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BISCHOFSSYNODE XIII. ORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG
DIE NEUE EVANGELISIERUNG instrumentum laboris
Vatikanstadt 2012
Inhaltsverzeichnis
Bezugspunkte Erstes Kapitel Jesus Christus, Künder des Evangeliums
Zweites Kapitel Die Frage nach einer “neuen Evangelisierung”
Drittes Kapitel Der Primat des Glaubens Viertes Kapitel Die christliche Initiation als Prozeß der Evangelisierung Jesus Christus, Evangelium, das Hoffnung gibt
„Stärke unseren Glauben!” (Lk 17,5). Dies ist die Bitte der Apostel an den Herrn Jesus, als sie erkennen, dass sie nur im Glauben, der ein Geschenk Gottes ist, eine persönliche Beziehung zu ihm aufbauen, und so auf der Höhe ihrer Berufung als Jünger sein konnten. Diese Bitte hat ihren Grund in der Erkenntnis ihrer Grenzen. Sie fühlten sich nicht genügend stark, um dem Bruder zu vergeben. Der Glaube ist unerlässlich, auch dann, wenn es darum geht, Zeichen der Gegenwart des Reiches Gottes in der Welt zu setzen. Der bis in die Wurzeln vertrocknete Feigenbaum dient Jesus dazu, um die Jünger zu ermutigen: „Ihr müsst Glauben an Gott haben. Amen, das sage ich euch: Wenn jemand zu diesem Berg sagt: Heb dich empor und stürz dich ins Meer!, und wenn er in seinem Herzen nicht zweifelt, sondern glaubt, dass geschieht, was er sagt, dann wird es geschehen. Darum sage ich euch: Alles, worum ihr betet und bittet - glaubt nur, dass ihr es schon erhalten habt, dann wird es euch zuteil”(Mk 11,22-24). Auch der Evangelist Matthäus unterstreicht die Bedeutung des Glaubens, wenn es darum geht, große Werke zu vollbringen. „Amen, das sage ich euch: Wenn ihr Glauben habt und nicht zweifelt, dann werdet ihr nicht nur das vollbringen, was ich mit dem Feigenbaum getan habe; selbst wenn ihr zu diesem Berg sagt: Heb dich empor und stürz dich ins Meer!, wird es geschehen” (Mt 21,21). Zuweilen weist Jesus „die Zwölf” wegen ihres Kleinglaubens zurecht. Auf Ihre Frage, warum es ihnen nicht gelungen ist, einen Dämon auszutreiben, antwortet der Meister: „Weil euer Glaube so klein ist” (Δια την όλιγοπιστίαν ύμών) (Mt 17,20). Bevor er auf dem See von Tiberias das Unwetter beruhigt, fragt Jesus die Jünger: „Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen?” (όλιγόπιστοι) (Mt 8,26). Sie müssen sich Gott und der Vorsehung anvertrauen, und dürfen sich nicht um die materiellen Dinge sorgen. „Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!” (Mt 6,30; vgl. Lk 12,28). Eine ähnliche Ermahnung erfolgt auch vor der Brotvermehrung. Angesichts der Feststellung der Jünger, beim Übersetzen an das andere Ufer vergessen zu haben, Brot zu kaufen, sagt der Herr Jesus: „Ihr Kleingläubigen, was macht ihr euch darüber Gedanken, dass ihr kein Brot habt? Begreift ihr immer noch nicht? Erinnert ihr euch nicht an die fünf Brote für die Fünftausend und daran, wie viele Körbe voll ihr wieder eingesammelt habt?” (Mt 16,8-9). Im Evangelium nach Matthäus erfordert die Beschreibung Jesu, der auf dem Wasser geht und auf die Jünger im Schiff zukommt, besondere Aufmerksamkeit. Nachdem er die Angst der Jünger vertrieben hat, nimmt der den an eine Bedingung geknüpften Vorschlag Petri auf: „Herr, wenn du es bist, so befiehl, dass ich auf dem Wasser zu dir komme.” (Mt 14,28). Zunächst geht Petrus ohne Schwierigkeiten auf dem Wasser Jesus entgegen. „Als er aber sah, wie heftig der Wind war, bekam er Angst und begann unterzugehen. Er schrie: Herr, rette mich!”. Und Jesus „streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?” (Mt 14,30-31). Gemeinsam steigen Jesus und Petrus ins Boot und der Wind legt sich. Die Jünger, welche Zeugen dieses großen Ereignisses geworden waren, werfen sich vor Jesus nieder und legen aus vollem Herzen ihr Glaubensbekenntnis ab: „Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn” (Mt 14,33)”. In der Person des Petrus können wir die Haltung wiedererkennen, welche vielen Gläubigen und manchmal ganzen Gemeinschaften von Christen, besonders in den Ländern alter Evangelisierung, eigen ist. Tatsächlich ist es so, dass es in vielen Teilkirchen nicht nur deshalb eine Abwanderung der Gläubigen aus dem sakramentalen Leben und der christlichen Praxis gibt, weil wir es mit Kleinglauben zu tun haben, einige von ihnen könnten vielmehr auch zu den Nichtglaubenden gezählt werden (άπιστοι; vgl. Mt 17,17; 13,58). Zur gleichen Zeit verspüren nicht wenige Kirchen nach einer ersten Zeit der Begeisterung die Müdigkeit, die Angst angesichts der komplexen Situation der heutigen Welt. Wie Petrus haben sie Angst vor einem feindlichen Klima, vor verschiedenen Formen der Versuchung, vor Herausforderungen, welche ihre menschlichen Kräfte übersteigen. Für Petrus und für die Gläubigen, ob als Einzelne oder als Glieder in der Gemeinschaft der Kirche, kommt das Heil nur vom Herrn Jesus. Nur Er kann die Hand ausstrecken und zu einem sicheren Ort auf dem Glaubensweg führen. Die kurzen Überlegungen im Hinblick auf den Glauben in den Evangelien helfen uns, das Thema der XIII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode zu erläutern: „Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens”. Die Bedeutung, welche dem Glauben in diesem Zusammenhang zukommt, scheint durch die Entscheidung des Heiligen Vaters unterstrichen zu werden, ein Jahr des Glaubens auszurufen, das am 11. Oktober 2012, am 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils und dem 20. Jahrestag der Veröffentlichung des Katechismus der Katholischen Kirche seinen Anfang nimmt. Der Beginn fällt also mit der Feier der Synodenversammlung zusammen. Wieder einmal bestätigt sich das Wort des Herrn Jesus an den Apostel Petrus, Felsen, auf den der Herr seine Kirche gebaut hat (vgl. Mt 16,19): „Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder. (Lk 22,32). Wieder einmal öffnet sich vor uns allen „die Tür zum Glauben” (Apg 14,27). Wie zu allen Zeiten, hat die Evangelisierung auch heute das Ziel, den christlichen Glauben weiterzugeben. Sie betrifft in erster Linie die Gemeinschaft der Jünger Jesu Christi, die in diözesanen und eparchialen Teilkirchen organisiert sind, deren Gläubigen sich regelmäßig zu liturgischen Feiern versammeln, das Wort Gottes hören und die Sakramente, besonders die Eucharistie, feiern, und sich darum bemühen, den Schatz des Glaubens an die Mitglieder ihrer Familien, ihrer Gemeinschaften, ihrer Pfarreien weiter zu geben. Sie tun dies durch das Beispiel und das Zeugnis des christlichen Lebens, den Katechumenat, die Katechese und die Werke der Liebe. Es handelt sich dabei um eine Evangelisierung im weiteren Sinn, welche ein regelmäßiges Tun der Kirche darstellt. Mit der Hilfe des Heiligen Geistes soll diese Evangelisierung, die als die gewöhnliche bezeichnet werden kann, mit neuem Eifer beseelt werden. Es geht darum, neue Methoden und neue Ausdrucksformen zu suchen, wenn es darum geht, dem Menschen von heute die ewige Wahrheit Jesu Christi, die immer neu und zugleich Quelle alles Neuen ist, zu vermitteln. Nur ein fester und starker Glauben, wie er den Martyrern eigen ist, kann die vielen mittel- und langfristigen pastoralen Projekte beseelen, den bestehenden Strukturen Leben einhauchen, sowie eine pastorale Kreativität hervorbringen, welche auf der Höhe der Bedürfnisse des Menschen von heute und der gegenwärtigen Gesellschaft ist. Die erneuerte Dynamik der christlichen Gemeinden wird auch der missionarischen Aktivität (missio ad gentes) einen neuen Impuls geben, der heute mehr denn je dringlich ist, wenn man die große Zahl derjenigen, nicht nur in fernen Ländern, sondern auch in den Ländern alter Evangelisierung, bedenkt, die Jesus Christus nicht kennen. Wenn wir uns vom Geist beleben lassen, dann werden die Christen für jene vielen Schwestern und Brüder sensibel, die sich von der Kirche und der christlichen Praxis entfernt haben, obwohl sie getauft sind. Auf sie hin soll in besonderer Weise die neue Evangelisierung gerichtet sein, damit sie die Schönheit des christlichen Glaubens und die Freude der persönlichen Begegnung mit Jesus, dem Herrn, in der Gemeinschaft der Gläubigen wieder entdecken. Um diese Themen kreist das Instrumentum laboris, das nun veröffentlicht wird. Es stellt eine Art Tagesordnung für die nächste Synodenversammlung dar, und ist zugleich die Synthese der Antworten auf die Lineamenta, welche von Seiten der Bischofssynoden der Katholischen Ostkirchen sui iuris, der Bischofskonferenzen, der Dikasterien der Römischen Kurie und der Vereinigung der Generalobern, sowie von Seiten anderer Institutionen, oder Gemeinschaften von Gläubigen eingegangen sind, welche an den Überlegungen der Kirche zum Thema der Synode teilnehmen wollten. Mit Hilfe des Ordentlichen Rates, unterstützt durch den Beitrag bewährter Experten, hat das Generalsekretariat das hier vorliegende Dokument erarbeitet, in dem viele verheißungsvolle Aspekte der evangelisierenden Aktivität der Kirche in allen fünf Kontinenten zusammengefasst sind. Zugleich werden einige Themen angesprochen, welche es noch zu vertiefen gilt, damit die Kirche weiterhin in entsprechender Weise ihr Werk der Evangelisierung vollbringen kann, ohne dabei die nicht wenigen Herausforderungen und Schwierigkeiten der gegenwärtigen Zeit aus dem Auge zu verlieren. Gestärkt durch das Wort des Herrn: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich!” (Joh 14,1) und unter der bewährten Leitung des Heiligen Vaters Papst Benedikt XVI., schicken sich die Synodenväter an, in einer Atmosphäre des Gebetes, des Zuhörens sowie der affektiven und effektiven Gemeinschaft darüber nachzudenken. In dieser Arbeit werden sie nicht allein sein; denn sie werden begleitet von vielen Menschen, die weiterhin für die Arbeit der Synode beten. Die Mitglieder der XIII. Ordentlichen Generalversammlung richten ihren Blick auch auf die verherrlichte Kirche und hoffen auf die Fürbitte aller Heiligen, und besonders der Jungfrau Maria, weil „sie geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ” (Lk 1,45). Der gute und barmherzige Gott möge beständig seine Hand nach dem Menschen und nach der Kirche ausstrecken, und immer bereit sein, seinen Erwählten Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Sie wiederum sind eingeladen, seine Hand zu ergreifen, und im Glauben seine Hilfe zu erbitten. Wie man aus der starken Rückfrage Jesu schließen kann, ist diese Voraussetzung nicht selbstverständlich: „Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden?” (Lk 18,8). Deshalb müssen auch heute die Kirche und alle Christen beharrlich die Bitte wiederholen: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!” (Mk 9,24). Damit die Synodenversammlung diesen Erwartungen und Notwendigkeiten der Kirche unserer Zeit entsprechen kann, rufen wir die Gnade des Heiligen Geistes an, der „in reichem Maß über uns ausgegossen ist durch Jesus Christus, unseren Retter” (Tit 3,6), und bitten noch einmal den Herrn Jesus: “Stärke unseren Glauben!” (Lk 17,5).
+ Nikola Eterović
Vatikanstadt, am Pfingstfest,
1. Die nächste Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode, welche vom 7. bis 28. Oktober 2012 stattfinden wird, hat das Thema «Die neue Evangelisierung für die Weitergabe des christlichen Glaubens», wie es Papst Benedikt XVI. beim Abschluss der Arbeiten der Spezialversammlung für den Mittleren Orient der Bischofssynode angekündigt hat. Mit der Absicht, die gezielte Vorbereitung auf dieses Ereignis zu erleichtern, wurden die Lineamenta erarbeitet. Die Bischofskonferenzen, die Bischofssynoden der Katholischen Ostkirchen sui iuris, die Dikasterien der Römischen Kurie und die Union der Generalobern haben auf die Lineamenta und die entsprechenden Fragebögen geantwortet. Es gingen auch Stellungnahmen einzelner Bischöfe, Priester, Ordensleute, Laien, kirchlicher Vereinigungen und Bewegungen ein. Es gab eine große Beteiligung am Vorbereitungsprozess, und dies bestätigt, wie sehr das vom Heiligen Vater ausgewählte Thema den Christen und der Kirche von heute am Herzen liegt. Allen eingegangenen Stellungnahmen und Überlegungen sind in dieses Instrumentum laboris eingegangen und wurden in ihm zusammengefasst. 2. Die Einberufung der nächsten Synodenversammlung erfolgt in einem für die katholische Kirche besonders bedeutsamen Moment. In den Verlauf der Synode fallen nämlich der fünfzigste Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, der zwanzigste Jahrestag der Veröffentlichung des Katechismus der Katholischen Kirche, und es wird das von Papst Benedikt XVI. ausgerufene Jahr des Glaubens eröffnet.[1] Daher wird die Synode eine angemessene Gelegenheit sein, um die Einladung zur Bekehrung und das Erfordernis der Heiligkeit hervorzuheben, welche durch all diese Ereignisse hervorgerufen werden; die Synode wird der Ort sein, an dem es gilt, sich jene Einladung zur Wiederentdeckung des Glaubens zu Herzen zu nehmen und zu erneuern, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil aufgeblüht ist, zum ersten Mal in dem von Papst Paul VI. einberufenen Jahr des Glaubens aufgenommen wurde und nun von Papst Benedikt XVI. uns Heutigen wieder vorgelegt wird. Die Synode wird in diesem Umfeld zum Thema der neuen Evangelisierung arbeiten. 3. Die auf diese Weise entstandene Zeitspanne ist reich an anderen Bezugspunkten, die sich, sei es im Hinblick auf die Zeit der Vorbereitung oder aber auf die nachfolgende Reflektion der Synode als wesentlich herausgestellt haben. Neben der direkten und ausdrücklichen Bezugnahme auf das Magisterium des Zweiten Vatikanischen Konzils, kann man z.B. heute nicht über die Evangelisierung nachdenken, ohne auf das Bezug zu nehmen, was Papst Paul VI. im Apostolischen Schreiben Evangelii nuntiandi, und Papst Johannes Paul II. in der Enzyklika Redemptoris missio und im Apostolischen Schreiben Novo millennio ineunte zu diesem Thema gesagt haben. Einmütig wurden in einer Vielzahl der eingegangenen Antworten diese Texte als Bezugs- und Ausgangspunkte herangezogen. Die Erwartungen im Hinblick auf die Synode 4. Viele Antworten haben die Dringlichkeit unterstrichen zusammenzukommen, um darüber nachzudenken, wie die Kirche heute, angesichts der Herausforderungen, mit denen sie sich auseinandersetzen muss, ihre ureigenste Berufung zur Evangelisierung lebt. Dabei gilt es, der Gefahr der Zerstreuung und der Zergliederung zu begegnen. Sowohl viele Teilkirchen (Diözesen, Eparchien, Kirchen sui iuris), als auch Bischofskonferenzen und orientalische Bischofssynoden sind bereits seit vielen Jahren damit beschäftigt, eine Überprüfung ihrer Praxis der Verkündigung und Glaubensbezeugung vorzunehmen. In dieser Richtung haben die Antworten einen wirklich eindrucksvollen Katalog an Initiativen vorgelegt, die auf den verschiedenen kirchlichen Ebenen unternommen werden: bezüglich der Evangelisierung und zu ihrer Wiederbelebung wurden in diesen Jahrzehnten in den verschiedenen Teilkirchen Dokumente verfasst und pastorale Projekte geplant, es wurden (diözesane, nationale und kontinentale) Initiativen zur Sensibilisierung und zur Unterstützung angestoßen und Ausbildungsstätten für die Christen geschaffen, die gerufen sind, sich in diesen Projekten zu engagieren. 5. Angesichts eines solchen Reichtums von Initiativen, über welche in ihren positiven und negativen Aspekten berichtet wird - denn nicht alle Initiativen haben zu den erhofften Ergebnissen geführt - wird die Einberufung der Synode als eine günstige Gelegenheit betrachtet, um einen Moment der Einheit und Katholizität im Aufeinanderhören und in der Unterscheidung der Geister zu schaffen und vor allem, um den Entscheidungen, die zu treffen wir aufgefordert sind, Einheit zu verleihen. Es wird gewünscht, dass die nächste Synodenversammlung ein Ereignis sei, das in der Lage ist, den christlichen Gemeinschaften Kraft einzuflößen, und gleichzeitig, konkrete Antworten zu geben auf die vielen Fragen, die sich heute in der Kirche im Hinblick auf ihre Fähigkeit zur Evangelisierung stellen. Man erwartet sich Ermutigung und die Gelegenheit, Instrumente der Analyse und praktische Beispiele miteinander zu vergleichen und zu teilen. Das Thema der Synodenversammlung 6. Als er die Einberufung der XIII. Ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode ankündigte, beabsichtigte Papst Benedikt XVI. die christlichen Gemeinschaften an die Priorität der Aufgabe zu erinnern, welche der Kirche zu Beginn dieses neuen Jahrtausends gestellt ist. Im Gefolge seines Vorgängers, des Seligen Johannes Paul II., der im Jubiläum des Jahres 2000, das fünfunddreißig Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gefeiert wurde, eine Anregung gesehen hatte, dass die Kirche mit erneuertem Eifer ihre eigene Sendung zur Evangelisierung übernimmt, gibt Papst Benedikt XVI. dieser Sendung weiteren Nachdruck, und unterstreicht ihren Neuheitscharakter. Die von den Aposteln empfangene Sendung, zu allen Völkern zu gehen und sie zu Jüngern zu machen, sie zu taufen und zum Zeugnis zu befähigen (vgl. Mt 28,19-20), jene Sendung, welche die Kirche Jahrhunderte lang erfüllt hat und der sie treu geblieben ist, muss sich heute mit sozialen und kulturellen Veränderungen auseinandersetzen, welche die Wahrnehmung, die der Mensch von sich selbst und von der Welt hat, zutiefst verändern, was nicht ohne Auswirkungen auf die Art und Weise des Glaubens an Gott bleibt. 7. Das Ergebnis all dieser Veränderungen ist eine verbreitete Orientierungslosigkeit, die sich in Formen des Misstrauens gegenüber all dem zum Ausdruck bringt, was uns im Hinblick auf den Sinn des Lebens übermittelt wurde, sowie in einer mangelnden Bereitschaft, sich ganz und bedingungslos dem anzuschließen, was uns als Offenbarung der tiefen Wahrheit unseres Seins übergeben wurde. Es handelt sich um das Phänomen der Loslösung vom Glauben, das sich in fortschreitender Weise in Kulturen und Gesellschaften gezeigt hat, die seit Jahrhunderten vom Evangelium durchdrungen schienen. Der Glaube, der immer mehr als etwas betrachtet wird, was mit der Intimität und der Individualität der Menschen zu tun hat, ist auch für viele Christen, die sich weiterhin dafür eingesetzt haben, aus der Predigt des Evangeliums die richtigen sozialen, kulturellen und politischen Schlüsse zu ziehen, sich aber nicht ausreichend darum bemühten, ihren Glauben und den Glauben ihrer Gemeinschaft lebendig zu halten, einen Glauben, der sie wie eine unsichtbare Flamme mit seiner Liebe nährte und allen Tätigkeiten in ihrem Leben Energie gab, zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Die Gefahr, dass auf diese Weise der Glaube geschwächt wird, und damit die Fähigkeit, Zeugnis für das Evangelium abzulegen, ist leider in mehr als einem Land, in dem der christliche Glaube über Jahrhunderte zum Aufbau der Kultur und der Gesellschaft beigetragen hat, Wirklichkeit geworden. 8. Vom Beginn seines Pontifikates an hat es sich Papst Benedikt XVI. zur Aufgabe gemacht, auf diese Situation zu reagieren. Er drückte es so aus: «Die Kirche als Ganze und die Hirten in ihr müssen wie Christus sich auf den Weg machen, um die Menschen aus der Wüste herauszuführen zu den Orten des Lebens – zur Freundschaft mit dem Sohn Gottes, der uns Leben schenkt, Leben in Fülle.».[2] Die Kirche empfindet es als ihre Pflicht, dahin zu gelangen, neue Wege und neue Worte zu finden, um auch in den neuen Wüsten der Erde das Wort des Glaubens, das uns zum Leben, zum wahren Leben in Gott wiedergeboren hat, hörbar und verstehbar zu machen. 9. Die Einberufung der Synode zur neuen Evangelisierung und zur Weitergabe des Glaubens stellt sich in diese Absicht hinein, den Eifer des Glaubens und des Zeugnisses der Christen und ihrer Gemeinschaften wieder neu zu entfachen. Die Entscheidung, die Überlegungen der Synode auf dieses Thema auszurichten, stellt nämlich ein Element dar, das im Zusammenhang mit einem einheitlichen Plan zu sehen ist, welcher zu seinen jüngsten Maßnahmen die Schaffung eines Dikasteriums zur Förderung der neuen Evangelisierung und die Ankündigung des Jahres des Glaubens zählt. Von der Feier der Synode erwartet man sich daher, dass die Kirche ihren Mut und ihre Energien im Hinblick auf die neue Evangelisierung vervielfältigt, welche dazu führt, die Freude am Glauben wieder zu entdecken, und dabei hilft, die Begeisterung für die Weitergabe des Glaubens wieder zu finden. Es geht nicht nur darum, etwas Neues zu entdecken, oder bisher unbekannte Initiativen zur Verbreitung des Evangeliums zu starten, es geht darum, den Glauben in der Dimension der Verkündigung Gottes zu leben: «Durch die Mission wird die Kirche tatsächlich erneuert, Glaube und christliche Identität werden bestärkt und erhalten neuen Schwung und neue Motivation. Der Glaube wird stark durch Weitergabe!».[3] Vom Zweiten Vatikanischen Konzil zur neuen Evangelisierung 10. Auch wenn der Plan zur Wiederbelebung des evangelisierenden Handelns der Kirche seinen jüngsten Ausdruck in den Entscheidungen Papst Benedikt XVI. gefunden hat, an die gerade erinnert wurde, reichen die Ursprünge dieses Planes doch weiter zurück: dieser Plan hat nämlich in der Tat das Lehramt und den apostolischen Dienst Papst Paul VI. und Papst Johannes Paul II. beseelt. Und darüber hinaus ist der Ursprung dieses Plans im Zweiten Vatikanischen Konzil zu finden, und in seiner Absicht, Antworten auf die Orientierungslosigkeit zu geben, die auch von den Christen angesichts der starken Umwälzungen und der Zerrissenheiten, mit denen die Welt in dieser Zeit zu tun hatte, empfunden wurde; Antworten, die nicht vom Pessimismus oder vom Rückzug gekennzeichnet sein sollten, [4] sondern von der erneuernden Kraft der allgemeinen Berufung zum Heil,[5] welches Gott für jeden einzelnen Menschen will. 11.Folgendermaßen wird die evangelisierende Tätigkeit von diesem Konzil unter seine zentralen Themen eingereiht: in Christus, dem Licht der Völker,[6]findet die ganze Menschheit ihre ursprüngliche und wahre Identität wieder,[7] die durch die Sünde zum Teil verdunkelt wurde; und der Kirche, auf deren Angesicht sich dieses Licht widerspiegelt, kommt die Aufgabe zu, die evangelisierende Sendung Jesu Christi fortzusetzen,[8] und sie unter den Bedingungen der Welt von heute gegenwärtig und aktuell zu halten. In dieser Hinsicht wurde die Evangelisierung eine der grundlegenden Forderungen des Konzils, das zu einer Wiederbelebung dieser Sendung und zu neuen Eifer in ihr drängte. Im Hinblick auf die geweihten Amtsträger: die Evangelisierung ist die Pflicht der Bischöfe[9] und der Priester.[10] Und mehr noch, diese grundlegende Sendung der Kirche ist die Pflicht jedes getauften Christen;[11] und die Evangelisierung als hauptsächlicher Inhalt der Sendung der Kirche wurde im ganzen Dekret Ad gentes gut zum Ausdruck gebracht, in welchem gezeigt wird, wie sich der Leib der Teilkirchen und allgemeiner gesagt jeder christlichen Gemeinschaft durch die Evangelisierung aufbaut. So verstanden wird die Evangelisierung nicht darauf reduziert, eine Unternehmung unter vielen zu sein, sondern sie ist in der kirchlichen Dynamik die Energie, welche es der Kirche ermöglicht, ihrem Ziel entsprechend zu leben: auf die allgemeine Berufung zur Heiligkeit zu antworten.[12]] 12. Im Gefolge des Konzils hat Papst Paul VI. mit Weitblick festgestellt, dass der Einsatz für die Evangelisierung angesichts der Entchristlichung vieler Menschen, die ungeachtet ihrer Taufe außerhalb des christlichen Lebens stehen, einfacher Menschen, die einen gewissen Glauben haben, ohne aber genauer dessen Grundlagen zu kennen, mit Kraft und großer Dringlichkeit wiederbelebt werden musste. Immer mehr Menschen haben das Bedürfnis, Jesus in einem anderen Licht kennen zu lernen, das über die Unterweisung hinausgeht, die sie in ihrer Kindheit erhalten haben.[13] Und, treu der Lehre des Konzils,[14] fügte er hinzu, dass die evangelisierende Tätigkeit der Kirche «beständig nach den geeigneten Mitteln und der entsprechenden Sprache suchen muss, um die Offenbarung Gottes und den Glauben an Jesus Christus auch dorthin zu tragen oder erneut zu verkünden».[15] 13. Papst Johannes Paul II. machte aus dieser Verpflichtung einen Angelpunkt seines weit angelegten Lehramtes, und fasste im Konzept der neuen Evangelisierung, das er in zahlreichen Beiträgen systematisch vertiefte, die Aufgabe zusammen, welcher die Kirche sich heute, besonders in den Ländern alter Christianisierung gegenüber sieht. Dieses Programm betrifft in erster Linie ihre Beziehungen nach außen, setzt aber zunächst einmal in ihrem Innern eine beständige Erneuerung voraus, einen, um es so auszudrücken, ständigen Übergang von der evangelisierten zur evangelisierenden Kirche. Es möge genügen, einige seiner Worte in Erinnerung zu rufen: «Ganze Länder und Nationen, in denen früher Religion und christliches Leben blühten und lebendige, glaubende Gemeinschaften zu schaffen vermochten, machen nun harte Proben durch und werden zuweilen durch die fortschreitende Verbreitung des Indifferentismus, Säkularismus und Atheismus entscheidend geprägt. Es geht dabei vor allem um die Länder und Nationen der sogenannten Ersten Welt, in der der Wohlstand und der Konsumismus, wenn auch von Situationen furchtbarer Armut und Not begleitet, dazu inspirieren und veranlassen, so zu leben, „als wenn es Gott nicht gäbe“. [...] In anderen Gebieten und Ländern dagegen sind bis heute die traditionelle christliche Volksfrömmigkeit und -religiosität lebendig erhalten; dieses moralische und geistliche Erbe droht aber in der Konfrontation mit komplexen Prozessen vor allem der Säkularisierung und der Verbreitung der Sekten verlorenzugehen. Nur eine neue Evangelisierung kann die Vertiefung eines reinen und festen Glaubens gewährleisten, der diese Traditionen zu einer Kraft wahrer Befreiung zu machen vermag. Es ist mit Sicherheit notwendig, überall die christliche Substanz der menschlichen Gesellschaft zu erneuern. Voraussetzung dafür ist aber die Erneuerung der christlichen Substanz der Gemeinden, die in diesen Ländern und Nationen leben».[16] 14. Das Zweite Vatikanische Konzil und die neue Evangelisierung sind Themen, die auch im Lehramt Benedikt XVI. immer wieder vorkommen. Bei seiner Ansprache anlässlich der Weihnachtsgrüße an die Römische Kurie im Jahr 2005 – die zeitlich mit dem vierzigsten Jahrestag des Konzilsabschlusses zusammenfiel – hat er angesichts einer „Hermeneutik der Diskontinuität und des Bruches”, die Bedeutung der „Hermeneutik der Reform“, unterstrichen, «der Erneuerung des einen Subjekts Kirche, die der Herr uns geschenkt hat, unter Wahrung der Kontinuität; die Kirche ist ein Subjekt, das mit der Zeit wächst und sich weiterentwickelt, dabei aber immer sie selbst bleibt, das eine Subjekt des pilgernden Gottesvolkes».[17] Bei der Ankündigung des Jahres des Glaubens hat der Heilige Vater dem Wunsch Ausdruck verliehen, dieses Ereignis möge «eine günstige Gelegenheit bieten, um zu begreifen, dass die von den Konzilsvätern als Erbe hinterlassenen Texte gemäß den Worten des seligen Johannes Paul II. „weder ihren Wert noch ihren Glanz verlieren». Und weiter sagt er: «Auch ich möchte mit Nachdruck hervorheben, was ich wenige Monate nach meiner Wahl zum Nachfolger Petri in Bezug auf das Konzil gesagt habe: „Wenn wir es mit Hilfe der richtigen Hermeneutik lesen und rezipieren, dann kann es eine große Kraft für die stets notwendige Erneuerung der Kirche sein und immer mehr zu einer solchen Kraft werden.“».