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BENEDIKT XVI.

ANGELUS

Castel Gandolfo
Sonntag, 26. August 2012

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Liebe Brüder und Schwestern!

An den vergangenen Sonntagen haben wir die Rede über das »Brot des Lebens« betrachtet, die Jesus in der Synagoge von Kafarnaum hielt, nachdem er Tausende von Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen gespeist hatte. Heute legt uns das Evangelium die Reaktion der Jünger auf jene Rede vor, eine Reaktion, die Christus selbst bewußt hervorgerufen hatte. Der Evangelist Johannes, der zusammen mit den anderen Aposteln anwesend war, berichtet: »Daraufhin zogen sich viele Jünger zurück und wanderten nicht mehr mit ihm umher« (Joh 6,66). Warum? Weil sie den Worten Jesu nicht glaubten, der sagte: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben (vgl. Joh 6,51.54), in jenem Augenblick wirklich schwer annehmbare, unbegreifliche Worte. Diese Offenbarung blieb für sie – wie ich bereits gesagt habe – unbegreiflich, da sie sie in einem rein materiellen Sinn verstanden, während in jenen Worten das Paschageheimnis Jesu angekündigt worden war, in dem er sich selbst für das Heil der Welt hingeben sollte: die neue Gegenwart in der heiligen Eucharistie. Als er sah, daß viele seiner Jünger weggingen, wandte sich Jesus an die Apostel und sprach: »Wollt auch ihr weggehen?« (Joh 6,67) Wie in anderen Fällen ist es Petrus, der im Namen der Zwölf antwortet: »Herr, zu wem sollen wir gehen?« – auch wir können darüber nachdenken: zu wem sollen wir gehen? – »Du hast Worte des ewigen Lebens.

Wir sind zum Glauben gekommen und haben erkannt: Du bist der Heilige Gottes« (Joh 6,68–69). Zu dieser Stelle haben wir einen wunderschönen Kommentar des hl. Augustinus, der in einer seinen Predigten zum 6. Kapitel des Johannesevangeliums sagt: »Beachtet, wie Petrus durch die Gnade Gottes, durch den Einfluß des Heiligen Geistes Verständnis zeigte. Warum hat er verstanden? Weil er geglaubt hat. Du hast Worte des ewigen Lebens. Du gibst uns das ewige Leben, indem du uns deinen [auferstandenen] Leib und dein Blut schenkst, [Dich selbst]. Und wir haben geglaubt und erkannt. Er sagt nicht: Wir haben erkannt und dann geglaubt, sondern wir haben geglaubt und dann erkannt. Wir haben ja geglaubt, um zu erkennen; denn wenn wir zuerst erkennen und dann glauben wollten, so könnten wir weder erkennen noch glauben. Was haben wir geglaubt und was haben wir erkannt?

Daß du Christus bist, der Sohn Gottes, das heißt daß du selbst das ewige Leben bist, und in deinem Fleische und Blute gibst du uns das, was du bist« (Tractatus in Iohannis Evangelium, 27,9). Das sagte der hl. Augustinus in einer Predigt an seine Gläubigen. Schließlich wußte Jesus, daß da auch unter den zwölf Aposteln einer war, der nicht glaubte: Judas. Auch Judas hätte weggehen können, wie dies viele Jünger getan hatten; ja eigentlich hätte er vielleicht sogar weggehen müssen, wäre er ehrlich gewesen. Stattdessen blieb er bei Jesus. Er blieb nicht aus Glauben, nicht aus Liebe, sondern mit dem geheimen Vorsatz, sich am Meister zu rächen. Warum? Weil sich Judas von Jesus verraten fühlte und beschloß, ihn seinerseits zu verraten. Judas war ein Zelot, und er wollte einen siegreichen Messias, der einen Aufstand gegen die Römer anführen sollte. Jesus hatte diese Erwartungen enttäuscht. Das Problem ist, daß Judas nicht fortging, und seine schwerste Schuld war die Falschheit, die das Zeichen des Teufels ist. Deshalb sagte Jesus den Zwölfen: »Und doch ist einer von euch ein Teufel« (Joh 6,70). Wir wollen die Jungfrau Maria bitten, daß sie uns helfe, wie der hl. Petrus an Jesus zu glauben und immer ehrlich zu sein zu ihm und zu allen.


