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SYNODUS EPISCOPORUM
VERLAUTBARUNGEN

XII. ORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG
DER BISCHOFSSYNODE
5.-26. OKTOBER 2008

Das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche


Die Verlautbarungen dienen nur als Arbeitsmittel zum journalistischen Gebrauch.
Die Übersetzungen aus der Originalsprache haben keinen offiziellen Charakter.


Deutsche Fassung

 

11 - 09.10.2008

INHALT

- ZWEITE GENERALKONGREGATION (MONTAG, 6. OKTOBER 2008 - NACHMITTAG) (FORTSETZUNG)

ZWEITE GENERALKONGREGATION (MONTAG, 6. OKTOBER 2008 - NACHMITTAG) (FORTSETZUNG)

- BERICHTE AUS DEN KONTINENTEN (FORTSETZUNG)

Es folgt die Veröffentlichung des Berichts über Amerika, der von Kardinal Oscar Andrés RODRÍGUEZ MARADIAGA, S.D.B., Erzbischof von Tegucigalpa, Präsident der Bischofskonferenz (HONDURAS) in der Zweiten Generalkongregation on Montag, 6. Oktober 2008, präsentiert wurde.

Historische Einführung
Christoph Kolumbus, der in seinem Gepäck das erste Exemplar der Bibel bei sich trug, las während seiner Reisen mit lauter Stimme die biblischen Texte, um "die unruhigen Wellen zu besänftigen". Außerdem pflegte er, den von Ihm entdeckten Inseln biblische Namen zu geben.

Eine Option des Dienstes
Einer der an den Reisen des Kolumbus auf der Insel Hispaniola teilnehmenden Fratres, der Katalane Ramón Pané, der im Rahmen der zweiten Reise des Kolumbus angekommen war, ist wahrscheinlich der erste Missionar, der sich bei seinem Apostolat mit der dortigen Kultur auseinandersetzte. Der Mönch, "ein armer Eremit aus dem Orden des heiligen Hieronymus", lernt die Sprache in der Region Macorì und schreibt anhand dessen, was er über das Leben, die Religion und die Sitten der Eingeborenen erfährt, seine erste anthropologische Abhandlung über Amerika und das erste europäische Buch, das in Amerika verfasst wurde: "Relación acerca de las antigüedadas de los indios", wobei er das Evangelium in der Sprache der Eingeborenen lehrt.
Juan de Zumárraga, der erste Bischof von Mexiko-Stadt, kam 1528 dort an mit der Bibel in der Hand und mit dem klaren Ziel, allen das Wort Gottes zu bringen. Er war nicht der einzige Künder des Evangeliums, der dort mit dieser Absicht hinging. Die Franziskaner eröffneten der neuen Welt neue Wege und sahen das Evangelium "als wahre Regel ihres Ordens" an. Die drei Konzile von Lima (von 1551 bis 1583) gaben dem einfachen Volk eine meisterhafte Unterweisung im Evangelium.
Das Leben der Pioniere des lateinamerikanischen Glaubens, die sich aus biblischen Quellen nährten, bewirkte, dass dieser Same im Laufe der Jahrhunderte nicht starb, sondern durch die Katechese, die Predigten, die Vorstellung literarischer Werke und durch häufige Darstellungen biblischer Szenen auf kolonialistischen Kunstwerken lebendig gehalten wurde.

Vier Jahrhunderte biblischer "Winterschlaf"
Das Christentum kam in der Zeit der Reformation nach Amerika, als die Bibel ihren bevorzugten Platz in der katholischen Kirche verloren hatte und dem Großteil des Volkes Gottes, vor allem den Laien, der direkte Zugang zur Bibel genommen wurde.
Die Erstellung von lateinamerikanischen Übersetzungen in den indigenen Sprachen wurde besonders schwierig. Der biblische Text wurde durch den Katechismus und durch die Glaubenslehre ersetzt, die Auseinandersetzung mit der Bibel selbst fehlte.

