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APOSTOLISCHE REISE NACH MEXIKO UND IN DIE REPUBLIK KUBA
(23.-29. MÄRZ 2012)

BEGRÜSSUNGSZEREMONIE

ANSPRACHE VON PAPST BENEDIKT XVI.

Internationaler Flughafen Santiago de Cuba-Antonio Maceo
Montag, 26. März 2012

  [Video]

 

Sehr geehrter Herr Präsident!
Meine Herren Kardinäle und liebe Mitbrüder im Bischofsamt!
Geschätzte Vertreter des öffentlichen Lebens!
Werte Mitglieder des Diplomatischen Korps!
Meine Damen und Herren!
Liebe kubanische Freunde!

Ich danke Ihnen, Herr Präsident, für den Empfang und Ihre freundlichen Begrüßungsworte, mit denen Sie auch die Ehrerbietung der Regierung und des kubanischen Volkes gegenüber dem Nachfolger Petri zum Ausdruck gebracht haben. Ich grüße die Vertreter des öffentlichen Lebens, die zugegen sind, wie auch die hier anwesenden Mitglieder des Diplomatischen Korps. Einen herzlichen Gruß richte ich an den Erzbischof von Santiago de Cuba und Präsidenten der Bischofskonferenz Dionisio Guillermo García Ibáñez, an den Erzbischof von Havanna Kardinal Jaime Ortega y Alamino und an die anderen bischöflichen Mitbrüder in Kuba, denen ich all meine geistliche Nähe bekunde. Schließlich grüße ich ganz von Herzen die Gläubigen der katholischen Kirche in Kuba, die geschätzten Einwohner dieser schönen Insel und alle Kubaner, wo auch immer sie sich befinden. Ihr liegt mir stets am Herzen, und ich bete für euch. Das war ganz besonders in diesen Tagen der Fall, als der ersehnte Augenblick des Besuches bei euch näher rückte, der dank göttlicher Güte nun Wirklichkeit geworden ist.

Wenn ich jetzt zu euch komme, kann ich es nicht unterlassen, an den denkwürdigen Besuch meines Vorgängers, des seligen Johannes Paul II. zu erinnern, der eine unauslöschliche Spur in der Seele der Kubaner hinterlassen hat. Für viele, Gläubige und Nichtgläubige, stellen sein Vorbild und seine Lehre ein leuchtendes Leitbild dar, das ihnen sowohl im persönlichen Leben wie auch in der öffentlichen Ausführung des Dienstes am Gemeinwohl der Nation Orientierung gibt. In der Tat war seine Reise über die Insel wie eine angenehme Brise frischer Luft, die der Kirche in Kuba neue Kraft gegeben hat, da sie in vielen ein neues Bewußtsein für die Bedeutung des Glaubens wachrief und sie ermutigte, die Herzen für Christus zu öffnen. Gleichzeitig hat sie die Hoffnung entzündet und das Verlangen geweckt, mutig für eine bessere Zukunft zu arbeiten. Eine der wichtigen Früchte dieses Besuches war die Einleitung einer neuen Phase in den Beziehungen zwischen der Kirche und dem kubanischen Staat im Geist stärkerer Zusammenarbeit und größeren Vertrauens. Doch bleiben noch viele Aspekte, in denen man vorankommen kann und muß, besonders hinsichtlich des unerläßlichen Beitrags, den die Religion im öffentlichen Bereich der Gesellschaft zu leisten berufen ist.

