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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN DIE BISCHÖFE AUS GUATEMALA
ANLÄSSLICH IHRES "AD-LIMINA"-BESUCHES

Donnerstag, 6. März 2007

 

Herr Kardinal,
liebe Mitbrüder im bischöflichen Dienst!

Es ist für mich ein Grund zur Freude, euch heute morgen anläßlich des »Ad-limina«-Besuches zu empfangen, mit dem ihr die Bande der Gemeinschaft eurer Teilkirchen mit dem Bischof von Rom erneuert. Ich danke für die Worte, die der Bischof von Suchitepéquez-Retalhuleu und Vorsitzender der Bischofskonferenz, Pablo Vizcaíno Prado, in eurem Namen an mich gerichtet hat, und ich bitte euch, dem lieben guatemaltekischen Volk meine Wertschätzung zu übermitteln. Die Begegnungen, die ich mit jedem einzelnen von euch hatte, haben mir das tägliche Leben und die Erwartungen eurer Mitbürger sowie die pastorale Tätigkeit nahegebracht, die ihr in eurem Land ausübt.

In eurem Herzen als Hirten seid ihr besorgt über die zunehmende Gewalt und die Armut, die große Teile der Bevölkerung betrifft und eine starke Abwanderung in andere Länder hervorruft, dies mit schwerwiegenden Folgen für den persönlichen und familiären Bereich. Diese Situation erfordert, daß ihr eure Bemühungen verstärkt, um allen das barmherzige Antlitz des Herrn zu zeigen, dessen Bild die Kirche gemäß ihrer Berufung sein soll, indem sie mit Großmut und Hingabe den Leidenden und Schwächsten dient und zur Seite steht. Denn die Liebe und die Hilfe für die notleidenden Brüder und Schwestern »gehört zum Wesen der Kirche und ist unverzichtbarer Wesensausdruck ihrer selbst« (vgl. Deus caritas est, 25).

Gott hat das guatemaltekische Volk mit einem tiefen religiösen Sinn gesegnet, reich an volkstümlichen Ausdrucksweisen, die in festen christlichen Gemeinschaften reifen müssen, die mit Freude ihren Glauben als lebendige Glieder des Leibes Christi feiern (vgl. 1 Kor 12,27) und dem Fundament der Apostel treu sind. Ihr wißt sehr gut, daß die Standhaftigkeit im Glauben und die Teilhabe an den Sakramenten eure Gläubigen angesichts der Gefahr seitens der Sekten und der angeblich charismatischen Gruppen stärken, die Verwirrung stiften und sogar die kirchliche Gemeinschaft erschüttern können.

Die Tradition eurer Kultur findet in der Familie, der vorrangigen Zelle der Gesellschaft, den Wesenskern des Daseins, der Weitergabe des Glaubens und der Werte; aber sie ist heute vor schwere pastorale und menschliche Herausforderungen gestellt. Deshalb bemüht sich die Kirche mit besonderer Aufmerksamkeit, diejenigen ernsthaft zu formen, die sich auf das Eheleben vorbereiten, indem sie die Familien ständig auf den Glauben und die Hoffnung hinweist und darauf achtet, daß sie mit der nötigen Hilfe ihre Pflichten erfüllen können. In eurem Dienst könnt ihr auf die geschätzte Mitarbeit der Priester zählen, die in ihrem Bischof einen wahren Vater und Lehrer sehen, der ihnen nahesteht und in dem sie Hilfe für ihre geistlichen und materiellen Bedürfnisse finden sowie einen angemessenen Rat in schwierigen Augenblicken. Sie bedürfen immer der Ermutigung, um auf dem Weg der wahren priesterlichen Heiligkeit als wahre Männer des Gebets fortzuschreiten (vgl. Novo millennio ineunte, 32). Sie brauchen auch angemessene Mittel, um ihre menschliche und theologische Bildung zu erweitern, die ihnen gestattet, besonders heikle Aufgaben zu übernehmen, wie die von Professoren, Ausbildern oder geistlichen Leitern in euren Seminaren. Durch ihr Beispiel und ihren pastoralen Eifer sollen sie für die jungen und weniger jungen Menschen ein lebendiger Aufruf sein, sich ganz dem Herrn zu weihen, indem sie mit der göttlichen Gnade zusammenarbeiten, damit der Herr »Arbeiter in seine Ernte sendet« (Mt 9,38).

Der 2. Amerikanische Missionskongreß, der im Jahr 2003 in Guatemala stattgefunden hat, brachte die Herausforderung mit sich, in die Diözesen und Vikariate eine intensiv gelebte Erfahrung des missionarischen Einsatzes einzubringen und sie in den neuen globalen Plan der Bischofskonferenzen einzuschließen. Jetzt sollt ihr, auch im Hinblick auf die Beschlüsse der V. Konferenz der Bischöfe von Lateinamerika und der Karibik in Aparecida, eure Identität festigen und die Evangelisierungsaufgabe zu Ende führen, die ihr dort übernommen habt. Zu diesem Zweck ermutige ich euch – wie es mein verehrter Vorgänger Johannes Paul II. bei seinem ersten Besuch in eurem Land getan hat –, mit neuem Eifer den Evangelisierungsauftrag der Kirche im Rahmen der aktuellen kulturellen Veränderungen und der Globalisierung fortzusetzen; ihr sollt auch der Predigt und der Katechese neue Kraft geben, indem ihr Jesus Christus, den Sohn Gottes, als Fundament und Sinn des Lebens jedes Gläubigen verkündet. Die Evangelisierung der Kulturen ist eine vorrangige Aufgabe, damit das Wort Gottes allen zugänglich gemacht und in Verstand und Herz aufgenommen wird. Es soll das Licht sein, das sie erleuchtet, und das Wasser, das sie durch die Botschaft des Evangeliums reinigt, das dem ganzen Menschengeschlecht Heil bringt.

Am Ende unserer Begegnung möchte ich euch ermutigen, das euch anvertraute Volk Gottes weiter zu führen, damit die Kirche durch euer Wort und euer Beispiel als Quelle der Hoffnung leuchte! Überbringt meinen liebevollen Gruß und meinen Segen euren Priestern, den Ordensleuten und den übrigen Gläubigen, besonders denen, die mit großer Hingabe am Werk der Evangelisierung mitarbeiten. Ich rufe auf euch den mütterlichen Schutz Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz, der Patronin Guatemalas, herab und erteile euch von Herzen den Apostolischen Segen.

 



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