[18] Jedenfalls sind, wie es einige Antworten auf die Lineamenta hervorheben, die vorgenannten Orientierungen von Seiten Benedikt XVI., der dabei in Übereinstimmung mit seinen Vorgängern steht, eine sichere Führung, wenn es darum geht, in einer Kirche, welche den Herausforderungen der heutigen Welt Beachtung schenkt, und zugleich fest in ihrer lebendigen Tradition, zu der auch das Zweite Vatikanische Konzil gehört, verwurzelt ist, das Thema der Weitergabe des Glaubens innerhalb der neuen Evangelisierung anzugehen. Die Struktur des Instrumentum laboris 15. Von den Überlegungen der Synode erwartet man sich daher eine Entwicklung und eine Vertiefung dessen, was die Kirche in den vergangenen Jahrzehnten getan hat. Die beeindruckende Fülle von Initiativen und Dokumenten, die im Zusammenhang mit der Evangelisierung und ihrer Wiederbelebung bereits entstanden sind, hat viele Teilkirchen dazu geführt zu sagen, dass es in erster Linie nicht darum geht über das zu reden, was zu tun ist, sondern vielmehr um die Möglichkeit, einen Ort zu haben, der es erlaubt zu verstehen, was und wie alles bisher geschehen ist. Mehr als eine Antwort hält fest, dass schon die bloße Ankündigung des Themas und die Arbeit an den Lineamenta es den christlichen Gemeinschaften ermöglicht hat, in klarerer und entschiedenerer Weise die Dringlichkeit zu verstehen, welche der Verpflichtung zur Evangelisierung heute zukommt; und, als weiteren Zugewinn, sich eines Klimas der Gemeinschaft zu erfreuen, das es erlaubt, in einem neuen Geist auf die Herausforderungen der Gegenwart zu schauen. 16. In vielen Antworten wird auch das Problem nicht verschwiegen, dass die Kirche dazu aufgerufen ist, die Herausforderung der neuen Evangelisierung in dem Bewusstsein anzugehen, dass Veränderungen nicht nur die Welt und die Kultur betreffen, sondern in erster Linie auch sie selbst, ihre Gemeinschaften, ihre Tätigkeiten, ihre Identität. Die Unterscheidung der Geister wird also als ein notwendiges Instrument gesehen, als Anregung, um mit mehr Mut und größerer Verantwortung die gegenwärtige Situation anzugehen. Indem es diese Linie aufgreift, wird das hier vorgelegte Instrumentum laboris in vier Kapitel gegliedert, die nützlich sein können, wenn es darum geht, die grundlegenden Inhalte und die Mittel darzustellen, welche ein entsprechendes Nachdenken und die Unterscheidung der Geister fördern können. 17. So ist ein erstes Kapitel der Wiederentdeckung des Kerns der Evangelisierung oder eigentlich der Erfahrung des christlichen Glaubens gewidmet: die Begegnung mit Jesus Christus, Evangelium Gottes des Vaters für die Menschen, das uns verwandelt, uns versammelt, und uns, Dank der Gabe des Geistes, in ein neues Leben einfügt, das wir schon gegenwärtig erfahren, eben dann, wenn wir uns in der Kirche versammelt finden; und von dem wir uns gedrängt fühlen, mit Freude auf die Straßen der Welt hinauszugehen, in Erwartung der Vollendung des Reiches Gottes, als Zeugen und frohe Verkünder der empfangenen Gabe. Im folgenden Kapitel, dem zweiten, hat der Text die Aufgabe, über die Unterscheidung der Geister nachzudenken, wenn es darum geht, jene Veränderungen zu beschreiben, welche die Art und Weise betreffen, in der wir den Glauben leben, und die einen Einfluss auf unsere christlichen Gemeinden ausüben. Es werden die Gründe analysiert, die zur Verbreitung des Konzeptes der neuen Evangelisierung geführt haben, und die verschiedenen Arten und Weise, wie diese Aufgabe von den verschiedenen Teilkirchen angenommen wird. Im dritten Kapitel geht es um die Analyse der grundlegenden Orte, der Mittel, der Subjekte und der Tätigkeiten, dank derer der christliche Glaube weitergegeben wird: die Liturgie, die Katechese und die Caritas, in der Weitergabe des Glaubens, der bekannt, gefeiert, gelebt und gebetet werden soll. In der gleichen Richtung wird schließlich im vierten Kapitel über die Bereiche der pastoralen Tätigkeit gesprochen, die spezifisch der Verkündigung des Evangeliums und der Weitergabe des Glaubens gewidmet sind. Es geht um die klassischen Orte, aber wir beschäftigen uns auch mit den kürzlich entstandenen, die auf die Anregungen und die Anstöße zurückgehen, welche das Nachdenken über die neue Evangelisierung den christlichen Gemeinden und ihrer Art und Weise, den Glauben zu leben, vorlegt. Jesus Christus, Evangelium Gottes für den Menschen »Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe,
18. Der christliche Glaube ist nicht nur eine Lehre, eine Weisheit, ein Gesamt von moralischen Regeln, eine Tradition. Der christliche Glaube ist eine echte Begegnung, eine Beziehung zu Jesus Christus. Den Glauben weiterzugeben heißt, an jedem Ort und zu jeder Zeit die Bedingungen zu schaffen, damit diese Begegnung zwischen den Menschen und Jesus Christus gelingen kann. Das Ziel jeder Evangelisierung ist die Verwirklichung dieser Begegnung, welche zugleich intim und persönlich, öffentlich und gemeinschaftlich ist. Papst Benedikt XVI. hat es folgendermaßen ausgedrückt: «Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt […] Die Liebe ist nun dadurch, dass Gott uns zuerst geliebt hat (vgl. 1 Joh 4, 10), nicht mehr nur ein ,,Gebot’’, sondern Antwort auf das Geschenk des Geliebt seins, mit dem Gott uns entgegengeht».[19] Im Bereich des christlichen Glaubens geschehen die Begegnung mit Christus und die Beziehung zu ihm «gemäß der Schrift» (1Kor 15,3.4). Die Kirche selbst nimmt aus der Gnade dieser Beziehung Gestalt an. 19. In der Gnade des Heiligen Geistes ist diese Begegnung mit Jesus das große Geschenk des Vaters an die Menschen. Es ist eine Begegnung, auf die wir durch die Wirksamkeit seiner Gnade in uns vorbereitet werden. Es ist eine Begegnung, innerhalb derer wir uns angezogen fühlen, und die uns verwandelt, während sie uns anzieht, indem sie uns in neue Dimensionen unseres Seins führt und uns am göttlichen Leben teilhaben lässt (vgl. 2 Petr 1,4). Es ist eine Begegnung, die nichts mehr so lässt wie vorher, sondern die Gestalt der „metanoia“ annimmt, der Umkehr, wie es Jesus selbst mit Kraft fordert (vgl. Mk 1,15). Der Glaube als Begegnung mit der Person Christi hat die Gestalt der Beziehung zu ihm, der Erinnerung an ihn, besonders in der Eucharistie und im Wort Gottes, und sie schafft in uns in der Gnade des Geistes die Gesinnung Christi; eine Gesinnung, die uns einander als Brüder und Schwestern erkennen lässt, vom Geist in seiner Kirche vereint, um unsererseits Zeugen und Verkünder dieses Evangeliums zu sein. Es ist eine Begegnung, die uns fähig werden lässt, neue Dinge zu tun und dank der Werke der Bekehrung, die von den Propheten verkündet wurden (vgl. Jer 3, 6ff; Ez 36, 24-36) die Umwandlung unseres Lebens zu bezeugen. 20. In diesem ersten Kapitel soll die Aufmerksamkeit besonders dieser grundlegenden Dimension der Evangelisierung gelten, denn die Antworten auf die Lineamenta haben die Notwendigkeit unterstrichen, den zentralen Kern des christlichen Glaubens zu betonen, welcher nicht wenigen Christen unbekannt ist. Es ist daher wichtig, das theologische Fundament der neuen Evangelisierung nicht zu vernachlässigen, sondern es im Gegenteil in all seiner Kraft und Ursprünglichkeit zu betonen, damit es der evangelisierenden Tätigkeit der Kirche Energien und den richtigen Ansatz gibt. Die neue Evangelisierung ist zunächst einmal eine Gelegenheit, die Treue der Christen gegenüber diesem von Jesu Christi erhaltenen Auftrag zu prüfen: die neue Evangelisierung ist die günstige Gelegenheit (vgl. 2 Kor 6,8), um als Christen und als Gemeinden dazu zurückzukehren, aus der Quelle unseres Glaubens zu schöpfen, und auf diese Weise verfügbarer für die Evangelisierung, für das Zeugnis zu werden. Bevor sie sich nämlich in Taten zum Ausdruck bringen, sind die Evangelisierung und das Zeugnis zwei Haltungen, die, als Frucht des Glaubens, der sie beständig reinigt und bekehrt, in unserem Leben aus jener Begegnung mit Jesus Christus, dem Evangelium Gottes für die Menschen, entspringen. Jesus Christus, Künder des Evangeliums 21. «Jesus selbst, Frohbotschaft Gottes, ist der allererste und größte Künder des Evangeliums gewesen».[20] Er hat sich als Gesandter vorgestellt, um die Vollendung des Evangeliums Gottes zu verkünden, das in der Geschichte Israels, vor allem von den Propheten und in den Heiligen Schriften vorausverkündet worden war. Der Evangelist Markus beginnt seine Erzählung, indem er den «Beginn des Evangeliums von Jesus Christus» (Mk 1,1) mit der Entsprechung in den Heiligen Schriften in Verbindung setzt: «Wie es bei dem Propheten Jesaja steht» (Mk 1,2). Im Evangelium nach Lukas stellt Jesus selbst sich vor, indem er sich in der Synagoge von Nazareth als Leser der Schrift zeigt, der in der Lage ist, sie Kraft seiner Gegenwart zu erfüllen: «Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt» (Lk 4,21). Das Evangelium nach Matthäus kennt eine eigentümliche Konstruktion von Zitaten der Erfüllung, die dazu bestimmt ist, zum Nachdenken über die tiefe Wirklichkeit Jesu anzuregen, angefangen von dem, was durch die Propheten gesagt worden war (vgl. Mt 1,22; 2,15.17.23; 4,14; 8,17; 12,17; 13,35; 21,4). Im Augenblick seiner Verhaftung fasst Jesus selbst zusammen: «Das alles aber ist geschehen, damit die Schriften der Propheten in Erfüllung gehen» (Mt 26,56). Im Evangelium nach Johannes stellen die Jünger selbst, diese Übereinstimmung fest; nach der ersten Begegnung sagt Philippus: «Wir haben den gefunden, über den Mose im Gesetz und auch die Propheten geschrieben haben» (Joh 1,45). Im Laufe seiner Tätigkeit verteidigt Jesus selbst wiederholt seine Beziehung mit den Heiligen Schriften und das Zeugnis, das von daher kommt: «Ihr erforscht die Schriften, weil ihr meint, in ihnen das ewige Leben zu haben; gerade sie legen Zeugnis über mich ab» (Joh 5,39); «Wenn ihr Mose glauben würdet, müsstet ihr auch mir glauben; denn über mich hat er geschrieben» (Joh 5,46). 22. Das einmütige Zeugnis der Evangelisten bestätigt, dass das Evangelium Jesu die Wiederaufnahme von der Wurzel her, die Fortsetzung und die letzte Vollendung der Verkündigung der Schriften ist. Gerade kraft dieser Beständigkeit erscheint die Neuheit Jesu zugleich deutlich und verständlich. Seine evangelisierende Tätigkeit ist tatsächlich die Wiederaufnahme einer vorher begonnenen Geschichte. Seine Gesten und seine Worte sind im Licht der Schriften zu verstehen. In der letzten Erscheinung, von der der Evangelist Lukas berichtet, fasst der Auferstandene selbst diese Perspektive zusammen: «Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war; alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist» (Lk 24,44). Seine höchste Gabe an die Jünger wird es nämlich sein, ihnen «die Augen zu öffnen für das Verständnis der Schrift» (Lk 24,45). Unter Berücksichtigung der tiefen Beziehung mit der Schrift, wie sie das Herz des Volkes kennzeichnet, zeigt sich Jesus als Künder des Evangeliums, der das Gesetz, die Propheten und die Weisheit Israels zur Vollendung führt und ihre Neuheit deutlich macht. 23. Für Jesus hat die Evangelisierung das Ziel, die Menschen mit hineinzunehmen in seine enge Beziehung mit dem Vater und dem Geist. Dies ist der letzte Sinn seiner Predigt und seiner Wunder: die Ankündigung eines Heiles, das, auch wenn es sich in konkreten Handlungen wie Heilungen zum Ausdruck bringt, nicht auf den Willen zur sozialen und kulturellen Umwälzung reduziert werden kann, sondern die tiefe, jedem Menschen gewährte Erfahrung ist, sich von Gott geliebt zu fühlen und zu lernen, ihn im Angesicht eines liebenden Vaters wieder zu erkennen, der voll von Mitleid ist (vgl. Lk 15). Die in seinen Worten und Taten enthaltene Offenbarung hat eine Verbindung zu den Worten der Propheten. Die Erzählung über die Zeichen, welche Jesus in Gegenwart der Gesandten Johannes des Täufers vollbringt, ist diesbezüglich emblematisch. Es handelt sich um Zeichen, welche die Identität Jesu offenbaren, da sie eng mit den großen Vorankündigungen der Propheten verbunden sind. Der Evangelist Lukas schreibt: «Damals heilte Jesus viele Menschen von ihren Krankheiten und Leiden, befreite sie von bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht. Er antwortete den beiden: „Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet”» (Lk 7,21-22). Die Worte Jesu bringen den vollen Sinn seiner Taten zum Ausdruck, indem sie die vollbrachten Zeichen in Beziehung setzen zu unzähligen biblischen Prophezeiungen (vgl. besonders Jes 29,18; 35,5.6; 42,18; 26,19; 61,1). Auch die Kunst Jesu, mit den Menschen umzugehen, ist als wesentliches Element seiner Methode der Evangelisierung zu betrachten. Er war in der Lage, alle anzunehmen, ohne Diskriminierung und Ausschluss: vor allem die Armen, dann aber auch die Reichen wie Zachäus und Josef von Arimatäa, oder die Fremden wie den heidnischen Hauptmann oder die syrophönizische Frau; die Gerechten wie Natanael oder die Prostituierten, oder die öffentlichen Sünder, mit denen er auch zu Tisch war. Jesus war in der Lage, das Innerste des Menschen zu erreichen und in ihm den Glauben an Gott zu wecken, der ihn zuerst geliebt hat (vgl. 1 Joh 4,10.19), dessen Liebe uns immer vorausgeht und nicht von unseren Verdiensten abhängt, weil sie sein Wesen darstellt: «Gott ist Liebe» (1 Joh 4,8.16). Er wird auf diese Weise zur Lehre für die evangelisierende Kirche, denn er zeigt ihr den Kern des christlichen Glaubens: der Liebe zu glauben, durch das Angesicht und die Stimme dieser Liebe, das heißt, durch Jesus Christus. 24. Die Evangelisierung von Seiten Jesu führt den Menschen auf ganz natürliche Weise zu einer Erfahrung der Umkehr: jeder Mensch ist eingeladen, sich zu bekehren und an die erbarmende Liebe Gottes für ihn zu glauben. Das Reich Gottes wächst in den Maße, in dem jeder Mensch es lernt, sich in der Innerlichkeit des Gebetes an Gott zu wenden wie an einen Vater (vgl. Lk 11,2; Mt 23,9) und, dem Beispiel Jesu folgend anzuerkennen, dass das Glück seines Lebens darin besteht, den Willen Gottes zu tun (vgl. Mt 7,21). Evangelisierung, Berufung zur Heiligkeit und Bekehrung verbinden sich untereinander, so als ob sie eins wären, um diejenigen, die ihrerseits Kinder Gottes werden, hier und jetzt in Jesus zur Erfahrung des Reiches Gottes zu führen. Evangelisierung, Berufung zur Heiligkeit, Bekehrung: es ist Aufgabe in den Überlegungen der Synode, herauszufinden, auf welche Weise diese drei Realitäten gegenwärtig sind und heute das Leben unserer Gemeinschaften mit ihrer fruchtbaren Verknüpfung nähren. Die Kirche, evangelisiert und evangelisierend 25. Diejenigen, die das Evangelium aufrichtig annehmen, versammeln sich, dank der empfangenen Gabe und der Früchte, die sie in ihnen hervorbringt, im Namen Jesu, um den angenommenen und geteilten Glauben zu bewahren und zu nähren, und die gemachte Erfahrung weiterzuführen, indem sie vervielfältigt wird. Nach der Erzählung der Evangelien (vgl. Mk 3,13-15), werden die Jünger, nachdem sie bei Jesus waren, mit ihm gelebt hatten, von ihm in eine neue Erfahrung des Lebens eingeführt wurden, an seinem göttlichen Leben teilgenommen hatten, ihrerseits gesandt, um diese evangelisierende Tätigkeit fortzusetzen: «Dann rief er die Zwölf zu sich und gab ihnen die Kraft und die Vollmacht, alle Dämonen auszutreiben und die Kranken gesund zu machen. […] Die Zwölf machten sich auf den Weg und wanderten von Dorf zu Dorf. Sie verkündeten das Evangelium und heilten überall die Kranken» (Lk 9,1.6). 26. Auch nach seinem Tod und seiner Auferstehung enthält der missionarische Auftrag, den die Jünger vom Herrn Jesus empfangen haben (vgl. Mk 16,15) eine ausdrückliche Bezugnahme auf die Verkündigung des Evangeliums an alle, die gelehrt werden sollen, all das zu beachten, was er gesagt hat (vgl. Mt 28,20). Der Apostel Paulus stellt sich vor als «Apostel, […] auserwählt das Evangelium Gottes zu verkünden» (Röm 1,1). Die Aufgabe der Kirche besteht also in der Verwirklichung der traditio Evangelii, in der Verkündigung und Weitergabe des Evangeliums, das «eine Kraft Gottes ist, die jeden rettet, der glaubt» (Röm 1,16) und die letztendlich mit Jesus Christus in eins fällt (vgl. 1 Kor 1,24). Wir wissen bereits, dass wir an ein lebendiges und wirksames Wort denken müssen, das bewirkt, was es sagt (vgl. Hebr 4,12; Jes 55,10), wenn wir vom Evangelium reden, das es zu verkünden gilt. Und dieses Wort ist eine Person: Jesus Christus, das endgültige, Mensch gewordene Wort des Vaters[21] Wie für Jesus, so ist auch für die Kirche diese Sendung zur Evangelisierung ein Werk Gottes oder genauer gesagt des Heiligen Geistes. Pfingsten, die Erfahrung der Gabe des Geistes, macht die Apostel zu Zeugen und Propheten, bestätigt sie in all dem, was sie mit Jesus erfahren und von ihm gelernt hatten (vgl. Apg 1,8; 2,17), und schenkt ihnen eine ruhige Kühnheit, die sie dazu drängt, den anderen ihre Erfahrung Jesu und die Hoffnung, die sie belebt, weiter zu geben. Der Geist gibt ihnen die Fähigkeit, Jesus mit Freimut (Parresia) (vgl. Apg 2,29) zu bezeugen, und ihre Tätigkeit von Jerusalem auf Judäa und Samaria und bis zu den Enden der Erde auszuweiten. 27. Und das, was die Kirche an ihren Anfängen gelebt hat, das lebt sie auch noch heute. Als Papst Paul VI. diese Gewissheit wieder in Erinnerung rief, unterstrich er auch ihre Aktualität: «Der Auftrag, der den Zwölf gegeben wurde – „Gehet hin, verkündet die Frohbotschaft“ –, gilt auch, wenngleich in anderer Art, für alle Christen. […] Die Kirche weiß um diese ihre Aufgabe. […] Evangelisieren ist in der Tat die Gnade und eigentliche Berufung der Kirche, ihre tiefste Identität. Sie ist da, um zu evangelisieren, d.h. um zu predigen und zu unterweisen, Mittlerin des Geschenkes der Gnade zu sein, die Sünder mit Gott zu versöhnen, das Opfer Christi in der heiligen Messe immer gegenwärtig zu setzen, welche die Gedächtnisfeier seines Todes und seiner glorreichen Auferstehung ist».[22] Die Kirche bleibt in der Welt, um die Sendung Jesu zur Evangelisierung fortzusetzen und sie ist sich dabei dessen bewusst, dass sie auf diese Weise weiterhin am göttlichen Leben teilhat, denn, indem sie vom Geist gedrängt wird, das Evangelium in der Welt zu verkünden, erlebt sie in sich die Gegenwart des auferstandenen Christus, der sie in die Gemeinschaft mit Gott dem Vater hineinstellt. Was auch immer sie tut – das Leben der Kirche ist nie in sich selbst geschlossen; es ist immer evangelisierende Tätigkeit und als solche eine Tätigkeit, die das dreifaltige Angesicht unseres Gottes zum Ausdruck bringt. Wie in der Apostelgeschichte geschrieben steht, erhält auch das innere Leben: das Gebet, das Hören des Wortes und der Lehre der Apostel, die gelebte brüderliche Liebe, das geteilte Brot (vgl. Apg 2,42-46) seine eigentliche Bedeutung nur, wenn es zum Zeugnis wird, Bewunderung und Bekehrung hervorruft, selbst zur Predigt und zur Verkündigung des Evangeliums von Seiten der ganzen Kirche und jedes Getauften wird. Das Evangelium, Geschenk für jeden Menschen 28. Das Evangelium der Liebe Gottes zu uns, die Berufung, mit Jesus im Heiligen Geist am Leben des Vaters teilzunehmen, sind ein Geschenk, das für alle Menschen bestimmt ist. Dies verkündet uns Jesus selbst, wenn er angesichts des Reiches Gottes alle zur Umkehr aufruft. Um diesen Aspekt zu unterstreichen, wendete sich Jesus vor allem jenen zu, die am Rand der Gesellschaft standen, und gab ihnen den Vorzug, wenn er das Evangelium verkündete. Zu Beginn seines Wirkens verkündet er, dass er gesandt sei, den Armen eine frohe Botschaft zu verkünden (vgl. Lk 4,18). Gegenüber den Opfern von Zurückweisung und Geringschätzung erklärt er: «Selig ihr Armen» (Lk 6,20); darüber hinaus lässt er diese Ausgegrenzten schon die Erfahrung der Befreiung machen, indem er bei ihnen ist (vgl. Lk 5,30; 15,2), mit ihnen gemeinsam isst, sie als Gleiche und Freunde behandelt (vgl. Lk 7,34), ihnen hilft, sich von Gott geliebt zu fühlen, und auf diese Weise seine große Zärtlichkeit gegenüber den Bedürftigen und den Sündern zeigt. 29. Die Befreiung und das Heil, welche das Reich Gottes bringt, erreichen die menschliche Person sowohl in ihrer körperlichen, als auch in ihrer geistlichen Dimension. Zwei Zeichen begleiten die evangelisierende Tätigkeit Jesu: das Heilen und das Vergeben. Die vielfältigen Heilungen zeigen sein großes Mitleid mit den menschlichen Nöten, und bedeuten darüber hinaus, dass es im Reich Gottes weder Krankheiten noch Leiden geben wird und dass seine Sendung von Anfang an darauf ausgerichtet ist, die Menschen von ihnen zu befreien (vgl. Offb 21,4). Im Verständnis Jesu sind die Heilungen auch Zeichen des geistlichen Heils, d.h. der Befreiung von der Sünde. Wenn er Heilungswunder vollbringt, lädt Jesus zum Glauben ein, zur Bekehrung, zum Wunsch nach Vergebung (vgl. Lk 5,24). Wurde der Glaube empfangen, führt die Heilung in das Heil ein (vgl. Lk 18,42). Die Zeichen der Befreiung aus teuflischer Besessenheit, das größte Übel und Symbol der Sünde und der Auflehnung gegen Gott, sind Zeichen dafür, dass «das Reich Gottes schon zu euch gekommen ist» (Mt 12,28), dass das Evangelium, als für jeden bestimmtes Geschenk, uns das Heil schenkt und uns damit in einen Prozess der Umwandlung und der Teilhabe am Leben Gottes einführt, der uns schon jetzt erneuert. 30. «Silber und Gold besitze ich nicht, doch was ich habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu des Nazoräers, steh auf und geh umher!» (Apg 3,6). Wie uns der Apostel Petrus zeigt, setzt die Kirche diese Verkündigung des Evangeliums, die ein Gut für jeden Menschen ist, treu fort. Dem Gelähmten, der ihn um eine Gabe für seinen Lebensunterhalt bittet, antwortet Petrus, indem er ihm das Geschenk des Evangeliums anbietet, das ihn heilt, und ihm so den Weg des Heiles öffnet. Im Laufe er Zeit gibt die Kirche so, dank ihrer evangelisierenden Tätigkeit, der Prophezeiung in der Apokalypse Gestalt und Sichtbarkeit: «Siehe, ich mache alles neu» (Offb 21,5), indem sie die Menschheit und ihre Geschichte von innen heraus umwandelt, damit der Glaube Christi und das Leben der Kirche der Gesellschaft, in der wir leben, nicht mehr fremd sind, sondern sie durchdringen und verwandeln können.[23] 31. Evangelisierung ist im eigentlichen Sinn das Angebot des Evangeliums, das den Menschen, seine Welt und seine Geschichte verwandelt. Die Kirche evangelisiert, wenn sie, dank der Kraft des Evangeliums, das sie verkündet, (vgl. Röm 1,16), jede menschliche Erfahrung durch die Erfahrung des Todes und der Auferstehung Jesu zu neuem Leben erweckt (vgl. Röm 9,4), indem sie sie hineintaucht in die Neuheit der Taufe und des Lebens nach dem Evangelium, in die Beziehung des Sohnes mit dem seinem Vater, um die Kraft des Geistes zu spüren. In der Absicht, den Menschen durch Christus im Geist zum Vater zu führen (vgl. Eph 2,18) ist die Weitergabe des Glaubens das Ziel der Evangelisierung. Dies ist die Erfahrung der Neuheit des Evangeliums, das jeden Menschen verwandelt. Und heute können wir diese unsere Überzeugung mit noch größerer Sicherheit vortragen, denn wir kommen aus einer Geschichte, die uns außerordentliche Werke des Mutes, der Hingabe, der Kühnheit, der Intuition und der Vernunft hinterlassen hat, wenn es darum geht, von Seiten der Kirche diese Aufgabe das Evangelium zu jedem Menschen zu bringen, zu leben; es sind Gesten der Heiligkeit, welche in jedem Kontinent bekannte und bedeutungsvolle Gesichter tragen. Jede Teilkirche kann auf leuchtende Gestalten der Heiligkeit stolz sein, die es verstanden haben, durch ihre Tätigkeit, aber vor allem durch ihr Zeugnis, dem Werk der Evangelisierung wieder Schwung und Kraft zu verleihen. Diese Heiligen waren Beispiele, aber sie waren auch prophetisch und klar, wenn es darum ging, neue Wege zu finden, um diese Aufgabe zu leben. Davon haben sie uns in Texten, Gebeten, pädagogischen Modellen und Methoden, geistlichen Wegweisern, Wegen der Einführung in den Glauben, erzieherischen Werken und Einrichtungen, Echos und Spuren hinterlassen. 32. Während sie mit Überzeugung von der Kraft dieser Beispiele der Heiligkeit berichten, weisen einige Antworten auch auf die Schwierigkeiten hin, diese Erfahrungen weiter gegenwärtig zu halten und zu vermitteln. Manchmal hat man den Eindruck, dass diese Werke unserer Geschichte nicht nur der Vergangenheit angehören, sondern darin fast gefangen sind, und dass es ihnen nicht mehr gelingt, die vom Evangelium kommende Qualität ihres Zeugnisses in unser Heute zu vermitteln. Von den Überlegungen der Synode erwartet man sich daher, diesen Schwierigkeiten auf den Grund zu gehen, sich gegenseitig zu befragen, um die tieferen Ursachen der Grenzen verschiedener kirchlicher Einrichtungen herauszufinden, wenn es darum geht, die Glaubwürdigkeit des eigenen Handelns und des eigenen Zeugnisses zu zeigen, das Wort zu ergreifen und als Boten des Evangeliums Gottes gehört zu werden. Die Pflicht, zu evangelisieren 33. Jeder hat das Recht, das Evangelium Gottes für den Menschen, das Jesus Christus ist, zu hören. Wie die Samariterin am Brunnen, so hat auch die Menschheit von heute das Bedürfnis, die Worte Jesu zu hören: «Wenn du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht» (Joh 4,10), damit diese Worte die tiefe Sehnsucht nach Heil, die in jedem Menschen wohnt, zum Vorschein kommen lassen: «Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich keinen Durst mehr habe» (Joh 4,15). Dieses Recht jedes Menschen, das Evangelium zu hören, ist dem Apostel Paulus sehr bewusst. Ein unermüdlicher Prediger, macht er aus der Verkündigung des Evangeliums eine Pflicht, eben weil er dessen universale Reichweite erkannt hatte: «Wenn ich nämlich das Evangelium verkünde, kann ich mich dessen nicht rühmen; denn ein Zwang liegt auf mir. Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!» (1 Kor 9,16). Jede Frau und jeder Mann sollten wie er sagen können, dass «Christus uns geliebt und sich für uns hingegeben hat» (Eph 5,2). Mehr noch, jede Frau und jeder Mann sollten sich hineingezogen fühlen in die innerliche und verwandelnde Beziehung, welche die Verkündigung des Evangeliums zwischen uns und Christus schafft: «Nicht mehr ich lebe, sondern Christus lebt in mir. Soweit ich aber jetzt noch in dieser Welt lebe, lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat» (Gal 2,20).[24] Um aber zu einer solchen Erfahrung zu gelangen, braucht es jemand, der zur Verkündigung gesandt ist: «Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündigt?» (Röm 10,14, wo Jes 52,1 zitiert wird). 34. Auf diese Weise wird verständlich, wie jede Tätigkeit der Kirche wesentlich eine evangelisierende Note hat und nie von dem Bemühen getrennt werden darf, allen zu helfen, Christus im Glauben zu begegnen, der das vorrangige Ziel der Evangelisierung ist. «Wo wir [als Kirche] den Menschen nur Kenntnisse bringen, Fertigkeiten, technisches Können und Gerät, bringen wir zu wenig»[25]. Der ursprüngliche Anstoß zur Evangelisierung ist die Liebe Christi für das ewige Heil der Menschen. Die authentischen Evangelisatoren wollen nur umsonst das weitergeben, was sie selbst umsonst empfangen haben: «Schon in den Anfängen der Kirche haben sich die Jünger Christi abgemüht, die Menschen zum Bekenntnis zu Christus dem Herrn zu bekehren, nicht durch Zwang und durch Kunstgriffe, die des Evangeliums nicht würdig sind, sondern vor allem in der Kraft des Wortes Gottes».