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BENEDIKT XVI.

ANGELUS

Petersplatz,
I. Sonntag der Fastenzeit, 1. März 2009

  

Liebe Brüder und Schwestern!

Heute ist der erste Fastensonntag, und im nüchternen und konzisen Stil des hl. Markus führt uns das Evangelium in die Atmosphäre dieser liturgischen Zeit ein: »Danach trieb der Geist Jesus in die Wüste. Dort blieb Jesus vierzig Tage lang und wurde vom Satan in Versuchung geführt« (Mk 1,12–13). Im Heiligen Land befindet sich westlich des Flusses Jordan und der Oase von Jericho die Wüste Juda, die über steinige Täler und einen Höhenunterschied von ungefähr 1000 Metern bis nach Jerusalem hin ansteigt. Nachdem er die Taufe von Johannes empfangen hatte, begab sich Jesus in jene Einsamkeit, in die ihn der Heilige Geist selbst führte, der auf ihn herabgekommen war, ihn gesalbt und als Sohn Gottes offenbart hatte. In der Wüste – dem Ort der Prüfung, wie die Erfahrung des Volkes Israel zeigt – tritt in ihrer eindringlichen Dramatik die Wirklichkeit der Kenosis hervor, der Entäußerung Christi, der die Gestalt Gottes abgelegt hat (vgl. Phil 2,6–7). Er, der nicht gesündigt hat und nicht sündigen kann, unterwirft sich der Prüfung und kann daher mit unserer Schwäche mitfühlen (vgl. Heb 4,15). Er läßt sich vom Satan in Versuchung führen, dem Widersacher, der sich von Anfang an dem Heilsplan Gottes für die Menschen widersetzt hat.

Gegenüber dieser dunklen und finsteren Gestalt, die es wagt, den Herrn zu versuchen, treten in der Kürze der Erzählung fast beiläufig die Engel in Erscheinung, licht- und geheimnisvolle Gestalten. Die Engel, so heißt es im Evangelium, »dienten« Jesus (Mk 1,13); sie sind Antagonisten des Satans. »Engel« heißt »Gesandter«. Im gesamten Alten Testament finden wir diese Gestalten, die im Namen Gottes den Menschen helfen und sie führen. Es genügt, das Buch Tobit in Erinnerung zu rufen, in dem die Gestalt des Engels Rafael erscheint, der dem Protagonisten in den verschiedensten Situationen beisteht. Die Sicherheit vermittelnde Gegenwart des Engels des Herrn begleitet das Volk Israel in allem, was ihm an Guten und an Schlechtem widerfährt. An der Schwelle zum Neuen Testament ist Gabriel ausgesandt, um Zacharias und Maria die freudigen Ereignisse zu verkündigen, die am Anfang unseres Heils stehen; und ein Engel, dessen Name nicht genannt wird, spricht zu Josef und gewährt ihm in jenem Augenblick der Unsicherheit eine Orientierung. Ein Chor von Engeln überbringt den Hirten die frohe Botschaft von der Geburt des Heilands, wie es auch Engel sein werden, die den Frauen die freudige Nachricht von seiner Auferstehung verkünden. Am Ende der Zeiten werden die Engel Jesus bei seiner Wiederkunft in Herrlichkeit begleiten (vgl. Mt 25,31). Die Engel dienen Jesus, der gewiß höher steht als sie, und diese seine Würde wird hier, im Evangelium, auf eindeutige, wenn auch zurückhaltende Weise erklärt. Auch in der Situation äußerster Armut und Niedrigkeit nämlich, als der Satan ihn in Versuchung führt, bleibt er der Sohn Gottes, der Messias, der Herr.

Liebe Brüder und Schwestern, wir würden das Evangelium um einen bedeutenden Teil verkürzen, wenn wir diese von Gott gesandten Wesen vernachlässigten, die seine Gegenwart unter uns verkündigen und eines ihrer Zeichen sind. Rufen wir sie oft an, auf daß sie uns in dem Bemühen stützen, Jesus nachzufolgen, bis zu dem Punkt, daß wir uns mit ihm identifizieren. Bitten wir sie besonders am heutigen Tag, über mich und die Mitarbeiter der Römischen Kurie zu wachen, die wir am heutigen Nachmittag wie jedes Jahr die Woche der Exerzitien beginnen werden. Maria, Königin der Engel, bitte für uns!