Die letzten 43 Jahre der Bibel in der pilgernden Kirche Amerikas (seit dem Ende des II. Vatikanischen Konzils)Das II. Vatikanische Konzil appellierte an alle verfügbaren geistlichen Kräfte, die materialistische Immanenz und die sich aus ihr ergebende Gewalt gegen die Schwachen und Geringen zu überwinden. Ihre Ziele der Erneuerung und der Evangelisierung werden beispielsweise deutlich aus dem ersten Paragraphen des ersten approbierten Dokuments, nämlich der Konstitution über die Liturgie.
Das Konzil "ermahnte besonders eindringlich alle an Christus Glaubenden, zumal die Glieder religiöser Gemeinschaften, durch häufige Lesung der Heiligen Schrift sich die ‚alles übertreffende Erkenntnis Jesu Christi' (Phil 3,8) anzueignenÂ… Die Schrift nicht kennen heißt Christus nicht kennen." (Dei Verbum, 25). Es ist notwendig, dass "möglichst viele Diener des Wortes in den Stand gesetzt werden, dem Volke Gottes mit wirklichem Nutzen die Nahrung der Schriften zu reichen, die den Geist erleuchtet, den Willen stärkt und die Menschenherzen zur Gottesliebe entflammt" (ebd., 23). Der CELAM forderte gemäß den Lehren des II. Vatikanischen Konzils die Bischofskonferenzen des lateinamerikanischen Episkopats dazu auf, die Bibelanimation zu fördern.
1968 setzte er sich bei seinen Beratungen in Medellín ausführlich mit der Bibel auseinander. Bei der Umsetzung der Richtlinien des Konzils versuchte man diesen für die lateinamerikanischen Menschen historischen Moment zu erkennen und das Antlitz jenes Volkes zu sehen - mit seinen von Leid aber auch von Hoffnung gezeichneten Zügen. Daher betonte man, dass die Kraft des Wortes Gottes die Gemeinschaften zusammenrufe und fördere (6.9). Es wurde gefordert, dass Fachleute in Bibelwissenschaften ausgebildet werden (9.11); dass die Priester imstande seien, das Wort im persönlichen Gespräch, ihm Studium und im Gebet zu hören und zu leben (13.10); dass die Seelsorge auf der Kraft der Heiligen Schrift gründe (6.13, 14.14); dass die Katechese das Wort treu vermitteln solle (8.6); dass das Wort Gottes die Volksfrömmigkeit durchdringe (6.12) und die Grundlage der verschiedenen Gemeinschaften bilde (6.13). Die II. Konferenz setzte einen kirchlichen Prozess von großer Vitalität in Gang, der von Kreativität, Phantasie, Forschung, Studium, vom wichtigen Stellenwert der Laien, von ihrem Zugehörigkeitsgefühl zur Kirche geprägt war, wodurch das Wiederaufkeimen des biblischen Samens im Prozess der Evangelisierung gefördert wurde.
Bei der Konferenz in Puebla im Jahr 1979 brachte der CELAM die Bibel in Zusammenhang mit der Evangelisierung. In jener Zeit war die Kirche in Lateinamerika bereits durch das Bibelapostolat mit dem Wort Gottes vertraut geworden. Indem die Konferenz einen Ausdruck von Leo XIII. aufnahm, der die Heilige Schrift als Seele der Theologie bezeichnete (PD, 58), erklärte sie sie zur "Seele der Evangelisierung" (372) und nannte sie in Anlehnung an das Konzil die "Quelle der Katechese" (981; 1001).
Zudem gab die Konferenz die Empfehlung, das Wort Gottes durch das Bibelapostolat zu verbreiten (101). Bei der Darlegung der pastoralen Maßnahmen, die die Kirche unter dem Wirken des Heiligen Geistes ergreifen sollte, bestand man darauf, wie wichtig es sei, das Wort Gottes zu hören, zu vertiefen, zu feiern, zu verkünden und Zeugnis zu geben durch die Anklage von Situationen der Sünde, um die eigene Umkehr herbeizuführen und zum Aufbau einer neuen Gesellschaft beizutragen (1305). Es wurde ein enormer Schritt nach vorne getan, wobei weniger Wert auf die Auslegung der Bibel gelegt wurde als vielmehr darauf, das eigene Leben im Licht der Bibel zu deuten.
1992 antwortete die IV. Allgemeine Konferenz des lateinamerikanischen Episkopats in Santo Domingo auf den erklärten Wunsch ihrer Teilnehmer mit der Ausarbeitung eines Schlussdokumentes, das "christozentrisch in seinem Inhalt und biblisch in seiner Ausdrucksweise" sein sollte.
Das Arbeitspapier von Santo Domingo stellte die Licht- und Schattenseiten heraus. Die Lichtseiten waren: die Erfahrung der Begegnung mit der Heiligen Schrift; die zentrale Stellung des Wortes Gottes in der Kirche; biblisches Studium, Betrachtung und Gebet; die Liebe der armen und einfachen Menschen zur Bibel; die Übersetzung in die indigenen Sprachen; die Volksausgaben; Bibelmaterial und -methoden; Bibelpastoral. Die Schattenseiten hingegen waren: mangelnde biblische Ausbildung; zu wenig in der Bibel verwurzelte Predigten; die Neigung zum Fundamentalismus und Biblismus; die Tatsache, dass sich viele Arme keine Bibel leisten können, da es keine preiswerten Ausgaben gibt.
Die Überzeugung, dass die Neuevangelisierung "nur in der Treue zum Wort Gottes" auch "eine erneuernde Kraft" (Nr. 27) haben kann, wird zum Ausdruck gebracht durch den biblischen "Stempel", den das Leitwort "Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit" (Hebr 13,8) dem Dokument und der kirchlichen Versammlung eingeprägt hat.