[26] 35. Die Sendung der Apostel und die Fortsetzung dieser Sendung in der alten Kirche bleiben das grundlegende Modell der Evangelisierung zu allen Zeiten: diese Sendung war oft durch das Martyrium gekennzeichnet, wie uns der Beginn der Geschichte des Christentums, aber auch die Geschichte des vor kurzem zu Ende gegangenen Jahrhunderts und die Geschichte unserer Tage zeigen. Gerade das Martyrium verleiht den Zeugen, die nicht Macht oder Verdienst suchen, sondern ihr eigenes Leben für Christus geben, Glaubwürdigkeit. Sie zeigen der Welt die unbewaffnete Kraft voller Liebe für die Menschen, welche demjenigen gegeben wird, der Christus bis zur Hingabe der eigenen Existenz nachfolgt, so wie es Jesus vorausgesagt hatte: «Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen» (Joh 15,20). Leider aber fehlen auch nicht falsche Überzeugungen, welche die Pflicht zur Verkündung der Guten Nachricht einschränken. Tatsächlich herrscht heute «eine wachsende Verwirrung, die viele dazu verleitet, den Missionsauftrag des Herrn (vgl. Mt 28,19) ungehört und unwirksam zu lassen. Oft meint man, dass jeder Versuch, andere in religiösen Fragen zu überzeugen, die Freiheit einschränke. Es wäre nur erlaubt, die eigenen Ansichten darzulegen und die Menschen einzuladen, nach ihrem Gewissen zu handeln, ohne ihre Bekehrung zu Christus und zum katholischen Glauben zu fördern: Man sagt, es genüge, den Menschen zu helfen, bessere Menschen oder der eigenen Religion treuer zu sein; es genüge, Gemeinschaften zu bauen, die fähig sind, für Gerechtigkeit, Freiheit, Frieden und Solidarität zu arbeiten. Darüber hinaus behaupten einige, dass man Christus denen, die ihn nicht kennen, nicht verkünden und deren Zugehörigkeit zur Kirche nicht fördern sollte, weil es möglich sei, auch ohne ausdrückliche Kenntnis Christi und ohne formale Eingliederung in die Kirche gerettet zu werden».[27] 36. Auch, wenn die Nichtchristen sich durch die Gnade retten können, welche Gott auf nur ihm bekannte Weise schenkt,[28] kann es die Kirche nicht unbeachtet lassen, dass jeder Mensch erwartet, das wahre Angesicht Gottes kennen zu lernen und schon heute die Freundschaft mit Jesus Christus, dem Gott mit uns, zu leben. Die volle Zustimmung zu Christus, der die Wahrheit ist, und der Eintritt in seine Kirche verringern nicht die menschliche Freiheit, sondern bringen sie zur Geltung und richten sie in einer frei geschenkten und zuvorkommenden Liebe zum Wohl aller Menschen auf ihre Vollendung hin aus. Es ist ein unschätzbares Geschenk, in der universalen Umarmung der Freunde Gottes leben zu können, die aus der Gemeinschaft mit dem Leben schenkenden Fleisch und Blut seines Sohnes hervorgeht, von ihm die Sicherheit der Vergebung der Sünden zu empfangen und in der Liebe zu leben, die aus dem Glauben hervorgeht. An diesen Gütern will die Kirche allen Anteil geben, damit sie auf diese Weise die Fülle der Wahrheit und der Heilsmittel haben, damit sie «in die Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes» (Röm 8,21) eintreten können. Die Kirche, die den Glauben verkündet und weitergibt, ahmt das Handeln Gottes selbst nach, der sich der Menschheit mitteilt, indem er seinen Sohn schenkt, der den Geist auf die Menschen ausgießt, um sie zu Kindern Gottes zu machen. Evangelisierung und Erneuerung der Kirche 37. Zur Evangelisierung berufen, lebt die Kirche diese ihre Sendung, indem sie jedes Mal damit anfängt, sich selbst zu evangelisieren. «Als Gemeinschaft von Gläubigen, als Gemeinschaft gelebter und gepredigter Hoffnung, als Gemeinschaft brüderlicher Liebe muss die Kirche unablässig selbst vernehmen, was sie glauben muss, welches die Gründe ihrer Hoffnung sind und was das neue Gebot der Liebe ist. Als Volk Gottes, das mitten in dieser Welt lebt und oft durch deren Idole versucht wird, muss die Kirche immer wieder die Verkündigung der Großtaten Gottes hören, die sie zum Herrn bekehrt haben, von neuem von ihm gerufen und geeint werden, wenn sie ihre Lebendigkeit, ihren Schwung und ihre Stärke bewahren will, um das Evangelium zu verkünden.».[29] Das Zweite Vatikanische Konzil hat dieses Thema der Kirche, die sich durch Umkehr und beständige Erneuerung selbst evangelisiert, um so glaubwürdig die Welt evangelisieren zu können, entschieden aufgegriffen.[30] Noch immer klingen die Worte Papst Paul VI. aktuell, der, als er die Priorität der Evangelisierung bestätigte, alle Gläubigen daran erinnerte: «Es wäre sicher nicht ohne Nutzen, wenn jeder Christ und jeder Verkündiger folgenden Gedankengang im Gebet vertiefte: Die Menschen können durch die Barmherzigkeit Gottes auf anderen Wegen gerettet werden, auch wenn wir ihnen das Evangelium nicht verkünden; wie aber können wir uns retten, wenn wir aus Nachlässigkeit, Angst, Scham – was der hl. Paulus „sich des Evangeliums schämen“ nennt – oder infolge falscher Ideen es unterlassen, dieses zu verkünden?».[31] In mehr als einer Antwort wurde die Idee vorgebracht, dass diese Frage ausdrücklicher Gegenstand der Überlegungen in der Synode werde. 38. Von Anbeginn an hatte es die Kirche mit ähnlichen Schwierigkeiten zu tun, mit der Erfahrung der Sünden ihrer Mitglieder. Die Geschichte der Emmausjünger (vgl. Lk 24,13-35) ist ein Beispiel für die Möglichkeit, dass die Kenntnis Jesu fehlgeleitet sein kann. Auf dem Weg nach Emmaus sprechen die beiden über einen Toten (vgl. Lk 24,21-24), erzählen von ihrer Frustration und vom Verlust ihrer Hoffnung. Sie stellen uns die Möglichkeit vor Augen, dass die Kirche zu allen Zeiten Trägerin einer Botschaft sein kann, die kein Leben schenkt, sondern den Christus, den sie verkündet und die Verkünder und daher auch die Empfänger der Verkündigung, im Tod eingeschlossen lässt. Auch die Episode der Jünger, die wieder zum Fischen gehen, und von denen der Evangelist Johannes berichtet (vgl. Joh 21,1-14), beschreibt eine ähnliche Erfahrung: getrennt von Christus erleben die Jünger ihr Tun als unfruchtbar. Und wie bei den Jüngern von Emmaus kehren das Vertrauen und die Freude der Verkündigung, Frucht des eigenen Werkes der Evangelisierung, erst zurück, als sich der Auferstandene zeigt. Nur, indem er sich auf ausdrückliche Weise wieder mit Jesus verbindet, kann derjenige, der dazu bestimmt war, «Menschenfischer» (Lk 5,10) zu sein, Petrus, wieder anfangen, mit Erfolg die eigenen Netze auszuwerfen, im Vertrauen auf das Wort seines Herrn. 39. Das, was mit so viel Sorgfalt aus den Anfängen berichtet wird, hat die Kirche viele Male in ihrer Geschichte erlebt. Mehrfach ist es geschehen, dass dann, wenn die eigene Verbindung zu Christus gelockert wurde, sich auch die Qualität des gelebten Glaubens abschwächte, und die Erfahrung der Teilhabe am trinitarischen Leben, die diese Verbindung in sich birgt, mit weniger Kraft erlebt wurde. Genau deshalb kann man nicht davon absehen, dass die Verkündigung des Evangeliums vor allem eine geistliche Frage ist. Das Erfordernis der Weitergabe des Glaubens, die keine individualistische oder einsame Aktion darstellt, sondern ein gemeinschaftliches, kirchliches, Ereignis ist, darf nicht dazu führen, dass Vorgehensweisen gesucht werden, die lediglich kommunikativ effizient sind. Genauso wenig darf man sich eine Zielgruppe – etwa die Jugendlichen – aussuchen. Sie geht immer von demjenigen aus, der mit dieser geistlichen Aufgabe betraut ist. Sie muss zu einer Frage werden, welche die Kirche sich selbst stellt. Das führt dazu, das Problem nicht in einer äußerlichen Weise anzugehen, sondern es betrifft die Kirche in ihrem Sein und in ihrem Leben. Mehr als eine Teilkirche bittet die Synode, zu überprüfen, ob die Unfruchtbarkeit der Evangelisierung heute, der Katechese in der jüngsten Zeit, vor allem ein ekklesiologisches und spirituelles Problem ist. Man denkt über die Fähigkeit der Kirche nach, sich als wahre Gemeinschaft, als wahre Bruderschaft, als Körper darzustellen, und nicht als Betrieb. 40. Gerade damit die Evangelisierung ihre ursprüngliche spirituelle Qualität bewahren kann, muss sich die Kirche vom Wirken des Geistes formen lassen und sich dem gekreuzigten Christus angleichen, welcher der Welt das Angesicht der Liebe und der Gemeinschaft Gottes offenbart. Auf diese Weise entdeckt sie ihre Berufung als Ecclesia mater wieder, die dem Herrn Kinder gebiert, und den Glauben weitergibt, indem sie die Liebe lehrt, welche die Kinder nährt. Auf diese Weise lebt sie ihre Aufgabe, Künderin und Zeugin dieser Offenbarung Gottes zu sein, sein Volk aus der Zerstreuung zu sammeln, damit sich jene Prophezeiung des Jesaja erfüllen kann, welche die Kirchenväter als an die Kirche gerichtet gelesen haben: «Mach den Raum deines Zeltes weit, spann deine Zelttücher aus, ohne zu sparen. Mach die Stricke lang und die Pflöcke fest. Denn nach rechts und links breitest du dich aus. Deine Nachkommen werden Völker beerben und verödete Städte besiedeln» (Jes 54,2-3). Zeit der neuen Evangelisierung »Geht hinaus in die ganze Welt
41. Der missionarische Auftrag, den die Kirche vom auferstandenen Herrn empfangen hat (vgl. Mk 16,15) hat im Laufe der Zeit je nach den Orten, der Situation und den historischen Umständen immer neue Gestalten und Modalitäten angenommen. In unserer Zeit erscheint die Verkündigung des Evangeliums sehr viel komplexer, als früher, aber die der Kirche übertragene Aufgabe bleibt die gleiche wie am Anfang. Da die Sendung sich nicht verändert hat, kann zurecht davon ausgegangen werden, dass wir uns auch heute die Begeisterung und den Mut zu Eigen machen können, welche die Apostel und die ersten Jünger bewegten: der Heilige Geist, der sie dazu bewegte, die Türen des Abendmahlssaales zu öffnen, und sie zu Evangelisatoren machte (vgl. Apg 2,1-4), ist der gleiche Geist, der heute die Kirche führt, und sie dazu antreibt, den Menschen unserer Zeit erneut die Hoffnung zu verkünden. 42. Das Zweite Vatikanische Konzil erinnert daran, dass «sich die Gemeinschaften, innerhalb deren die Kirche besteht, aus verschiedenen Ursachen nicht selten von Grund auf ändern, so dass völlig neue Bedingungen auftreten können.».[32] Mit Weitblick sahen die Konzilsväter am Horizont jene kulturelle Veränderung, die heute leicht feststellbar ist. Gerade diese geänderte Situation, die für die Gläubigen eine unerwartete Bedingung geschaffen hat, macht eine besondere Aufmerksamkeit für die Verkündigung des Evangeliums erforderlich, damit wir in einer Situation, die gegenüber der Vergangenheit viele Züge der Neuheit und der Kritik mit sich bringt, Rechenschaft über unseren Glauben ablegen können. 43. Die sozialen Veränderungen, deren Zeugen wir in den letzten Jahrzehnten geworden sind, und welche die Wahrnehmung unserer Welt grundlegend verändert haben, haben komplexe Ursachen, deren Wurzeln weit in die Zeit zurückreichen. Die positive Seite dieses Wandels ist allen deutlich, und wird als unschätzbares Gut bewertet, das den Fortschritt der Kultur und das menschliche Wachstum in vielen Wissensbereichen ermöglicht hat. Auf der anderen Seite haben diese Veränderungen aber auch viele Prozesse der Überprüfung und der Kritik an den Werten und an einigen Fundamenten des Zusammenlebens ausgelöst, was wiederum tiefe Auswirkungen auf den Glauben der Menschen hatte. So sagt Papst Benedikt XVI.: «Wenn die Menschheit von diesen Veränderungen einerseits unleugbare Vorteile erfahren und die Kirche weiteren Ansporn erhalten hat, Rechenschaft zu geben von der Hoffnung, die sie erfüllt (vgl. 1 Petr 3,15), hat sich andererseits ein besorgniserregender Verlust des Sinnes für das Heilige gezeigt, was sogar zur Infragestellung jener Fundamente geführt hat, die unanfechtbar zu sein schienen, wie der Glaube an Gott, den Schöpfer und Erhalter, die Offenbarung Jesu Christi als des einzigen Erlösers und das gemeinsame Verständnis der Grunderfahrungen des Menschen, wie Geborenwerden, Sterben, das Leben in einer Familie und der Bezug zum natürlichen Sittengesetz. Auch wenn dies alles von manchen als eine Befreiung begrüßt worden ist, ist man sich allerdings sehr schnell der inneren Wüste bewusst geworden, die dort entsteht, wo sich der Mensch, wenn er sich als einzigen Baumeister der eigenen Natur und des eigenen Schicksals sehen will, dessen entledigt findet, was das Fundament aller Dinge darstellt.».[33] 44. Es ist erforderlich, in diesem besonderen Moment der Krise, der auch das christliche Leben betrifft, eine Antwort zu finden; es ist erforderlich, dass es die Kirche versteht, in diesem besonderen Moment der Geschichte so etwas wie eine weitere Anregung zu sehen, um Rechenschaft über die Hoffnung abzulegen, die sie in sich trägt (vgl. 1 Petr 3,15). Der Begriff „neue Evangelisierung“ erinnert an das Erfordernis einer neuen Art und Weise der Verkündigung, vor allem für diejenigen, die in einem Umfeld wie dem heutigen leben, wo die Entwicklungen der Säkularisierung auch in Ländern mit christlicher Tradition deutliche Spuren hinterlassen haben. So verstanden, ist die Idee der neuen Evangelisierung im kirchlichen Zusammenhang herangereift und ist in sehr unterschiedlichen Formen umgesetzt worden, wobei die Suche nach ihrer Bedeutung immer noch im Gange ist. Sie ist zunächst einmal als ein Erfordernis betrachtet worden, dann als eine Möglichkeit der Unterscheidung der Geister und als eine Anregung für die Kirche von heute. Die Frage nach einer “neuen Evangelisierung” 45. Was ist die “neue Evangelisierung”? In einer ersten Ansprache, die dem Begriff eine gewisse Bekanntheit und Resonanz verschaffte, hat sie der selige Papst Johannes Paul II. gegenüber den Bischöfen des lateinamerikanischen Kontinentes so definiert: «Die Erinnerung an ein halbes Jahrhundert der Evangelisierung wird ihre volle Bedeutung erhalten, wenn sie für euch als Bischöfe gemeinsam mit eurem Presbyterium und euren Gläubigen zur Verpflichtung wird; sicher nicht eine Verpflichtung zu Re-evangelisierung, sondern vielmehr einer neuen Evangelisierung. Neu in ihrem Eifer, neu in ihren Methoden, neu in ihren Ausdrucksformen».[34] Später ändern sich die Ansprechpartner und auch die Zeiten, und der Papst wendet sich mit einem sehr ähnlichen Aufruf an die Kirche in Europa: «Auf dieser Ersten Sonderversammlung hatte sich die Dringlichkeit und Notwendigkeit der „Neuevangelisierung“ klar abgezeichnet, in dem Bewusstsein, dass Europa heute nicht schlechthin auf sein vorgegebenes christliches Erbe hinweisen kann: Es muss vielmehr in die Lage versetzt werden, erneut über die Zukunft Europas zu entscheiden, in der Begegnung mit der Person und Botschaft Jesu Christi».[35] 46. Zu Beginn antwortet die neue Evangelisierung auf eine Frage, welche die Kirche den Mut haben muss, sich zu stellen, um ihre eigene spirituelle und missionarische Berufung wieder zu beleben. Es ist erforderlich, dass die christlichen Gemeinden, welche durch die Auswirkungen, die die starken sozialen und kulturellen Veränderungen, die derzeit im Gange sind, in ihnen bewirken, gekennzeichnet sind, die Energie und die Wege finden, um dazu zurückkehren zu können, sich fest in der Gegenwart des Auferstandenen zu verankern, die sie von innen her belebt. Sie müssen sich von seinem Geist führen lassen, dazu zurückfinden, in neuer Weise das Geschenk der Gemeinschaft mit dem Vater auszukosten, das sie in Jesus leben, und wieder neu den Menschen diese ihre Erfahrung als das wertvollste Geschenk, das sie haben, anzubieten. 47. Die Antworten, die auf den Text der Lineamenta eingegangen sind, stimmen dieser Diagnose Papst Johannes Paul II. voll und ganz zu. In der Antwort auf die direkte Frage – was ist die neue Evangelisierung? – stimmen viele Überlegungen darin überein, dass sie feststellen, die neue Evangelisierung sei die Fähigkeit von Seiten der Kirche, in einer erneuerten Weise die ihr eigene gemeinschaftliche Erfahrung des Glaubens und der Verkündigung innerhalb der neuen kulturellen Situationen, die in diesen letzten Jahrzehnten entstanden sind, zu leben. Das beschriebene Phänomen ist das gleiche im Norden und im Süden der Welt, im Westen und im Osten, in Ländern, in denen die christliche Erfahrung jahrtausendalte Wurzeln hat, und in den Ländern, die erst seit wenigen Jahrhunderten evangelisiert sind. In Folge des Zusammentreffens kultureller und sozialer Faktoren – die wir gemeinhin mit dem Begriff “Globalisierung” bezeichnen – haben Prozesse der Schwächung der Traditionen und der Institutionen ihren Anfang genommen. Sie haben sich sehr schnell auf die sozialen und kulturellen Bindungen und auf deren Fähigkeit ausgewirkt, Werte zu vermitteln und Antworten auf die Frage nach dem Sinn und nach der Wahrheit zu geben. Das Ergebnis ist ein beträchtlicher Verlust der Einheit der Kultur und ihrer Fähigkeit, den Glauben anzunehmen und mit den Werten zu leben, die von ihm inspiriert sind. 48. Die Zeichen dieses Klimas im Hinblick auf die Erfahrung des Glaubens und die Gestalten des kirchlichen Lebens werden in allen Antworten sehr ähnlich beschrieben: Schwäche des Glaubenslebens in den christlichen Gemeinschaften, Rückgang der Anerkennung der Verbindlichkeit des Lehramtes, Privatisierung der Zugehörigkeit zur Kirche, Verringerung der religiösen Praxis, Entbindung von der Weitergabe des eigenen Glaubens an die neuen Generationen. Diese Zeichen, die von verschiedenen Episkopaten fast einhellig beschrieben werden, zeigen, dass sich die ganze Kirche mit diesem kulturellen Klima auseinandersetzen muss. 49. In diesem Zusammenhang will die neue Evangelisierung wie ein Appell wirken, ein Auftrag, den die Kirche sich selbst erteilt, damit sie ihre eigenen spirituellen Energien sammelt und sich in diesem neuen kulturellen Klima konstruktiv einsetzt: indem sie das Gute auch innerhalb dieser neuen Szenarien anerkennt, und dem eigenen Glauben sowie dem eigenen Einsatz im Hinblick auf die Evangelisierung neue Vitalität gibt. Das Adjektiv „neu“ bezieht sich auf den gewandelten kulturellen Kontext und verweist auf die Notwendigkeit, dass die Kirche Energien, Willen, Frische und Verstand im Hinblick auf die Art und Weise, wie sie ihren Glauben lebt und weitergibt, wiedergewinne. Die eingegangenen Antworten haben gezeigt, dass dieser Appell in den verschiedenen kirchlichen Realitäten unterschiedlich aufgenommen worden ist, zugleich aber zeigt sich ein Grundton der Besorgnis. Es ergibt sich der Eindruck, dass viele christliche Gemeinschaften die Reichweite der Herausforderung und den Umfang der von diesem kulturellen Klima auch innerhalb der Kirche hervorgerufenen Krise noch nicht ganz erfasst haben. Diesbezüglich erwartet man sich, dass die Diskussionen in der Synode dazu verhelfen, sich in reifer und vertiefter Weise der Ernsthaftigkeit dieser Herausforderung, der wir gegenüberstehen, bewusst zu werden. Auf einer tieferen Ebene erwartet man sich, dass in der Synode das Nachdenken über das Phänomen der Säkularisierung weitergeht, über ihre positiven.[36] und negativen Einflüsse, die sie auf das Christentum ausübt und über die Herausforderungen, vor die sie den christlichen Glauben stellt. 50. Tatsächlich aber sind nicht alle Zeichen negativ. Das Vorhandensein von Erneuerungskräften ist für viele Kirchen Zeichen der Hoffnung und Geschenk des Geistes. Es handelt sich um christliche Gemeinschaften oder häufiger um religiöse Gruppen und Bewegungen, manchmal um theologische und kulturelle Institutionen, die mit ihrer Tätigkeit die reale Möglichkeit aufzeigen, den christlichen Glauben und seine Verkündigung auch innerhalb dieser Kultur zu leben. Die Teilkirchen schauen auf diese Erfahrungen, auf die vielen Jugendlichen, die sie mit ihrer Frische und ihrer Begeisterung beleben, mit Dankbarkeit und mit Aufmerksamkeit. Sie sind bereit, ihre Gabe anzuerkennen, und drängen darauf, dass diese Gabe auch zum Besitz des übrigen christlichen Volkes wird. Sie verfolgen aufmerksam das Wachstum dieser Erfahrungen, die in ihrer Jugend ihre Stärke, aber auch ihre Grenze haben. Die Szenarien der neuen Evangelisierung 51. Die neue Evangelisierung, als Erfordernis wahrgenommen, hat die Kirche dazu veranlasst, die Art und Weise zu überprüfen, in welcher die christlichen Gemeinschaften gegenwärtig ihren Glauben leben und bezeugen. Die neue Evangelisierung ist auf diese Weise zur Unterscheidung der Geister geworden, oder, besser gesagt, zur Möglichkeit, die neuen Szenarien zu entschlüsseln, die in diesen letzten Jahrzehnten in der Geschichte der Menschen entstanden sind, um sie in Orte zu verwandeln, an denen das Evangelium verkündet und Erfahrung von Kirche gelebt wird. Einmal mehr war das Lehramt Johannes Paul II. die Leitlinie, um diese Szenarien erstmals zu beschreiben.[37] Darauf hat sich der Text der Lineamenta bezogen, und diese Beschreibung ist in den eingegangenen Antworten geteilt und bestätigt worden. Es handelt sich um kulturelle, soziale, wirtschaftliche, politische und religiöse Szenarien. 52. Auf Grund der Bedeutung, die ihm zukommt, ist zunächst einmal auf das zu Grunde liegende kulturelle Szenarium Bezug genommen worden. Darauf wurde in großen Linien schon im vorhergehenden Abschnitt Bezug genommen. Im Hinblick auf dieses Szenarium haben die Antworten mit Nachdruck die säkularisierende Dynamik unterstrichen, die ihm eigen ist. In besonderer Weise in der westlichen Welt verwurzelt, ist die Säkularisierung Frucht sozialer Ereignisse, sozialer und intellektueller Bewegungen, die seine Geschichte und ihre Identität zutiefst gekennzeichnet haben. Sie stellt sich heute unseren Kulturen unter dem positiven Bild der Befreiung dar, der Möglichkeit, das Leben der Welt und der Menschheit ohne Bezugnahme auf die Transzendenz zu denken. In diesen Jahren nimmt sie nicht mehr so sehr die öffentliche Gestalt der direkten und offensiven Rede gegen Gott, die Religion und das Christentum an, auch wenn in einigen Fällen diese antichristlichen, antireligiösen und antiklerikalen Töne auch in letzter Zeit nicht gefehlt haben. Wie viele Antworten bezeugen, hat die Säkularisierung vorwiegend leisere Töne angenommen, welche es dieser kulturellen Gestalt ermöglicht haben, in das alltägliche Leben der Menschen einzudringen und eine Mentalität entstehen zu lassen, in der Gott tatsächlich ganz oder teilweise abwesend ist, und seine eigene Existenz vom menschlichen Bewusstsein abhängig gemacht wird. 53. Dieser leise Ton, der sie nur noch attraktiver und verführerischer macht, hat es der Säkularisierung ermöglicht, auch in das Leben der Christen und der kirchlichen Gemeinschaften einzudringen, und auf diese Weise für die Gläubigen nicht mehr nur eine äußere Bedrohung darzustellen, sondern ein Feld täglicher Herausforderung. Die Züge einer säkularisierten Art und Weise, das Leben zu verstehen, kennzeichnen das normale Verhalten vieler Christen. Der „Tod Gottes“, den in den vergangenen Jahrzehnten viele Intellektuelle verkündeten, hat einer sterilen, hedonistischen und konsumistischen Einstellung Platz gemacht, die zu einer sehr oberflächlichen Art und Weise drängt, das Leben und die Verantwortungen anzugehen. Es besteht die reale Gefahr, auch die grundlegenden Elemente des Glaubens zu verlieren. Der Einfluss dieses säkularisierten Klimas auf das alltägliche Leben macht es immer mühsamer, von der Existenz einer Wahrheit zu sprechen. Wir sind Zeugen, wie die Frage nach Gott praktisch aus den Fragen ausgeschlossen wird, die der Mensch sich stellt. Die Antworten, die auf das Bedürfnis nach Religion gegeben werden, nehmen Formen einer individualistischen Spiritualität oder des Neuheidentums an, bis hin zu einem allgemeinen Klima des Relativismus, das sich aufdrängt. 54. Diese Gefahr darf aber das Positive nicht aus den Augen verlieren lassen, das das Christentum aus der Auseinandersetzung mit der Säkularisierung gelernt hat. Das saeculum, in den dem Gläubige und Nichtgläubige zusammen leben, stellt etwas dar, was ihnen gemeinsam ist: das Menschliche. Gerade dieses Element des Menschlichen, das den natürlichen Einsatzpunkt für den Glauben darstellt, kann zum bevorzugten Ort der Evangelisierung werden. In der vollen Menschheit Jesu von Nazareth wohnt auch die Fülle der Gottheit (vgl. Kol 2,9). Wenn sie das Menschliche ausgehend von der Menschheit Jesu von Nazareth reinigen, können die Christen sich mit den säkularisierten Menschen treffen, die sich auch noch weiterhin fragen, was menschlich gesehen ernst und wahr ist. Die Auseinandersetzung mit diesen Wahrheitssuchern hilft den Christen, ihren Glauben zu reinigen und reifen zu lassen. Der innere Kampf der Menschen, die die Wahrheit suchen, auch wenn sie noch nicht die Gabe des Glaubens haben, ist ein zuverlässiger Anstoß, damit wir uns im Zeugnis und im Leben des Glaubens bemühen, dass das wahre Bild Gottes jedem Menschen zugänglich wird. Diesbezüglich geht aus den Antworten hervor, dass der Vorschlag des „Vorhofs der Völker“ viel Interesse erzeugt hat. 55. Neben diesem ersten kulturellen Szenarium wurde ein zweites, mehr soziales, angezeigt: das große Phänomen der Migration, das die Menschen immer mehr drängt, ihr Heimatland zu verlassen und in urbanen Kontexten zu leben. Daraus entsteht ein Aufeinandertreffen und eine Mischung der Kulturen. Es entstehen Formen der Zerbröckelung der grundlegenden Bezugspunkte des Lebens, der Werte, der Bindungen selbst, mittels derer die Einzelnen ihrer Identität Gestalt verleihen und Zugang zum Sinn des Lebens finden. Zusammen mit der Verbreitung der Säkularisierung ist das kulturelle Ergebnis dieser Prozesse ein Klima extremer Flüchtigkeit, innerhalb dessen es immer weniger Platz für die großen Traditionen, einschließlich der religiösen, gibt. Mit diesem sozialen Szenarium ist jenes Phänomen verbunden, das wir als Globalisierung bezeichnen, eine Realität, die nicht leicht zu erklären ist, und die von den Christen eine intensive Arbeit der Unterscheidung der Geister erfordert. Wenn man Globalisierung vorwiegend als mit der rein ökonomischen und produktiven Dimension verbundene Determination begreift, kann sie als negatives Phänomen betrachtet werden. Man kann sie positiv verstehen als einen Moment des Wachstums, in dem die Menschheit lernt, neue Gestalten der Solidarität zu entwickeln und neue Wege zu beschreiten, wenn es darum geht, die Entwicklung als Gut aller zu teilen. 56. In den Antworten auf die Lineamenta wurde dem migratorischen Szenarium ein drittes Szenarium direkt an die Seite gestellt, das dabei ist, unsere Gesellschaften immer entschiedener zu beeinflussen: das ökonomische Szenarium. Zu einem großen Teil direkte Ursache des Phänomens der Migrationen, wird das ökonomische Szenarium wegen der Spannungen und der Formen von Gewalt hervorgehoben, die mit ihm auf Grund der Ungleichheiten, die es innerhalb der Länder und auch unter ihnen hervorruft, verbunden sind. In vielen Antworten, die nicht nur aus den Entwicklungsländern kamen, wurde ein klares und eindeutiges Zunehmen des Gefälles zwischen Reichen und Armen aufgezeigt. Unzählige Male hat das Lehramt der Päpste das wachsende Ungleichgewicht zwischen Norden und Süden der Welt angeprangert, wenn es um den Zugang zu den und die Verteilung der Rohstoffe oder aber um den Schaden für die Schöpfung geht. Die fortdauernde ökonomische Krise, in der wir uns befinden, weist uns auf das Problem der Nutzung der natürlichen und der menschlichen Ressourcen hin. Von den Kirchen, die eingeladen sind, das evangelische Ideal der Armut zu leben, erwartet man sich immer noch viel, wenn es um die Sensibilisierung oder konkrete Unternehmungen geht, auch wenn diese in den Medien keine entsprechende Resonanz finden. 