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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
ANLÄSSLICH DER VERLEIHUNG DER EHRENBÜRGERSCHAFT DURCH DIE STADT ALTÖTTING

Mittwoch, 7. Juni 2006

Verehrter Herr Bürgermeister,
verehrte Damen und Herren Stadträte,
Ehrenbürger,
verehrte Damen und Herren!

Ich kann in diesem Augenblick nur von ganzem Herzen Dank oder auf bayerisch »Vergelt’s Gott« sagen. Diese Auszeichnung, Ehrenbürger der Stadt Altötting zu sein, berührt wirklich mein Herz. Und ich muß einfach sagen: Ich freue mich darüber. Sie, Herr Bürgermeister, haben es ja schon gesagt, daß Altötting in meine frühesten Kindheitserinnerungen hineinverwoben ist und daß es einfach zum ganzen Gefüge meiner Lebenserinnerungen gehört, von diesen frühen Anfängen an – die erste bewußte, die ich aufzählen könnte, ist die Heiligsprechung von Bruder Konrad – bis dann durch alle Phasen meines Lebensweges hindurch. Vielleicht erwähne ich gerade auch, daß, als mein Bruder und ich vom Krieg heil heimgekommen waren, unser Vater, der immerhin schon 68 Jahre alt war, zu Fuß den weiten Weg von Traunstein nach Altötting gegangen ist, um der Gottesmutter zu danken, daß seine beiden Buben wieder heimgekommen waren, deren Schutz er sie anvertraut hatte.

Und so geht das Geflecht der Erinnerungen weiter, dann hin zum Papstbesuch 1980 – unvergeßlich –, wo ich Johannes Paul II. durch die Gnadenkapelle und auch den Umgang geleiten durfte und er das katholische Herz Bayerns spürte, und er spürte, da ist wirklicher Glaube zu Hause, da ist die Muttergottes, und die Menschen lieben sie und kommen zu ihr.

Ich habe dann, vor wenigen Jahren, eine Regensburger Fußpilgerschaft im letzten Stück begleiten können. Und da ist mir so wirklich ins Herz gedrungen, was eine derartige Pilgerschaft bedeutet, daß es nicht ein Gehen mit den Füßen, sondern ein Gehen mit dem Herzen ist – nicht ein äußerer, sondern ein innerer Weg, daß das uns oft so unzugängliche Bußsakrament wie eine Gnade sich plötzlich öffnet, wie ein Geschenk, in dem so vieles von einem abfällt und wieder ein neuer Beginn da ist. Daß inmitten der Anstrengungen und der wirklichen Mühsal dieses Gehens dann doch am Schluß die große Freude steht, bei der Mutter der Gnaden angekommen zu sein und in dem stillen Heiligtum ihr zu begegnen, wie auch dann in dem großen Gottesdienst in der Basilika und auf dem Platz in der Freude, die dann sich aussprechen kann im Miteinander- Essen, Miteinander-Plaudern und Singen. Der Erfolg, der Grund der Freude ist, daß ein neuer Anfang aus dieser wunderbaren Begegnung sich ergeben hat.

Ich bin dankbar, daß Altötting dieses jahrhundertealte Erbe hütet, daß es in ihm lebendig bleibt, daß es immer wieder und immer neu der gleiche und doch der immer neue Ort der Begegnung mit der Mutter des Herrn und so der Erneuerung unseres Lebens ist.

Ich danke dem Stadtrat von Herzen für dieses Vertrauen, das Sie mir geschenkt haben und möchte besonders auch für das schöne Geschenk danken. Eine wunderbare Idee, die mich nun begleiten wird: die Falten der Muschel mit den Falten des schützenden Mantels der Gottesmutter zusammenzudenken und mein Wappen und so mein eigenes Wirken hineingelegt in diese Muschel und in diesen Mantel.

Durch diese Ehrenbürgerschaft gehöre ich nun ja auf eine ganz besondere Weise zu Altötting. Die bayerischen Kurfürsten haben ihr Herz dort hinterlegen lassen nach ihrem Tod. Ich weiß, daß auf diese Weise noch deutlicher mein Herz bei der Muttergottes ist und daß sie auf mich herunterschauen und mir auf meinem Pilgerweg helfen wird.

Ihnen allen ganz herzlichen Dank, und ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete und frohe Zeit in Rom und vor allen Dingen Dank auch für die Vorbereitungen für den Herbst. So kann ich nur sagen: Auf frohes Wiedersehen in Altötting im September!

 

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