Neben diesem Leitwort bezieht man sich in Santo Domingo auf zwei Bibelstellen, beide aus dem Lukasevangelium, die aufgrund ihrer Darstellung paradigmatischem Charakter haben: die Episode von Emmaus (24,13-35), die der Botschaft der Bischöfe an die Völker von Lateinamerika und der Karibik Form und Struktur verleiht, und die Episode in der Synagoge (4,16-22), die die Grundlage der Vorzugsoption des lateinamerikanischen Episkopates bildet.
Diese drei biblischen Zitate trugen zu einer Definition der Neuevangelisierung in Lateinamerika bei, die sich durch drei Elemente auszeichnet: der Bezug auf das Wort Gottes, die zentrale Bedeutung der Laien und die Animation der Gemeinschaften.
Die pastorale Erfahrung hat einerseits gezeigt, dass die beiden letzten Elemente Kraft und Nahrung aus ihrem Bezug zum ersten Element beziehen, und dass andererseits die Neuevangelisierung nur in dem Maße zu einer Realität und einer expliziten Botschaft Jesu Christi wird, in dem sie auf dem Wort Gottes gründet, sich den Laien gegenüber öffnet und die Zukunft der Kirche durch die Bildung von Gemeinschaften gewährleistet.
Die Hinweise auf die Heilige Schrift kennzeichnen das gesamte Dokument von Santo Domingo und öffnen den christozentrischen Pol für jene drei Elemente, auf die Johannes Paul II. Puebla ausgerichtet hatte. Der biblische "Background" von Santo Domingo lässt sich messen an der Erleuchtung, den Herausforderungen und den pastoralen Richtlinien, die sich vollkommen an den offenbarten Wahrheiten inspirieren, auch wenn weder implizit noch explizit Bibelzitate vorkommen. Es mag genügen, die Hinweise auf die Armen, die Frauen, die Jugendlichen, die Ökologie, die Familie und die Menschenrechte zu erwähnen.
In Aparecida 2007 hatte das von Benedikt XVI. explizit vorgeschlagene Thema "Jünger und Missionare Jesu Christi, damit unsere Völker in ihm das Leben haben" eindeutige biblische Wurzeln und gewährleistete, dass das Wort Gottes die Konferenz und das Dokument von Anfang bis Ende durchdringen konnte. In der Tat erwähnte das Dokument der Teilnehmer die Bedeutung des Wortes Gottes, die vom Gebet erfüllte Lektüre, die Bibelpastoral und ihre ökumenische Tragweite. Das zusammenfassende Dokument nahm sich seinerseits die Bibel zum klaren Leitfaden: In der Einführung merkt es an, dass die Besonderheit der Kirche in Lateinamerika von der Betrachtung des Wortes Gottes abhängt. Sein Schlussteil nimmt Bezug auf die Episode von Emmaus. Die drei Momente dieser Reflektion sind an drei progressive und umfassende Worte der Bibel gebunden: das Sehen mit dem Primat des Wortes (77); das Urteilen mit der zentralen Bedeutung des Wortes (134-140); das Handeln mit dem betenden und gemeinschaftlichen Lesen: mit der Lectio divina (331).
Diese biblische Thematik ruht auf vier Grundideen, die dem offenbarten Wort entnommen sind und die dann die Theologie und die pastorale Ausrichtung des Dokumentes bestimmen: 1) die im Evangelium wurzelnde Lehre vom Reich Gottes; 2) die Lehre des Paulus über die Verschiedenheit in der Einheit und in den Ämtern der Kirche; 3) die Formulierung der Berichte über die Passion für die Jüngerschaft in der Nachfolge und für die Sendung mit dem prophetischen Zeugnis; 4) die Anthropologie des Armen, die vor allem im Lukasevangelium zum Ausdruck gebracht wird.
Die Abschlussbotschaft inspiriert sich an der Eröffnungsbotschaft des Heiligen Vaters, der auf die Bedeutung des Wortes Gottes hinweist, auf die Vermittlungen, um zum Wort Zugang zu finden und seine Früchte im christlichen Leben. Benedikt XVI. hat daran erinnert, dass "wir unseren missionarischen Einsatz und unser gesamtes Leben auf dem Wort Gottes gründen müssen" (3).
Die V. Konferenz hatte zudem eine tiefe biblische Struktur, die auf zwei Grundideen beruhte: die biblische Animation der Seelsorge als erste Frucht des pastoralen Handelns der Kirche in Lateinamerika und das vom Gebet erfüllte Lesen der Heiligen Schrift als Ausbildungsfeld für die Begegnung mit Christus.
Dadurch wird eine grundlegende Phase eingeleitet für die Beziehung zwischen der Bibel und der Kirche in Lateinamerika. Wenn die Beratungen der Bischöfe im Licht der Jüngerschaft gemäß dem Lukasevangelium interpretiert werden, dann wird uns dies noch mehr auf die zentrale Stellung der Bibel in der Kirche ausrichten und auf die biblische Ausrichtung jeder Pastoral. Wie soll das gehen? Durch die bezeichnende kerygmatische Darstellung Christi, des Erlösers. Man muss, wie dies der heilige Lukas tat, das Augenmerk auf die Reaktion des Gläubigen richten, das heißt auf die Jüngerschaft anhand dreier grundlegender Elemente -Glaube, Umkehr und Taufe - und anhand von fünf inneren Haltungen: die Nachfolge Jesu, das Lebenszeugnis, Spiritualität und Gebet, Armut, Gemeinschaftsleben.

