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FEST DER TAUFE DES HERRN

BENEDIKT XVI.

ANGELUS

Petersplatz
Sonntag, 8. Januar 2012

(Video)

  

Liebe Brüder und Schwestern!

Wir feiern heute das Fest der Taufe des Herrn. Heute vormittag habe ich 16 Kindern das Sakrament der Taufe gespendet, und daher möchte ich eine kurze Betrachtung zu unserer Gotteskindschaft darlegen. Dabei wollen wir zunächst von unserem natürlichen Kindsein ausgehen: es ist die Grundverfassung, die uns allen gemein ist. Nicht alle sind wir Eltern, doch alle sind wir gewiß Kinder. Auf die Welt zu kommen ist nie eine Wahl, wir werden vorher nicht gefragt, ob wir geboren werden wollen. Doch während des Lebens können wir eine freie Haltung gegenüber dem Leben selbst heranreifen lassen: wir können es als Geschenk annehmen und in einem gewissen Sinn »werden«, was wir schon sind: Kinder. Dieser Schritt markiert einen Reifesprung in unserem Sein und in der Beziehung zu unseren Eltern, die von Dankbarkeit erfüllt wird. Es handelt sich um einen Schritt, der uns auch fähig macht, unsererseits Eltern zu sein – nicht im biologischen, sondern im moralischen Sinn.

Auch vor Gott sind wir alle Kinder. Gott steht am Ursprung des Daseins eines jeden Geschöpfs, und er ist auf besondere Weise Vater eines jeden Menschen: er steht mit ihm oder mit ihr in einer einzigartigen, persönlichen Beziehung. Jeder von uns ist gewollt, ist von Gott geliebt. Und auch in dieser Beziehung mit Gott können wir sozusagen »neu geboren werden«, das heißt das werden, was wir sind. Dies geschieht durch den Glauben, durch ein tiefes und persönliches »Ja« zu Gott als Ursprung und Fundament unseres Daseins. Mit diesem »Ja« nehme ich das Leben als Geschenk des Vaters im Himmel an, eines Vaters, den ich nicht sehe, aber an den ich glaube und den ich in der Tiefe des Herzens als meinen Vater und den Vater all meiner Brüder und Schwestern im Menschsein verspüre, einen unendlich guten und treuen Vater.

Worauf gründet der Glaube an Gott, den Vater? Er gründet auf Jesus Christus: seine Person und seine Geschichte offenbaren den Vater, sie lassen ihn uns erkennen, so weit dies in dieser Welt möglich ist. Glauben, daß Jesus der Christus und Sohn Gottes ist, gestattet es, »aus der Höhe von neuem geboren zu werden«, das heißt aus Gott, der Liebe ist (vgl. Joh 3,3). Und nochmals vergegenwärtigen wir uns, daß niemand aus sich heraus zum Menschen wird: wir werden ohne unser Zutun geboren, der »Passiv« des Geborenwerdens geht dem »Aktiv« unseres Tuns voraus. Dasselbe gilt auch auf der Ebene des Christseins: keiner kann nur aus dem eigenen Willen heraus Christ werden, auch das Christsein ist ein Geschenk, das unserem Tun vorausgeht: wir müssen von neuem in einer neuen Geburt geboren werden. Der hl. Johannes sagt: »Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden» (Joh 1,12). Das ist der Sinn des Sakraments der Taufe, die Taufe ist diese neue Geburt, die unserem Tun vorausgeht. Mit unserem Glauben können wir Christus entgegengehen, doch allein er kann uns zu Christen machen und diesem unserem Willen, diesem unserem Verlangen die Antwort geben, die Würde, die Macht, Kinder Gottes zu werden, die wir nicht von uns aus haben.