57. Ein viertes Szenarium ist das politische. Die Veränderungen, die seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil bis heute in diesem Szenarium geschehen sind, können berechtigter Weise als epochal bezeichnet werden. Mit der Krise der kommunistischen Ideologie ist das Ende der Trennung der westlichen Welt in zwei Blöcke gekommen. Dies hat die Religionsfreiheit und die Möglichkeit, geschichtlich gewachsene Kirchen wieder zu organisieren, erleichtert. Die Tatsache, dass auf der Weltbühne nun neue ökonomische, politische und religiöse Akteure auftauchen, wie etwa die islamische oder die asiatische Welt, hat eine vorher nicht gekannte Situation geschaffen, die reich ist an Möglichkeiten, aber auch voll von Risiken und neuen Versuchungen zur Herrschaft und zur Macht. Im Hinblick auf dieses Szenarium haben die Antworten verschiedene Dringlichkeiten unterstrichen: den Einsatz für den Frieden, die Entwicklung und die Befreiung der Völker; bessere internationale Regeln und bessere Zusammenarbeit nationaler Regierungen; die Suche nach möglichen Formen des Aufeinanderhörens, des Zusammenlebens, des Dialoges und der Zusammenarbeit unter den verschiedenen Kulturen und Religionen; die Verteidigung der Rechte des Menschen und der Völker, besonders der Minderheiten; die Förderung der Schwächsten; die Bewahrung der Schöpfung und der Einsatz für die Zukunft unseres Planeten. Dies sind Themen, welche sich die verschiedenen Teilkirchen zu Eigen gemacht haben, und die als solche im alltäglichen Leben unserer Gemeinschaften bewahrt und gefördert werden müssen. 58. Ein fünftes Szenarium ist das der wissenschaftlichen und technologischen Forschung. Wir leben in einer Zeit, die immer noch voller Bewunderung auf die immer neuen Ziele schaut, welche die Forschung in diesen Bereichen immer wieder erreicht hat. Wir alle können im täglichen Leben die Wohltaten erfahren, die diese Fortschritte mit sich gebracht haben. Wir alle sind immer mehr abhängig von ihnen. Neben vielen positiven Aspekten gibt es aber auch die Gefahren der übertriebenen Erwartungen und der Manipulation. Wissenschaft und Technik laufen so Gefahr, die neuen Idole der Gegenwart zu werden. Es ist leicht, in einem digitalisierten und globalisierten Kontext aus der Wissenschaft „unsere neue Religion“ zu machen. Wir stehen vor der Entstehung neuer Formen der Gnosis, welche die Technik als Gestalt der Weisheit übernehmen, um das Leben auf magische Weise zu organisieren, was wiederum Wissen und Sinn mit sich bringen soll. Wir beobachten das Entstehen neuer Kulte. Sie instrumentalisieren auf therapeutische Weise die religiösen Praktiken, welche die Menschen bereit sind zu leben, und strukturieren sie wie eine Religion des Wohlstandes und der unmittelbaren Befriedigung. Die neuen Grenzen des kommunikativen Szenariums 59. Die Antworten auf die Lineamenta haben in einmütiger Weise ein anderes Szenarium, das sechste, das kommunikative, untersucht, das heute enorme Möglichkeiten bietet und eine der großen Herausforderungen für die Kirche darstellt. Anfänglich war es nur für die industrialisierte Welt kennzeichnend, heute, in einer globalisierten Welt, ist dieses Szenarium in der Lage, auch große Teile der Entwicklungsländer zu beeinflussen. Es gibt keinen Ort in der Welt, der nicht erreicht werden und daher nicht dem Einfluss der medialen und digitalen Kultur ausgesetzt sein könnte, die sich immer mehr als der „Ort“ des öffentlichen Lebens und der sozialen Erfahrung aufdrängt. Es genügt, hier an die immer weiter verbreitete Nutzung des Internets zu denken. 60. Die Antworten geben die verbreitete Überzeugung wieder, dass die neuen digitalen Technologien tatsächlich einen echten, neuen sozialen Raum geschaffen haben, dessen Bindungen in der Lage sind, Einfluss auf die Gesellschaft und die Kultur auszuüben. Indem sie sich auf das Leben der Menschen auswirken, sind die durch diese Technologien möglich gewordenen medialen Prozesse dabei, die Realität selbst zu verwandeln. Sie greifen deutlich in die Erfahrung der Menschen ein, und erlauben eine Erweiterung der menschlichen Möglichkeiten. Von dem Einfluss, den sie ausüben, hängt die Wahrnehmung unserer selbst, der Anderen und der Welt ab. Diese Technologien und der kommunikative Raum, den sie schaffen, werden daher ohne Vorurteile positiv beurteilt, als Ressourcen, auch wenn dies einhergeht mit dem kritischen Blick und der Einladung zum weisen und verantwortlichen Gebrauch. 61. Die Kirche hat es verstanden, in diese Räume einzutreten, und von Anfang an diese Medien als nützliche Instrumente für die Verkündigung des Evangeliums zu übernehmen. Neben den traditionelleren Kommunikationsmitteln, besonders Presse und Radio, welche – so geht es aus den Antworten hervor – in den letzten Jahren eine leichte Steigerung erlebt haben, dienen heute die neuen Medien in immer größerem Maße der evangelisierenden Pastoral der Kirche, und ermöglichen Interaktionen auf verschiedenen Ebenen, lokal, national, kontinental und weltweit. Das Potential dieser alten und neuen Kommunikationsmittel wird wahrgenommen, man sieht die Notwendigkeit, sich mit der Sprache und den Formen der christlichen Tradition auch der neuen sozialen Räume zu bedienen, die entstanden sind. Man spürt das Bedürfnis einer aufmerksamen und geteilten Analyse, um noch besser die Möglichkeiten herauszufinden, die sie im Hinblick auf die Verkündigung des Evangeliums bieten, aber auch, um in rechter Weise die Risiken und Gefahren bewusst zu halten. 62. Die Verbreitung dieser Kultur bringt unzweifelhaft Wohltaten mit sich: größeren Zugang zu den Informationen, bessere Möglichkeiten im Hinblick auf das Wissen, den Austausch, die neuen Formen der Solidarität, der Fähigkeit, eine Kultur immer mehr in weltweiten Dimensionen zu fördern, und dadurch die Werte und die herausragenden Entwicklungen des Geistes und der menschlichen Tätigkeit zum Gut aller werden zu lassen. Diese Möglichkeiten beseitigen aber nicht die Risiken, welche die übertriebene Verbreitung einer solchen Kultur bereits hervorbringt. Es zeigt sich eine tiefe, egozentrische, nur auf die individuellen Bedürfnisse gerichtete Aufmerksamkeit. Eine emotionale Überhöhung der Beziehungen und der sozialen Bindungen macht sich breit. Man beobachtet die Schwächung und den Verlust des objektiven Wertes von tief menschlichen Erfahrungen wie des Nachdenkens und der Stille; man kann eine Übertreibung feststellen, wenn es um die Äußerung der eigenen Gedanken geht. Ethik und Politik werden nach und nach auf eine reine Show reduziert. Das Ziel, zu dem diese Risiken führen können, wird Kultur des Augenblicks genannt, des Unmittelbaren, des Scheins, oder aber eine Gesellschaft, die unfähig ist, Erinnerung und Zukunft zu haben. In einer solchen Umgebung ist es Aufgabe der Christen, die Kühnheit zu haben, in diese „neuen Areopage” zu gehen, es zu lernen, sie aus der Perspektive des Evangeliums zu bewerten, die Mittel und die Methoden zu finden, auch an diesen heutigen Orten den erzieherischen und weisheitlichen Reichtum zu Gehör zu bringen, der in der christlichen Tradition bewahrt wird. Die Veränderungen des religiösen Szenariums 63. Die Veränderungen der Szenarien, die wir bisher betrachtet haben, können nicht ohne Einfluss auch auf die Art und Weise bleiben, in welcher die Menschen ihren eigene religiösen Sinn zum Ausdruck bringen. Die Antworten auf die Lineamenta schlagen vor, als siebtes Szenarium das religiöse hinzuzufügen. Dies erlaubt es auch, in vertiefter Weise die Rückkehr des religiösen Sinns und das vielfältige Bedürfnis nach Spiritualität zu verstehen, das viele Kulturen und besonders die jüngeren Generationen kennzeichnet. Wenn es auch stimmt, dass der im Gang befindliche Prozess der Säkularisierung bei vielen Menschen eine Schrumpfung der Spiritualität und eine Leere im Herzen bewirkt, ist es auch möglich, in vielen Regionen der Welt die Zeichen einer beständigen religiösen Wiedergeburt zu beobachten. Von diesem Phänomen, das Ressourcen und Gelegenheiten zur Evangelisation bietet, die noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar waren, ist die katholische Kirche selbst betroffen. 64. Die Antworten auf die Lineamenta sind vorsichtig, wenn es darum geht, dieses Phänomen anzugehen und es in seiner Komplexität zu betrachten. Sie erkennen die unbezweifelbaren positiven Elemente an. Es erlaubt nämlich, ein konstitutives Element der menschlichen Identität, das religiöse, wiederzugewinnen, und auf diese Weise all die Begrenztheiten und die Verarmungen zu überwinden, welche der Konzeption des Menschen eigen ist, die sich ausschließlich im horizontalen Bereich bewegt. Dieses Phänomen favorisiert die religiöse Erfahrung, und gibt ihr jene Zentralität in der Art über den Menschen, die Geschichte und den Sinn des Lebens selbst, die Suche nach der Wahrheit, zu denken wieder. 65. In vielen Antworten wird aber auch die Besorgnis nicht verschwiegen, die mit dem manchmal arglosen und emotionalen Charakter dieser Rückkehr des religiösen Sinnes verbunden ist. Mehr als die langsame Reifung der Person in der Suche nach der Wahrheit, hat diese Rückkehr des religiösen Sinns in mehr als einem Fall den Charakter einer wenig befreienden religiösen Erfahrung angenommen. Die positiven Aspekte der Wiederentdeckung Gottes und des Heiligen sind auf diese Weise von Phänomenen des Fundamentalismus verarmt und verdunkelt worden, der nicht selten die Religion manipuliert, um die Gewalt zu rechtfertigen und, in glücklicherweise extremen und seltenen Fällen, auch den Terrorismus. 66. Dies ist das Umfeld, in das hinein in vielen Antworten das dringende Problem der Ausbreitung jener neuen religiösen Gruppen gestellt wird, welche die Gestalt einer Sekte annehmen. Was in den Lineamenta angedeutet wird (die emotive und psychologische Dominante, die Förderung einer Religion des Erfolges und des Wohlstandes), wird bestätigt und wiederholt. Darüber hinaus, regen einige Antworten an, wachsam zu sein, damit sich die christlichen Gemeinschaften nicht von diesen neuen Formen religiöser Erfahrung beeinflussen lassen, und dabei den christlichen Stil der Verkündigung mit der Versuchung vertauschen, die aggressiven und proselytistischen Töne dieser Gruppen zu imitieren. Angesichts dieser religiösen Gruppen kommt weiterhin darauf an, so sagen die Antworten, dass die christlichen Gemeinden die Verkündigung und die Pflege des eigenen Glaubens stärken. Dieser Kontakt könnte in der Tat dazu beitragen, den Glauben weniger ängstlich zu leben und bereiter zu sein, dem Leben des Einzelnen Sinn zu geben. 67. In diesem Zusammenhang wird die Begegnung und der Dialog mit den anderen großen religiösen Traditionen, den die Kirche in den letzten Jahrzehnten gepflegt hat, und den sie weiterhin ausbaut, nur noch sinnvoller. Diese Begegnung ist eine vielversprechende Gelegenheit, um die Kenntnis der Vielfalt der Formen und der Sprachen der menschlichen Religiosität, wie sie sich in anderen religiösen Erfahrungen darstellt, zu vertiefen. Eine solche Begegnung und solch ein Dialog erlauben es den Katholiken, vertieft die Art und Weise zu verstehen, in welcher der christliche Glaube die Religiosität der menschlichen Seele zum Ausdruck bringt. Gleichzeitig bereichern sie das religiöse Patrimonium der Menschheit mit der Einzigartigkeit des christlichen Glaubens. Als Christen in diesen Szenarien 68. Die Szenarien wurden als das gelesen, was sie sind: Zeichen einer in Gang befindlichen Veränderung, die als der Zusammenhang erkannt wird, innerhalb dessen sich unsere kirchlichen Erfahrungen entwickeln. Gerade deshalb müssen sie in einem Prozess der Unterscheidung der Geister durch die Begegnung und die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben angenommen und gereinigt werden. Die Überprüfung dieser Szenarien ermöglicht eine kritische Lektüre der Lebensstile, des Gedankens, der von ihnen vorgeschlagenen Sprachen. Diese Lektüre dient auch als Selbstkritik, die das Christentum eingeladen ist, im Hinblick auf sich selbst vorzunehmen, um zu überprüfen, inwieweit der eigene Lebensstil und der Stil pastoraler Tätigkeit der christlichen Gemeinschaften wirklich auf der Höhe ihrer Aufgabe gewesen sind, um durch eine aufmerksame Weitsichtigkeit die Versteinerung zu verhindern. Viele Teilkirchen erwarten sich, dass die Überlegungen der Synode in fruchtbarer Weise diese Übung der Unterscheidung fortsetzen können. 69. Verschiedene Antworten auf die Lineamenta haben versucht, die Gründe für die Loslösung zahlreicher Gläubigen von der christlichen Praxis, einer „schweigende Apostasie” in der Tatsache zu sehen, dass die Kirche nicht in ausreichender und entsprechender Weise auf die Herausforderungen der beschriebenen Szenarien geantwortet habe. Weiter wurde die Schwächung des Glaubens bei den Gläubigen festgestellt, das Fehlen einer persönlichen und von der Erfahrung gestützten Teilnahme an der Weitergabe des Glaubens, die unzureichende geistliche Begleitung der Gläubigen auf dem Weg ihrer intellektuellen und beruflichen Ausbildung. Man beklagte eine übertriebene Bürokratisierung der kirchlichen Strukturen, die als fern vom gewöhnlichen Menschen und seinen existentiellen Sorgen empfunden werden. All das bewirkte eine verringerte Dynamik der christlichen Gemeinschaften, den Verlust der Begeisterung des Anfangs, die Verringerung des missionarischen Schwungs. Es fehlen auch diejenigen nicht, welche die formalen liturgischen Feiern und Riten beklagen, die wie aus Gewohnheit wiederholt werden, die ohne tiefe spirituelle Erfahrung sind, und so die Menschen abschrecken statt anzuziehen. Neben dem Gegenzeugnis einiger ihrer Mitglieder (Untreue in der Berufung, Skandale, geringe Sensibilität für die Probleme des heutigen Menschen und die derzeitige Welt) darf auch das «mysterium iniquitatis» (2 Thess 2,7) nicht unterbewertet bleiben, der Kampf des Drachens gegen den Rest der Nachkommenschaft der Frau, «gegen diejenigen, die den Geboten Gottes gehorchen und an dem Zeugnis für Jesus festhalten» (Offb 12,17). Um eine objektive Bewertung vornehmen zu können, muss immer die menschliche Freiheit gegenwärtig gehalten werden, die ein Geschenk Gottes darstellt, das der Mensch in falscher Weise gebrauchen kann, indem er gegen Gott rebelliert und sich gegen seine Kirche richtet. Die neue Evangelisierung müsste versuchen, die Freiheit der Menschen, Männer und Frauen, auf Gott hin auszurichten, der Quelle des Guten, der Wahrheit und der Schönheit. Die Erneuerung des Glaubens müsste die erwähnten Hindernisse überwinden, welche sie einem authentischen christlichen Leben nach dem Willen Gottes, wie er im Gebot der Liebe zu Gott und zum Nächsten zum Ausdruck kommt (vgl. Mk 12,33) entgegensetzen. 70. Neben diesen Klagen haben es die Antworten auf die Lineamenta verstanden, auch die unbezweifelbaren Erfolge ins rechte Licht zu rücken, die seit dem Auftauchen dieser Szenarien aus der christlichen Erfahrung erwachsen sind. So hat z.B. mehr als eine Antwort auf die positive Auswirkung des derzeitigen Migrationsprozesses hingewiesen, der in der Begegnung und im Austausch der Gaben zwischen den Teilkirchen besteht, und die Möglichkeit mit sich bringt, von den eingewanderten christlichen Gemeinschaften Energie und Vitalität des Glaubens zu empfangen. Im Kontakt mit den Nichtchristen haben die christlichen Gemeinschaften lernen können, dass Mission heute nicht mehr eine Bewegung Nord-Süd oder West-Ost ist, denn es ist Zeit, sich von den geographischen Grenzen zu lösen. Heute findet sich die Mission in allen fünf Kontinenten. Man muss anerkennen, dass es auch in den Ländern alter Evangelisierung Sektoren und Milieus gibt, welche dem Glauben fremd gegenüberstehen, weil die Menschen in ihnen ihm nie begegnet sind, und nicht, weil sie sich davon entfernt haben. Sich von den Grenzen zu lösen heißt, die Energie zu haben, die Frage nach Gott in allen Prozessen der Begegnung, der Vermischung, des Wiederaufbaus der sozialen Beziehungen, die überall in Gang sind, zu stellen. Die Synodenversammlung könnte der Ort für einen fruchtbaren Austausch dieser Erfahrungen sein. 71. Sogar das ökonomische Szenarium mit seinen Veränderungen ist als ein günstiger Ort für das Zeugnis unseres Glaubens erkannt worden. Viele Antworten haben die Tätigkeit der christlichen Gemeinschaften zu Gunsten der Armen beschrieben, eine Tätigkeit, die sich uralter Wurzeln rühmt, und noch immer vielversprechende Früchte trägt. In dieser Zeit der schweren und verbreiteten ökonomischen Krise wird von vielen auf das Anwachsen dieser Tätigkeit von Seiten der christlichen Gemeinschaften verwiesen, die mit der Entstehung weiterer Einrichtungen zur Unterstützung der Armen und einer wachsenden Sensibilität innerhalb der Teilkirchen einhergeht. In mehr als einer Antwort wurde vorschlagen, die Caritas als Mittel der neuen Evangelisierung stärker hervorzuheben: die Solidarität mit den Armen und die Hingabe an sie, wie sie in vielen Gemeinden gelebt wird, ihre Caritas, ihr einfacher Lebensstil in einer Welt, die ganz auf den Konsum und das Haben ausgerichtet ist, sind tatsächlich echte Mittel, um das Evangelium zu verkünden und unseren Glauben zu bezeugen. 72. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem religiösen Szenarium geschenkt. In erster Linie betrifft dies den ökumenischen Dialog. Die Antworten auf die Lineamenta unterstreichen mehrfach, wie die Veränderungen in verschiedenen Bereichen die Entwicklung eines vertieften ökumenischen Austauschs gefördert haben. In einer realistischen Sicht der Dinge, welche auch die Schwierigkeiten und die Spannungen nicht verschweigt, die man versucht, mit Geduld und Entschiedenheit zu überwinden, hat die Neuheit der Szenarien innerhalb derer wir als Christen gerufen sind, unseren Glauben zu leben und das Evangelium zu verkünden, die Notwendigkeit einer wirklichen Einheit unter den Christen noch besser ins Licht gestellt. Diese Einheit ist nicht zu verwechseln mit der einfachen Herzlichkeit der Beziehungen oder mit der Zusammenarbeit in beliebigen gemeinsamen Projekten, es geht vielmehr um das Streben, sich vom Geist verwandeln zu lassen, damit wir dem Bild Christi immer mehr gleich gestaltet werden. Diese vor allem geistliche Einheit ist zunächst im Gebet zu erbitten, bevor sie sich in Taten verwirklichen kann. Die Bekehrung und die Erneuerung der Kirche, zu der uns die heutige Krise aufruft, kommen nicht ohne diese ökumenische Dimension aus: es geht also darum, in überzeugter Weise die Anstrengung zu unterstützen, alle Christen vereint zu sehen, wenn es darum geht, der Welt die prophetische und verwandelnde Kraft der Botschaft des Evangeliums zu zeigen. Die Aufgabe ist beachtlich, und wir können sie nur in gemeinsamer Anstrengung unter der Führung des Geistes des auferstandenen Jesus Christus, angehen. Es war ja der Herr, der uns sein Gebet als Auftrag hinterlassen hat: «Alle sollen ein sein» (Joh 17,21). 73. In zweiter Linie hat es das religiöse Szenarium mit dem interreligiösen Dialog zu tun, der heute, wenn auch in verschiedener Weise, in der ganzen Welt erforderlich ist. Er hat positive Anregungen gefördert: in den Ländern alter christlicher Tradition wird die Ausbreitung und die Gegenwart der großen Religionen, vor allem des Islam, als eine willkommene Anregung betrachtet, neue Formen der Gegenwart, der Sichtbarkeit und des Angebotes des christlichen Glaubens zu entwickeln; allgemeiner betrachtet, wird der interreligiöse Kontext und die Auseinandersetzung mit den großen Religionen des Ostens als eine willkommene Gelegenheit gesehen, die unseren christlichen Gemeinschaften geschenkt wird, um, dank der Fragen, welche eine solche Auseinandersetzung im Hinblick auf den Verlauf der menschlichen Geschichte und die Gegenwart Gottes in ihr mit sich bringt, die Kenntnis unseres Glaubens zu vertiefen. Es ist eine Gelegenheit, die Mittel des Dialoges zu verfeinern und die Räume zu erweitern, innerhalb derer man zusammenarbeitet, um Erfahrungen des Friedens für eine immer menschlichere Welt zu machen. 74. Ganz anders ist die Situation der Kirchen, die sich in der Minderheit befinden: da, wo die Freiheit gewährt wird, den eigenen Glauben zu bekennen und die eigene Religion zu leben, wird der Status einer Minderheit als eine interessante Erfahrung verstanden, die es dem Christentum gestattet, in verschiedenen Formen und Modalitäten in der Welt gegenwärtig zu sein und an ihrer Umformung zu arbeiten. Wo aber die Erfahrung der Minderheit mit der Verfolgung einhergeht, wird die Erfahrung der Evangelisierung in Zusammenhang mit der Erfahrung Jesu, seiner Treue bis zum Kreuz, gestellt. Und in der gelebten Situation erkennt man die Gabe, der ganzen Kirche den Zusammenhang von Evangelisierung und Kreuz in Erinnerung zu rufen, der in den Augen dieser Kirchen nicht in der Gefahr stehen darf, zu wenig beachtet zu werden. Berechtigter Weise erinnern uns diese Kirchen daran, dass es nicht erschöpfend ist, die Evangelisierung mit den quantitativen Maßstäben des Erfolgs zu messen. 75. Bei dieser Aufgabe der Erneuerung, zu der wir aufgerufen sind, sind die katholischen Ostkirchen und all jene christlichen Gemeinschaften eine große Hilfe, welche in ihrer Vergangenheit oder ihrer Gegenwart die Erfahrung der Verborgenheit, der Ausgrenzung, der Verfolgung oder der ethnischen, ideologischen oder religiösen Intoleranz gemacht haben oder noch machen. Ihr Zeugnis des Glaubens, ihre Hartnäckigkeit, ihre Fähigkeit zum Widerstand, die Festigkeit ihrer Hoffnung, die Intuition einiger ihrer pastoralen Praktiken sind ein Geschenk, das sie mit den christlichen Gemeinschaften teilen sollten, welche, trotz ihrer glorreichen Vergangenheit eine von Mühe und Zerstreuung gekennzeichnete Gegenwart leben. Für Kirchen, die wenig daran gewöhnt sind, den eigenen Glauben in einer Minderheitensituation zu leben, ist es sicherlich ein Geschenk, von Erfahrungen zu hören, die ihnen jenes für den Schwung, den die neue Evangelisierung erfordert, unerlässliche Vertrauen einflößen. Mehr noch ist es ein zutiefst geistliches Geschenk, diejenigen aufzunehmen, welche aus Gründen der Verfolgung ihre eigene Heimat verlassen mussten, und die in ihrem Geist den unschätzbaren Reichtum des Zeichens des Martyriums mit sich bringen, welchem sie persönlich ausgesetzt waren. Missio ad gentes, Seelsorge, neue Evangelisierung 76. Die von der neuen Evangelisierung angeregte Unterscheidung der Geister zeigt uns, dass die evangelisierende Aufgabe der Kirche eine tiefgreifende Veränderung erlebt. Die traditionellen und gefestigten Formen – die aus Gründen der Übereinkunft mit den Begriffen “Länder antiker Christenheit” und “Missionsländer” bezeichnet werden – lassen ihre Begrenztheit erkennen. Sie vereinfachen zu sehr, um den christlichen Gemeinschaften von heute nützliche Modelle anbieten zu können, und beziehen sich auf einen Kontext, der inzwischen überwunden ist. Wie schon Papst Johannes Paul II. klar feststellte, «sind die Grenzen zwischen der Seelsorge der Gläubigen, der Neu-Evangelisierung und der ausgesprochen missionarischen Tätigkeit nicht eindeutig bestimmbar und es ist undenkbar, zwischen ihnen Barrieren oder scharfe Trennungen zu machen. […] Die Kirchen mit alter christlicher Tradition zum Beispiel, die sich mit der spannenden Aufgabe der Neuevangelisierung befassen, begreifen besser, dass sie gegenüber den Nicht-Christen in anderen Ländern und Kontinenten nicht missionarisch wirken können, wenn sie sich nicht ernsthaft um die Nicht-Christen im eigenen Haus kümmern: die Missionsbereitschaft nach innen ist ein glaubwürdiges Zeichen und Anreiz für jene nach außen und umgekehrt».[38] 77. Die Antworten auf die Lineamenta zeigen, wenn auch mit Hervorhebungen und Unterschieden, welche sich aus den kulturellen und geschichtlichen Verschiedenheiten ergeben, dass dieser unterscheidende Charakter der neuen Evangelisierung recht verstanden wurde: es geht nicht um ein neues Modell der pastoralen Tätigkeit, das einfachhin an die Stelle anderer Tätigkeiten (die Erstevangelisierung, die Seelsorge) tritt, es geht vielmehr um einen Prozess der Wiederbelebung der grundlegenden Sendung der Kirche. Indem sie sich bezüglich der Art und Weise befragt, wie sie heute die Evangelisierung lebt, schließt sie es nicht aus, sich selbst und die Qualität der Evangelisierung ihrer Gemeinschaften zu hinterfragen. Die neue Evangelisierung nimmt alle kirchlichen Subjekte (Einzelne, Gemeinschaften, Pfarreien, Diözesen, Bischofskonferenzen, Bewegungen, Gruppen und andere kirchliche Einrichtungen, Ordensleute und Gottgeweihte) in die Pflicht, wenn es darum geht, das kirchliche Leben und die pastorale Tätigkeit zu überprüfen, und dabei von der Qualität des eigenen Glaubenslebens, und seiner Fähigkeit, ein dem Evangelium entsprechendes Instrument der Verkündigung zu sein, auszugehen. 78. In einer Zusammenschau der verschiedenen Antworten können wir sagen, dass sich diese Überprüfung in drei Erfordernissen konkretisiert hat: die Fähigkeit zur Unterscheidung, d.h. die Fähigkeit, sich der Gegenwart zu stellen in der Überzeugung, dass es auch in dieser Zeit möglich ist, das Evangelium zu verkünden und den christlichen Glauben zu leben; die Fähigkeit, Formen voller und genuiner Zustimmung zum christlichen Glauben zu leben, welche schon durch ihr bloßes Dasein in der Lage sind, die umwandelnde Kraft Gottes in unserer Geschichte zu bezeugen; eine klare und eindeutige Verbindung mit der Kirche, welche in der Lage ist, ihren missionarischen und apostolischen Charakter deutlich werden zu lassen. Diese Fragen werden der Synodenversammlung übergeben, damit sie, indem sie damit arbeitet, der Kirche hilft, diesen Weg der Bekehrung, zu dem die neue Evangelisierung sie ruft, zu leben. 79. Zu der Zeit, als sie die Lineamenta erhielten, waren viele Teilkirchen ausgehend von diesen Erfordernissen, bereits mit der Überprüfung und Wiederbelebung der eigenen Pastoral beschäftigt. Einige haben dieses Vorgehen als missionarische Erneuerung bezeichnet, andere als pastorale Bekehrung. Es herrscht die einhellige Überzeugung, dass hier das Herz der neuen Evangelisierung schlägt, die verstanden wird als ein Akt von Seiten der Kirche, mittels dessen diese das missionarische Mandat des Herrn Jesus Christus wieder übernimmt, der sie gewollt und sie in die Welt gesandt hat, damit sie sich vom Heiligen Geist führen lasse, wenn es darum geht, das empfangene Heil zu bezeugen und das Angesicht Gottes des Vaters, des Schöpfers dieses Heilswerkes, zu verkünden. Umwandlung der Pfarrei und neue Evangelisierung 80. Viele der eingegangenen Antworten beschreiben eine Kirche, die stark damit beschäftigt ist, die eigene Gegenwart unter den Menschen und in der Gesellschaft umzuwandeln. Die jüngeren Kirchen arbeiten daran, oft sehr große Pfarreien ins Leben zu rufen, und sie von innen her mit einer Methode zu beleben, die je nach den kirchlichen und geographischen Kontexten als “kirchliche Basisgemeinschaften” oder “kleine christliche Gemeinschaften” bezeichnet werden. Diese haben das erklärte Ziel, Orte christlichen Lebens zu fördern, welche in der Lage sind, den Glauben derjenigen, die zu ihnen gehören, zu stützen, und mit ihrem Zeugnis in die soziale Umwelt auszustrahlen, besonders in der Zerstreuung der großen Metropolen. Die Kirchen mit älteren Wurzeln arbeiten an der Überprüfung ihrer Pfarreistrukturen, welche auf Grund der Verringerung des Klerus und der christlichen Praxis immer schwerer zu leiten sind. Die erklärte Absicht besteht darin, zu verhindern, dass diese Vorgehensweisen sich in rein administrative und bürokratische Prozeduren verwandeln und nicht gewollte Nebeneffekte haben: dass die Teilkirchen sich am Ende in sich selbst verschließen, weil sie mit diesem Problem der Gestaltung schon überfordert sind. Diesbezüglich erwähnt mehr als eine Antwort die Gestalt der „Pastoraleinheiten“, und sieht darin eine Möglichkeit, gleichzeitig die Revision der Pfarreien und die Schaffung der Zusammenarbeit in einer mehr gemeinschaftlich strukturierten Teilkirche zu schaffen. 