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ANSPRACHE VON BENEDIKT XVI.
AN HERRN BEYON LUC ADOLPHE TIAO,
NEUER BOTSCHAFTER VON BURKINA FASO
BEIM HL. STUHL*


Freitag, 29. Mai 2009

 

Herr Botschafter,

gerne empfange ich Sie anläßlich der Überreichung des Beglaubigungsschreibens, durch das Sie als außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter von Burkina Faso beim Heiligen Stuhl akkreditiert werden. Ich danke Ihnen für die freundlichen Worte, die Sie an mich gerichtet haben, sowie für die respektvollen Grüße, die Sie mir von Seiten Seiner Exzellenz des Präsidenten der Republik, Herrn Blaise Compaoré, übermittelt haben. Würden Sie Ihm bitte auch von meiner Seite meine hohe Wertschätzung für seine Person und das Volk von Burkina Faso zum Ausdruck bringen, dem ich wünsche, in Frieden und Brüderlichkeit leben zu können.

Herr Botschafter, die derzeitige internationale Wirtschaftskrise schwächt die afrikanische Wirtschaft noch mehr, und die Familien sehen sich vor allem aufgrund von zunehmender Armut, Arbeitslosigkeit und Krankheiten vor wachsende Schwierigkeiten gestellt. In diesem Umfeld werden die jungen Menschen dazu geführt, ihr Land zu verlassen, um sich eine bessere Zukunft zu suchen und ihren Familien zu helfen. Ich wünsche sehr, daß sich zwischen den reichen und den ärmeren Ländern eine echte Solidarität zeigen möge. In Krisenzeiten ist es besonders notwendig, daß die Entwicklungshilfe nicht zurückgeht, sondern daß die mehrfach gegebenen Versprechen tatsächlich verwirklicht werden. Jedenfalls müssen, wie ich aus Anlaß meiner jüngsten Reise nach Afrika gesagt habe, »die Afrikaner selbst … Hauptakteure ihrer Entwicklung sein, indem sie zusammen für das Wohl ihrer Gemeinschaften arbeiten« (Luanda, 20. März 2009). So werden die wirklichen Werte der Afrikaner berücksichtigt werden können, und nur so wird sich vermeiden lassen, daß sie nicht nur einfache Empfänger von Plänen sind, die andere erarbeitet haben. In dieser Hinsicht freue ich mich über den wichtigen Dienst, den die Stiftung Johannes Paul II. für die Sahelzone geleistet hat, die gerade in Ouagadougou den 25. Jahrestag ihres Bestehens gefeiert hat. Sie ist ein beredtes Zeichen für die Solidarität der katholischen Kirche mit den Ländern der Sahelzone, die besonders unter Trockenheit, Hunger und fortschreitender Wüstenbildung leiden, sowie für die wirksame Mitarbeit, welche die Kirche im Kampf gegen die Übel leistet, die ein Leben der Bevölkerung in Würde gefährden.

Damit es zu einer wirklichen Entwicklung der Gesellschaft kommen kann, sind die Wiederherstellung der Eintracht und der Sicherheit in der Region, mit der Ihr Land besonders verbunden ist, von wesentlicher Bedeutung. Die bereits erreichten Resultate zeigen, daß sich die Meinungsverschiedenheiten nur durch einen geduldigen Dialog überwinden lassen und daß nur so Frieden und Gerechtigkeit geschaffen werden können. Ich möchte die um Frieden bemühten Männer und Frauen und besonders die Menschen, die in der Gesellschaft Verantwortung tragen, dazu anspornen, sich weiterhin mutig dafür einzusetzen, daß die wiedergefundene Ruhe und Stabilität es erlauben mögen, die Beziehungen der Brüderlichkeit und der Solidarität zwischen den Völkern der Region in tiefem gegenseitigen Vertrauen zu stärken.

Herr Botschafter, wie Sie herausgestellt haben, setzt sich die katholische Kirche durch ihre Arbeit in den Bereichen des Gesundheitswesens, der Erziehung und der Sozialarbeit sehr in der Gesellschaft von Burkina Faso ein. Durch ihren Dienst für die Bevölkerung möchte sie an dem ihr eigenen Platz dazu beitragen, Antworten auf die zahlreichen und wichtigen Herausforderungen zu finden, vor denen die Familien stehen. Die Bewahrung der familiären Werte muß allen ein wichtiges Anliegen sein, da die Familie die wichtigste Säule des gesellschaftlichen Gebäudes darstellt. Daher können die Zeichen einer Auflösung des familiären Gefüges nur zu Situationen führen, deren Opfer häufig Kinder und Jugendliche sind. Die Erziehung und die Ausbildung der jungen Generation sind für die Zukunft der Nation ebenfalls von vorrangiger Bedeutung. Angesichts der Schwierigkeiten des Lebens ist es erforderlich, daß die Gesellschaft den jüngeren Menschen Gründe zum Leben und zur Hoffnung gibt.

Um zum Aufbau der Nation beizutragen ist die Stärkung der freundschaftlichen Beziehungen unter allen Gläubigen eine Aufgabe, die unablässig verfolgt werden muß. Ich freue mich besonders über die guten Beziehungen und die Zusammenarbeit, die sich in Ihrem Land seit Jahren zwischen Christen und Muslimen entwickelt hat. Auf der Suche nach einem immer besseren Verständnis in gegenseitigem Respekt und unter Ablehnung jeder Form von Gewalt und Intoleranz legen die Gläubigen vor Gott ein beredtes Zeugnis ab und tragen zum Fortschritt des Gemeinwohls bei.

Herr Botschafter, zum Schluß dieser Begegnung möchte ich durch Sie auch die Bischöfe von Burkina Faso sowie alle Mitglieder der katholischen Gemeinschaft grüßen, deren Tatkraft mir bekannt ist. Während wir uns darauf vorbereiten, die Zweite Sonderversammlung der Bischofssynode für Afrika abzuhalten, lade ich sie besonders dazu ein, die Vorbereitung und den Ablauf dieses wichtigen kirchlichen Ereignisses mit ihren Gebeten zu unterstützen und in Zusammenarbeit mit allen ihren Landsleuten Stifter von Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden zu sein.

Nun da Sie, Herr Botschafter, Ihre Mission beim Heiligen Stuhl beginnen, begleiten Sie meine herzlichen Wünsche für ein gutes Gelingen. In dem Wunsch, daß die harmonischen Beziehungen zwischen Burkina Faso und dem Heiligen Stuhl anhalten und sich weiterentwickeln mögen – die kürzlich erfolgte Eröffnung einer Apostolischen Nuntiatur in Ouagadougou ist dafür ein glückliches Zeichen –, versichere ich Sie der Hilfsbereitschaft meiner Mitarbeiter, bei denen Sie immer freundliche Aufnahme und herzliches Verständnis finden werden.

Ich bitte den Allmächtigen, Seine Exzellenz, Ihre Familie und die Mitarbeiter Ihrer Botschaft, sowie alle Verantwortlichen und alle Bürger Burkina Fasos mit der Fülle Seiner Wohltaten zu segnen.


*L'Osservatore Romano 26 p. 12.

 

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