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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTAE"

 

Der Mut des Gebets

Donnerstag, 10. Oktober 2013

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 42, 18. Oktober 2013

Unser Gebet soll mutig sein, nicht lau, sofern wir nicht nur die erforderlichen Gnaden erlangen wollen, sondern durch das Gebet auch den Herrn kennenlernen wollen. Wenn wir darum bitten, dann wird er selbst uns seine Gnade bringen. Am 10. Oktober hat Papst Franziskus im Verlauf der heiligen Messe, die er in Santa Marta feierte, erneut über die Kraft und den Mut des Gebets gesprochen. Die Schriftlesung aus dem Lukasevangelium (11, 5–13) »mit diesem Gleichnis vom bittenden Freund, vom lästigen Freund, der mitten in der Nacht zu einem anderen Freund geht, um ihn um Brot für einen soeben bei ihm angekommenen Bekannten zu bitten, dem er nichts anzubieten hatte«, erinnert an die Notwendigkeit, wenn nötig, inständig zu beten, sich aber doch immer selbst einzubringen. »Bei dieser Bitte muss der Freund aufstehen und ihm das Brot geben. Und an einer weiteren Stelle spricht Jesus davon: im Gleichnis von der Witwe, die zum gottlosen Richter ging, der sie nicht anhörte, sie nicht anhören wollte; aber sie war aufdringlich, belästigte ihn so sehr, dass er am Ende doch Recht sprach, wie sie gebeten hatte, um sie in einer Weise, die ihr nicht allzu lästig war, loszuwerden. Das lässt uns an unser Gebet denken. Wie beten wir? Beten wir einfach so, aus Gewohnheit, fromm, aber ruhig, oder stellen wir uns mutig vor den Herrn, um seine Gnade zu erbitten, um das zu erhalten, worum wir beten?«

Die richtige Einstellung ist wichtig, weil »ein Gebet, das nicht mutig ist«, so bekräftigte der Papst, »kein richtiges Gebet ist.« Wenn man betet, dann braucht man »den Mut, darauf zu vertrauen, dass uns der Herr erhört, den Mut, an seine Tür zu klopfen. Der Herr sagt das selbst, denn dem, der bittet, wird gegeben und dem, der an die Tür klopft, wird aufgetan«. Aber, so fragte sich der Heilige Vater, ist unser Gebet wirklich so? Oder beschränken wir uns darauf, zu sagen: »Herr, ich benötige etwas, erweis mir die Gnade«? Kurz, »nehmen wir inneren Anteil am Gebet? Verstehen wir es, an Gottes Herz zu klopfen?« Um darauf zu antworten, kehrte der Bischof von Rom wieder zu jener Bibelstelle zurück, an deren Ende »Jesus zu uns sagt: ›Ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet, oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet?

Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt, was gut ist, wie viel mehr wird der Vater im Himmel …‹ Und wir erwarten, dass er fortfährt, indem er sagt: Ich werde euch gute Dinge geben. Aber nein, das ist nicht, was er sagt! ›Er wird den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.‹ Und das ist etwas sehr Großes.« Denn »wenn wir mutig beten, dann erweist uns der Herr nicht nur die Gnade, sondern in der Gnade gibt er uns auch sich selbst.« Denn »der Herr«, so erläuterte der Papst mit einer höchst wirkungsvollen Formulierung, »gibt oder schickt niemals eine Gnade per Post: er bringt sie selbst, er ist die Gnade!«

»Heute«, so schloss er seine Ausführungen, »haben wir dem Herrn im Tagesgebet gesagt, er solle uns das geben, was selbst das Gebet nicht zu erbitten wagt. Und was ist es, worum wir nicht zu bitten wagen? Um ihn selbst! Wir bitten um eine Gnade, aber wir wagen nicht zu sagen: Komm du und bring sie uns. Wir wissen, dass es immer er ist, der die Gnade bringt: er ist es, der kommt und sie uns bringt. Geben wir nicht die traurige Figur ab, die Gnade anzunehmen und nicht zu erkennen, dass der, der sie uns bringt, der Herr selbst ist.«



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