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BENEDIKT XVI.

ANGELUS

Petersplatz
3. Adventssonntag "Gaudete", 16. Dezember 2012

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Liebe Brüder und Schwestern!

Das Evangelium des heutigen Adventssonntags stellt uns erneut die Gestalt Johannes’ des Täufers vor Augen, und es beschreibt ihn, während er zu den Menschen spricht, die zu ihm an den Jordan kommen, um sich taufen zu lassen. Da Johannes sie alle mit scharfen Worten mahnt, sich auf das Kommen des Messias vorzubereiten, fragen ihn einige: »Was sollen wir tun?« (Lk 3,10.12.14). Diese Dialoge sind sehr interessant und erweisen sich als sehr aktuell.

Die erste Antwort richtet sich an die Menschenmenge im allgemeinen. Der Täufer sagt: »Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso« (V. 11). Hier können wir einen Grundsatz der von der Nächstenliebe beseelten Gerechtigkeit sehen. Die Gerechtigkeit erfordert es, das Ungleichgewicht zwischen dem zu überwinden, der im Überfluß lebt, und jenem, dem es am Notwendigen  mangelt: die Liebe drängt dazu, dem anderen gegenüber aufmerksam zu sein und seiner Not zu begegnen statt Rechtfertigungen für die Verteidigung der eigenen Interessen zu finden. Gerechtigkeit und Liebe stehen nicht im Gegensatz zueinander, sondern sie sind beide notwendig und ergänzen sich gegenseitig. »Liebe – Caritas – wird immer nötig sein, auch in der gerechtesten Gesellschaft«, denn: »Immer wird es auch die Situationen materieller Not geben, in denen Hilfe im Sinn gelebter Nächstenliebe nötig ist« (Deus caritas est, 28).

Und dann sehen wir die zweite Antwort, die sich an einige »Zöllner« richtet, das heißt an Steuereintreiber im Dienst der Römer. Schon aus diesem Grund wurden die Zöllner verachtet, und auch weil sie oft ihre Stellung ausnutzten, um zu stehlen. Ihnen sagt der Täufer nicht, sie sollen den Beruf wechseln, sondern er sagt ihnen, sie sollen nicht mehr verlangen, als festgesetzt ist (vgl. V. 13). Der Prophet verlangt im Namen Gottes keine außergewöhnlichen Gesten, sondern vor allem die rechtschaffene Erfüllung der eigenen Pflicht. Der erste Schritt zum ewigen Leben ist immer die Achtung der Gebote; in diesem Fall des siebten Gebots: »Du sollst nicht stehlen« (vgl. Ex 20,15).

Die dritte Antwort gilt den Soldaten, einer weiteren Kategorie, die eine gewisse Macht besitzt und folglich der Versuchung ausgesetzt ist, sie zu mißbrauchen. Zu den Soldaten sagt Johannes: »Mißhandelt niemand, erpreßt niemand, begnügt euch mit eurem Sold« (V. 14). Auch hier beginnt die Umkehr mit der Rechtschaffenheit und der Achtung der anderen: eine Weisung, die für alle gilt, besonders für jene, die größere Verantwortung tragen. Betrachtet man diese Dialoge insgesamt, so beeindruckt die große Konkretheit der Worte des Johannes: da Gott uns nach unseren Werken richten wird, muß genau dort, in den Verhaltensweisen, deutlich werden, daß wir seinem Willen folgen.

Und gerade aus diesem Grund sind die Weisungen des Täufers immer aktuell: auch in unserer so komplexen Welt würden die Dinge viel besser gehen, wenn ein jeder diese Verhaltensregeln befolgen würde. Wir wollen also den Herrn auf die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria bitten, daß er uns helfe, uns auf Weihnachten vorzubereiten und dabei gute Früchte der Umkehr hervorzubringen (vgl. Lk 3,8).


Nach dem Angelusgebet

Liebe Brüder und Schwestern!

Vom kommenden 28. Dezember bis zum 2. Januar wird in Rom die Europäische Begegnung der Jugend stattfinden, die von der Gemeinschaft von Taizé organisiert worden ist. Ich danke den Familien, die sich der römischen Tradition der Aufnahmebereitschaft entsprechend bereit erklärt haben, diese Jugendlichen zu beherbergen. Da – Gott sei es gedankt – die Nachfragen größer sind als erwartet, erneuere ich den bereits in den Pfarreien ergangenen Aufruf, damit weitere Familien in großer Einfachheit diese schöne Erfahrung der christlichen Freundschaft machen können.