Ich freue mich sehr, mich mit euch in der Freude anläßlich der 400-Jahr-Feier der Auffindung des Gnadenbildes der Barmherzigen Jungfrau von El Cobre zu vereinen. Ihre einzigartige Gestalt war von Anfang an sowohl im persönlichen Leben der Kubaner als auch in den großen Ereignissen des Landes sehr gegenwärtig, besonders als es seine Unabhängigkeit erlangte. Sie wurde von allen als wahre Mutter des kubanischen Volkes verehrt. Die Verehrung der „Virgen Mambisa“ hat den Glauben gestärkt und dazu ermutigt, zu verteidigen und zu fördern, was die Lebensbedingungen des Menschen und seine Grundrechte würdig macht. Sie tut es heute weiterhin mit noch größerer Kraft und gibt so ein sichtbares Zeugnis für die Fruchtbarkeit der Verkündigung des Evangeliums in diesem Land und die tiefen christlichen Wurzeln, die der innersten Identität der kubanischen Seele Leben verleihen. Der Spur der vielen Pilger im Laufe der Jahrhunderte folgend, möchte auch ich mich nach El Cobre begeben und zu Füßen der Mutter Gottes niederknien, um ihr für ihre Hilfe für alle ihre kubanischen Kinder zu danken und sie um ihre Fürsprache anzurufen, damit sie den Lauf dieser geliebten Nation auf Pfade der Gerechtigkeit, des Friedens, der Freiheit und der Versöhnung führe.

Ich komme als Pilger der Liebe nach Kuba, um meine Brüder und Schwestern im Glauben zu stärken und in der Hoffnung zu ermutigen, die aus der Gegenwart der Liebe Gottes in unserem Leben erwächst. In meinem Herzen nehme ich die berechtigten Anliegen und legitimen Wünsche aller Kubaner mit, wo immer sie auch sind, ihre Leiden und Freuden, ihre Sorgen und alles, was sie auf dem Herzen haben, seien es besonders die jungen und die alten Menschen, die Heranwachsenden und die Kinder, die Kranken und die Arbeiter, die Gefangenen und ihre Familien sowie die Armen und die Bedürftigen.

Viele Teile der Welt durchleben heute eine Zeit besonderer wirtschaftlicher Schwierigkeiten. Nicht wenige stimmen darin überein, daß dem eine tiefe geistige und moralische Krise zugrunde liegt, die den Menschen ohne Werte zurückgelassen hat und ihn dem Ehrgeiz und Egoismus gewisser Mächte preisgibt, die das wahre Wohl der Menschen und der Familien nicht beachten. Man kann allerdings auf Dauer nicht einer solchen kulturellen und moralischen Linie folgen, welche die schmerzliche Situation hervorgerufen hat, wie sie viele erfahren. Im Gegenteil, wahrer Fortschritt braucht eine Ethik, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und seine echten Bedürfnisse berücksichtigt, besonders was seine geistige und religiöse Dimension betrifft. Daher wird es im Herzen und im Geist vieler immer mehr zur Gewißheit, daß es für die Erneuerung der Gesellschaft und der Welt rechtschaffener Menschen mit festen moralischen Überzeugungen und hohen grundlegenden Werten bedarf, die nicht unter dem Einfluß bestimmter Interessen stehen, sondern der unwandelbaren und transzendenten Natur des Menschen entsprechen.

Liebe Freunde, ich bin überzeugt, daß Kuba in diesem so wichtigen Augenblick seiner Geschichte schon auf das Morgen schaut und sich daher bemüht, seine Horizonte zu erneuern und zu weiten; dazu trägt das große Erbe an geistigen und moralischen Werten bei, die seine wahre Identität geformt haben und die sich im Werk und Leben vieler berühmter Söhne des Landes eingeprägt finden, wie des seligen José Olallo y Valdés, des Dieners Gottes Félix Varela oder des prominenten José Martí. Die Kirche ihrerseits konnte durch ihre großzügige und hingebungsvolle Seelsorge sehr zur Förderung solcher Werte beitragen und bekräftigt ihre Absicht, weiter rastlos zu arbeiten, um allen Kubanern besser zu dienen.

Ich bitte den Herrn, daß er dieses Land und seine Kinder reichlich segne und besonders denen nahe ist, die sich benachteiligt fühlen, den Ausgegrenzten und allen, die an Leib und Seele leiden, und daß er auf die Fürsprache der Barmherzigen Jungfrau von El Cobre allen eine Zukunft voll Hoffnung, Solidarität und Eintracht schenke. Vielen Dank.

 



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