Grußworte nach dem Angelusgebet

... auf französisch: Herzlich grüße ich die Pilger französischer Sprache, besonders die Gruppe von Jugendlichen, die zusammen mit den Dienern Jesu und Mariens gekommen ist. Wir können jedem Tag unseres Lebens durch die von uns getroffenen Entscheidungen eine Richtung geben. Wir wollen unseren Blick auf Gott richten, damit er uns helfe, zu unterscheiden, was das Gute ist, um es dann zu tun. Er kennt uns und liebt uns. Liebe Pilger und liebe Jugendliche, seid euch bewußt, daß Gott euer Glück will. Vertraut auf ihn! Er ist der Quell des Friedens. Jesus führe euch auf diesem Weg des Lebens! Einen gesegneten Sonntag euch allen!

… auf englisch: Ich heiße die englischsprachigen Pilger und Besucher herzlich willkommen, die bei diesem Gebet des Angelus anwesend sind. Ebenso grüße ich die neuen Studenten des Päpstlichen Nordamerikanischen Kollegs. Liebe Seminaristen, nutzt eure Zeit in Rom, um Christus vollkommener gleichgestaltet zu werden. Mögen wir alle dem Herrn treu bleiben, auch dann, wenn unser Glaube an seine Lehren auf die Probe gestellt wird. Gott segne euch!

… auf deutsch: Ein frohes Grüß Gott sage ich allen deutschsprachigen Gästen hier in Castel Gandolfo. Die liturgischen Lesungen des heutigen Sonntags wollen uns deutlich machen, wie wir das Wort Gottes aufnehmen sollen. Es genügt nicht, nur irgendetwas von der Heiligen Schrift, vom Christentum zu wissen. Christus will in unserem Leben und in unserem Alltag präsent sein, er will uns begleiten. Wir sind eingeladen, ihm nachzugehen: nach seinem Vorbild zu handeln, mit ihm im Gebet Zwiesprache zu halten, anderen von seiner Güte zu erzählen. So kann die Gestalt Christi an uns lebendig werden, und unser Herz wird immer mehr von seiner Liebe erfüllt. Dazu schenke Gott euch seine Gnade.

… auf spanisch: Ich grüße voll Zuneigung die Pilger aus dem spanischen Sprachraum, die zu diesem Mariengebet gekommen sind. Der Wortgottesdienst dieses Sonntags hat uns den Unterschied zwischen dem Dienst am wahren Gott und an den falschen Götzen vor Augen gestellt. Ich lade alle ein, beherzt die unbedingte Entscheidung für den zu verkünden, der Worte ewigen Lebens hat, Jesus Christus, der Heilige Gottes. Er wird unsere Hand nicht loslassen und weiter Wunder wirken, er wird uns in das Gelobte Land führen, zum ewigen Leben. Einen gesegneten Sonntag.

… auf polnisch: Ich grüße die Polen. Diesen Gruß richte ich auch an die polnischen Bischöfe und Pilger, die in Jasna Góra versammelt sind. »Maria, mit dir bin ich, erinnere ich, wache ich« – während wir diese Liebeserklärung an die Gottesmutter wiederholen, wollen wir uns bewußt sein, daß sie auch Verpflichtung zu Treue und Gehorsam ihrem Sohn gegenüber bedeutet: »Was er euch sagt, das tut!« (Joh 2,5). Maria behüte euch immer! Ich segne euch von Herzen.

... auf italienisch: Zum Schluß grüße ich voll Zuneigung die italienischen Pilger, besonders die Ordensfrauen vom Heiligen Antlitz, denen ich alles Gute für ihr Generalkapitel wünsche: der Heilige Geist erleuchte und leite euch. Voll Freude empfange ich die Gemeinschaft des Kleinen Seminars von Verona. Herzlich willkommen! Liebe Buben, das kommende Jahr sei für einen jeden von euch reich an Früchten der Freundschaft mit Jesus, dem Herrn. Ich grüße die Gläubigen aus Mozzate, für die ich eine symbolische Fackel segne, wie auch jene aus Occhieppo Superiore, Acquapendente, Nardò sowie die große Gruppe aus dem Bistum Lodi. Herzliche Glückwünsche richte ich an die Salesianerpatres, die den 50. Jahrestag ihrer Ewigen Profeß begehen – 50 Jahre! Herzlichen Glückwunsch! –, unter ihnen der Pfarrer von Castel Gandolfo. Allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag. Einen gesegneten Sonntag euch allen! Eine gute Woche!



 

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