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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN HERRN RAJAONARIVONY NARISOA,
NEUER BOTSCHAFTER DER REPUBLIK MADAGASKAR
BEIM HL. STUHL

Donnerstag, 18. Dezember 2008

 

Herr Botschafter!

Mit Freude empfange ich Sie heute, Exzellenz, und heiße Sie willkommen zur Überreichung Ihres Akkreditierungsschreibens als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter der Republik Madagaskar beim Heiligen Stuhl. Würden Sie Seiner Exzellenz Herrn Marc Ravalomanana, Präsident der Republik, für seine freundlichen Wünsche danken, und im Gegenzug bitte ich Sie, ihm meine ergebenen Wünsche für ihn persönlich und für sein hohes Amt im Dienst seiner Mitbürger zu übermitteln. Ich möchte durch Sie auch das ganze liebe madagassische Volk grüßen.

Ich habe die freundlichen Worte, die Sie, Herr Botschafter, an mich gerichtet haben, wertgeschätzt und danke Ihnen dafür. Die »Große Insel« ist dieses Jahr von schweren Naturkatastrophen nicht verschont geblieben. Wirbelstürme haben zahlreiche Wohnhäuser, Brücken und Straßen zerstört, und die Reisfelder und Viehherden haben schwere Schäden erlitten.

Menschen sind gestorben, andere wurden verletzt und wieder andere haben ihr Hab und Gut verloren. Ich möchte das ganze madagassische Volk meiner Nähe im Geist und im Gebet versichern. Gott habe in seiner Güte Erbarmen mit seinem Volk und höre die Stimme derer, die ihn rufen (vgl. Ps 5,3) und seine Hilfe erflehen! Und mit dem Psalmisten sage ich: »Herr, steh auf, Gott, erheb deine Hand, vergiß die Gebeugten nicht!« (Ps 10,12). In diesem Zusammenhang ist es erfreulich, daß der Preis für Solidarität und Entwicklung 2008 der Stiftung »San Matteo« zum Gedenken an Kardinal François-Xavier Van Thuân am vergangenen 13. November aus Anlaß des 60. Jahrestages der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte dem Projekt »Akamasoa« für Wohnungen für Obdachlose in Antananarivo zuerkannt wurde.

Vor zwei Jahren – 2006 – hatte der Präsident der Republik den »Madagascar Action Plan« (MAP) und den Plan »Fihavanana« (Solidarische Brüderlichkeit) vorgestellt und umzusetzen begonnen, Projekte, die dazu bestimmt sind, die Entwicklung des Landes, vor allem in den ländlichen Gebieten, voranzubringen, Straßen zu bauen und die Natur zu schützen sowie die soziale Eintracht und den Frieden zu fördern. Gefördert werden auch die Errichtung von Schulen, Maßnahmen zur Senkung der Kindersterblichkeit und der Kampf gegen die großen Pandemien. Ich wünsche mir für Madagaskar, daß diese Vorhaben und ihre Verwirklichung neuerlich die Gunst der internationalen Gemeinschaft finden, die weiterhin ihre große Freigebigkeit beweisen und es vermeiden wird, die Finanzkrise, die die Weltwirtschaft und die Wirtschaft der Nationalstaaten erschüttert, vorzuschieben, um ihre Hilfen zu kürzen oder einzustellen.