Einige Maßnahmen der katholischen Bibelföderation in Lateinamerika und der Karibik
Bei den Begegnungen zur biblischen Animation der Pastoral hat die katholische Bibelföderation in Lateinamerika und der Karibik folgende Themen herausgestellt: das andächtige Lesen der Heiligen Schrift; die tief in der Bibel verwurzelte Spiritualität zum Aufbau einer neuen Gesellschaft; das prophetische Volk Gottes; die Verwandlung des Lebens, die sich aus der biblischen Spiritualität ergibt; die Bibel und die Neuevangelisierung; die Lectio Divina und das vom Gebet begleitete Lesen der Heiligen Schrift.

Tendenzen und Rechtfertigung der biblischen Animation
Zu all dem oben angeführten können wir anmerken, dass wir darauf hinzuwirken versuchen, dass die Bibel nicht nur ein von der kirchlichen Pastoral erhofftes Thema bleibt, sondern der Denkhintergrund, auf den die Pastoral auszurichten ist. Im Folgenden werden einige Tendenzen aufgezeigt:
Es lässt sich eine Sehnsucht nach dem Wort Gottes feststellen, die auf dem gesamten amerikanischen Kontinent verbreitet ist, vor allem in den entlegensten Gebieten, wodurch Hoffnung und ein fruchtbringender Kontakt mit dem Text bewirkt wird.
Angesichts der verschiedenen Übersetzungen des biblischen Textes lässt sich ein weltweites Phänomen beobachten, das sich wie nie zuvor in der Geschichte der Kirche ausgebreitet hat und das sich in Amerika durch drei Aspekte auszeichnet:
- liturgisch durch die Verwendung der Volkssprache im Gottesdienst (SC 54);
- interkonfessionell, durch die Empfehlung des Konzils (DV 22) und die vom Heiligen Stuhl vorgegebenen Richtlinien, die von der CELAM bei ihren Begegnungen mit den vereinigten Bibelgesellschaften angenommen wurden;
- Missionarisch, durch die Fähigkeit der Bibel, in scheinbar uneinnehmbare Gebiete Einzug zu halten. Schließlich beobachten wir die Auslegung des Textes im Bereich des Lebens durch die Hervorhebung des hermeneutischen Verständnisses gegenüber dem exegetischen Verständnis, wobei die "Treue zur Botschaft" mit der "Treue zum Menschen" gleichgesetzt wird, die von der Hervorhebung der Begriffe der "kontextbezogenen Theologie" und der Inkulturation des Evangeliums getragen wird.
Schwierigkeiten bei der biblischen Animation der Pastoral
- Die Situationen von Armut und Analphabetismus;
- Die Trennung zwischen Exegese und interkirchlicher Gemeinschaft, zwischen Exegese und Dogma, zwischen Exegese und Pastoral;
- Der biblische Fundamentalismus der Sekten und innerhalb der katholischen Kirche, der der durch eine Lektüre gekennzeichnet ist, die zu Passivität führt.

