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APOSTOLISCHE REISE NACH MALTA
ANLÄSSLICH DES 1950. JAHRESTAGES DES
SCHIFFBRUCHS DES HL. APOSTELS PAULUS
(17.-18. APRIL 2010)
 

BESUCH DER GROTTE DES HL. PAULUS

GEBET UND GRUSSWORTE VON BENEDIKT XVI.

Rabat
Samstag, 17. April 2010

(Video)

 

Lieber Erzbischof Cremona,
liebe Brüder und Schwestern!

Meine Pilgerreise nach Malta hat mit einem Moment des stillen Gebets in der Grotte des heiligen Paulus begonnen, der als erster den Glauben auf diese Inseln brachte. Ich bin den Spuren jener unzähligen Pilger der vergangenen Jahrhunderte gefolgt, die an dieser heiligen Stätte gebetet haben und dabei sich selbst, ihre Familien und das Wohl dieses Landes der Fürsprache des Völkerapostels anvertraut haben. Ich freue mich, endlich in eurer Mitte zu sein und grüße euch alle sehr herzlich im Herrn.

Der Schiffbruch des Paulus und sein dreimonatiger Aufenthalt auf Malta hat eine unauslöschliche Spur in der Geschichte eures Landes hinterlassen. Seine Worte an seine Gefährten vor seiner Ankunft auf Malta sind uns in der Apostelgeschichte überliefert und dienten als besonderes Thema bei eurer Vorbereitung auf meinen Besuch. Diese Worte – »Jeħtieg iżda li naslu fi gżira« [»Wir müssen allerdings an einer Insel stranden«] (Apg 27,26) – sind in ihrem ursprünglichen Kontext eine Aufforderung, angesichts des Unbekannten Mut zu fassen und unerschöpfliches Vertrauen in Gottes geheimnisvolle Vorsehung zu setzen. Die Schiffbrüchigen wurden in der Tat von den Leuten auf Malta nach dem Beispiel des heiligen Publius herzlich aufgenommen. So wurde Paulus nach dem Plan Gottes euer Vater im christlichen Glauben. Dank seiner Anwesenheit bei euch konnte das Evangelium Jesu Christi tiefe Wurzeln schlagen und Frucht bringen, nicht nur im Leben der einzelnen, der Familien und Gemeinschaften, sondern auch in der Formung der nationalen Identität Maltas und seiner pulsierenden und unverwechselbaren Kultur.

Die apostolische Arbeit des Paulus trug reiche Ernte auch in den Generationen von Verkündern, die in seine Fußstapfen traten, und insbesondere bei der großen Zahl von Priestern und Ordensleuten, die seinen missionarischen Eifer nachahmten und Malta verließen, um das Evangelium zu fernen Ufern zu bringen. Ich freue mich, daß ich die Gelegenheit hatte, so viele von ihnen heute in der St.-Paulus-Kirche zu treffen und sie in ihrer anspruchsvollen und oft heroischen Berufung zu ermutigen. Liebe Missionare: Im Namen der ganzen Kirche danke ich euch allen für euer Zeugnis für den auferstandenen Herrn und für euer Leben, das ihr für den Dienst an den anderen eingesetzt habt. Eure Präsenz und euer Wirken in so vielen Ländern der Erde macht eurem Land Ehre und zeugt von einem evangeliumsgemäßen Impuls, der tief in der Kirche in Malta verankert ist. Bitten wir den Herrn, noch viel mehr Männer und Frauen zu berufen, die die hochherzige Mission der Verkündigung des Evangeliums und der Arbeit für das Wachstum des Reiches Christi in allen Ländern und bei allen Völkern voranbringen.

Die Ankunft des heiligen Paulus auf Malta war nicht geplant. Wie wir wissen, war er auf der Fahrt nach Rom, als ein heftiger Sturm aufkam und sein Schiff vor dieser Insel auf Grund lief. Seeleute können eine Reiseroute planen, doch in seiner Weisheit und Vorsehung entwirft Gott seinen eigenen Kurs. Paulus, der auf dramatische Weise dem auferstandenen Herrn auf dem Weg nach Damaskus begegnet war, wußte das sehr gut. Der Kurs seines Lebens wurde urplötzlich geändert; daher ist für ihn Christus das Leben (vgl. Phil 1,21); all sein Denken und Tun war darauf ausgerichtet, das Geheimnis des Kreuzes und dessen Botschaft von der versöhnenden Liebe Gottes zu verkünden.

Dasselbe Wort, das Wort des Evangeliums, hat nach wie vor die Kraft, in unser Leben hereinzubrechen und dessen Lauf zu ändern. Auch heute fordert dasselbe Evangelium, das Paulus verkündete, die Menschen auf diesen Inseln weiter zur Umkehr auf, zu einem neuen Leben und einer Zukunft voll Hoffnung. Ich bin als Nachfolger des Apostels Petrus unter euch und lade euch ein, Gottes Wort neugierig aufzunehmen, wie es eure Vorfahren taten, und euer Denken und Leben von ihm herausfordern zu lassen.

Von diesem heiligen Ort aus, von dem die Verkündigung des Apostels sich zuerst auf diese Inseln verbreitete, rufe ich einen jeden von euch dazu auf, die spannende Herausforderung der Neuevangelisierung anzunehmen. Lebt euren Glauben in immer größerer Fülle – gemeinsam mit den Mitgliedern eurer Familien, mit euren Freunden, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz und im ganzen Gefüge der maltesischen Gesellschaft Insbesondere bitte ich eindringlich die Eltern, Lehrer und Katechisten, den anderen von ihrer eigenen lebendigen Begegnung mit dem auferstandenen Jesus zu erzählen, vor allem den jungen Menschen, die die Zukunft Maltas sind. »Der Glaube wird stark durch die Weitergabe an andere! « (vgl. Enzyklika Redemptoris missio, 2). Vertraut darauf, daß eure Momente des Glaubens zu einer Begegnung mit Gott führen werden, der in seiner Allmacht die Herzen der Menschen anrührt. Auf diese Weise werdet ihr die Jugendlichen mit der Schönheit und dem Reichtum des katholischen Glaubens bekannt machen, ihnen eine solide Katechese anbieten und sie zu einer noch aktiveren Teilnahme am sakramentalen Leben der Kirche einladen.

Die Welt braucht dieses Zeugnis! Angesichts so vieler Bedrohungen für die Heiligkeit des menschlichen Lebens und für die Würde von Ehe und Familie – müssen unsere Zeitgenossen da nicht ständig auf die Größe unserer Würde als Kinder Gottes und der erhabenen Berufung hingewiesen werden, die wir in Christus empfangen haben? Muß die Gesellschaft sich nicht jene fundamentalen moralischen Wahrheiten, die die Grundlage echter Freiheit und wahren Fortschritts bleiben, neu aneignen und sie verteidigen?

Gerade eben, als ich vor dieser Grotte stand, habe ich über die große geistliche Gabe (vgl. Röm 1,11) nachgedacht, die Paulus Malta gegeben hat, und darum gebetet, daß ihr das Erbe, das euch der große Apostel hinterlassen hat, makellos bewahren möget. Der Herr stärke euch und eure Familien im Glauben, der in der Liebe wirksam ist (vgl. Gal 5,6), und mache euch zu frohen Zeugen der Hoffnung, die nie zugrunde gehen läßt (vgl. Röm 5,5). Der Herr ist auferstanden! Er ist wirklich auferstanden! Halleluja!

 

       



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