81. Die neue Evangelisierung ist die Erinnerung der Kirche an ihre ursprüngliche missionarische Zielsetzung. Wie in vielen Antworten zum Ausdruck gebracht wird, können viele ähnliche Tätigkeiten die neue Evangelisierung aufgreifen, um den im Gang befindlichen Erneuerungen eine Richtung zu geben, die weniger auf das Innere der christlichen Gemeinschaften zurückbezogen und mehr auf die Verkündigung des Glaubens an alle ausgerichtet ist. In dieser Hinsicht wird von den Pfarreien, welche der nächstliegende Zugang zum christlichen Glauben und zur Erfahrung von Kirche sind, viel erwartet. Neben der Tatsache, dass sie Orte der ordentlichen Seelsorge, der liturgischen Feiern, der Spendung der Sakramente, der Katechese und des Katechumenats sind, haben sie die Aufgabe, wirkliche Zentren der Ausstrahlung und der Bezeugung der christlichen Erfahrung zu werden, Wachposten, die in der Lage sind, die Menschen und ihre Bedürfnisse anzuhören. Sie sind Orte, an denen man zur Suche der Wahrheit erzieht, den eigenen Glauben nährt und bestärkt, Orte der Kommunikation der christlichen Botschaft, des Planes Gottes für den Menschen und die Welt, die ersten Gemeinschaften, in denen man die Freude erfährt, vom Geist versammelt und vorbereitet zu werden, den eigenen missionarischen Auftrag zu leben. 82. Es fehlt nicht an Kräften, die in diesem Bereich einzusetzen sind: alle Antworten geben als erste große Ressource die getauften Laien an, die ihren freiwilligen Dienst in diesem Werk der Beseelung der Gemeinschaft der Pfarrei einsetzen und dies weiterhin entschieden tun. Viele erkennen in dieser Blüte der Berufung der Laien, gemeinsam mit anderen Ressourcen, eine Frucht des Zweiten Vatikanischen Konzils: die Ordensgemeinschaften; die Gegenwart von Gruppen und Bewegungen, die mit ihrer Begeisterung, ihrer Energie und vor allem ihrem Glauben dem neuen Leben der kirchlichen Orte starke Impulse geben; die Wallfahrtorte, die mit den Andachtsformen Bezugspunkte für den Glauben in den Teilkirchen sind. 83. Mit diesen präzisen Angaben, die zugleich voller Hoffnung sind, zeigen die Antworten auf die Lineamenta, dass die übernommene Linie generell in einer langsamen aber effizienten Revisionsarbeit der Art und Weise, wie man Kirche unter den Menschen ist, besteht, wobei die Klippen sowohl der Sektiererei, als auch der „Zivilreligion“ gemieden werden, und die es erlaubt, die Gestalt einer missionarischen Kirche beizubehalten. Mit anderen Worten, die Kirche darf das Gepräge der „Hauskirche” und der „Volkskirche” nicht verlieren. Auch in Kontexten der Minderheit oder der Diskriminierung darf die Kirche nicht ihren Vorzug verlieren, nah am täglichen Leben der Menschen zu sein, um von diesem Ort aus die belebende Botschaft des Evangeliums zu verkünden. So, wie es Johannes Paul II. gesagt hat, bedeutet neue Evangelisierung, das christliche Gewebe der menschlichen Gesellschaft zu erneuern, indem man die Struktur der christlichen Gemeinschaften erneuert, d.h. der Kirche zu helfen, weiterhin «in Mitten der Häuser ihrer Söhne und Töchter»[39] gegenwärtig zu sein, um sie zu beleben und ihr Leben auf das kommende Reich Gottes auszurichten. 84. Die Frage des Priestermangels verdient eine eigene Überlegung: alle Texte beklagen die unzureichende Zahl des Klerus, dem es deshalb nicht mehr gelingt, in ruhiger und wirksamer Weise die Umwandlung der Art und Weise, Kirche zu sein, zu gestalten. Einige Antworten entwickeln eine detaillierte Analyse des Problems und verstehen diese Krise parallel zur analogen Krise der christlichen Ehe und Familie. Manchmal ist von der Notwendigkeit die Rede, sich eine Organisation der Kirche vor Ort vorzustellen, in der neben den Priestern immer mehr Laien in die Belebung der Gemeinschaft einbezogen werden. Zu ähnlichen Problemstellungen erwarten sich viele Antworten von den Diskussionen der Synode klare Worte und Perspektiven für die Zukunft. Fast alle Antworten enthalten schließlich eine Einladung, in der ganzen Kirche eine starke Berufspastoral zu beginnen, die vom Gebet ausgeht, alle Priester und Ordensleute einbezieht und sie zu einem Lebensstil drängt, der in der Lage ist, die Faszination der empfangenen Berufung zu bezeugen, und Formen zu finden, um mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Dies betrifft auch die Berufungen zum Ordensleben, besonders dem weiblichen. Einige Antworten heben im Hinblick auf die neue Evangelisierung auch die Wichtigkeit einer entsprechenden Ausbildung in den Seminaren und Noviziaten, sowie in den akademischen Zentren hervor. Eine Definition und ihre Bedeutung 85. Die Einberufung der Synodenversammlung und unmittelbar darauf die Schaffung des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung stellen eine weitere Etappe im Prozess der generauen Bestimmung der Bedeutung dar, die diesem Begriff zukommt. In einer Ansprache an den Päpstlichen Rat präzisiert Papst Benedikt XVI. den Inhalt des Begriffs „neue Evangelisierung“ folgendermaßen: «Indem ich die Sorge meiner verehrten Vorgänger annehme, halte ich es für angebracht, angemessene Antworten anzubieten, damit sich die ganze Kirche, indem sie sich von der Kraft des Heiligen Geistes neu beleben lässt, der heutigen Welt mit einem missionarischen Elan zeige, um eine neue Evangelisierung zu fördern. Diese bezieht sich vor allem auf die Kirchen alter Gründung […]: es ist jedenfalls nicht schwer zu erkennen, dass das, was alle Kirchen benötigen, die in traditionell christlichen Territorien leben, ein erneuerter missionarischer Elan ist, Ausdruck einer neuen hochherzigen Offenheit für das Geschenk der Gnade».[40] Im Gefolge von Redemptoris missio[41] hatte in der Zwischenzeit auch die Kongregation für die Glaubenslehre versucht, den Sinn des Begriffs der neuen Evangelisierung mit einer Definition genauer zu umreißen: – «Im eigentlichen Sinn gibt es die „missio ad gentes“ zu denen, die Christus nicht kennen. In einem weiteren Sinn spricht man von „Evangelisierung“, um die gewöhnliche Seelsorge zu bezeichnen, und von „Neuevangelisierung“, um die Sorge für jene zu beschreiben, die den christlichen Glauben nicht mehr praktizieren» – [42] diese Definition wird im postsynodalen Apostolischen Schreiben Africae munus[43] wieder aufgegriffen. 86. Aus diesen Texten kann abgeleitet werden, dass der geographische Raum, innerhalb dessen die neue Evangelisierung sich entwickelt, vorwiegend den christlichen Westen betrifft, ohne sich darauf zu beschränken. Auf diese Weise scheint auch die Zielgruppe der neuen Evangelisierung ausreichend bestimmt zu sein: es handelt sich um jene Getauften in unseren Gemeinschaften, die eine neue existentielle und kulturelle Situation erleben, innerhalb derer ihr Glaube und ihr Zeugnis beschädigt werden. Die neue Evangelisierung besteht darin, Orte des Lebens und pastorale Initiativen zu finden, die es diesen Menschen erlauben aus der “inneren Wüste” herauszukommen. Ein Bild, das von Papst Benedikt XVI. verwendet wird, um die Bedingung des Menschen von heute zu umschreiben, welcher in einer Welt gefangen ist, die praktisch die Frage nach Gott aus ihrem eigenen Horizont ausgeschlossen hat. Den Mut zu haben, die Frage nach Gott in dieser Welt wieder hören zu lassen; den Mut zu haben, dem Glauben in vielen unserer Kirchen mit alter Tradition wieder Qualität und Begründung zu geben, das ist die besondere Aufgabe der neuen Evangelisierung. 87. Eine solche Definition ist allerdings eher ein Beispiel und kann nicht erschöpfend sein. Sie stellt den Westen als beispielhaften Ort, nicht als einziges Ziel der ganzen Aktivität der neuen Evangelisierung dar. Sie hilft uns, die tiefe Aufgabe der neuen Evangelisierung zu verstehen, die nicht darauf beschränkt werden kann, eine einfache Übung der Anpassung einiger pastoraler Praktiken zu sein, sondern im Gegenteil die Entwicklung eines sehr ernsthaften und tiefen Verständnisses der Ursachen erfordert, welche den christlichen Westen dahin geführt haben, dass er sich in einer solchen Situation befindet. Aber die Dringlichkeit der neuen Evangelisierung kann nicht auf diese Situation beschränkt werden. Wie Papst Benedikt im Hinblick auf die afrikanische Kirche gesagt hat: «Auch in Afrika sind die Situationen, die eine neue Darlegung des Evangeliums verlangen – nämlich „neu in ihrem Eifer, in ihren Methoden und in ihrer Ausdrucksweise“ –, nicht selten. […] Die Neuevangelisierung ist eine dringende Aufgabe für die Christen in Afrika, weil auch sie ihren Enthusiasmus über die Zugehörigkeit zur Kirche wieder entfachen müssen. Unter der Eingebung des Geistes des auferstandenen Herrn sollen sie auf persönlicher, familiärer und gesellschaftlicher Ebene die Frohbotschaft leben, sie mit frischem Eifer den nahen und fernen Menschen verkünden und für ihre Verbreitung die neuen Methoden, die die göttliche Vorsehung uns zur Verfügung stellt, gebrauchen».[44] Ähnliche Aussagen können, natürlich in Bezug auf die besondere Situation, angewendet werden für die Christen in Amerika, in Asien, in Europa und in Ozeanien, in Kontinenten also, in denen die Kirche seit einiger Zeit um die Förderung der neuen Evangelisierung bemüht ist. 88. Neue Evangelisierung ist der Name, welcher dieser geistlichen Wiederbelebung gegeben wird, diesem Beginn einer Bewegung der Umkehr, welche die Kirche von sich selbst, von all ihren Gemeinschaften, von allen Getauften, erwartet. Es handelt sich daher um eine Realität, die es nicht nur mit genau bestimmten Regionen zu tun hat, es geht vielmehr um einen Weg, der es erlaubt, das apostolische Erbe auf unsere Zeit hin zu erklären und in die Praxis zu übersetzen. Mit der neuen Evangelisierung möchte die Kirche in die heutige Diskussion eine ihr eigene und spezifische Thematik einbringen: sie möchte der Ort sein, an dem man schon heute die Erfahrung Gottes machen kann, wo wir uns unter der Führung des Geistes des Auferstandenen von der Gabe des Glaubens verwandeln lassen können. Das Evangelium ist die immer neue Verkündigung des von Christus gewirkten Heils, um die Menschheit teilnehmen zu lassen am Geheimnis Gottes und an seinem Leben der Liebe und sie auf eine Zukunft der verlässlichen und starken Hoffnung hin zu öffnen. Zu unterstreichen, dass die Kirche in diesem Moment der Geschichte aufgerufen ist, eine neue Evangelisierung durchzuführen, bedeutet, die missionarische Aktivität zu intensivieren, um dem Auftrag des Herrn voll zu entsprechen. 89. Es gibt keine Situation in der Kirche, die sich von einem solchen Programm ausgeschlossen fühlen könnte: vor allem nicht in den alten christlichen Kirchen mit dem Problem des praktischen Glaubensabfalls von Seiten vieler. Dieses Phänomen kann, wenn auch in kleinerem Umfang, auch in den neuen Kirchen festgestellt werden, besonders in den großen Städten und in einigen Bereichen mit einem großen kulturellen und sozialen Einfluss. Als große soziale und kulturelle Herausforderung sind sicher auch die neuen Metropolen, die sich mit großer Geschwindigkeit vor allem in den Entwicklungsländern ausbreiten und wachsen, ein geeignetes Feld für die neue Evangelisierung. Die neue Evangelisierung betrifft daher auch die jungen Kirchen, die mit Erfahrungen der Inkulturation beschäftigt sind, welche eine beständige Überprüfung erfordern, damit es gelingt, das Evangelium einzuführen, das die Kulturen reinigt und erhebt, und besonders, sie für dessen Neuheit zu öffnen. Allgemeiner gesprochen bedürfen alle christlichen Gemeinschaften einer neuen Evangelisierung, denn sie sind mit der Ausübung der Seelsorge beschäftigt, die immer schwieriger zu gestalten ist und Gefahr läuft, zu einer sich wiederholenden Tätigkeit zu werden, die nur mehr wenig in der Lage ist, den Grund zu vermitteln, dessentwegen sie entstanden ist. Den Glauben weitergeben
»Sie hielten an der Lehre der Apostel fest und an der Gemeinschaft,
90. Wie es das Thema der Synodenversammlung angibt, ist die Weitergabe des Glaubens das Ziel der neuen Evangelisierung. Die Worte des Zweiten Vatikanischen Konzils erinnern uns daran, dass es hier um eine sehr komplexe Dynamik geht, welche den Glauben der Christen und das Leben der Kirche in die Erfahrung der Offenbarung Gottes ganz und gar einbezieht: «Was Gott zum Heil aller Völker geoffenbart hatte, das sollte - so hat er in Güte verfügt - für alle Zeiten unversehrt erhalten bleiben und allen Geschlechtern weitergegeben werden».[45] «Die Heilige Überlieferung und die Heilige Schrift bilden den einen der Kirche überlassenen heiligen Schatz des Wortes Gottes. Voller Anhänglichkeit an ihn verharrt das ganze heilige Volk, mit seinen Hirten vereint, ständig in der Lehre und Gemeinschaft der Apostel, bei Brotbrechen und Gebet (vgl. Apg 8,42 griech.), so dass im Festhalten am überlieferten Glauben, in seiner Verwirklichung und seinem Bekenntnis ein einzigartiger Einklang herrscht zwischen Vorstehern und Gläubigen».[46] 91. Wie wir in der Apostelgeschichte lesen, kann man das, was man nicht glaubt und nicht lebt, auch nicht weitergeben. Man kann das Evangelium nicht weitergeben, ohne dazu die Grundlage eines vom Evangelium gestalteten Lebens zu haben, das in diesem Evangelium seinen Sinn findet, seine Wahrheit, seine Zukunft. Wie für die Apostel, so ist es auch für uns heute die gelebte Gemeinschaft mit dem Vater in Jesus Christus, dank seines Geistes, der uns verwandelt, und uns fähig macht, den Glauben auszustrahlen, den wir leben und in denen eine Antwort hervorzurufen, die der Geist schon mit seinem Besuch und seiner Tätigkeit vorbereitet hat (vgl. Apg 16,14). Um in fruchtbarer Weise das Wort des Evangeliums verkünden zu können, ist die tiefe Gemeinschaft unter den Kindern Gottes erforderlich, die zugleich untrügliches Zeichen und Verkündigung ist, wie uns der Apostel Johannes erinnert: «Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt» (Joh 13,34-35). 92. Diese Aufgabe der Ankündigung und der Verkündigung ist nicht nur irgendjemandem, nur einigen Auserwählten, vorbehalten. Es ist eine Gabe, die jedem Menschen zuteil wird, der auf den Ruf des Glaubens antwortet. Die Weitergabe des Glaubens ist nicht eine Tätigkeit, die nur für Einzelne bestimmt ist, die dazu ausdrücklich beauftragt wurden. Sie ist Aufgabe jedes Christen und der ganzen Kirche, welche in dieser Tätigkeit beständig die eigene Identität als Volk wiedererkennt, das vom Geist versammelt und gerufen ist, um die Gegenwart Christi unter uns zu leben und auf diese Weise das wahre Antlitz Gottes, der uns Vater ist, zu entdecken. Als grundlegende Tätigkeit der Kirche, führt die Weitergabe des Glaubens die christlichen Gemeinschaften dazu, in klarer Weise die grundlegenden Werke des Glaubenslebens zum Ausdruck zu bringen: Liebe, Zeugnis, Verkündigung, Feier, Hören, Miteinander-teilen. Es geht darum, die Evangelisierung als einen Prozess zu betrachten, durch welchen die Kirche, vom Geist bewegt, das Evangelium in aller Welt verkündet und verbreitet; gedrängt von der Liebe, durchdringt und verwandelt sie die ganze zeitliche Ordnung, und übernimmt und erneuert dabei die Kulturen. Sie verkündet ausdrücklich das Evangelium und ruft zur Umkehr auf. Durch die Katechese und die Sakramente der Initiation begleitet sie diejenigen, die sich zu Jesus Christus bekehren, oder diejenigen, die den Weg seiner Nachfolge wieder aufnehmen. Die einen gliedert sie in die christliche Gemeinschaft ein, die anderen führt sie dahin zurück. Beständig nährt sie in den Gläubigen die Gabe der Gemeinschaft durch die Lehre des Glaubens, die Sakramente und die Werke der Liebe. Sie regt beständig die Mission an, indem sie die Jünger Christi aussendet, um in aller Welt das Evangelium in Wort und Tat zu verkünden. Bei der zur neuen Evangelisierung erforderlichen Unterscheidung der Geister entdeckt die Kirche, dass in vielen Gemeinschaften die Weitergabe des Glaubens eines Neubeginns bedarf. 93. Bei der Ankündigung des Jahres des Glaubens erinnert Papst Benedikt XVI. an die entsprechende Entscheidung Paul VI. im Jahr 1967 und macht sich die Gründe von damals zu eigen. Ziel dieser Initiative war es, die ganze Kirche zu ermutigen, mit authentischem Schwung den Glauben zu bekennen. Ein Bekenntnis, das «einzeln und gemeinschaftlich, frei und bewusst, innerlich und äußerlich, demütig und freimütig»[47] sein sollte. Paul VI., der sich der Schwierigkeiten der Zeit, vor allem im Hinblick auf das Bekenntnis des wahren Glaubens und seine rechte Interpretation wohl bewusst war, dachte, dass die Kirche auf diese Weise einen kräftigen Anstoß zu einer tiefen, inneren und missionarischen Erneuerung erhalten könnte. 94. Papst Benedikt XVI. geht in die gleiche Richtung, wenn er will, dass das Jahr des Glaubens dazu dienen möge zu bezeugen, dass die wesentlichen Inhalte, die seit Jahrhunderten den Besitz aller Gläubigen ausmachen, auf immer neue Weise der Bestätigung und der Vertiefung bedürfen, damit sie auf entsprechende Weise unter geschichtlichen Bedingungen, die von der Vergangenheit verschieden sind, bezeugt werden können. Es besteht die Gefahr, dass der Glaube, der in das Leben der Gemeinschaft mit Gott einführt und den Eintritt in seine Kirche gestattet, nicht mehr in seinem tiefen Sinn verstanden wird, von den Christen nicht mehr als Mittel angenommen und gelebt wird, welches das Leben durch das große Geschenk der Gotteskindschaft in der kirchlichen Gemeinschaft verwandelt. 95. Die Antworten auf die Lineamenta bestätigen die Ernsthaftigkeit dieser Gefahr, und beklagen in vielen Gemeinschaften den Mangel an einer Erziehung zum erwachsenen Glauben. Ungeachtet der Bemühungen in den letzten Jahrzehnten, vermittelt mehr als eine Antwort den Eindruck, dass das Werk der Erziehung zu einem erwachsenen Glauben erst in den Anfängen steckt. Die prinzipiellen Hindernisse für die Weitergabe des Glaubens sind fast überall sehr ähnlich. Es geht um Hindernisse innerhalb der Kirche und des christlichen Lebens: der Glaube wird in privater und passiver Gestalt gelebt; das Bedürfnis einer Erziehung im eigenen Glauben wird nicht gespürt; Glauben und Leben werden getrennt. Aus den eingegangenen Antworten kann auch ein Verzeichnis der Hindernisse erstellt werden, die sich außerhalb des christlichen Lebens, besonders in der Kultur, aufbauen, und das Leben des Glaubens und seine Weitergabe unsicher und schwierig machen: der Konsumismus und der Hedonismus, der kulturelle Nihilismus; die Verschlossenheit gegenüber der Transzendenz, die das Bedürfnis nach Erlösung auslöscht. Das Nachdenken der Synode könnte auf diese Diagnose zurückkommen, um den christlichen Gemeinschaften zu helfen, die rechten Heilmittel gegen diese Schwierigkeiten zu finden. 96. Es lassen sich aber auch Zeichen für eine bessere Zukunft feststellen, die es ermöglichen, eine Wiedergeburt des Glaubens zu erahnen. In den Antworten werden die in den Teilkirchen vorhandenen Initiativen zur Sensibilisierung und Ausbildung, aber auch das Beispiel der Ordensgemeinschaften und der Gruppen und Bewegungen als jenes Leben beschrieben, das es erlaubt, dem Glauben wieder jenen Primat zu geben, der ihm zukommt. Diese Umwandlung hat als ersten wohltuenden Effekt eine Steigerung der Qualität des christlichen Lebens der Gemeinschaften selbst und eine Reife der einzelnen, die zu ihnen gehören. Den eigenen Glauben als Erfahrung Gottes und Zentrum des eigenen Lebens zu betrachten, ist das Ziel, das viele Teilkirchen mit der Feier der Synode über die neue Evangelisierung verbinden, damit das alltägliche Leben verwandelt wird. Die Kirche gibt den Glauben weiter, den sie selbst lebt 97. Der beste Ort für die Weitergabe des Glaubens ist eine vom liturgischen Leben und vom Gebet genährte und verwandelte Gemeinschaft. Es besteht ein innerer Zusammenhang zwischen dem Glauben und der Liturgie: “lex orandi lex credendi”. «Ohne die Liturgie und die Sakramente hätte das Glaubensbekenntnis keine Wirkkraft, denn es würde ihm die Gnade fehlen, die das Zeugnis der Christen unterstützt»[48]. «In der Liturgie, besonders im heiligen Opfer der Eucharistie, „vollzieht sich“ „das Werk unserer Erlösung“, und so trägt sie in höchstem Maße dazu bei, dass das Leben der Gläubigen Ausdruck und Offenbarung des Mysteriums Christi und des eigentlichen Wesens der wahren Kirche wird. […] Wie daher Christus vom Vater gesandt ist, so hat er selbst die vom Heiligen Geist erfüllten Apostel gesandt, nicht nur das Evangelium aller Kreatur zu verkünden, die Botschaft, dass der Sohn Gottes uns durch seinen Tod und seine Auferstehung der Macht des Satans entrissen und in das Reich des Vaters versetzt hat, sondern auch das von ihnen verkündete Heilswerk zu vollziehen durch Opfer und Sakrament, um die das ganze liturgische Leben kreist».[49] In dieser Hinsicht zeigen die Antworten auf die Lineamenta all die Anstrengungen, die unternommen wurden, um den christlichen Gemeinschaften zu helfen, die tiefe Natur der Liturgie zu leben. In den christlichen Gemeinschaften verwandeln die Liturgie und das Gebetsleben eine einfache Gruppe von Menschen in eine Gemeinschaft, die den trinitarischen Glauben an Gott den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist feiert und weitergibt. Die beiden vorausgegangenen Ordentliche Generalversammlungen der Bischofssynode, welche die Eucharistie und das Wort Gottes im Leben der Kirche zum Thema hatten, wurden als wertvolle Hilfe erlebt, um weiterhin mit Fruchtbarkeit die liturgische Reform, die mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil begonnen hat, aufzunehmen und weiter zu entwickeln. Sie haben die zentrale Bedeutung der Eucharistie und des Wortes Gottes im Leben der Kirche in Erinnerung gerufen. In diesem Zusammenhang kommen verschiedene Antworten auf die Bedeutung der lectio divina zurück. Die (persönliche oder gemeinschaftliche) lectio divina stellt ganz von selbst einen Ort der neuen Evangelisierung dar: sie ist Gebet, das weiten Raum für das Hören des Wortes Gottes lässt, und führt auf diese Weise das Leben des Glaubens und des Gebetes zu seiner unerschöpflichen Quelle zurück, zu Gott, der spricht, ruft, befragt, Orientierung gibt, erleuchtet, richtet. Wenn «der Glaube vom Hören kommt» (Röm 10,17), ist das Hören des Wortes Gottes für den einzelnen Gläubigen und für die Kirche in ihrer Gesamtheit ein ebenso wirksames wie einfaches Mittel der Evangelisierung und der Erneuerung in der Gnade Gottes. 98. Die Antworten offenbaren jedenfalls die Existenz christlicher Gemeinschaften, denen es gelungen ist, den tiefen Wert des liturgischen Tuns wieder zu entdecken, das zugleich göttlicher Kult, Verkündigung des Evangeliums und Caritas in Aktion ist. In vielen Antworten wurde die Aufmerksamkeit besonders auf das Sakrament der Versöhnung gerichtet, das aus dem Leben vieler Christen fast verschwunden ist. Viele Antworten drücken eine Wertschätzung für die Feier dieses Sakramentes bei außerordentlichen Ereignissen aus: bei den Weltjugendtagen, während der Wallfahrten, auch wenn nicht einmal diese Zeichen in der Lage sind, sich positiv auf die Praxis der sakramentalen Versöhnung auszuwirken. 99. In den Antworten auf die Lineamenta war auch das Thema des Gebetes Gegenstand des Nachdenkens, um einerseits die festgestellten positiven Aspekte zu unterstreichen: eine ziemlich gute Verbreitung der Feier des Stundengebetes (sowohl in den christlichen Gemeinschaften, als auch im persönlichen Gebet); die Wiederentdeckung der Eucharistischen Anbetung als Quelle des persönlichen Gebetes; die Verbreitung von Gruppen des Hörens auf das Wort Gottes und des Gebetes; die spontane Ausbreitung von marianischen, charismatischen oder anderen Gebetsgruppen. Komplexer ist hingegen das Urteil der Antworten auf die Lineamenta im Hinblick auf die Verbindung zwischen der Feier des christlichen Glaubens und den Gestalten der Volksfrömmigkeit: einige positive Aspekte, die sich aus dieser Verbindung ergeben, werden anerkannt, zugleich werden aber auch die Gefahr des Synkretismus und einer Abwertung des Glaubens gesehen. 100. In Treue zum Herrn hat die Kirche von den Anfängen ihrer Geschichte an die Wahrheit der biblischen Erzählungen angenommen und sie in ihren Riten erfahren, sie in der Synthese und der Glaubensregel des Glaubensbekenntnisses zusammengefasst, in Orientierung für das Leben übersetzt und in einer kindlichen Beziehung zu Gott gelebt. An all das hat Papst Benedikt XVI. in dem Brief erinnert, mit dem er das Jahr des Glaubens ankündigt, als er die Apostolische Konstitution zitiert, mit welcher der Katechismus der Katholischen Kirche promulgiert wurde, und betont, dass der Glaube, um weitergegeben werden zu können, «bekannt, gefeiert, gelebt und im Gebet ausgedrückt»[50] werden müsse. Auf diese Weise hat die kirchliche Tradition, ausgehend von der Grundlage der Schriften, eine Pädagogik der Weitergabe des Glaubens geschaffen, welche sie in den vier großen Teilen des Römischen Katechismus weiter entwickelt hat: das Credo, die Sakramente, die Gebote und das Gebet des Vater Unser. Auf der einen Seite die Geheimnisse des Glaubens an den einen und dreieinen Gott, wie sie bekannt (Glaubensbekenntnis) und gefeiert (Sakramente) werden; auf der anderen Seite das diesem Glauben (einem Glauben, der durch die Liebe wirksam wird) entsprechende menschliche Leben, das sich in der christlichen Lebensart (Dekalog) und im kindlichen Gebet (das Vater Unser) konkretisiert. Die gleichen Teile bilden heute die allgemeine Gliederung des Katechismus der Katholischen Kirche.[51] 101. Der Katechismus der Katholischen Kirche wird uns als Mittel für eine doppelte Tätigkeit übergeben: er bietet die grundlegenden Inhalte des Glaubens und bezeichnet zugleich die Pädagogik seiner Weitergabe. Das Ziel besteht darin, jeden Gläubigen dazu zu führen, den Glauben, der zugleich Angebot der Wahrheit und Zustimmung zu ihr ist, in seiner Gänze zu leben. Der Glaube ist wesentlich eine Gabe Gottes, der das Sich-anvertrauen an den Herrn Jesu hervorruft. So wird die Zustimmung zum Inhalt des Glaubens zur Haltung, zur Entscheidung, Jesus zu folgen, und das eigene Leben seinem anzugleichen, wie es der Apostel Paulus darlegt, der es uns erlaubt, ins Innere dieser pädagogischen Struktur des Glaubens einzutreten: «Wer mit dem Herzen glaubt und mir dem Mund bekennt, wird Gerechtigkeit und Heil erlangen» (Röm 10,10). «Es besteht nämlich eine tiefe Einheit zwischen dem Glaubensakt und den Inhalten, denen wir zustimmen. […] die Kenntnis der zu glaubenden Inhalte genügt nicht, wenn dann das Herz […] nicht durch die Gnade geöffnet wird, die die Augen schenkt, um in die Tiefe zu sehen und zu verstehen, dass das, was verkündet wurde, das Wort Gottes ist».