Zusammenfassung der biblischen Etappen in Amerika in den vergangenen Jahren
Von 1965 bis 1985 entsteht der Kontakt mit dem biblischen Text. Es sind die Jahre der Übersetzungen und der Bibelausgaben, der Verbreitung von Exemplaren seitens der Kirchen, von Bibelkreisen, Gebets- und Studiengruppen zur Bibel, die von Laien getragen werden sowie von kirchlichen Basisgemeinschaften.
Von 1985 bis 1993 hingegen kommt es zum Kontakt mit der biblischen Botschaft. Es sind die Jahre der Bibelauslegung, der Organisation von Studienzentren, der Strukturierung von Mechanismen zur Bibelpastoral, der biblischen Prophetie und der Ausbildung zum Dienst an der Bibel.
Von 1993 bis 2007 beginnt schließlich der Kontakt mit der Person, die sich in der Bibel offenbart: Jesus Christus. Es ist der Moment gekommen, um mit beiden Lungenflügeln zu atmen, mit der Exegese und der Hermeneutik, mit der zentralen Stellung der Bibel in der Kirche.
Von 2007 an geht man über zur biblischen Lektüre, die das Leben als Ausgangspunkt hat; eine vom Gebet erfüllte, bedeutsame Lektüre. Eine Lektüre, die von der Jüngerschaft ausgeht, die zutiefst in der Lectio Divina zum Ausdruck kommt und zum Engagement im Bereich der Mission führt.