Nach dem Angelus:

... auf französisch: Es freut mich, euch, liebe Brüder und Schwestern aus dem französischen Sprachraum, zu begrüßen und insbesondere die Pilger aus dem Bistum Arras zu empfangen. Am heutigen ersten Fastensonntag fordert uns Jesus auf, unser Herz zu bekehren und an die Frohe Botschaft zu glauben. Möge es uns gelingen, diesem Ruf des Herrn mit dem Gebet, dem Fasten und dem Almosengeben zu entsprechen. Öffnen wir uns der Gnade und der Neuheit des Evangeliums! Diese Fastenzeit gestatte es uns, das göttliche Erbarmen zu erfahren, und sie helfe uns, unser Leben grundlegend zu ändern. Mit meinem Apostolischen Segen!

auf englisch: Mit Freude begrüße ich alle englischsprachigen Besucher, die bei diesem Angelusgebet zugegen sind. Am heutigen ersten Fastensonntag berichtet das Evangelium des hl. Markus von Jesus, den der Heilige Geist in die Wüste geführt hat, wo ihn der Satan versucht hat und wo ihm die Engel zur Seite gestanden sind. Bitten wir darum, daß unser Weg durch die Fastenzeit uns im Kampf gegen alle Arten von Versuchungen stärken möge. Ich rufe den reichen Segen Gottes auf euch herab und wünsche euch einen schönen Sonntag und einen angenehmen Aufenthalt in Rom.

auf deutsch: An diesem ersten Fastensonntag grüße ich gerne alle Brüder und Schwestern aus den Ländern deutscher Sprache. Die vierzig Tage der Fastenzeit erinnern an die vierzig Tage Jesu in der Wüste wie auch an die vierzig Jahre der Wanderung des Volkes Israel durch die Wüste in das verheißene Land. Die Entbehrungen der Wüste öffnen den Blick für das Wesentliche. Was zählt und unser Leben trägt, ist die Bindung an Gott. Die Umkehr, die Hinwendung zu Gott und der Glaube sind Geschenk seiner Gnade und zugleich Aufgabe. Gerade in dieser heiligen Zeit wollen wir unser Leben neu im Herrn festmachen. Dabei stärke und helfe euch der Heilige Geist.

auf spanisch: Herzlich grüße ich die Gläubigen spanischer Sprache, besonders die Pilger der Pfarrei »Inmaculada de La Carlota« aus Cordoba, der Pfarrei »Santa Cruz« aus Ibiza und der Pfarreien »San José« und »San Antón« aus Murcia. In der diesjährigen Botschaft zur Fastenzeit wollte ich den Sinn und den Wert des Fastens in den Mittelpunkt stellen. Die freiwillige Enthaltsamkeit von etwas, das an sich zulässig ist, hilft uns dabei, uns selbst besser zu beherrschen, die Sünde zu bekämpfen, den Nächsten mehr zu lieben, das heißt: den Willen Gottes noch bereitwilliger zu erfüllen. Die allerseligste Jungfrau gewähre uns die Gnade, mit geistlichem Gewinn diese Zeit der Vorbereitung auf Ostern zu leben. Einen gesegneten Sonntag.

auf polnisch: »Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe« (Mk 1,15). So sprach Jesus zu den Menschen nach seinem Sieg über Satan in der Wüste. Heute, am ersten Fastensonntag, richtet er diese Worte auch an uns. Es ist die Zeit, mit der Sünde zu brechen, die Versuchungen zu bezwingen und unser Vertrauen auf Gott zu setzen: »Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!« (Mk 1,15). Indem ich euch an diesem Gedanken Anteil haben lasse, grüße ich herzlich alle Polen.

... auf italienisch: Ich grüße nun die Arbeitnehmer der FIAT-Werke von Pomigliano d’Arco, die gekommen sind, um öffentlich ihre Sorge um die Zukunft dieser Fabrik sowie von Tausenden von Menschen zu bekunden, die in ihrer Arbeit direkt oder indirekt von ihr abhängen. Ich denke an ähnliche schwierige Situationen wie etwa an jene, von denen die Gebiete von Sulcis-Iglesiente in Sardinien, von Prato in der Toskana und weitere Orte in Italien und anderswo betroffen sind. Ich schließe mich den Bischöfen und den jeweiligen Ortskirchen an und bringe meine Nähe gegenüber den von dieser Problematik betroffenen Familien zum Ausdruck. Im Gebet empfehle ich sie dem Schutz der allerseligsten Jungfrau Maria und des hl. Josefs, des Patrons der Arbeiter. Ich möchte sowohl den politischen als auch den zivilen Autoritäten und den Unternehmern gegenüber meine Ermutigung zum Ausdruck bringen, damit in gemeinsamer Anstrengung diesem heiklen Moment begegnet werden kann. Es bedarf nämlich eines gemeinsamen und starken Engagements, wobei daran erinnert werden soll, daß den Arbeitnehmern und ihren Familien der Vorrang einzuräumen ist.

Ich grüße die Pilger italienischer Sprache, im einzelnen die Gläubigen aus Salorno, Rubiera, Paestum, San Giovanni a Piro und Fino del Monte, die Jugendlichen des Oratoriums »Giovanni Paolo II« aus Rozzano und den Sportverein »Aniene« aus Rom. Allen wünsche ich einen schönen Sonntag und eine an geistlichen Früchten reiche Fastenzeit.

 

 

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