Im Juli nächsten Jahres wird Ihr Land, Exzellenz, Gastgeber des Gipfeltreffens der Afrikanischen Union sein, und im darauffolgenden Jahr wird es den »Gipfel der Frankophonie« aufnehmen. Diese beiden Ereignisse werden die internationale Aufmerksamkeit auf Madagaskar lenken und dem Land die Möglichkeit geben, für die Eintracht unter den Völkern und für den Frieden vor allem auf dem afrikanischen Kontinent zu arbeiten, der von unzähligen internen und zwischenstaatlichen Konflikten und menschlichen Dramen gequält wird, die eine Bevölkerung heimsuchen, die schutzlos und allzu oft gezwungen ist, um ihr menschliches und materielles Überleben zu kämpfen. Diese internationalen Begegnungen, zu denen ermutigt werden soll, fördern nicht nur den Dialog zwischen den verschiedenen Partnern, sondern sie öffnen die Türen auch und vor allem verschiedenen Formen der Zusammenarbeit, die in aller Würde den wechselseitigen Austausch von Gütern und Werten ermöglichen, die die jeweiligen Bevölkerungen bereichern und nach und nach das zwischen dem Norden und dem Süden unseres Planeten bestehende sozio-ökonomische Ungleichgewicht verringern werden. Wenn diese Güter und diese Werte gemäß dem Plan des Herrn voll eingesetzt werden, wird die ganze Menschheit gestärkt daraus hervorgehen. Nicht zuletzt werden diese internationalen Begegnungen die Welt wissen lassen, daß Madagaskar – wie schon mein verehrter Vorgänger dem damaligen madagassischen Botschafter, Ihrem Vorgänger, sagte – den Wunsch hat, sich »immer stärker auf dem Weg der guten Staatsführung und der Achtung der Menschenrechte« zu engagieren (Ansprache vom 13. Dezember 2002), unter anderem durch den Kampf gegen die heimtückische Gewalt der Korruption und gegen das Gefälle zwischen Reichen und Armen sowie durch die zunehmende Förderung der edlen traditionellen Werte Ihres Landes.

Wie Sie, Herr Botschafter, wissen, möchte die katholische Kirche ihren Beitrag dazu leisten. Sie ist in Madagaskar seit Jahrhunderten anwesend, und sie ist mehrheitlich madagassisch. Die madagassischen Katholiken, Laien und Mitglieder der kirchlichen Hierarchie, teilen die Leiden und Hoffnungen der Bevölkerung. Je nach ihren Mitteln und Möglichkeiten arbeiten sie mit am Gemeinwohl und an der Entwicklung des madagassischen Volkes. Sie möchten zum Aufbau einer Gesellschaft beitragen, die auf Gerechtigkeit und Frieden gegründet ist. Ihre Absicht ist es, der Kirche und dem Volk, dessen Kinder sie in ihrer Nation sind, bestmöglich zu dienen.

Sie interessieren sich daher für das gesamte nationale Leben und für die Gesetze, die es regeln, sowie für die Gesetzesvorlagen, die das Alltagsleben der Bürger verbessern sollten. Die lange und reiche kirchliche Tradition ist eine positive Hilfe beim langsamen Aufbau der Nation. Die Kirche versucht aber nicht, in einen Bereich einzugreifen, der nicht der ihre ist und streng politischen Charakter hat; sie will sich einfach kraft ihres eigenen Wesens am Aufbau und an der Festigung des nationalen Lebens beteiligen.

Ich bitte Sie auch, Herr Botschafter, meine Grüße an die katholische Gemeinschaft Ihres Landes weiterzugeben. Sie nimmt an Entwicklung und Wachstum der ganzen Nation teil, und Sie wissen um deren Rolle in den Bereichen Erziehung und Gesundheit, vor allem für die bedürftigsten Menschen, deren Not sie zu lindern versucht. Die Kirche hat dem Land große Gestalten geschenkt, die sich durch ihre Nächstenliebe und ihre Liebe zu Madagaskar ausgezeichnet haben. Ich denke besonders an die sel. Victoire Rasoamanarivo und an den ehrwürdigen Bruder Raphaël-Louis Rafiringa, dessen Seligsprechungsprozeß Fortschritte macht. Ich bin sicher, daß die jungen Generationen in ihnen stets zeitgemäße Vorbilder zur Nachfolge und Nachahmung finden werden.

Während Sie Ihr Amt als Vertreter beim Heiligen Stuhl offiziell antreten, spreche ich Ihnen, Herr Botschafter, meine herzlichen Wünsche für die erfolgreiche Wahrnehmung Ihrer vornehmen Aufgabe aus und möchte Ihnen versichern, daß Sie bei meinen Mitarbeitern stets gute Aufnahme und aufmerksames Verständnis finden werden, damit die zwischen der Republik Madagaskar und dem Heiligen Stuhl bestehenden harmonischen Beziehungen weitergeführt werden und sich vertiefen können.

Auf Sie, Exzellenz, auf Ihre Familie und auf Ihre Mitarbeiter sowie auf die Verantwortlichen der Nation und auf das ganze madagassische Volk rufe ich aus ganzem Herzen die Fülle des Segens Gottes herab.

 

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