Studieneinrichtungen und Bibelarbeiten
Seit dem II. Vatikanischen Konzil sehen alle Seminare, in denen die Priester in Amerika ausgebildet werden, vertiefte Bibelstudien vor. Die Verkündigung nähert sich immer mehr dem biblischen Text.
Verschiedene Bischofskonferenzen in Amerika können auf Bibelexperten bauen, die höhere Studien absolviert haben und nach Amerika zurückgekehrt sind, um dort weiter zu studieren und andere Personen in Bibelwissenschaften auszubilden. An verschiedenen katholischen Universitäten in ganz Amerika können sehr fruchtbringend Universitätsabschlüsse in Bibelwissenschaft und Bibelpastoral erworben werden.
Der CELAM hat 2004 die Pforten des Zentrums für Bibelpastoral in Lateinamerika (CEBIPAL) geöffnet, in dem in Zusammenarbeit mit den Bischofskonferenzen Amerikas Kurse und Programme zur Bibelanimation durchgeführt werden. Neben anderen Institutionen wird dort die Lectio Divina gefördert. Es bietet auch ständige Weiterbildungskurse für amerikanische Professoren in Bibelwissenschaften an.
Bei der Vorbereitung der Katechisten, die von den einzelnen Diözesen abhängt, nimmt die Bibel einen wichtigen Platz ein. Die katholische Bibelföderation hat eine besondere Rolle bei der Bibelanimation der Pastoral auf dem Kontinent (vor allem im Hinblick auf die Kriterien und die verschiedenen Stile der biblischen Ausbildung).
In Lateinamerika gibt es einige Organisationen, die eine Bibelpastoral mit eigener Perspektive entwickelt haben.
Derzeit gibt es zudem verschiedene Bibelzeitschriften, in den Artikel von exegetisch hoher Qualität veröffentlicht werden.
Es existiert auch ein Netz von Bibelinstituten auf höherer Ebene, das mehr als 30 Bibelinstitute vereint. In verschiedenen Diözesen gibt es Bibelinstitute verschiedener Art, die den konkreten Bedürfnissen ihrer Mitglieder entsprechen. In verschiedenen Ländern, vor allem in Mittelamerika, haben die "Delegierten des Wortes" einen einzigartigen Beitrag für die Kirche geleistet. Der Großteil von ihnen setzt sich zusammen aus Laien, die im Bereich der Bibel ausgebildet sind, angefangen bei der Grundstufe bis hin zur Ausbildung in Spezialgebieten. Zweifelsohne stellen sie einer der tragenden Säulen der Kirche dar.
Auf interkonfessioneller Ebene haben die Bibelgesellschaften ihren äußerst qualifizierten Beitrag für die katholische Kirche geleistet und zwar sowohl im Hinblick auf Übersetzung, die sie mit katholischen Bibelexperten erarbeitet haben als auch mit neuen Ausgaben der Bibel zur Unterstützung der Seelsorgearbeit. Wir möchten der CEBIPAL danken für ihre Zusammenarbeit bei der Ausbildung von Jugendlichen im Bereich der Lectio Divina über das Internet. Diese sogenannten "Lectionautas" werden von Tag zu Tag mehr.
Auch nehmen die Ausbildungskurse in Bibelwissenschaften durch die modernen Kommunikationsmittel ständig zu, beispielsweise durch den Gebrauch von Internet. Wir können sagen, dass der Großteil der Verlagshäuser Bücher in verschiedenartigstes Formaten herausgibt, von den eher populärwissenschaftlichen bis hin zu den wissenschaftlichen Ausgaben zu Bibelthemen. Es gibt heute in Amerika auch eine reiche Bibliographie zum Thema Bibel in den wichtigsten Sprachen. Es existiert derzeit eine Vielfalt von Ausgaben der Lectio Divina, die den Mönchen und Nonnen, Ordensmännern und -frauen und den Laiengläubigen zur Verfügung steht.