.... auf französisch: Liebe französischsprachige Pilger, der dritte Adventssonntag ist der Sonntag der Freude! Was aber bedeutet nun Freude, da Menschen Armut und Einsamkeit erleiden? In diesem Jahr des Glaubens wollen wir versuchen, unser Leben und unsere Probleme mit den Augen des Glaubens zu betrachten, um zu entdecken, daß Christus der Quell der Freude ist! Seine rettende Gegenwart befreie unser Herz von dem, was es bedrückt; sie erneuert und schenkt Ruhe und Frieden. Ja, freuen wir uns im Herrn, der kommt! Unsere Freude erstrahle in unseren Familien, an unseren Arbeitsplätzen, in unseren Gemeinschaften und Ländern durch Gesten der Aufmerksamkeit, des Teilens und der Vergebung! Einen gesegneten Sonntag euch allen!

… auf englisch: Ich grüße alle beim heutigen Angelus anwesenden englischsprachigen Pilger und Besucher. Ich war zutiefst erschüttert über die sinnlose Gewalttat vom Freitag in Newtown, Connecticut. Ich versichere alle Familien der Opfer, besonders diejenigen, die ein Kind verloren haben, meiner Nähe und meines Gebets. Gottes Trost möge ihr Herz berühren und ihre Schmerzen lindern. Während dieser Adventszeit wollen wir uns eifriger dem Gebet und Taten des Friedens zuwenden. Auf die von dieser Tragödie Betroffenen und auf euch alle rufe ich Gottes reichen Segen herab.

… auf deutsch: Ein herzliches Grüß Gott sage ich allen deutschsprachigen Pilgern und Besuchern, besonders der Musikkapelle und dem Pfarrchor aus Lengmoos am Ritten in Südtirol. Im heutigen Evangelium hören wir von Johannes dem Täufer, der auf den Größeren hinweist, der nach ihm kommen wird. Dieser bringt den Heiligen Geist, der uns unsere Sünden von Gott her zeigen wird und sie in seinem Feuer verbrennt. In der Taufe ist uns der Heilige Geist geschenkt, dessen Liebe wir uns nur zu öffnen brauchen. Euch allen wünsche ich eine gesegnete Zeit der Vorbereitung auf das Fest der Geburt Christi.

… auf spanisch: Ich grüße herzlich die Pilger aus dem spanischen Sprachraum, die zu diesem Mariengebet gekommen sind, besonders die Gläubigen aus verschiedenen Pfarreien von Valencia. Da die Weihnacht naht, wiederholt die heutige Sonntagsliturgie die Worte des heiligen Apostels Paulus: »Gaudete« – Freut euch! Der Herr ist nahe. Es ist dies eine Freude, die das Herz derer erfüllt, die auch in den Schwierigkeiten wissen, daß Gott kommt, um uns bei der Hand zu nehmen, da er uns nie verläßt. Bereitet euch so in euren Familien auf das Geburtsfest mit jener Erwartung und Zärtlichkeit vor, mit der Maria das Kommen des Heilands aller Menschen in die Welt zu empfangen hoffte. Sie begleite und inspiriere uns besonders in diesen Tagen. Gesegneten Sonntag.

… auf polnisch: An die Polen richte ich Worte des Grußes und der geistlichen Nähe, besonders an alle, die in Polen Mitglieder des »Weihnachtlichen Kinderhilfswerkes « sind. Ich hoffe, daß diese karitative und ökumenische Initiative, eine Geste konkreter Hilfe für die Notleidenden, die Freude in die Herzen vieler Kinder trage! Die Flamme der in den Familien während des Abendessens am Heiligen Abend angezündeten Kerzen möge ein Symbol dieser Initiative sein. Gott möge die Großzügigkeit der Herzen vergelten und alle segnen.

... auf italienisch: Heute richte ich einen besonderen Gruß an die Kinder Roms! Ihr seid zur traditionellen Segnung der »Bambinelli« gekommen. Meine Lieben, während ich die Jesusfiguren segne, die ihr in eure Krippen legen werdet, segne ich von Herzen einen jeden von euch und eure Familien wie auch die Erzieher und das Zentrum »Römische Oratorien«.

Zum Schluß grüße ich die Pilger italienischer Sprache, insbesondere die Gläubigen aus Palazzo Adriano, Porto San Giorgio, Grottammare, San Lorenzello, Atella, Bucchianico und Valmontone. Ich grüße die Gruppe von Schülern des »Istituto De Merode« aus Rom zusammen mit einigen australischen Mitschülern aus Adelaide; wie auch die Vertreter der Nachrichtenagentur für religiöse Information »Zenit«. Allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag und einen guten geistlichen Weg nach Betlehem! Gesegneten Sonntag. Alles Gute!

 

 

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