[52] Diese aufmerksame Erinnerung an die Struktur und die grundlegende Bedeutung des Katechismus der Katholischen Kirche, dessen Veröffentlichung sich zum zwanzigsten Mal jährt, dient dazu, den Überlegungen der Synode Mittel an die Hand zu geben, die es ermöglichen, im Hinblick auf das große Bemühen, das die Kirche in diesen Jahrzehnten bezüglich der Erneuerung ihrer Katechese unternommen hat, eine Unterscheidung der Geister vorzunehmen. Auf einer beschreibenden Ebene heben die Antworten auf die Lineamenta die großen Schritte hervor, die unternommen wurden, um die Katechese und die Wege der Glaubenserziehung zu überprüfen und immer besser zu strukturieren. Es werden erwähnt die erarbeiteten Projekte, die veröffentlichen Texte, die umgesetzten Initiativen zur Ausbildung der Katecheten nicht nur im Hinblick auf die Nutzung der neuen Instrumente, sondern auch im Hinblick auf die Reifung eines umfassenderen Verständnisses ihrer Sendung. 102. Im allgemeinen wird eine positive Bewertung vorgenommen: es handelt sich um eine beachtliche Bemühung, die von der ganzen Kirche unternommen wird (den Bischofssynoden der Katholischen Ostkirchen sui iuris, den Bischofskonferenzen, Zentren der Diözesen und Eparchien, Pfarrgemeinden, einzelnen Katecheten, theologischen und pastoralen Instituten), und deren Frucht in der Reife ihres ganzen Körpers auf einen bewussteren und mehr teilgebenden Glauben hin besteht. Die Antworten zeigen, dass die Kirche über die zur Weitergabe des Glaubens erforderlichen Mittel verfügt, deren aktiver und kritisch wachsamer Gebrauch durch die Veröffentlichung des Katechismus der Katholischen Kirche erleichtert wird. Seine Veröffentlichung hat den Katholischen Ostkirchen und den Bischofskonferenzen gedient, um einen Bezugspunkt zu haben, der in der Lage ist, der katechetischen Tätigkeit der Kirche Einheit und Klarheit zu geben. 103. Die Antworten enthalten auch eine Bewertung all der Anstrengungen, die unternommen wurden, um heute Rechenschaft über unseren Glauben abzulegen. Es wird festgestellt, dass die Weitergabe des Glaubens, ungeachtet des weitgehenden Einsatzes, auf mehr als ein Hindernis trifft, besonders durch den raschen Wandel der Kultur, die gegenüber dem christlichen Glauben aggressiver geworden ist. Es wird auch Bezug genommen auf die vielen offenen Fronten der Entwicklung des Wissens und der Technologie. Schließlich wird die Tatsache betont, dass die Katechese immer noch eher als Vorbereitung auf die verschiedenen Sakramente wahrgenommen wird, denn als beständige Erziehung im christlichen Glauben. 104. Der Säkularisierungsprozess der Kultur hat auch zutage gefördert, dass die verschiedenen katechetischen Methoden zwar Zeichen der Lebendigkeit sind, aber nicht immer jene volle Reife bewirkt haben, welche für die Weitergabe des Glaubens erforderlich ist. Das Nachdenken der Synode muss daher die Aufgabe der Synode über die Katechese fortsetzen: heute eine Weitergabe des Glaubens zu vollziehen, welche sich das Grundgesetz der Katechese zu eigen macht, nämlich die doppelte Treue gegenüber Gott und den Menschen in einer einheitlichen Haltung der Liebe.[53] Die Synode wird sich bezüglich einer Katechese zu befragen haben, welche integral und organisch ist und den Kern des Glaubens ganz weitergibt, und es zugleich versteht, zu den Menschen von heute, innerhalb ihrer Kulturen, zu sprechen, ihre Fragen anzuhören und ihre Suche nach der Wahrheit, dem Guten und dem Schönen mit Leben zu füllen. Die Subjekte der Weitergabe des Glaubens 105. Subjekt der Weitergabe des Glaubens ist die ganze Kirche, die sich in den Teilkirchen, den Eparchien und Diözesen, zum Ausdruck bringt. In ihnen ereignen sich die Verkündigung, die Weitergabe und die gelebte Erfahrung des Evangeliums. Mehr noch, die gleichen Teilkirchen sind nicht nur Subjekt, sondern, wie uns die Erfahrung der ersten christlichen Gemeinschaften in Erinnerung ruft (vgl. Apg 2,42-47), auch Frucht dieser Tätigkeit der Verkündigung des Evangeliums und der Weitergabe des Glaubens: der Geist versammelt die Gläubigen um die Gemeinschaften herum, die ihren Glauben begeistert leben, sich durch das Hören des Wortes der Apostel und die Eucharistie nähren und ihr Leben einsetzen für die Verkündigung des Reiches Gottes. Das Zweite Vatikanische Konzil greift diese Beschreibung als Grundlage für die Identität jeder christlichen Gemeinschaft auf, wenn es sagt: «Diese Kirche Christi ist wahrhaft in allen rechtmäßigen Ortsgemeinschaften der Gläubigen anwesend, die in der Verbundenheit mit ihren Hirten im Neuen Testament auch selbst Kirchen heißen. Sie sind nämlich je an ihrem Ort, im Heiligen Geist und mit großer Zuversicht (vgl. 1 Thess 1,5), das von Gott gerufene neue Volk. In ihnen werden durch die Verkündigung der Frohbotschaft Christi die Gläubigen versammelt, in ihnen wird das Mysterium des Herrenmahls begangen, „auf dass durch Speise und Blut des Herrn die ganze Bruderschaft verbunden werde“».[54] 106. Im Bereich der Weitergabe des Glaubens und allgemeiner der Verkündigung des Evangeliums konnten unsere Kirchen im täglichen Leben eine konkrete und häufig beispielhafte Verwirklichung dieser Aussage des Konzils erleben. Die Antworten haben die Tatsache ausführlich hervorgehoben, dass die Zahl der Christen, die sich in den letzten Jahrzehnten freiwillig und unentgeltlich in dieser Aufgabe eingesetzt haben, wirklich beachtlich ist und das Leben der Gemeinschaften als wahre Gabe des Geistes gekennzeichnet hat. Die mit der Weitergabe des Glaubens verbundenen Tätigkeiten haben es der Kirche erlaubt, sich in den verschiedenen sozialen Kontexten vor Ort einzubringen, sowie den Reichtum und die Verschiedenheit der Dienste zu zeigen, welche ihr tägliches Leben ausmachen und beleben. Auf diese Weise konnte von Neuem die Teilnahme der um den Bischof versammelten christlichen Gemeinschaften und der verschiedenen daran beteiligten Subjekte (Priester, Eltern, Ordensleute, Katecheten), jeder mit seiner eigenen Aufgabe und seiner eigenen Kompetenz, verstanden werden. 107. Wie bereits erwähnt werden konnte, können die Verkündigung des Evangeliums und die Weitergabe des Glaubens im Hinblick auf die Veränderungen im Bereich der Pfarrgemeinden zur positiven Anregung werden. Die Antworten regen an, die Pfarrei ins Zentrum der neuen Evangelisierung zu stellen, denn sie ist Gemeinschaft von Gemeinschaften, nicht nur Verwalterin religiöser Dienstleistungen, sondern Ort der Begegnung für Familien, Förderin von Gruppen zur Lektüre der Schrift und des Einsatzes der Laien, Ort, an dem man, Dank einer Sakramentenpastoral, die in ihrer wahren Bedeutung gelebt wird, eine wirkliche Erfahrung von Kirche macht. Die Synodenväter sollten diese Berufung der Pfarrei als Bezugs- und Koordinationspunkt für eine weite Skala pastoraler Realitäten und Initiativen vertiefen. 108. Neben der unersetzbaren Rolle der christlichen Gemeinschaft als Ganzer nimmt die Aufgabe der Weitergabe des Glaubens und der Erziehung zum christlichen Leben auch viele einzelne Christen in die Pflicht. Die Antworten erwähnen vor allem die Katecheten. Man nimmt das Geschenk zur Kenntnis, das man von vielen Christen empfangen hat, die, vor allem in den seit wenigen Jahrhunderten evangelisierten Kirchen, ausgehend von ihrem eigenen Glauben unentgeltlich einen einzigartigen und unersetzlichen Beitrag zur Verkündigung des Evangeliums und zur Weitergabe des Glaubens geleistet haben. Wie einige Antworten hervorheben, erfordert die neue Evangelisierung von ihnen einen größeren Einsatz und von Seiten der Kirche einer größere Anerkennung. Die Katecheten sind direkte Zeugen, unersetzliche Evangelisatoren, welche die grundlegende Kraft der christlichen Gemeinschaften darstellen. Es ist erforderlich, dass die Kirche vertieft über diese ihre Aufgabe nachdenkt, ihr größere Stabilität, Sichtbarkeit innerhalb der kirchlichen Dienste und Ausbildung verleiht. Vor dem Hintergrund dieser Voraussetzungen wird darum gebeten, dass die Synodenversammlung, ausgehend vom Nachdenken, das bereits seit Jahrzehnten im Gange ist, sich die Frage stellt, ob es möglich wäre, für die Katecheten einen festen und mit einer Beauftragung verbundenen Dienst innerhalb der Kirche einzurichten. Eine entsprechende Entscheidung würde in dieser Zeit einer entschiedenen Wiederbelebung der Tätigkeit im Hinblick auf die Verkündigung und die Weitergabe des Glaubens als eine Ressource und als eine starke Unterstützung der neuen Evangelisierung aufgefasst, zu der die Kirche aufgerufen ist. 109. Viele Antworten heben die wichtige Rolle der Diakone und vieler Frauen hervor, welche sich der Katechese widmen. Diese positiven Feststellungen sind in verschiedenen Antworten auch von Beobachtungen begleitet, die Sorge ausdrücken. Im Folge der geringer werden Zahl von Priestern und ihres Einsatzes in mehreren christlichen Gemeinschaften stellt man in den letzten Jahren eine immer stärkere Delegation der Katechese an die Laien fest. Die Antworten drücken den Wunsch aus, die Überlegungen der Synode mögen dabei helfen, die im Gang befindlichen Veränderungen im Hinblick auf das Leben der priesterlichen Identität heute zu verstehen. Auf diese Weise könnten die Veränderungen gelenkt werden, wobei die spezifische und unersetzliche Identität des priesterlichen Dienstes im Bereich der Evangelisierung und der Weitergabe des Glaubens bewahrt werden soll. Allgemeiner gesagt, wäre es sinnvoll, wenn die Überlegungen der Synode den christlichen Gemeinschaften helfen würden, dem Dienst der in ihnen lebenden und wirkenden Priester, Diakone und Katecheten einen neuen missionarischen Sinn zu geben. Die Familie, beispielhafter Ort der Evangelisierung 110. Unter den Subjekten der Weitergabe des Glaubens räumen die Antworten der Familie weiten Raum ein. Einerseits ist die christliche Botschaft über Ehe und Familie ein großes Geschenk, das die Familie zu einem beispielhaften Ort der Bezeugung des Glaubens werden lässt, und zwar wegen ihrer großen prophetischen Fähigkeit, die grundlegenden Werte der christlichen Erfahrung zu leben: Würde und Ergänzung von Mann und Frau, die nach dem Bild Gottes geschaffen sind (vgl. Gen 1,27), Offenheit für das Leben, Teilhabe und Gemeinschaft, Hingabe an den Schwächeren, erzieherische Aufmerksamkeit, Sich-anvertrauen an Gott als Quelle der Liebe, die Einheit schenkt. Viele Teilkirchen bekräftigen gerade in dieser missionarischen und bezeugenden Perspektive die Familienpastoral und investieren viel Energie in sie. 111. Auf der anderen Seite hat die Familie für die Kirche die Aufgabe, vom Beginn des menschlichen Lebens an zu erziehen und den Glauben weiterzugeben. Daraus entsteht das tiefe Band zwischen Kirche und Familie, das es auch mit der Hilfe zu tun hat, welche die Kirche den Familien geben will und der Hilfe, welche sie sich von der Familie erwartet. Oft leben die Familien auf Grund der Lebensrhythmen, der oft unsicheren Arbeitslage, der um sich greifenden Bedürftigkeit, der Müdigkeit in einer erzieherischen Aufgabe, die beschwerlich wird, in großen Spannungen. Die Familien selbst, die ihrer Schwierigkeiten bewusst geworden sind, empfinden das Bedürfnis nach Unterstützung von Seiten der Gemeinschaft, nach Annahme, nach Zuhören und der Verkündigung des Evangeliums, nach Begleitung in ihrer erzieherischen Aufgabe. Die gemeinsame Zielsetzung ist es, der Familie im Prozess der Weitergabe des Glaubens eine immer aktivere Rolle zu geben. 112. Die Antworten wissen auch um die Schwierigkeiten und die Bedürfnisse, die heute in vielen, auch christlichen, Familien, aufkommen: das Bedürfnis nach Unterstützung, das in den vielen Situationen des Schmerzes und des Versagens in der Erziehung vor allem der Kinder zum Glauben zum Ausdruck kommt. Verschiedene Antworten behandeln die Entstehung von Familiengruppen (lokaler Art oder in Verbindung mit kirchlichen Bewegungen), die vom christlichen Glauben durchdrungen sind, die es vielen Ehegatten ermöglicht hat, die Schwierigkeiten, denen sie begegnet sind, besser meistern zu können, und auf diese Weise auch ein Zeugnis des christlichen Glaubens zu geben. 113. Viele Antworten sehen gerade in diesen Familienkreisen ein Beispiel für die Früchte, welche die Verkündigung des Glaubens in unseren christlichen Gemeinschaften hervorbringen kann. Diesbezüglich zeigen die Antworten einen bestimmten Optimismus hinsichtlich der Festigkeit vieler christlicher Gemeinschaften, wenn sie sich auch in einer Situation der Vorläufigkeit und der Bedürftigkeit befinden, die Beständigkeit in der gemeinsamen Feier ihres Glaubens, die – wenn auch begrenzte - Verfügbarkeit von Ressourcen, um die Armen aufzunehmen und ein einfaches, tägliches Zeugnis des Evangeliums zu leben. 114. Die Antworten erwähnen das Ordensleben als ein Geschenk, das es mit Dankbarkeit anzunehmen gilt. Man anerkennt im Hinblick auf die Weitergabe des Glaubens und die Verkündigung des Evangeliums die Bedeutung der großen Orden und der vielen Formen des geweihten Lebens, besonders der Bettelorden, der apostolischen Institute und der Säkularinstitute mit ihrem prophetischen und evangelisatorischen Charisma, auch in Zeiten von Schwierigkeiten und der Überprüfung ihres Lebensstils. In einer Perspektive des Glaubens wird ihre, wenn auch verborgene Gegenwart als Quell vieler geistlicher Früchte zum Vorteil des Missionsauftrages gesehen, den die Kirche auch heute zu leben berufen ist. Viele Ortskirchen anerkennen die Bedeutung dieses prophetischen Zeugnisses des Evangeliums, das für das Leben des Glaubens der christlichen Gemeinschaften und vieler Getauften Quelle vielfältiger Energien ist. Viele Antworten wünschen sich, dass das Ordensleben einen wesentlichen Beitrag zur neuen Evangelisierung leiste, besonders im Bereich der Erziehung, des Gesundheitswesens, der Seelsorge, vor allem im Hinblick auf die Armen und jene Menschen, die der geistlichen und materiellen Hilfe besonders bedürfen. In diesem Zusammenhang wird auch die wertvolle Unterstützung anerkennt, welche die neue Evangelisierung durch das kontemplative Leben, vor allem in den Klöstern, erhält. Wie die Geschichte zeigt, ist die Beziehung zwischen Kontemplation und Evangelisierung stark und reich an Früchten. Diese Erfahrung stellt das Herz des Lebens der Kirche dar, wo das Wesen des Evangeliums, der Primat des Glaubens, die Feier der Liturgie, am Leben erhalten wird, indem man der Stille und jeder anderen Tätigkeit zur Ehre Gottes Sinn verleiht. 115. Ein anderes Geschenk der Vorsehung an die Kirche ist das in den letzten Jahrzehnten erfolgte, oft unerwartete und charismatische Aufblühen von Gruppen und Bewegungen, die sich vor allem der Verkündigung des Evangeliums widmen. Im Blick auf diese finden verschiedene Antworten die wesentlichen Elemente des Stils, den heute die Gemeinschaften und die einzelnen Christen annehmen müssten, um Rechenschaft über ihren Glauben ablegen zu können. Es handelt sich um die Qualitäten derjenigen, die wir als “neue Evangelisatoren” bezeichnen können: die Fähigkeit, die eigenen Lebensentscheidungen und Werte leben und begründen zu können; der Wunsch, den eigenen Glauben ohne Angst und falsche Scham öffentlich zu bekennen; das aktive Bemühen um Momente der im Gebet gelebten Gemeinschaft und des geschwisterlichen Austauschs; die spontane Vorliebe für die Armen und die Ausgeschlossenen; die Leidenschaft für die Erziehung der jungen Generationen. 116. Diese starke Bezugnahme auf das Thema der Charismen, die als wichtige Ressource für die neue Evangelisierung gesehen werden, macht es erforderlich, dass die Überlegungen der Synode das Problem vertiefen, und sich nicht darauf beschränken, diese Ressourcen zu bemerken, sondern sich die Frage nach der Integration ihrer Tätigkeit in das Leben einer missionarischen Kirche stellen. Es wurde vorgeschlagen, dass die Synodenversammlung das Verhältnis von Charisma und Institution, von charismatischen Gaben und hierarchischen Gaben[55] im konkreten Leben der Diözesen in ihrer missionarischen Spannung zum Thema macht. Auf diese Weise könnten jene Hindernisse beseitigt werden, die einige Antworten hervorheben, und die es nicht gestatten, die Charismen voll zu integrieren, wenn es darum geht, die neue Evangelisierung zu unterstützen. Wie die Antworten vorschlagen, könnte das Thema einer „Gleichwesentlichkeit” dieser Gaben des Geistes mit dem Leben und der Sendung der Kirche in der Perspektive der neuen Evangelisierung entfaltet werden.[56] Aus diesen Überlegungen heraus könnten dann wirksamere pastorale Mittel gewonnen werden, welche die charismatischen Ressourcen besser nutzen. 117. In den Antworten wird die Entstehung dieser neuen Erfahrungen und Formen der Evangelisierung in einer Linie mit der Erfahrung der großen Bewegungen, Institutionen und Vereinigungen zur Evangelisierung wie z.B. der katholischen Aktion gesehen, die während der Geschichte des Christentums entstanden sind. Die Merkmale, die diese Werke ermöglichen, werden in der Radikalität des Evangeliums gesehen, welche diese Formen von Erfahrung belebt, und in ihrer prophetischen Berufung zur Verkündigung des Evangeliums. Aus der Faszination, die sie ausüben und aus dem freudigen Charakter ihres Lebens entsteht das Geschenk der Berufungen. In mehr als einem Fall wird davon berichtet, dass einige historische Formen des Ordenslebens und diese neuen Bewegungen einen gegenseitigen Austausch von Gaben in die Wege geleitet haben. Rechenschaft über den eigenen Glauben ablegen 118. Der Zusammenhang, in dem wir stehen, macht es erforderlich, die Aufgabe der Verkündigung und der Weitergabe des Glaubens, die jedem Christen eigen ist, zu betrachten und darzustellen. In mehr als einer Antwort ist davon die Rede, dass die größte Dringlichkeit für die Kirche heute darin besteht, die Identität eines jeden Einzelnen, wie sie aus der Taufe entspringt, wiederzuerwecken, damit jeder es versteht, wahrer Zeuge des Evangeliums zu sein und Rechenschaft über den eigenen Glauben abzulegen. Kraft des allgemeinen Priestertums[57] und ihrer Teilhabe am prophetischen Amt[58] Christi sind alle Gläubigen gänzlich an dieser Aufgabe der Kirche beteiligt. Aufgabe der Laien ist es insbesondere, zu bezeugen, wie der christliche Glaube eine Antwort darstellt auf die existentiellen Probleme, die das Leben zu jeder Zeit und in jeder Kultur mit sich bringt, und die daher jeden Menschen angehen, auch den Agnostiker oder den Nichtglaubenden. Dies wird möglich sein, wenn man den Bruch zwischen Evangelium und Leben überwindet, indem man bei der alltäglichen Tätigkeit in der Familie, bei der Arbeit und in der Gesellschaft die Einheit des Lebens wiederherstellt, das im Evangelium die Inspiration und die Kraft findet, um sich in Fülle zu verwirklichen.[59] 119. Es ist erforderlich, dass jeder Christ sich von dieser Aufgabe herausgefordert fühlt, welche die Identität aus der Taufe ihm anvertraut, dass er sich bei der Antwort darauf entsprechend der eigenen Berufung vom Geist führen lässt. In einer Zeit, in der die Entscheidung für den Glauben und die Nachfolge Christi nicht leicht erscheint und von der Welt wenig verstanden, wenn nicht sogar verhindert oder belächelt wird, verstärkt sich die Aufgabe der Gemeinschaften und der einzelnen Christen, unerschrockene Zeugen des Evangeliums zu sein. Die Logik eines solchen Verhaltens wird vom Apostel Petrus vorgeschlagen, wenn er uns einlädt, Rechenschaft abzulegen, jedem zu antworten, der uns nach dem Grund der Hoffnung fragt, die in uns ist (vgl. 1 Petr 3,15). Eine neue Blütezeit für das Zeugnis unseres Glaubens, neue Gestalten der Antwort (apo-logia) an den, der uns nach dem logos, dem Grund unseres Glaubens, fragt, das sind die Wege, die der Geist unseren christlichen Gemeinschaften zeigt. Dies dient zu unserer Erneuerung, um mit größerer Eindringlichkeit in der Welt, in der wir leben, die Hoffnung und das Heil gegenwärtig zu halten, das uns von Jesus Christus geschenkt ist. Es geht darum, einen neuen Stil zu erlernen, «bescheiden und ehrfürchtig und mit einem reinen Gewissen» (1 Petr 3,16) zu antworten. Es ist eine Einladung, mit jener milden Stärke zu leben, die uns aus unserer Identität als Kinder Gottes zukommt, aus der Einheit mit Christus im Geist, aus der Neuheit, die diese Einheit in uns hervorgebracht hat, und mit der Entschiedenheit dessen, der weiß, dass sein Ziel die Begegnung mit Gott Vater in seinem Reich ist. 120. Dieser Stil muss ein ganzheitlicher Stil sein, der den Gedanken und die Tat umfasst, das persönliche Verhalten und das öffentliche Zeugnis, das innere Leben unserer Gemeinschaften und ihren missionarischen Schwung. Auf diese Weise wird die erzieherische Aufmerksamkeit und die zuvorkommende Hingabe an die Armen bestätigt, die Fähigkeit jedes Christen, im Umfeld, in dem er lebt, das Wort zu ergreifen, um die christliche Gabe der Hoffnung weiter zu geben. Dieser Stil muss sich die Leidenschaft, das Vertrauen und die Freiheit des Wortes (parresia) zu eigen machen, die sich in der Predigt der Apostel zeigten (vgl. Apg 4,31; 9,27-28). Es ist dies der Stil, welchen die Welt entsprechend der Logik unseres Glaubens in der Kirche und in jedem Christen finden muss. Wie Paul VI. in Erinnerung ruft, betrifft dieser Stil jeden von uns persönlich: «Darum bleibt neben dieser Verkündigung des Evangeliums in umfassendster Weise die andere Form seiner Vermittlung, nämlich von Person zu Person, weiterhin gültig und bedeutsam. [...] Die Dringlichkeit, die Frohbotschaft den vielen zu verkünden, darf nicht jene Form des Mitteilens übersehen lassen, in welcher das ganz persönliche Innere des Menschen angesprochen wird, berührt von einem ganz besonderen Wort, das er von einem anderen empfängt»[60] 121. In dieser Perspektive ist die Einladung zu einer authentischen und erneuerten Bekehrung zum Herrn, dem einzigen Retter der Welt, die im Jahr des Glaubens an uns ergeht, eine Gelegenheit, die bestens genutzt werden soll, damit jede christliche Gemeinschaft, jeder einzelne Getaufte, jener Rebzweig sein kann, der Frucht bringt und gereinigt wird, «damit er mehr Frucht bringt» (Joh 15,2) und auf diese Weise die Welt und das Leben der Menschen mit den Gaben des neuen Lebens, das entsprechend der radikalen Neuheit der Auferstehung gestaltet ist, bereichern kann. Dem Maß seiner freien Verfügbarkeit entsprechend, werden die Gedanken und die Gefühle, die Mentalität und das Verhalten des Menschen schrittweise gereinigt und verwandelt, auf einem Weg, der in diesem Leben nie vollständig zum Abschluss kommt. Der «Glaube, der in der Liebe wirksam ist» (Gal 5,6) wird zu einem neuen Kriterium des Verstehens und der Tätigkeit, das das ganze Leben des Menschen verwandelt (vgl. Eph 4,20-29) und neue Früchte bringt. 122. Die Früchte, welche diese durch das Leben des Glaubens ermöglichte Umwandlung in der Kirche als Zeichen der belebenden Kraft des Evangeliums hervorbringt, nehmen in der Auseinandersetzung mit den Herausforderungen unserer Zeit Gestalt an. Die Antworten bezeichnen diese Früchte folgendermaßen: Familien, welche wirkliches Zeichen der Liebe, des Miteinander-teilens und der für das Leben offenen Hoffnung sind; Gemeinschaften, die sich durch einen wirklichen ökumenischen Geist auszeichnen; der Mut, Initiativen der sozialen Gerechtigkeit und Solidarität zu unterstützen; die Freude, das eigene Leben hinzugeben, indem man einer Berufung oder einer Weihe folgt. Die Kirche, welche ihren Glauben in der neuen Evangelisierung in all diesen Zusammenhängen weitergibt, zeigt den Geist, der sie leitet und die Geschichte verwandelt. 123. Wie sich der Glaube in der Liebe ausdrückt, so wäre die Liebe ohne den Glauben nur Philanthropie. Im Christen erfordern Glaube und Liebe einander gegenseitig, so dass der eine die andere unterstützt. In vielen Antworten wurde der Wert des Zeugnisses vieler Christen unterstrichen, die ihr Leben mit Liebe denen widmen, die allein, ausgegrenzt oder ausgeschlossen sind, weil sich gerade in diesen Menschen das Antlitz Christi widerspiegelt. Dank des Glaubens können wir in denen, die unsere Liebe erbitten, das Antlitz des auferstandenen Herrn erkennen: »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan« (Mt 25,40). Es ist der Glaube, der es erlaubt, Christus zu erkennen; und es ist seine Liebe selbst, die dazu drängt, ihm jedes Mal dann zu helfen, wenn er auf dem Weg des Lebens unser Nächster wird. 124. Unterstützt durch den Glauben schauen wir mit Hoffnung auf unseren Einsatz in der Welt, in Erwartung «eines neuen Himmels und einer neuen Erde, in denen die Gerechtigkeit wohnt» (2 Petr 3,13). Es ist der gleiche Einsatz für die Evangelisierung, die, wie Paul VI. sagte, von uns fordert, «zu erreichen, dass durch die Kraft des Evangeliums die Urteilskriterien, die bestimmenden Werte, die Interessenpunkte, die Denkgewohnheiten, die Quellen der Inspiration und die Lebensmodelle der Menschheit, die zum Wort Gottes und zum Heilsplan im Gegensatz stehen, umgewandelt werden».[61]. Viele Antworten ermutigen dazu, alle Getauften dazu anzuregen, die besondere Aufgabe, auch mit Hilfe der Soziallehre der Kirche zu evangelisieren, mit mehr Hingabe zu erfüllen, indem sie ihren Glauben in der Welt leben in der Suche nach dem wahren Gut aller in Achtung und Förderung der Würde jedes Menschen bin hin zum direkten Eingreifen - besonders von Seiten der Laien - in die soziale und politische Tätigkeit. Die Caritas ist die Sprache, die sich in der neuen Evangelisierung weniger durch Worte, als vielmehr durch Werke brüderlicher Liebe, der Nähe und der Hilfe für Menschen in geistlicher und materieller Bedürftigkeit zum Ausdruck bringt. 125. Eine weitere Frucht einer Kirche, die sich vom Evangelium Jesu, von seiner Gegenwart, verwandeln lässt, ist ein erneuerter ökumenischer Einsatz. Wie uns das Zweite Vatikanische Konzil in Erinnerung ruft, ist die Spaltung unter den Christen ein Gegenzeugnis: «Eine solche Spaltung widerspricht aber ganz offenbar dem Willen Christi, sie ist ein Ärgernis für die Welt und ein Schaden für die heilige Sache der Verkündigung des Evangeliums vor allen Geschöpfen».[62] Die Überwindung der Spaltungen ist die unverzichtbare Bedingung für die volle Glaubwürdigkeit der Nachfolge Christi. Das, was die Christen eint, ist viel stärker als das, was sie trennt. Wir müssen uns daher gegenseitig anspornen, wenn es darum geht, zu versuchen, unser Zeugnis für das Evangelium in Treue zu leben, und zu lernen, in der Einheit zu wachsen. In diesem Sinn, wie es viele Teilkirchen anmahnen, ist die Sache des Ökumenismus sicher eine der von der neuen Evangelisierung zu erwartenden Früchte, denn diese beiden Tätigkeiten haben die Absicht, die Gemeinschaft im sichtbaren Leib der Kirche zum Heil aller zu fördern. 126. Auch die Ausrichtung des Menschen auf die Wahrheit ist eine der Früchte, welche viele Antworten sich aus dem Impuls der neuen Evangelisierung erwarten. Es wird festgestellt, dass viele Bereiche der gegenwärtigen Kultur eine Art Beunruhigung gegenüber all dem verspüren, was, im Gegensatz zur modernen Vorstellung der Freiheit, verstanden als absolute Autonomie, welche im Relativismus die einzige Form des Denkens sieht, die dem Zusammenleben der kulturellen und religiösen Verschiedenheiten angemessen ist, als Wahrheit bezeugt wird. In diesem Zusammenhang empfehlen viele Antworten, dass unsere Gemeinschaften und die einzelnen Christen – gerade im Namen der Wahrheit, die uns frei macht (vgl. Joh 8,32) – in der Lage seien, die Menschen zur Wahrheit, zum Frieden und zur Verteidigung der Würde jedes Menschen zu begleiten, gegen jede Form der Gewalt und der Unterdrückung der Rechte. 127. Prüfstand dieser Wege ist sicherlich der interreligiöse Dialog, der nicht die Bedingung haben kann, auf das Thema der Wahrheit zu verzichten, denn sie stellt einen Wert dar, welcher zur religiösen Erfahrung dazugehört: die Suche nach Gott ist der Akt, welcher auf höchste Weise die Freiheit des Menschen qualifiziert. Diese Suche aber ist wirklich frei, wenn sie für die Wahrheit offen ist, die sich nicht mit Gewalt aufdrängt, sondern dank der anziehenden Kraft der Wahrheit selbst.[63] Wie das Zweite Vatikanische Konzil sagt: «Die Wahrheit muss aber auf eine Weise gesucht werden, die der Würde der menschlichen Person und ihrer Sozialnatur eigen ist, d.h. auf dem Wege der freien Forschung, mit Hilfe des Lehramtes oder der Unterweisung, des Gedankenaustauschs und des Dialogs, wodurch die Menschen einander die Wahrheit, die sie gefunden haben oder gefunden zu haben glauben, mitteilen, damit sie sich bei der Erforschung der Wahrheit gegenseitig zu Hilfe kommen; an der einmal erkannten Wahrheit jedoch muss man mit personaler Zustimmung festhalten».[64] Man erwartet sich, dass die Synode das Thema der Evangelisierung und der Weitergabe des Glaubens im Licht des vom Binom Wahrheit-Freiheit hervorgehobenen Prinzips noch einmal durchdenkt.[65] 128. Schließlich gehört zur Logik der Anerkennung der Früchte auch der Mut, die Untreuen und die Skandale zu benennen, die in den christlichen Gemeinschaften als Zeichen und Konsequenz eines Nachlassens der Spannung in dieser Aufgabe der Verkündigung, zum Vorschein kommen. Es braucht den Mut, die Sünden einzugestehen, während man weiter Jesus Christus und das andauernde Bedürfnis nach Erlösung verkündet. Wie uns der Apostel Paulus lehrt, können wir unsere Schwächen anschauen, denn auf diese Weise erkennen wir die Kraft Christi an, der uns rettet (vgl. 2 Kor 12,9; Röm 7,14f). Die Übung der Buße als Umkehr führt zur Reinigung und zur Wiedergutmachung der Konsequenzen der Fehler, im Vertrauen darauf, dass die Hoffnung, die uns geschenkt ist, «nicht zugrunde gehen lässt; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist» (Röm 5,5). Diese Haltungen sind Frucht der Weitergabe des Glaubens und der Verkündigung des Evangeliums, die in erster Linie nicht darin nachlässt, die Christen und ihre Gemeinschaften zu erneuern, während sie der Welt das Zeugnis des christlichen Glaubens bringt. Die pastorale Tätigkeit wiederbeleben
»Geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern;
129. Der Auftrag, alle Menschen zu Jüngern zu machen und sie zu taufen, hat in den verschiedenen Epochen der Geschichte der Kirche pastorale Praktiken entstehen lassen, die bestimmt waren vom Willen, den Glauben weiterzugeben und der Notwendigkeit, das Evangelium in der Sprache der Menschen zu verkünden, verankert in ihren Kulturen und mitten unter ihnen.[66] Dies ist ein Gesetz, das vom Zweiten Vatikanischen Konzil klar zum Ausdruck gebracht wird: Die Kirche hat «von Beginn ihrer Geschichte an gelernt, die Botschaft Christi in der Vorstellungswelt und Sprache der verschiedenen Völker auszusagen und darüber hinaus diese Botschaft mit Hilfe der Weisheit der Philosophen zu verdeutlichen, um so das Evangelium sowohl dem Verständnis aller als auch berechtigten Ansprüchen der Gebildeten angemessen zu verkünden. Diese in diesem Sinne angepasste Verkündigung des geoffenbarten Wortes muss ein Gesetz aller Evangelisation bleiben. […] Es ist jedoch Aufgabe des ganzen Gottesvolkes, vor allem auch der Seelsorger und Theologen, unter dem Beistand des Heiligen Geistes auf die verschiedenen Sprachen unserer Zeit zu hören, sie zu unterscheiden, zu deuten und im Licht des Gotteswortes zu beurteilen, damit die geoffenbarte Wahrheit immer tiefer erfasst, besser verstanden und passender verkündet werden kann».[67] 130. Ein immer deutlicheres Verständnis der Formen der Weitergabe des Glaubens hat, zusammen mit den sozialen und kulturellen Veränderungen, die sich heute dem Christentum als Herausforderung darstellen, innerhalb der Kirche einen verbreiteten Prozess des Nachdenkens und der Überprüfung ihrer pastoralen Praktiken in Gang gebracht, vor allem im Hinblick auf diejenigen, die besonders der Einführung in den Glauben, der Erziehung zu ihm und der Verkündigung der christlichen Botschaft gewidmet sind. «Da die Kirche eine sichtbare gesellschaftliche Struktur hat, das Zeichen ihrer Einheit in Christus, sind für sie auch Möglichkeit und Tatsache einer Bereicherung durch die Entwicklung des gesellschaftlichen Lebens gegeben, nicht als ob in ihrer von Christus gegebenen Verfassung etwas fehle, sondern weil sie so tiefer erkannt, besser zur Erscheinung gebracht und zeitgemäßer gestaltet werden kann».[68] Indem er die Aussagen Pauls VI. in Evangelii nuntiandi[69] aufgreift, bestätigt Benedikt XVI., dass die Evangelisierung «nicht vollkommen [wäre,] wenn sie nicht dem Umstand Rechnung tragen würde, dass sich im Lauf der Zeit das Evangelium und das konkrete, persönliche und gemeinschaftliche Leben des Menschen gegenseitig fordern. […] Das Zeugnis für die Liebe Christi durch Werke der Gerechtigkeit, des Friedens und der Entwicklung gehört zur Evangelisierung, denn dem uns in Liebe zugewandten Jesus Christus liegt der ganze Mensch am Herzen. Auf diese wichtigen Lehren gründet sich der missionarische Aspekt der Soziallehre der Kirche als wesentliches Element der Evangelisierung. Die Soziallehre der Kirche ist Glaubensverkündigung und Glaubenszeugnis. Sie ist Instrument und unverzichtbarer Ort der Erziehung zum Glauben».[70] Es geht um Themen, die im Hinblick auf die neue Evangelisierung zu vertiefen sind. Sie betrifft auch «den Dienst der Kirche hinsichtlich der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens».[71] Die christliche Initiation als Prozeß der Evangelisierung 131. Der Text der Lineamenta geht davon aus, dass die zukünftige Gestalt des Christentums in der Welt, besonders im Westen, sowie die Fähigkeit des christlichen Glaubens, zur heutigen Kultur zu sprechen, davon abhängen wird, wie die Kirche in der Lage ist, die im Gang befindliche Überprüfung ihrer Taufpraxis zu gestalten. Die eingegangenen Antworten geben das Bild einer Kirche, die mit dieser Überprüfung sehr beschäftigt ist, die viele Überzeugungen gebildet hat, aber im Hinblick auf andere Fragen immer noch Zeichen einer nicht abgeschlossenen Bemühung zeigt, eines Weges, der noch nicht bis zum Ende beschrieben ist. 132. Die erste Überzeugung betrifft die gewöhnliche Form des Eintretens in das christliche Leben, die in der Kindertaufe besteht, welche oft in der Zeit unmittelbar nach der Geburt, empfangen wird. Die Mehrzahl der Antworten gibt diese Tatsache als Ergebnis der Beobachtung, aber auch als Frucht einer bewussten Entscheidung wieder. Auch die jüngeren Kirchen sehen in der Kindertaufe ein Ziel, das etwas über das hohe Niveau der Inkulturation des Christentums in ihren Ländern aussagt. Einige Antworten offenbaren aber auch eine große Sorge im Hinblick auf die Entscheidung getaufter Eltern, auf Grund einer Vielzahl von Gründen die Taufe ihrer eigenen Kinder zu verschieben. Als häufigster Grund wird die Möglichkeit einer freien Entscheidung des Einzelnen im Erwachsenenalter angegeben. 133. Eine zweite Überzeugung besteht im Vorhandensein einer inzwischen stabilen Zahl von Taufbitten von Seiten Erwachsener und Heranwachsender. Dieses Phänomen, das zahlenmäßig sicher weniger bedeutsam ist als das erste, wird jedenfalls als Gabe gesehen, die es den christlichen Gemeinschaften erlaubt, den tiefen Inhalt der Taufe aufzunehmen: den Weg der Vorbereitung, die Feier der Skrutinien vor der Taufe, die Feier des Sakramentes, all dies sind Momente, die den Glauben sowohl der Katechumenen als auch der Gemeinschaft nähren. 134. Darüber hinaus scheint es sicher, dass die Struktur des Katechumenats, wie sie im Ordo Initiationis Christianae Adultorum[72] dargestellt wird, ein angemessenes Instrument ist, um eine Reform des Verlaufs des Eintritts in den Glauben von Seiten der Kleinsten durchzuführen. In diesen Jahrzehnten haben alle Kirchen daran gearbeitet, der Einführung in den und der Erziehung zum Glauben einen verstärkten Zeugnischarakter und kirchlichen Charakter zu geben. Es ist gelungen, auf diese Weise dem Sakrament der Taufe eine bewusstere Feier zu schenken, im Hinblick auf eine zukünftige bessere Teilnahme der Getauften am christlichen Leben. Es wurden Bemühungen angestellt, um den Wegen der christlichen Initiation eine Form zu geben, und versucht, die Sakramente (Taufe, Firmung, Eucharistie) zur Einheit zu verbinden, und dabei in immer aktiverer Weise auch die Eltern und Paten mit einzubeziehen. Tatsächlich haben viele Kirchen auch dem „Katechumenat nach der Taufe” Gestalt gegeben, um die Praxis der Verbindung zum Glauben zu verändern und den Bruch zwischen Liturgie und Leben zu überwinden, damit die Kirche wirklich eine Mutter sein kann, die ihre Kinder zum Glauben gebiert.[73] 135. In vielen Antworten wird die neue Evangelisierung als ein Appell betrachtet, die unternommenen Anstrengungen und die zur Stärkung des Glaubens eingeführten Reformen zu konsolidieren: vor allem den Glauben der Katechumenen, ihrer Angehörigen, der Gemeinschaft, welche sie unterstützt und begleitet. Die Taufpastoral wird als einer der bevorzugten Orte der neuen Evangelisierung betrachtet. 136. Was die Wege der christlichen Initiation angeht, liefern uns die Antworten zwei Daten: es gibt eine große Verschiedenheit und das friedliche Miteinander großer Unterschiede. Die Zulassung zur ersten Kommunion findet in der Regel im Grundschulalter statt und ihr geht ein Weg der Vorbereitung voraus. Es gibt auch Erfahrungen im Hinblick auf die Mystagogie und die anschließende Begleitung. Sehr unterschiedlich ist der Zeitpunkt der Einordnung des Sakramentes der Firmung. Hier gibt es oft auch in benachbarten Diözesen unterschiedliche Zeiten. Im Anschluss an die Aussage der Synode über die Eucharistie, d.h., dass die Unterschiedlichkeit der Praxis nicht dogmatischer, sondern pastoraler Natur ist,[74] scheinen die Beteiligten nicht die Absicht einer Veränderung zu haben. Im Gegenteil hält man die derzeitige Situation für einen Reichtum, der beizubehalten ist. Diese Gleichzeitigkeit einer unterschiedlichen Praxis bringt kein Nachdenken in dem Sinn hervor, dass die unterschiedliche Praxis der katholischen Ostkirchen im Hinblick auf die Initiation in Erwägung gezogen wird. 137. Die Arbeit, welche die Synode diesbezüglich leisten muss, ist weit gefächert. Es geht nicht nur darum, einer verschiedenartigen Praxis Orientierung zu geben, um Zerstreuung zu verhindern. Es geht auch darum, umzusetzen, was die Synode über die Eucharistie gefordert hat, nämlich die «Wirksamkeit der aktuellen Initiationswege [zu erreichen], damit den Christen durch die erzieherische Tätigkeit unserer Gemeinden geholfen werde, in einem fortschreitenden Reifungsprozess zu einer authentisch eucharistischen Lebenseinstellung zu gelangen, um so fähig zu sein, in einer unserer Zeit angemessenen Weise jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die uns erfüllt (vgl. 1Petr 3,15)».[75] Aus theologischer Sicht geht es darum, die Reihenfolge der christlichen Initiationssakramente besser zu verstehen, die ihren Höhepunkt in der Eucharistie haben, und über Modelle nachzudenken, wie die erwünschte Vertiefung in die Praxis umgesetzt werden kann. Das Erfordernis der Erstverkündigung 138. Verschiedene Male wird in den Antworten das Erfordernis erwähnt, den christlichen Gemeinschaften vor Ort, angefangen bei den Pfarreien, dabei zu helfen, einen mehr missionarischen Stil ihrer Präsenz innerhalb der sozialen Struktur anzunehmen. Es ist ein wiederkehrender Aufruf, dass unsere Gemeinschaften bei der Verkündigung des Evangeliums in der Lage sein müssen, die Aufmerksamkeit der Erwachsenen von heute zu erreichen, ihre Fragen und ihren Durst nach Glück recht zu verstehen. In einer Gesellschaft, welche viele Formen des Redens von Gott über Bord geworfen hat, wird das Erfordernis, dass unsere Gemeinschaften ohne Angst auch eine apologetische Haltung einnehmen und gelassen Formen des öffentlichen Glaubensbekenntnisses leben, als eine klare pastorale Notwendigkeit empfunden. 139. Das Mittel der Erstverkündigung, von dem in den Lineamenta die Rede war, betrifft diese Situation. Die Erstverkündigung, verstanden als Mittel eines expliziten Vorschlages, oder besser, der Verkündigung, des grundlegenden Inhaltes unseres Glaubens, richtet sich in erster Linie an diejenigen, die Jesus Christus nicht kennen, an die Nichtglaubenden und an die, welche faktisch in religiöser Indifferenz leben. Sie ruft zur Bekehrung auf und muss in die anderen Formen der Verkündigung und der Einführung in den Glauben integriert werden. Während diese Formen auf die Begleitung zielen, auf die Reifung des Glaubens, der schon da ist, hat die Erstverkündigung das spezifische Ziel der Umkehr, die dann eine Konstante im christlichen Leben bleibt. 140. Es ist aber nicht immer leicht, eine Unterscheidung zwischen diesen verschiedenen Formen der Verkündigung vorzunehmen, und sie muss nicht notwendiger Weise immer auf eindeutige Weise erfolgen. Es geht um eine zweifache Aufmerksamkeit, welche Teil derselben pastoralen Tätigkeit ist. Die Erstverkündigung drängt die christlichen Gemeinschaften dazu, dem Glauben der Menschen in-und außerhalb der Gemeinschaft Raum zu geben. Ihre Aufgabe ist es, Glauben zu wecken und wieder zu beleben, um die Gemeinschaft und die Getauften in einer ständigen und treuen Spannung in Richtung auf die Verkündigung und das öffentliche Zeugnis des Glaubens, den sie bekennen, zu halten. 141. Die Erstverkündigung braucht daher Formen, Orte, Initiativen und Ereignisse, die es erlauben, die Verkündigung des christlichen Glaubens in die Gesellschaft hineinzutragen. Und tatsächlich zeigen die Antworten, dass es an allgemeinen Formen der Erstverkündigung nicht fehlt. Verschiedene Bischofskonferenzen haben nationale kirchliche Veranstaltungen organisiert. In der gleichen Richtung loben viele Antworten die internationalen Ereignisse, wie die Weltjugendtage, die auf Weltebene als wirkliche Formen der Erstverkündigung gesehen werden. Auch die apostolischen Reisen des Papstes sowie die Selig- oder Heiligsprechungen einer Tochter oder eines Sohnes einer bestimmten Kirche werden in der gleichen Perspektive gesehen. 142. Auf der anderen Seite bewirkt der Mangel an Erstverkündigung im alltäglichen Leben, wie es sich in den Wohnvierteln oder in der Welt der Arbeit abspielt, in vielen Antworten große Sorge. Ein verbreiteter Eindruck ist der, dass in dieser Hinsicht viel Arbeit ansteht, um die Gemeinschaften in den Pfarreien im Hinblick auf eine dringende missionarische Tätigkeit zu sensibilisieren. Die Synodenversammlung kann aus den Antworten weitere Hinweise für den Austausch und das Nachdenken entnehmen. Verschiedene Antworten heben hervor, dass die Erstverkündigung in vielen pastoralen Tätigkeiten, die bereits im normalen Leben unserer christlichen Gemeinschaften heimisch sind, Platz finden kann. Es wird auf drei Felder verwiesen: die Predigt, das Sakrament der Versöhnung, und die Volksfrömmigkeit mit ihren Andachtsformen. 143. Was die Predigt angeht, so sind besonders die sonntägliche Homilie, aber auch die vielen anderen Formen der außerordentlichen Predigt (Volksmission, Novenen, Predigten bei Beerdigungen, Taufen, Hochzeiten, Festen) wirklich erstrangige Mittel der Erstverkündigung. Aus diesem Grund sollen sie, wie schon die vorherige ordentliche Generalversammlung anregte, mit Sorgfalt vorbereitet werden, wobei auf das Herz der Botschaft zu achten ist, die man vermitteln will, auf den christologischen Charakter, der ihnen eigen sein soll, auf den Gebrauch einer Sprache, der das Zuhören anregt und die Bekehrung der Versammlung zum Ziel hat.[76] 144. Das Sakrament der Versöhnung hat seine ursprüngliche Bedeutung in der aktuellen Erfahrung des Angesichts des barmherzigen Gottes des Vaters zur Bekehrung und im Wachstum des einzelnen Beichtenden und der Gemeinschaft, welche dieses Sakrament feiert. Damit dieses Sakrament die Evangelisierung fördert und den Sinn für die Sünde weckt, würde es genügen, in ordentlicher und gewohnheitsmäßiger Weise das umzusetzen, was der Ritus vorsieht, d.h. dass er mit der Verkündigung eines Bibeltextes beginnt, im Licht dessen man sein Gewissen erforschen und die eigene Ferne gegenüber dem Willen Gottes und dem Evangeliums erkennen kann.[77] Auf diese Weise wird der aus der Apostelgeschichte bekannte Weg erneut beschritten: die Reue zur Vergebung der Sünden erwächst aus der Verkündigung des Wortes (vgl. Apg 2,14-47). 145. Schließlich zeigt sich die Volksfrömmigkeit mit ihren vor allem an Maria und die Heiligen gerichteten Andachtsformen, an den heiligen Orten (den Wallfahrtsorten), um Wege der Buße und der Spiritualität zu leben, immer mehr als ein sehr aktueller und origineller Weg. In den Wallfahrten und Andachtsformen wird man auf dem Weg der Erfahrung zum Glauben und zu den großen existentiellen Fragen hingeführt, welche es auch mit der Umkehr im eigenen Leben zu tun haben. Man erlebt eine gemeinschaftliche Erfahrung des Glaubens, der eine neue Sicht der Welt und des Lebens eröffnet. Daran zu arbeiten, dass der Reichtum des christlichen Gebetes an diesen Orten der Umkehr gut bewahrt wird, ist sicher eine Herausforderung, die der neuen Evangelisierung anzuvertrauen ist. Besonders im Hinblick auf die Marienverehrung kann die neue Evangelisierung sich die Worte des Zweiten Vatikanischen Konzils zu eigen machen: «Diese katholische Lehre trägt die Heilige Synode wohlbedacht vor. Zugleich mahnt sie alle Kinder der Kirche, die Verehrung, vor allem die liturgische, der seligen Jungfrau großmütig zu fördern, die Gebräuche und Übungen der Andacht zu ihr, die im Laufe der Jahrhunderte vom Lehramt empfohlen wurden, hochzuschätzen. […] Die Gläubigen aber sollen eingedenk sein, dass die wahre Andacht weder in unfruchtbarem und vorübergehendem Gefühl noch in irgendwelcher Leichtgläubigkeit besteht, sondern aus dem wahren Glauben hervorgeht, durch den wir zur Anerkennung der Erhabenheit der Gottesmutter geführt und zur kindlichen Liebe zu unserer Mutter und zur Nachahmung ihrer Tugenden angetrieben werden».[78] 146. Die Antworten zählen weitere Praktiken auf, welche die Aufmerksamkeit der synodalen Überlegungen verdienen, weil sie Mittel darstellen, die in der Lage sind, den Erfordernissen der Erstverkündigung Gestalt zu geben. In erster Linie bezieht man sich auf die Volksmissionen, wie sie in der Vergangenheit in regelmäßigen Abständen in den Pfarreien veranstaltet wurden, als Formen der geistlichen Wiedererweckung der Christen vor Ort. Heute ein ähnliches Instrument wieder vorzuschlagen und ihm Gestalt zu geben - wobei die Volksmissionen in die gemeinschaftliche Praxis des Hörens und der Verkündigung des Wortes Gottes, wie sie heute in den christlichen Gemeinschaften verbreitet sind, zu integrieren wären - ist ein Vorschlag, der in mehr als einer Antwort enthalten ist. So werden auch all jene pastoralen Initiativen, die es mit der Vorbereitung auf das Sakrament der Ehe zu tun haben, als optimale Gelegenheiten zur Erstverkündigung gesehen. Sie werden nicht als einfache und direkte Vorbereitung auf dieses spezielle Sakrament betrachtet, sondern werden immer mehr wirkliche Wege der Wiederannäherung an den christlichen Glauben und der Reife in ihm. Schließlich bittet man darum, auch die Sorge und die Aufmerksamkeit, die dem Momenten des Leidens und der Krankheit gewidmet werden, in die Tätigkeiten der Erstverkündigung einzuschließen. Den Glauben weitergeben, den Menschen erziehen 147. Die Lineamenta haben eine Verbindung zwischen der Einführung in den Glauben und der Erziehung vorgeschlagen, die in ihrer Fülle angenommen wurde. Man kann nicht evangelisieren, ohne gleichzeitig den Menschen dahin zu erziehen, wirklich er selbst zu sein: die Evangelisierung erfordert dies als direkte Verbindung. Das Geheimnis des Menschen findet in der Begegnung mit Christus sein wahres Licht, wie es das Zweite Vatikanische Konzil sagt.[79] In dieser Hinsicht verfügt die Kirche über eine Tradition erzieherischer Ressourcen, Überlegungen und Untersuchungen, Einrichtungen, Menschen – Ordensleute oder nicht, die in Orden, Kongregationen und Instituten zusammenleben – die in der Lage sind, ein bedeutsames Angebot in der Welt der Schule und der Erziehung zu machen. 148. Mit bedeutenden Unterschieden, die es mit der Geografie der Gesellschaft und der Geschichte des Katholizismus in den einzelnen Ländern zu tun haben, ist es allgemeine Überzeugung, dass die Kirche im Feld der Erziehung große Energien eingesetzt hat und weiter einsetzt. Katholische Schulen und Universitäten sind in verschiedenen Teilkirchen vorhanden. Diesbezüglich bieten die Antworten eine detaillierte Beschreibung der erfolgten erzieherischen Arbeit, sowie der Früchte, welche diese Arbeit hervorgebracht hat und an vielen Orten weiterhin hervorbringt. Die vergangene und gegenwärtige Entwicklung vieler Länder verdankt dieser von der Kirche durchgeführten erzieherischen Anstrengung viel. 149. Diese erzieherische Aufgabe erfolgt heute in einem kulturellen Kontext, in dem jede Form der erzieherischen Tätigkeit schwieriger und kritischer erscheint, so sehr, dass Papst Benedikt XVI. selbst von einem «erzieherischen Notstand»[80] gesprochen hat, wobei er beabsichtigte, auf die besondere Dringlichkeit hinzuweisen, an die neuen Generationen die Grundwerte der Existenz und eines rechten Verhaltens weiterzugeben. Es wächst also von vielen Seiten das Bedürfnis nach einer authentischen Erziehung und nach Erziehern, die wirklich solche sind. Eine solche Bitte vereint Eltern, die um die Zukunft ihrer Kinder besorgt sind, Lehrer, welche die traurige Erfahrung der Zerstörung der Schule machen und die Gesellschaft selbst, welche die Grundlagen des Zusammenlebens in Gefahr sieht. 150. In einem solchen Zusammenhang nimmt der Einsatz der Kirche für die Erziehung zum Glauben, zur Nachfolge und zum Zeugnis für das Evangelium auch den Wert eines Beitrages an, um die Gesellschaft aus der erzieherischen Krise, die sie bedrückt, herauszuführen. Im Bereich der Erziehung beschreiben die Antworten eine Kirche, die viel zu geben hat, wie z. B. die Idee der Erziehung, die sie verstanden hat, in der Welt zu verbreiten, mit dem Primat der Person und ihrer Bildung, und dem Willen, eine authentische, für die Wahrheit offene Erziehung anzubieten. Teil der Wahrheit ist auch die Begegnung mit Gott und die Erfahrung des Glaubens. 151. Auf einer tieferen Ebene legen einige Antworten weiteren Wert auf diesen erzieherischen Einsatz der Kirche, denn er ist ein Mittel, um die anthropologische und metaphysische Wurzel der gegenwärtigen Herausforderung im Bereich der Erziehung hervorzuheben. Die Wurzeln des gegenwärtigen erzieherischen Notstandes können tatsächlich im Sich-aufdrängen einer Anthropologie gefunden werden, die vom Individualismus und von einem doppelten Relativismus gekennzeichnet ist, der die Realität rein auf eine manipulierbare Materie und die christliche Offenbarung auf einen bloß historischen Prozess ohne übernatürlichen Charakter reduziert. 152. Papst Benedikt XVI. beschreibt diese Wurzeln folgendermaßen: «Ein wesentlicher Grund ist, so scheint es mir, ein falscher Begriff von der Freiheit des Menschen: Der Mensch soll sich nur aus sich selbst entwickeln, ohne die Auferlegung von Geboten durch andere, die zwar seine Selbstentwicklung fördern, aber in diese Entwicklung nicht eingreifen können. […] Die zweite Wurzel des Erziehungsnotstandes sehe ich in Skeptizismus und Relativismus, oder einfacher und klarer ausgedrückt in den beiden Quellen, die dem Weg des Menschen Orientierung geben. Die erste Quelle sollte die Natur sein, die zweite Quelle die Offenbarung. […] Es ist also grundlegend, einen wahren Begriff von der Natur wiederzufinden als Schöpfung Gottes, die zu uns spricht; der Schöpfer spricht durch das Buch der Schöpfung zu uns und zeigt uns die wahren Werte. Und so müssen wir auch einen wahren Begriff von der Offenbarung wiederfinden: Wir müssen erkennen, dass das Buch der Schöpfung, in dem uns Gott die grundlegende Orientierung gibt, in der Offenbarung entschlüsselt wird».[81] 153. Die gleiche Art von Verbindung, die zwischen Glauben und Erziehung besteht, ist auch zwischen Glauben und Wissen feststellbar. Der Text der Lineamenta erläuterte dieses Band mit Hilfe des von Papst Benedikt XVI. geprägten Ausdrucks der «Ökologie der menschlichen Person».[82] Indem er die Folgen einer Krise aufzeigt, welche die Lage der Gesellschaft als Ganzer gefährden könnte, sieht Papst Benedikt XVI. einen möglichen Ausweg aus einem solchen Risiko in der Entwicklung einer recht verstandenen Ökologie des Menschen, d.h. einer Art und Weise, das Verständnis der Welt und die Entwicklung der Wissenschaft so zu gestalten, dass sie alle Erfordernisse des Menschen berücksichtigt, einschließlich der Offenheit auf Wahrheit hin und der ursprünglichen Beziehung zu Gott. 154. Der christliche Glaube unterstützt die Intelligenz im Verständnis des grundlegenden Gleichgewichts, welches die Struktur der Existenz und ihrer Geschichte bestimmt. Er operiert dabei nicht in allgemeiner Weise oder von außen her, sondern indem er mit der Vernunft den Durst nach Wissen und Forschung teilt, und ihn auf das Wohl des Menschen und des Kosmos hin orientiert. Der christliche Glauben trägt zum Verständnis des tiefen Inhaltes der grundlegenden Erfahrungen des Menschen bei. Es handelt sich hier um eine Aufgabe – die der kritischen Auseinandersetzung und der Ausrichtung – welcher sich der Katholizismus schon seit langer Zeit stellt, wie es viele Antworten hervorgehoben haben, indem sie Einrichtungen, Forschungszentren und Universitäten aufzählen, die Frucht der Intuition und des Charismas einiger oder der erzieherischen Sorge der Teilkirche sind, welche aus dieser Auseinandersetzung eines ihrer Hauptziele gemacht haben. 155. Es gibt aber auch Grund zur Sorge: festzustellen, dass es nicht einfach ist, in den gemeinsamen Raum der Forschung und der Entwicklung des Wissens in den verschiedenen Kulturen einzutreten. Man hat tatsächlich den Eindruck, dass die christliche Vernunft sich schwer tut, in den Umfeldern, welche heutzutage im Bereich der Forschung, besonders im Feld der Technologie und der Wirtschaft, die Kraft und die Macht haben, Gesprächspartner zu finden. Diese Situation ist als eine Herausforderung für die Kirche zu verstehen, und daher als ein Feld, das im Rahmen der neuen Evangelisierung besondere Aufmerksamkeit verdient. 