Liebe Freunde, der heutige Sonntag der Taufe des Herrn beschließt die Weihnachtszeit. Wir wollen Gott für dieses große Geheimnis danken, das Quell der Erneuerung für die Kirche und die ganze Welt ist. Gott ist zum Menschensohn geworden, damit der Mensch Kind Gottes wird. Wir wollen daher die Freude erneuern, Kinder zu sein: als Menschen und als Christen. Geboren und von neuem geboren zu einem neuen göttlichen Leben. Geboren aus der Liebe eines Vaters und einer Mutter, und von neuem geboren aus der Liebe Gottes durch die Taufe. Die Jungfrau Maria, Mutter Christi und aller, die an ihn glauben, wollen wir bitten, daß sie uns beistehe, wahrhaft als Kinder Gottes zu leben, nicht in Worten, oder nicht nur den Worten nach, sondern mit Taten. Wieder ist es der hl. Johannes, der schreibt: »Und das ist sein Gebot: Wir sollen an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie es seinem Gebot entspricht« (1 Joh 3,23).


Nach dem Angelusgebet:

... auf französisch: Herzlich grüße ich euch, liebe Pilger französischer Sprache. Während man in zahlreichen Ländern heute das Fest der Erscheinung des Herrn feiert, wird hier in Rom das Fest der Taufe des Herrn begangen. Wir wollen uns an unsere eigene Taufe erinnern, an jenen Tag, als die Augen des Vaters auf einen jeden von uns blickten, uns mit seinem Geist und seinem Leben erfüllten. Der Vater ruft uns jetzt beim Namen und fordert uns auf, seine Liebe zu allen Menschen zu bezeugen. Die Jungfrau Maria stehe uns bei, unser Leben für die Verkündigung der Frohen Botschaft hinzugeben. Mit meinem Apostolischen Segen!

… auf englisch: Es freut mich, alle englischsprachigen Pilger und Besucher zu begrüßen, die bei diesem Angelusgebet anwesend sind. Am heutigen Fest der Taufe Jesu legt Gott, der Vater, Zeugnis für seinen eingeborenen Sohn ab, und der Heilige Geist salbt ihn vor seinem bevorstehenden öffentlichen Dienst. Bitten wir um den Mut, immer treu zum Leben der Gemeinschaft mit der Heiligen Dreifaltigkeit zu sein, das wir in der Taufe empfangen haben. Gott segne euch alle in Fülle!

… auf deutsch: Von Herzen grüße ich alle deutschsprachigen Pilger und Besucher hier auf dem Petersplatz. Die Kirche feiert heute das Fest der Taufe Jesu: Am Jordan steht Christus mitten unter den sündigen Menschen als einer von ihnen, und zugleich offenbart ihn der Vater im Himmel als seinen geliebten Sohn. Durch das Sakrament der Taufe werden auch wir zu geliebten Kindern Gottes, neugeschaffen nach dem Bild Jesu Christi. Möge der Heilige Geist uns helfen, die Würde der Gotteskindschaft in der Liebe zum Herrn in allen Wirrnissen zu bewahren und in unserem Leben zu bezeugen für die anderen. Der Herr schenke euch dazu seine Gnade.

… auf spanisch: Voll Zuneigung grüße ich die Pilger aus dem spanischen Sprachraum, die an diesem Mariengebet teilnehmen. Wir feiern heute das Fest der Taufe des Herrn am Jordan, bei der sich das Geheimnis der neuen Taufe im Wasser und im Geist offenbart. Ich ermahne euch, des Tages zu gedenken, an dem wir sakramental in Christus erleuchtet wurden und unser neues Leben als Kinder Gottes begannen. Das an jenem Tag gegebene Taufversprechen und der Glaube, den wir bekennen, mögen nicht aufhören, in unseren Herzen und Stimmen zu erklingen. Vielen Dank.

… auf polnisch: Einen herzlichen Gruß richte ich an die Polen. Die heutige Liturgie gedenkt der Taufe Jesu am Jordan. Es war dies eine Geste der Solidarität mit den Sündern aller Zeiten, die dank seines Erlösungswerks die Rechtfertigung und das Erbarmen Gottes erfahren. Wir wollen heute danksagen, da auch wir an diesem Geheimnis durch die Gnade des Sakraments der Taufe Anteil haben. Gott segne euch!

... auf italienisch: Schließlich grüße ich herzlich die Pilger italienischer Sprache, besonders die Familien und die Pfarreigruppen. Allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag und erneut alles Gute für das vor kurzem begonnene Jahr. Einen gesegneten Sonntag, ein gutes Jahr. Alles Gute! Danke!

 

 

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