, Christus, dem Licht des Lebens, zu begegnen. Diese Spannung soll nicht in der Routine des Alltags erlöschen. Bitten wir den Herrn, daß wir auf das Öl in unseren »Lampen« achten und beständig bleiben im Gebet, im Hören des Wortes Gottes, im Empfang der Sakramente, damit wir einst am himmlischen Hochzeitsmahl teilnehmen dürfen. Gottes Geist geleite euch auf allen euren Wegen.

… auf spanisch: Ich grüße die Pilger aus dem spanischen Sprachraum, die zu diesem Mariengebet gekommen sind, besonders die Gläubigen aus der Pfarrei »San Agustín« in Guadalix, Spanien, sowie aus der Erzdiözese Maracaibo und dem Bistum Cabimas, Venezuela, in Begleitung ihrer Bischöfe. Die heutige Liturgie fordert uns auf, die Weisheit der Wachsamkeit zu leben, um am ewigen Hochzeitsmahl teilzunehmen. Die Begegnung mit Gott kann man nicht improvisieren, sie ist etwas, das das ganze Leben durchziehen muß. Gott »finden jene, die ihn suchen«. Ich erinnere daran, daß ich heute vor einem Jahr in Barcelona die Freude hatte, die Basilika der »Sagrada Família« zu weihen, eine bewundernswerte »Summa« an Technik, Schönheit und Glauben, die der Diener Gottes und geniale Architekt Antonio Gaudí entwarf. (Auf katalanisch:) Einen gesegneten Sonntag. (Auf spanisch:) Allen einen gesegneten Sonntag.

… auf portugiesisch: Ich grüße die Pilger portugiesischer Sprache, besonders die Mitglieder des Instituts der Töchter des Heiligsten Herzens Jesu, die aus Brasilien zu einer Pilgerreise an die Orte der Herkunft ihrer Gründerin, Teresa Verzeri, anläßlich des zehnten Jahrestages ihrer Heiligsprechung gekommen sind. Ihren geistlichen Töchtern, Schwestern und allen, die sie verehrten, wünsche ich reiche göttliche Gnaden, damit sie ihr Leben auf jenen festen Felsen gründen, der Christus ist, der in seiner Kirche lebt. Gott behüte euch alle und segne euch.

… auf slowenisch: Von Herzen grüße ich die slowenischen Gläubigen aus Šmartno v Tuhinju! Diese eure Pilgerreise stärke euch, damit ihr in euer Umfeld das starke Licht des Glaubens und der christlichen Liebe bringt, um stets bereit zu sein, den himmlischen Bräutigam zu empfangen. Es begleite euch mein Segen!

… auf polnisch: Einen herzlichen Gruß richte ich an die Polen. Im heutigen Evangelium ruft uns Christus in Erinnerung: »Seid also wachsam! Denn ihr wißt weder den Tag noch die Stunde« (Mt 25,13). Dem Vorbild der Heiligen folgend wollen wir wachen, damit die Lampen unseres Glaubens und der Liebe nicht erlöschen. Dann werden wir den unbekannten Tag und die Stunde der Wiederkunft des Herrn ohne Furcht, sondern mit Hoffnung und Frieden erwarten können. Gott segne euch!

… auf italienisch: Zum Schluß richte ich einen herzlichen Gruß an die Pilger italienischer Sprache, besonders an die Gruppe aus Veruno zusammen mit dem Bürgermeister und weiteren Verwaltungsbeamten, sowie an die Gläubigen aus Rieti und Piedimonte – Barano d’Ischia. Es ist unumgänglich, daß heute die Gedanken zur Stadt Genua gehen, die mit aller Härte von einer Überschwemmung getroffen wurde. Ich sichere mein Gebet für die Opfer zu, für die Familienangehörigen und alle, die schwere Schäden erlitten haben. Die »Madonna della Guardia« stütze die teure Bevölkerung Genuas in ihrem solidarischen Einsatz für die Überwindung der Prüfung. Euch allen, liebe Pilger, wünsche ich einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche. Einen schönen Sonntag euch allen!

 

 

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