156. In Kontinuität mit der Tradition der Kirche und auf der Linie der Enzyklika Fides et ratio des seligen Johannes Paul II. hat Papst Benedikt XVI. oft die Komplementarität von Glauben und Vernunft hervorgehoben. Der Glaube erweitert die Horizonte der Vernunft, und die Vernunft bewahrt den Glauben vor möglichen irrationalen Abirrungen, oder vor dem Missbrauch der Religion. In ihrer beständigen Aufmerksamkeit im Hinblick auf die intellektuelle Seite der Erziehung, von der zahlreiche Universitäten und Hochschulen Zeugnis geben, setzt sich die Kirche in der Pastoral an den Universitäten ein, um den Dialog mit den Wissenschaftlern zu fördern. In diesem Bereich kommt den christlichen Wissenschaftlern ein besonderer Platz zu: es ist nämlich ihre Aufgabe, mit ihrer Tätigkeit und vor allem mit ihrem Leben zu bezeugen, dass die Vernunft und der Glaube zwei Flügel sind, die zu Gott tragen,[83] dass der christliche Glaube und die Wissenschaft, recht verstanden, sich zum Wohl der Menschheit gegenseitig bereichern können. Die einzige Grenze des wissenschaftlichen Fortschritts ist der Schutz der Würde der menschlichen Person, geschaffen nach dem Bild Gottes, die nicht Objekt der wissenschaftlichen Forschung und der Technologie sein darf, sondern deren Subjekt. 157. In diesem dem Verhältnis von Glauben und Wissen gewidmeten Kapitel muss auch der in den Antworten enthaltene Verweis auf die Kunst und die Schönheit als Orte der Weitergabe des Glaubens ihren Platz finden. Die Gründe, welche diesen Verweis unterstützen, werden ausführlich besonders von jenen Kirchen erklärt, die es, wie die katholischen Ostkirchen, gestärkt durch ihre Tradition, verstanden haben, eine enge Verbindung im Binom Glaube und Schönheit aufrecht zu erhalten. In diesen Traditionen ist die Beziehung zwischen Glaube und Schönheit nicht nur eine ästhetische Bestrebung. Im Gegenteil, sie wird als grundlegende Ressource verstanden, um den Glauben zu bezeugen und ein Wissen zu entwickeln, das wirklich einen „integralen“ Dienst an der Ganzheit des menschlichen Seins darstellt. Die durch die Schönheit eingebrachte Kenntnis erlaubt es, wie in der Liturgie, die sichtbare Wirklichkeit in ihrer ursprünglichen Rolle als Ausdruck der universellen Gemeinschaft, zu welcher der Mensch von Gott gerufen ist, anzunehmen. Es geht also darum, das menschliche Wissen wieder neu mit der göttlichen Weisheit, bzw. mit der Vision der Schöpfung, die Gott dem Vater eigen ist und die sich durch den Geist und den Sohn im Geschaffenen findet, zu verbinden. Es ist im Christentum dringend erforderlich, diese ursprüngliche Rolle des Schönen zu bewahren. Diesbezüglich hat die neue Evangelisierung eine wichtige Rolle zu spielen. Die Kirche erkennt an, dass der Mensch nicht ohne Schönheit lebt. Für die Christen liegt die Schönheit innerhalb des Ostergeheimnisses, in der Transparenz der Wirklichkeit Christi. Die Grundlage jeder evangelisierenden Pastoral 158. Der Text der Lineamenta schloss das der Analyse der pastoralen Tätigkeiten gewidmete Kapitel mit der grundlegenden Intuition Paul VI. ab: um zu evangelisieren, muss die Kirche nicht nur ihre Strategien erneuern, sondern vielmehr die Qualität ihres Zeugnisses erhöhen; das Problem der Evangelisierung ist nicht in erster Linie eine organisatorische oder strategische Frage, sondern vielmehr eine geistliche. «Der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind. […] Die Evangelisierung der Welt geschieht also vor allem durch das Verhalten, durch das Leben der Kirche, das heißt durch das gelebte Zeugnis der Treue zu Jesus, dem Herrn, durch das gelebte Zeugnis der Armut und inneren Loslösung und der Freiheit gegenüber den Mächten dieser Welt, kurz, der Heiligkeit».[84] Viele Teilkirchen haben sich in diesen Worten wieder erkannt im Hinblick auf die Notwendigkeit, Zeugen zu haben, welche vor allem mit ihrem Leben und ihrem Beispiel evangelisieren. Sie teilen die Überzeugung, dass das Geheimnis der neuen Evangelisierung am Ende in der Antwort jedes Christen auf die Berufung zur Heiligkeit liegt. Es kann nur der evangelisieren, der sich seinerseits evangelisieren ließ und lässt, der in der Lage ist, sich von der Begegnung und von der gelebten Gemeinschaft mit Jesus Christus geistlich erneuern zu lassen. Das christliche Zeugnis ist ein Ineinander von Worten und Taten.[85] Es stellt die Grundlage jeder Praxis der Evangelisierung dar, denn es schafft die Beziehung zwischen Verkündigung und Freiheit: «Wir werden Zeugen, wenn durch unser Handeln, unsere Worte, unser Sosein ein Anderer erscheint und sich mitteilt. Man kann sagen, dass das Zeugnis das Mittel ist, durch das die Wahrheit der Liebe Gottes den Menschen in der Geschichte erreicht und ihn einlädt, frei diese radikale Neuheit anzunehmen. Im Zeugnis setzt Gott sich sozusagen dem Risiko aus, das in der Freiheit des Menschen liegt».[86] 159. In dieser Hinsicht wird erwartet, dass die nächste Synode die Zentralität der Berufungsfrage für die Kirche heute ausdrücklich zum Thema macht. Man hofft, dass die Synode über die neue Evangelisierung allen Getauften dabei helfe, sich ihrer missionarischen und evangelisatorischen Pflicht bewusst zu werden. Angesichts der Szenarien der neuen Evangelisierung müssen die Zeugen, um glaubwürdig zu sein, die Sprache ihrer Zeit sprechen können, und auf diese Weise von innen her die Gründe der Hoffnung verkünden, die sie belebt. Man erwartet sich, dass der ganze Weg der Vorbereitung und der Rezeption der Arbeit der Synode dazu dient, den Schwung und die Hingabe der vielen Christen zu erneuern und zu vergrößern, die schon für die Verkündigung und die Weitergabe des Glaubens arbeiten; dass er für die Familien und die Rolle, die sie ausüben, ein Moment der Unterstützung und der Bestätigung sei. Besonders müsste die Aufmerksamkeit auf den priesterlichen Dienst und das Ordensleben gerichtet werden, in dem Wunsch, die Synode möge der Kirche die Frucht neuer Priesterberufungen bringen, indem sie eine klare und entschiedene Berufungspastoral wieder anspornt. 160. Mehr als eine Antwort hat diesbezüglich angegeben, dass gerade die Schwächung im Bereich der Berufungen, welche sowohl die geringer werdende Zahl und den Abfall von der Berufungen zur besonderen Lebensweihe im priesterlichen Dienst oder im Ordensleben betrifft, als auch die verbreitete Schwäche hinsichtlich der Treue zu den großen existentiellen Entscheidungen, wie zum Beispiel die Ehe, eines der klarsten Zeichen der Schwächung der christlichen Erfahrung ist. Diese Antworten erwarten sich, dass die Überlegungen der Synode die Problematik wieder aufgreifen, welche die neue Evangelisierung eng betrifft, nicht nur, um die Krise festzustellen, und nicht nur um eine Berufungspastoral zu stärken, die schon betrieben wird, sondern vielmehr, und viel tiefer, um eine Kultur des als Berufung verstandenen Lebens zu fördern. 161. Bei der Weitergabe des Glaubens, kommt es darauf an, in rechter Weise eine Erziehung zu beachten, die es ermöglicht, sich selbst in Beziehung zu Gott zu sehen, der ruft. Die Worte Papst Benedikt XVI. haben Gültigkeit: «Die Synode hat den inneren Anspruch des Glaubens hervorgehoben, die Beziehung zu Christus, dem Wort Gottes unter uns, zu vertiefen. Dabei hat sie auch betont, dass dieses Wort jeden Menschen ganz persönlich ruft, und damit offenbart, dass das Leben selbst Berufung ist in Bezug auf Gott. Das bedeutet: Je mehr wir unsere persönliche Beziehung zu Jesus, dem Herrn, vertiefen, desto mehr bemerken wir, dass er uns zur Heiligkeit beruft, durch endgültige Entscheidungen, mit denen unser Leben auf seine Liebe antwortet, indem wir Aufgaben und Dienste übernehmen, um die Kirche aufzubauen. Aus dieser Perspektive versteht man die Einladungen der Synode an alle Christen, ihre Beziehung zum Wort Gottes zu vertiefen – als Getaufte, aber auch als Menschen, die in verschiedene Lebensstände berufen sind».[87] Eines der Zeichen der Wirksamkeit der neuen Evangelisierung wird die Wiederentdeckung des Lebens als Berufung zur radikalen Nachfolge Christi sein. «Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen,
162. Mit seinem Kommen hat uns Jesus Christus das göttliche Leben geschenkt, welches das Angesicht der Welt erneuert und alles neu macht (vgl. Offb 21,5). Seine Offenbarung hat uns nicht nur als Empfänger des uns geschenkten Heiles einbezogen, sondern auch als seine Verkünder und Zeugen. Der Geist des Auferstandenen befähigt so unser Leben zur wirksamen Verkündigung des Evangeliums in aller Welt. Es ist dies die Erfahrung der ersten christlichen Gemeinschaft, welche die Ausbreitung des Wortes durch die Predigt und das Zeugnis gesehen hat (vgl. Apg 6,7). 163. Chronologisch betrachtet, hat die erste Evangelisierung am Pfingsttag ihren Anfang genommen, als die Apostel, mit Maria, der Mutter Jesu, am selben Ort im Gebet vereint, den Heiligen Geist empfingen (vgl. Apg 1,14; 2,1-3). Sie, die dem Wort des Erzengels gemäß «voll der Gnade» (Lk 1,28) ist, findet sich so auf dem Weg der apostolischen Evangelisierung und auf allen Wegen, auf denen die Nachfolger der Apostel gegangen sind, um das Evangelium zu verkünden. 164. Neue Evangelisierung heißt nicht ein “neues Evangelium”, denn «Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit» (Hebr 13,8). Neue Evangelisierung bedeutet eine den Zeichen der Zeit entsprechende Antwort auf die Bedürfnisse der Menschen und der Völker von heute, auf die neuen Szenarien, welche die Kultur zeigen, durch die wir unsere Identität zum Ausdruck bringen und den Sinn unserer Existenz suchen. Daher bedeutet neue Evangelisierung die Förderung einer Kultur, die stärker im Evangelium verwurzelt ist. Sie bedeutet, den «neuen Menschen» (Hebr 4,24) zu entdecken, der dank des Geistes, der uns von Jesus Christus und vom Vater gegeben wird, in uns ist. Die Feier der nächsten ordentlichen Generalversammlung der Bischofssynode möge für die Kirche einen neuen Abendmahlssaal darstellen, in dem die Nachfolger der Apostel, im Gebet vereint, zusammen mit der Mutter Christi, die als «Stern der neuen Evangelisierung»[88] angerufen wurde, die Wege der neuen Evangelisierung vorbereiten. 165. Noch einmal soll Johannes Paul II. das Wort erhalten, der sich so sehr für sie eingesetzt hat, um die Bedeutung zu erklären: neue Evangelisierung heißt, «dass es unbedingt nötig ist, in uns wieder den Schwung des Anfangs dadurch zu entzünden, dass wir uns von dem glühenden Eifer der apostolischen Verkündigung, die auf Pfingsten folgte, mitreißen lassen. Wir müssen uns die glühende Leidenschaft des Paulus zu eigen machen, der ausrief: »Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!« (1 Kor 9,16) Diese Leidenschaft wird es nicht versäumen, ein neues missionarisches Engagement in der Kirche zu wecken, das nicht einer kleinen Schar von „Spezialisten“ übertragen werden kann, sondern letztendlich die Verantwortung aller Glieder des Gottesvolkes einbeziehen muss. Wer Christus wirklich begegnet ist, kann ihn nicht für sich behalten, er muss ihn verkündigen. Ein neuer apostolischer Aufbruch tut not, der als tägliche Verpflichtung der christlichen Gemeinden und Gruppen gelebt werden soll».[89] Jesus Christus, Evangelium, das Hoffnung gibt 166. Wir spüren heute das Bedürfnis nach einem Prinzip, das uns Hoffnung gibt, das es uns erlaubt, das Morgen mit den Augen des Glaubens zu sehen, ohne Tränen der Verzweiflung. Als Kirche haben wir dieses Prinzip, diese Quelle der Hoffnung: Jesus Christus, gestorben und auferstanden, mitten unter uns mit seinem Geist gegenwärtig, der uns die Erfahrung Gottes schenkt. Trotzdem haben wir oft den Eindruck, dass es uns nicht gelingt, diese Hoffnung zu konkretisieren, dass wir sie nicht „unsere werden” lassen können, dass wir sie nicht in ein lebendiges Wort für uns und für unsere Zeitgenossen verwandeln können, sie nicht annehmen können als Grundlage unseres pastoralen Tuns und unseres kirchlichen Lebens. Diesbezüglich haben wir ein deutliches Schlüsselwort für die gegenwärtige und zukünftige Pastoral: neue Evangelisierung, d.h. neue Verkündigung der Botschaft Jesu, die Freude bringt und uns befreit. Dieses Schlüsselwort nährt die Hoffnung, die wir so nötig brauchen: die Betrachtung der Kirche, die zum evangelisieren geboren wurde, kennt die tiefe Quelle der Kraft für die Verkündigung. Wir haben «im Vertrauen auf unseren Gott das Evangelium Gottes trotz harter Kämpfe freimütig und furchtlos bei euch verkündet» (1Thess 2,2). Die neue Evangelisierung drängt uns zu einem Zeugnis für den Glauben, das oft die Zeichen der Auseinandersetzung und des Kampfes annimmt. Die neue Evangelisierung vertieft immer mehr die Beziehung zu Jesus Christus, denn nur in ihm finden wir die Sicherheit, um in die Zukunft zu schauen, und die Garantie einer authentischen und dauerhaften Liebe. 167. Neue Evangelisierung heißt Rechenschaft über unseren Glauben ablegen, der Welt, die das Heil ersehnt, den Logos der Hoffnung weitergeben. Die Menschen brauchen Hoffnung, um ihre eigene Gegenwart leben zu können. Deshalb ist die Kirche ihrem Wesen nach missionarisch und bietet die Offenbarung des Angesichtes Gottes an, der in Jesus Christus ein menschliches Antlitz angenommen und uns bis zum Ende geliebt hat. Die Worte ewigen Lebens, die uns in der Begegnung mit Jesus Christus geschenkt werden, betreffen alle und jeden Menschen. Jeder Mensch unserer Zeit bedarf dieser Verkündigung, ob er es weiß oder nicht. 168. Gerade die Abwesenheit dieses Bewusstseins bringt Einsamkeit und Unbehagen hervor. Unter den Hindernissen für die neue Evangelisierung findet sich gerade der Mangel an Freude und an Hoffnung, die solche Situationen unter den Menschen unserer Zeit schaffen und verbreiten. Oft ist dieser Mangel an Freude und Hoffnung so stark, dass er sich auf die Struktur unserer christlichen Gemeinschaften auswirkt. Die neue Evangelisierung bietet sich in diesen Zusammenhängen auch als Arznei an, um gegen jede Angst Freude und Leben zu schenken. Wie uns Papst Benedikt XVI. sagt, ist es in solchen Situationen erforderlich, unseren Glauben zu stärken: «Darauf bedacht, die Zeichen der Zeit im Heute der Geschichte zu erkennen, verpflichtet der Glaube jeden von uns, ein lebendiges Zeichen der Gegenwart des Auferstandenen in der Welt zu werden. Das, was die Welt von heute besonders braucht, ist das glaubhafte Zeugnis derer, die, vom Wort des Herrn im Geist und im Herzen erleuchtet, fähig sind, den Geist und das Herz vieler zu öffnen für die Sehnsucht nach Gott und nach dem ewigen Leben, das kein Ende kennt».[90] 169. Gehen wir also die neue Evangelisierung mit Enthusiasmus an. Lernen wir die süße und tröstende Freude, zu evangelisieren, auch wenn die Verkündigung eine Aussaat unter Tränen zu sein scheint (vgl. Ps 126,6). Der Welt, die Antworten auf die großen Fragen nach dem Sinn des Lebens und der Wahrheit sucht, möge es gelingen, mit erneuerter Überraschung die Freude zu erleben, Zeugen des Evangeliums zu begegnen, die es mit der Einfachheit und der Glaubwürdigkeit ihres Lebens verstehen, die verwandelnde Kraft des christlichen Glaubens zu zeigen. Wie Paul VI. sagte: «Es sei die große Freude Unseres als Opfer dargebrachten Lebens. Die Welt von heute, die sowohl in Angst wie in Hoffnung auf der Suche ist, möge die Frohbotschaft nicht aus dem Munde trauriger und mutlos gemachter Verkünder hören, die keine Geduld haben und ängstlich sind, sondern von Dienern des Evangeliums, deren Leben voller Glut erstrahlt, die als erste die Freude Christi in sich aufgenommen haben und die entschlossen sind, ihr Leben einzusetzen, damit das Reich Gottes verkündet und die Kirche in das Herz der Welt eingepflanzt werde».[91] «Fürchtet Euch nicht!»: so heißt das Wort des Herrn (vgl. Mt 14,27) und des Engels (vgl. Mt 28,5), das den Glauben der Verkünder unterstützt und ihnen Kraft und Enthusiasmus gibt. Es sei auch das Wort der Verkünder, die den Weg jedes Menschen zur Begegnung mit Gott hin unterstützen und nähren. «Fürchtet Euch nicht!» sei das Wort der neuen Evangelisierung, mit der die Kirche, belebt durch den Heiligen Geist, «bis an die Grenzen der Erde» (Apg 1,8) Jesus Christus, das Evangelium Gottes, verkündet, damit die Menschen glauben. [1] Vgl. Benedikt XVI., Porta Fidei. Apostolisches Schreiben in Form eines motu proprio mit dem das Jahr des Glaubens ausgerufen wird (11. Oktober 2011): AAS 103 (2011) 723-734. [2] Benedikt XVI., Predigt zur Amtseinführung mit Übergabe des Palliums und des Fischerrings (24. April 2005): AAS 97 (2005) 710. [3] Johannes Paul II., Enzyklika Redemptoris missio (7. Dezember 1990), 2: AAS 83 (1991) 251. [4] Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes, 1. 4. [5] Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 2. [6] Vgl. ebd., 1. [7] Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes, 22. [8] Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 17. 35. [9] Vgl. ebd., 23; II. Vatikanisches Konzil, Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe Christus Dominus, 2. [10] Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 28; Dass., Dekret über Dienst und Leben der Priester Presbyterorum Ordinis, 2. 4. [11] Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 31; Dass., Dekret über das Laienapostolat Apostolicam Actuositatem, 2. 6. [12] Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 39-40. [13] Vgl. Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi (8. Dezember 1975), 52: AAS 68 (1976) 40-41. [14] Vgl.. II. Vatikanisches Konzil, Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche Ad gentes, 6. [15] Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi (8. Dezember 1975), 56: AAS 68 (1976) 46. [16] Johannes Paul II., Postsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles laici (30. Dezember 1988), 34: AAS 81 (1989) 454-455. [17] Benedikt XVI., Ansprache an das Kardinalskollegium und die Mitglieder der römischen Kurie beim Weihnachtsempfang (22. Dezember 2005): AAS 98 (2006), 46. [18] Benedikt XVI., Porta Fidei. Apostolisches Schreiben in Form eines motu proprio mit dem das Jahr des Glaubens ausgerufen wird (11. Oktober 2011), 5: AAS 103 (2011) 725; Vgl.. Ansprache an das Kardinalskollegium und die Mitglieder der römischen Kurie beim Weihnachtsempfang (22. Dezember 2005): AAS 98 (2006) 52. [19] Benedikt XVI., Enzyklika Deus caritas est (25. Dezember 2005), 1: AAS 98 (2006) 217-218. [20] Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi (8. Dezember 1975), 7: AAS 68 (1976) 9. [21] Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung Dei Verbum, 4. [22] Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi (8. Dezember 1975), 13-14: AAS 68 (1976) 12-13. [23] Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche Ad gentes, 21. [24] Vgl. Kongregation für die Glaubenslehre, Lehrmäßige Note zu einigen Aspekten der Evangelisierung (3. Dezember 2007), 2: AAS 100 (2008) 490. [25] Benedikt XVI., Predigt, München, 10. September 2006, in L’Osservatore Romano, dt., n. 37. 15. 9. 2006, s. 10. [26] II. Vatikanisches Konzil, Erklärung über die Religionsfreiheit Dignitatis humanae, 11. [27] Kongregation für die Glaubenslehre, Lehrmäßige Note zu einigen Aspekten der Evangelisierung (3. Dezember 2007), 3: AAS 100 (2008) 491. [28] Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche Ad gentes, 7. [29] Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi (8. Dezember 1975), 15: AAS 68 (1976) 14-15. [30] Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche Ad gentes, 5. 11. 12. [31] Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi (8. Dezember 1975), 80: AAS 68 (1976) 74. [32] II. Vatikanisches Konzil, Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche Ad gentes, 6. [33] Benedikt XVI., Apostolisches Schreiben in Form eines motu proprio Ubicumque et semper (21. September 2010): AAS 102 (2010) 789. [34] Johannes Paul II., Ansprache an die XIX. Versammlung der CELAM (Port au Prince, 9. März 1983), 3: AAS 75 I (1983) 778. [35] Johannes Paul II., Postsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Europa (28. Juni 2003), 2.45: AAS 95 (2003) 650; 677. Alle kontinentalen Synodenversammlungen, welche in Vorbereitung auf das Jubiläum des Jahres 2000 veranstaltet wurden, haben sich mit der neuen Evangelisierung beschäftigt: vgl. Johannes Paul II., Postsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Africa (14. September 1995), 57.63: AAS 85 (1996) 35-36, 39-40; Ders., Postsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in America (22. Januar 1999), 6.66: AAS 91 (1999) 10-11, 56; Ders., Postsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Asia (6. November 1999), 2: AAS 92 (2000) 450-451; Ders., Postsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Oceania (22. November 2001), 18: AAS 94 (2002) 386-389. [36] «Die Geschichte kommt der Kirche in gewisser Weise durch die verschiedenen Epochen der Säkularisierung zur Hilfe, die zu ihrer Läuterung und inneren Reform wesentlich beigetragen haben »: Benedikt XVI., Ansprache während der Begegnung mit in Kirche und Gesellschaft engagierten Katholiken (Freiburg, 25. September 2011): AAS 103 (2011) 677. [37] Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Redemptoris missio (7. Dezember 1990), 37: AAS 83 (1991) 282-286. [38] Ebd., 34: AAS 83 (1991) 279-280. [39] Johannes Paul II., Postsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles laici (30. Dezember 1988), 26: AAS 81 (1989) 438. Vgl. auch Nr. 34: AAS 81 (1989) 455. [40] Benedikt XVI., Apostolisches Schreiben in Form eines motu proprio Ubicumque et semper (21. September 2010): AAS 102 (2010) 790-791. [41] Vgl., Johannes Paul II., Enzyklika Redemptoris missio (7. Dezember 1990), 33: AAS 83 (1991) 278-279. [42] Kongregation für die Glaubenslehre, Lehrmäßige Note zu einigen Aspekten der Evangelisierung (3. Dezember 2007), 12: AAS 100 (2008) 501. [43] Vgl. Benedikt XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Africae munus (19. November 2011), 160, Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 2011, s. 136. [44] Ebd., 165. 171: S. 139 und S. 143. [45] II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die göttliche Offenbarung Dei Verbum, 7. [46] Ebd., 10. [47] Paul VI., Apostolisches Schreiben Petrum et Paulum Apostolos, zur XIX. Jahrhundertfeier des Martyriums der Heiligen Apostel Petrus und Paulus (22. Februar 1967): AAS 59 (1967)196; zitiert in: Benedikt XVI., Porta Fidei. Apostolisches Schreiben in Form eines motu proprio mit dem das Jahr des Glaubens ausgerufen wird (11. Oktober 2011), 4: AAS 103 (2011) 725. [48] Benedikt XVI., Porta Fidei. Apostolisches Schreiben in Form eines motu proprio mit dem das Jahr des Glaubens ausgerufen wird (11. Oktober 2011), 11: AAS 103 (2011) 731. [49] II. Vatikanisches Konzil, Konstitution über die Heilige Liturgie Sacrosantum concilium, 2 e 6. [50]Benedikt XVI., Porta Fidei. Apostolisches Schreiben in Form eines motu proprio mit dem das Jahr des Glaubens ausgerufen wird (11. Oktober 2011), 9: AAS 103 (2011) 728. [51] Vgl. Johannes Paul II., Apostolische Konstitution Fidei depositum (11 Oktober 1992): AAS 86 (1994) 116. [52] Benedikt XVI., Porta Fidei. Apostolisches Schreiben in Form eines motu proprio mit dem das Jahr des Glaubens ausgerufen wird (11. Oktober 2011), 10: AAS 103 (2011) 728-729. [53] Vgl. Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Catechesi tradendae (16. Oktober 1979), 55: AAS 71 (1979) 1322-1323. [54] II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 26. [55] Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 4. [56] Vgl. Johannes Paul II., Botschaft an die Teilnehmer des Weltkongresses der kirchlichen Bewegungen, angeregt durch den Päpstlichen Laienrat (27. Mai 1998), in Insegnamenti di Giovanni Paolo II, XXI, I (1998), 5, p. 1065. [57] Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 10 e 11. [58] Vgl. ebd., 12, 31, 35. [59] Vgl. Johannes Paul II., Postsynodales Apostolisches Schreiben Christifideles laici (30. Dezember 1988), 33-34: AAS 81 (1989) 453-457. [60] Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi (8. Dezember 1975), 46: AAS 68 (1976) 36. [61] Ebd., 19: AAS 68 (1976) 18. [62] II. Vatikanisches Konzil, Dekret über den Ökumenismus Unitatis redintegratio, 1. [63] Vgl. Benedikt XVI., Botschaft zur Feier des XLIV. Weltfriedenstages 2011 „Religionsfreiheit, ein Weg für den Frieden” (8. Dezember 2010): AAS 103 (2011) 46-58. [64] II. Vatikanisches Konzil, Erklärung über die Religionsfreiheit Dignitatis humanae, 3. [65] Vgl.. Kongregation für die Glaubenslehre, Lehrmäßige Note zu einigen Aspekten der Evangelisierung (3. Dezember 2007), 4-8: AAS 100 (2008) 491-496. [66] Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche Ad gentes, 15. 19. [67] II. Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes, 44. [68] Ebd., 44. [69] Vgl. Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi (8. Dezember 1975), 29: AAS 68 (1976) 25. [70] Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate (29. Juni 2009), 15: AAS 101 (2009) 651-652. [71] Benedikt XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Africae munus (19. November 2011)169, Libreria Editrice Vaticana, Vatikanstadt 2011, S. 142. [72] Vgl. Ordo Initiationis Christianae Adultorum, Editio typica, 1972. [73] "Die Kindertaufe erfordert naturgemäß einen Katechumenat nach der Taufe. Dabei geht es nicht nur um die erforderliche Glaubensunterweisung nach der Taufe, sondern um die notwendige Entfaltung der Taufgnade in der Entwicklung der Person des Getauften. Hier hat der katechetische Unterricht seinen Platz": Katechismus der Katholischen Kirche, 1231. [74] Vgl.. Benedikt XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Sacramentum caritatis (22. Februar 2007), 18: AAS 99 (2007) 119. [75] Ebd., 18: AAS 99 (2007) 119. [76] Vgl. Benedikt XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini (30. September 2010), 59: AAS 102 (2010) 738-739. [77] Vgl. Ordo paenitentiae. Rituale romanum, Editio typica, 1974, 17. [78] II. Vatikanisches Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche Lumen gentium, 67. [79] Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute Gaudium et spes, 22. [80] Benedikt XVI., Ansprache zur Eröffnung der Pastoraltagung der Diözese Rom (Rom, 11. Juni 2007): AAS 99 (2007) 680. [81] Benedikt XVI., Ansprache an die Teilnehmer der 61. Generalversammlung der Italienischen Bischofskonferenz (27. Mai 2010), in Insegnamenti di Benedetto XVI, VI, 1 (2010, SS. 788-789. [82] Benedikt XVI., Enzyklika Caritas in veritate (29. Juni 2009), 51: AAS 101 (2009) 687. [83] Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Fides et ratio (14. September 1998): AAS 91 (1999) 5. [84] Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi (8. Dezember 1975), 41: AAS 68 (1976) 31-32. [85]Vgl. ebd., 22: AAS 68 (1976) 20; Benedikt XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini (30. September 2010), 97f.: AAS 102 (2010) 767-769. [86] Benedikt XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Sacramentum caritatis (22. Februar 2007), 85: AAS 99 (2007) 170. [87] Benedikt XVI., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Verbum Domini (30. September 2010), 77: AAS 102 (2010) 750. [88] Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in America (22. Januar 1999), 11: AAS 91 (1999) 747; Ders., Apostolisches Schreiben Novo Millennio Ineunte (6. Januar 2001), 58: AAS 93(2001)309. [89] Johannes Paul II., Apostolisches Schreiben Novo Millennio Ineunte (6. Januar 2001), 40: AAS 93 (2001) 294. [90] Benedikt XVI., Porta Fidei. Apostolisches Schreiben in Form eines motu proprio mit dem das Jahr des Glaubens ausgerufen wird (11. Oktober 2011), 15: AAS 103 (2011) 734. [91] Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi (8. Dezember 1975), 80: AAS 68 (1976) 75.
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