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SCHREIBEN VON PAPST BENEDIKT XVI.
ZUM 400. JAHRESTAG DER GRÜNDUNG
DER CONGREGATIO JESU

 

Ehrw. Generaloberin
Schwester M. Mechtild Meckl CJ
Generaloberin der Congregatio Jesu

Mit Freude habe ich davon Kenntnis erhalten, daß die Congregatio Jesu mit der in diesen Wochen in Loyola stattfindenden Generalkongregation das 400jährige Gründungsjubiläum ihrer Ordensgemeinschaft feierlich beschließt. Aus diesem Anlaß versichere ich Sie und alle Schwestern der Congregatio Jesu gerne meiner besonderen geistlichen Nähe und übermittle Ihnen herzliche Segenswünsche.

In eine Zeit von Umbrüchen und des Verlusts von Traditionen des Glaubens hineingestellt, suchte die Gründerin Ihrer Gemeinschaft, die ehrwürdige Dienerin Gottes Mary Ward, neue Wege, um zu Christus zu kommen. Sie erkannte, daß sie ihn nur in der Kirche finden kann, wenn sie gehorsam zur Kirche ist. Mit Mut und Entschiedenheit hielt sie dann nach Möglichkeiten Ausschau, dem Auftrag des Herrn gerecht zu werden: »Geht hinaus in die ganze Welt, und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen« (Mk 16,15). Jeden Dienst und jedes apostolische Arbeitsfeld wollte sie nutzen, um Christi Botschaft in alle menschlichen Lebensbereiche und an alle Orte zu bringen, »in die er selbst gehen wollte« (Lk 10,1). Im Anschluß an ihre mystischen Erfahrungen in den Jahren 1609 bis 1611 hat Mary Ward gleichsam als prophetische Frau die Bahn frei gemacht für eine neue Weise des Wirkens der Frau, für ein apostolisches Ordensleben für Frauen in der Kirche, das später so viel Frucht zeitigen sollte. Sie war aber zugleich eine zutiefst geistliche Frau, die aus einem starken Glauben und einer tiefen Verwurzelung in Gott lebte. Unerschütterliches Vertrauen darauf, daß Gott sich ihrer in einer Weise bedienen würde, »wie es ihm besser gefiel« und daß »ihm daraus Ehre zuströmen würde«, hat sie Mißverständnisse, Vorwürfe und Ablehnung, ja sogar das vorläufige Scheitern ihres Lebenswerkes geduldig und mit innerer Gelassenheit ertragen lassen. Ihr Freimut wie ihr vorbildlicher Gehorsam zum Nachfolger des heiligen Petrus und ihre Treue zur Kirche bilden zusammen eine Botschaft, die stets – gerade auch in der gegenwärtigen Zeit – bedeutungsvoll für die Kirche ist.

Ein Wunsch Ihrer Gründerin war es, nach dem Vorbild der Konstitutionen des heiligen Ignatius von Loyola die Art und Weise der Sendung für das Reich Gottes durch ein eigenes Gelübde dem Nachfolger Petri anzuvertrauen. Dieses Gelübde des besonderen Gehorsams gegenüber dem Papst »circa missiones« macht die universale Sendung als Herz und Mitte des Charismas der Congregatio Jesu deutlich. Diese Bereitschaft und Verfügbarkeit ist eine kostbare Gabe für die Kirche, durch welche die Kongregation den universalen Dienst des Bischofs von Rom, dem Garant der Einheit, stützt und zugleich geeignete Mittel zu finden sucht, um die immerwährende Wahrheit des Evangeliums Christi den Menschen heute neu vorzulegen. Mary Ward war es ein Anliegen, der Kirche Menschen zu schenken, die zur »Verteidigung und Verbreitung des Glaubens« und zum »Fortschritt der Seelen in Leben und christlicher Lehre« beitragen. So zeichnete seit jeher gerade auch die Leidenschaft für eine ganzheitliche Erziehung und eine umfassende Bildung des Menschen die geistlichen Töchter Mary Wards aus. Sie sind in den Herausforderungen der Gegenwart gerufen, diese Tradition mit Begeisterung fortzuführen, mit prophetischer Freiheit und weisem Unterscheidungsvermögen neue apostolische Wege zu beschreiten und sich als gottgeweihte Frauen mutig an missionarische Fronten vorzuwagen. Die weiten Horizonte der Evangelisierung und die Notwendigkeit, allen gegenüber Zeugnis abzulegen für die Botschaft des Evangeliums, erfordern geradezu ein reiches und vielfältiges apostolisches Wirken der Congregatio Jesu. Viele warten noch darauf, Jesus kennenzulernen, den einzigen Retter des Menschen.

Nach dem Wort Mary Wards, daß die Gründung »nie geschehen werde ohne Wunder«, mögen die Schwestern der Congregatio Jesu große Ehrfurcht und Hochachtung für das Geschenk der Gnade Gottes, das im Schoß der Kirche Gestalt angenommen hat, bewahren und ihre Berufung »beständig, wirksam und liebevoll« leben und in den verschiedenen Bereichen ihres Dienstes die Teilnahme an der Universalität der Sendung der Kirche zum Wohl und Heil der Menschen verwirklichen. Mit diesem Gebetswunsch erteile ich Ihnen, Ehrwürdige Generaloberin, und der Generalkongregation in Loyola sowie allen Schwestern der Congregatio Jesu und allen, die Ihrer Ordensgemeinschaft verbunden sind, von Herzen den Apostolischen Segen.

Aus dem Vatikan, am 3. Oktober 2011

 

BENEDICTUS PP. XVI

 



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