Zahlen und Statistiken
Wir wollen daran erinnern, dass gemäß den Statistiken auf dem amerikanischen Kontinent mehr als 50% der Katholiken leben. Mit vier Hauptsprachen und circa 200 Minderheitensprachen stehen wir vor einem sehr vielfältigen Spektrum von Bibelübersetzungen.
Spanisch ist mit Sicherheit eine der von den Katholiken in aller Welt am meisten gesprochenen Sprachen. Es ist daher sehr wichtig, geeignete Texte für Millionen von Menschen zur Verfügung zu haben. In Amerika sind derzeit 26 von der katholischen Kirche approbierte Versionen oder Übersetzungen im Handel, die in verschiedenen Buchhandlungen erworben werden können.
Portugiesisch ist eine der am meisten gesprochenen Sprachen in Amerika, und es gibt momentan 12 Bibelübersetzungen in dieser Sprache.
Englisch wird gesprochen in den Vereinigten Staaten, in Kanada, in weiten Teilen der Karibik und in Mittelamerika. Es liegen 5 Übersetzungen des Neuen Testaments, eine des Buches der Sprichwörter, 6 des Buches der Psalmen und 2 vollständige Bibelübersetzungen vor.
Französisch wird offiziell gesprochen in Kanada und in verschiedenen Ländern der Karibik. Insgesamt gibt es 8 Ausgaben der Bibel in französischer Sprache.
Die Bibelgesellschaften haben 29 Bibeln aufgelegt ohne Deutero-canonici, 17 Bibeln mit Deutero-canonici und 29 Ausgaben des Neuen Testaments.
Verschiedene Institutionen haben das Neue Testament in 216 auf amerikanischem Boden gesprochene Sprachen übersetzt, was eine große kulturelle Bereicherung darstellt. Viele dieser Übersetzungen werden auch von der katholischen Kirche verwendet.

Allgemeine Angaben zur Verbreitung der Bibel in den letzten 43 Jahren
Über die zahlenmäßige Verbreitung zu sprechen ist sehr schwierig, da die Verlagshäuser diese Angaben nicht immer veröffentlichen. Zumindest war dies in den vergangenen Jahren der Fall. Wir können sagen, dass von der lateinamerikanischen Bibel (jene Bibel, die unter dem Namen "lateinamerikanisch" bekannt ist) seit ihrer ersten Auflage mehr als 60 Millionen Exemplare veröffentlicht wurden. Also seit dem Jahr 1972. Von der Bibel unseres Volkes wurden in zwei Jahren 420.000 Exemplare verkauft. Descle de Brower verkauft seit den siebziger Jahren circa 150.000 Exemplare der Jerusalem-Bibel pro Jahr (insgesamt circa 5 Millionen abgesetzte Bibeln). Insgesamt wurden in Brasilien im Jahr 2007 genau 9.250.301 Bibeln verkauft.
Es ist wichtig hervorzuheben, dass die Bibelanimation in der Pastoral der wichtigste Aspekt des kirchlichen Lebens ist. Dabei ist die Bibel kein abgetrennter Bereich, so als wäre sie einer von vielen pastoralen Aufgaben einer Bischofskonferenz. Die Bibel ist vielmehr der rote Faden, der alle pastoralen Bereiche durchzieht, da er sich hauptsächlich auf das Wort Gottes bezieht und das Wort Gottes zum Felsen der Kirche werden lässt (vgl. Benedikt XVI., Eröffnungsrede in Aparecida). "Es möge darauf hingewirkt werden, dass das Wort Gottes zur Quelle wird, die das ganze seelsorgliche Wirken der Kirche beseelt". "Die Bibelanimation in der Pastoral, deren Grundlage die Lectio Divina ist, die das Wort Gottes und das Leben untereinander in Einklang bringt, deren unersetzlicher Bezugspunkt die Konzilskonstitution Die Verbum ist, und deren grundlegende Methode und Kriterium die von unserer Realität ausgehende Lektüre ist, hat die gegenwärtig und künftige Verteidigung des Lebens und der Menschenrechte vor Augen."
Wir Bischöfe aus Lateinamerika und der Karibik möchten die Ausbildung in den Bereichen der Bibel und der kirchlichen Lehre aufwerten.
Neben einer intensiven religiösen Erfahrung und einem ausgeprägten Gemeinschaftsleben haben unsere Gläubigen das Bedürfnis, ihre Kenntnis des Wortes Gottes und der Glaubensinhalte zu vertiefen, da dies die einzige Weise ist, um in der persönlichen religiösen Erfahrung zu reifen. Auf diesem Weg, der gemeinsam zu leben ist, wird die lehrmäßige Ausbildung nicht als kalte, theoretische Erkenntnis erlebt, sondern als grundlegendes und notwendiges Instrument des geistlichen, persönlichen und gemeinschaftlichen Wachstums.
Wir verspüren die dringende Notwendigkeit, in unseren Gemeinschaften einen Prozess der Initiation im christlichen Leben anzustoßen, der vom Kerygma ausgeht, vom Wort Gottes geleitet wird und zu einer immer tieferen Begegnung mit Jesus Christus führt, des vollkommenen Menschen und vollkommenen Gottes, der als Fülle der Menschheit erfahren wird. Dies führt zu Umkehr, zur Nachfolge in einer kirchlichen Gemeinschaft und zur Reifung des Glaubens durch den Empfang der Sakramente, durch den Dienst und die Mission (Dokument von Aparecida, 289).

