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GEBET AN DER MARIENSÄULE AUF DEM SPANISCHEN PLATZ

ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI.

Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria
Mittwoch, 8. Dezember 2010

(Video)

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Auch in diesem Jahr sind wir hier auf dem Spanischen Platz zusammengekommen, um die Unbefleckte Jungfrau anläßlich ihres Hochfestes zu verehren. Euch allen, die ihr zahlreich erschienen seid, ebenso wie jenen, die über Radio und Fernsehen teilnehmen, gilt mein herzlicher Gruß. Wir haben uns um diese historische Säule versammelt, die heute mit Blumen bekränzt ist, Zeichen der Liebe und der Verehrung des römischen Volkes für die Mutter Jesu. Und das schönste und ihr liebste Geschenk, das wir darbringen, ist unser Gebet, das wir im Herzen tragen und ihrer Fürsprache anvertrauen. Es sind Dank- und Bittgebete: Dankgebete für das Geschenk des Glaubens und für all das Gute, das wir täglich von Gott empfangen, und Bittgebete für die verschiedenen Nöte, für die Familie, die Arbeit, für alle Schwierigkeiten, denen wir im Leben begegnen.

Aber wenn wir hierherkommen, besonders heute am 8. Dezember, ist das, was wir von Maria empfangen, viel wichtiger als das, was wir ihr darbringen. Sie schenkt uns nämlich eine Botschaft, die an jeden von uns gerichtet ist, an die Stadt Rom und an die ganze Welt. Auch ich, als Bischof dieser Stadt, komme, um zu hören – nicht nur für mich, sondern für alle. Und was sagt uns Maria? Sie spricht zu uns durch das Wort Gottes, das in ihrem Schoß Fleisch geworden ist. Ihre »Botschaft« ist nichts anderes als Jesus: er, der ihr ganzes Leben ist. Dank ihm und durch ihn ist sie die Unbefleckte. Und so wie Gottes Sohn für uns Mensch geworden ist, so wurde auch sie, die Mutter, vor der Sünde bewahrt – für uns, für alle, als Vorwegnahme von Gottes Heil für jeden Menschen.

So sagt Maria uns, daß wir alle aufgerufen sind, uns gegenüber dem Wirken des Heiligen Geistes zu öffnen, um dahin gelangen zu können, in unserer endgültigen Bestimmung unbefleckt zu sein, vollkommen und endgültig frei vom Bösen. Das sagt sie uns mit ihrer Heiligkeit, mit einem Blick voll Hoffnung und Mitleid, der Worte wie diese hervorruft: »Fürchte dich nicht, mein Sohn, Gott hat dich lieb; er liebt dich persönlich; er hat dich erwählt, bevor du zur Welt gekommen bist, und er hat dich ins Leben gerufen, um dich mit Liebe und Leben zu erfüllen. Daher ist er dir entgegengekommen, ist er geworden wie du, ist er Jesus geworden, der Gottmensch, in allem dir gleich, aber ohne Sünde; er hat sich für dich hingegeben bis zum Tod am Kreuz und hat dir so ein neues, freies, heiliges und unbeflecktes Leben geschenkt « (vgl. Eph 1,3–5).

Diese Botschaft schenkt uns Maria, und wenn ich an diesem Hochfest hierherkomme, dann bin ich innerlich bewegt, denn ich spüre, daß sie an die ganze Kirche gerichtet ist, an alle Männer und Frauen, die in Rom leben: auch an jene, die nicht daran denken; an jene, die sich nicht einmal daran erinnern, daß heute das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis ist; an jene, die sich allein und verlassen fühlen. Der Blick Marias ist der Blick Gottes auf jeden Menschen. Sie schaut uns an mit der Liebe des Vaters und segnet uns. Sie tritt auf als unsere »Fürsprecherin«, und genau so rufen wir sie im Salve Regina an: »unsere Fürsprecherin«. Auch wenn alle schlecht über uns sprächen, so würde sie, die Mutter, Gutes sagen, denn ihr unbeflecktes Herz steht im Einklang mit der Barmherzigkeit Gottes. So sieht sie die Stadt: nicht als anonymes Ballungsgebiet, sondern als Gemeinwesen, in dem Gott alle persönlich mit Namen kennt, jeden einzelnen, und uns aufruft, in seinem Licht zu erstrahlen. Und jene, die in den Augen der Welt die Ersten sind, sind für Gott die Letzten; die Kleinen sind groß für Gott. Die Mutter schaut uns an, wie Gott sie angeschaut hat, ein einfaches Mädchen aus Nazaret, unbedeutend in den Augen der Welt, aber auserwählt und kostbar für Gott. Sie erkennt in jedem die Ähnlichkeit mit ihrem Sohn Jesus, auch wenn wir so unterschiedlich sind! Wer aber kennt besser als sie die Kraft der göttlichen Gnade? Wer weiß besser als sie, daß für Gott nichts unmöglich ist, daß er sogar Gutes aus Bösem hervorbringen kann?

Das, liebe Brüder und Schwestern, ist die Botschaft, die wir hier zu Füßen der Unbefleckten Jungfrau Maria empfangen. Es ist eine Botschaft des Vertrauens für jeden Menschen dieser Stadt und der ganzen Welt. Eine Botschaft der Hoffnung, die nicht aus Worten besteht, sondern aus ihrer eigenen Geschichte: Sie, eine Frau aus unserem Geschlecht, hat den Sohn Gottes zur Welt gebracht und ihr ganzes Leben mit ihm geteilt! Und heute sagt sie zu uns: Das ist auch deine, eure Bestimmung, die Bestimmung aller: heilig zu sein wie unser Vater, ohne Sünde zu sein wie unser Bruder Jesus Christus, geliebte Kinder zu sein, die alle angenommen sind, um eine große Familie zu bilden, ohne Grenzen der Nationalität, der Hautfarbe, der Sprache, denn es gibt nur den einen Gott und Vater aller Menschen. Danke, o Unbefleckte Mutter, daß du immer bei uns bist! Wache stets über unsere Stadt: Tröste die Kranken, ermutige die Jugendlichen, stütze die Familien. Verleihe die Kraft, das Böse in all seinen Formen zurückzuweisen und das Gute zu wählen, auch wenn es schwerfällt und man dafür gegen den Strom schwimmen muß.

Schenke uns die Freude, uns von Gott geliebt zu fühlen, von ihm gesegnet und dazu bestimmt, seine Kinder zu sein. Unbefleckte Jungfrau, gütige Mutter, bitte für uns!

 

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