Unterweisung im Beten
Unter den vielen Arten, sich der Heiligen Schrift zu nähern gibt es eine bevorzugten Weg, zu dem wir alle eingeladen sind: die Lectio divina, oder die vom Gebet getragene Lesung der Heiligen Schrift. Wenn dieses betende Lesen gut gepflegt wird, führt es zur Begegnung mit Jesus, dem Meister; zur Kenntnis des Geheimnisses des Jesus und Messias; zur Gemeinschaft mit Jesus, dem Sohn Gottes; zum Zeugnis für Jesus, den Herrn des Universums (Dokument von Aparecida, 249).

Das öffentliche Leben. Christliches Leben gemäß dem Wort Gottes
Die Globalisierung hat ihre positiven Aspekte, vor allem wenn es um den Austausch von Informationen geht. Wir werden informiert über all das, was im öffentlichen Leben unserer Länder geschieht, was oft verbunden ist mit den verschiedenartigsten großen Skandalen. Dennoch müssen wir beklagen, dass viele Protagonisten dieses sozialen und politischen Szenarios unsere Bildungsstätten besucht haben (Katechese, Jugendgruppen, Schulen, Universitäten). Daher stellt sich die Frage: Welche Rolle spielte für diese Menschen die Vermittlung des Wortes Gottes? Haben wir ihnen geholfen, Gott und seinem Wort zu begegnen? Warum bilden bei der Eingliederung ins öffentliche Leben, ganz gleich in welchen Bereichen sie tätig sein mögen, die Werte des Evangeliums nicht den tragenden Grund ihres Lebens?
Dringend notwendig ist eine solide christliche Ausbildung, die mit dem Gott des Wortes in Verbindung steht, der unsere Verhaltensweisen dahingehend verändert, das sie schließlich zu einem christlichen Lebenswandel werden. Daher müssen wir Wege finden, wie wir die Menschen zu einem biblischen Glauben erziehen, zugunsten des Lebens der Christen. Ein Leben, das sich in all seinen Aspekten zeigen muss und das die Gesamtheit aller Handlungen umfassen muss und nicht nur ihr Leben in unseren Gotteshäusern.

[00127-05.03] [NNNNN] [Originalsprache: Spanisch]

 

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