EVANGELII GAUDIUM - page 151

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Glaubenden können ebenso wenig beanspruchen, dass eine ihnen
angenehme wissenschaftliche Meinung, die nicht einmal ausreichend
bewiesen ist, das Gewicht eines Glaubensdogmas gewinnt. Bei manchen
Gelegenheiten gehen aber einige Wissenschaftler über den formalen
Gegenstand ihrer Disziplin hinaus und übernehmen sich mit
Behauptungen
oder
Schlussfolgerungen,
die
den
eigentlich
wissenschaftlichen Bereich überschreiten. In einem solchen Fall ist es
nicht die Vernunft, die da vorgeschlagen wird, sondern eine bestimmte
Ideologie, die einem echten, friedlichen und fruchtbaren Dialog den Weg
versperrt.
Der ökumenische Dialog
244. Das ökumenische Engagement entspricht dem Gebet Jesu, des
Herrn, der darum bittet, dass » Alle eins sein « sollen (
Joh
17,21). Die
Glaubwürdigkeit der christlichen Verkündigung wäre sehr viel größer,
wenn die Christen ihre Spaltungen überwinden würden und die Kirche
erreichen könnte, » dass sie die ihr eigene Fülle der Katholizität in jenen
Söhnen wirksam werden lässt, die ihr zwar durch die Taufe zugehören,
aber von ihrer völligen Gemeinschaft getrennt sind «
.
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Wir müssen uns
immer daran erinnern, dass wir Pilger sind und dass wir gemeinsam
pilgern. Dafür soll man das Herz ohne Ängstlichkeit dem Weggefährten
anvertrauen, ohne Misstrauen, und vor allem auf das schauen, was wir
suchen: den Frieden im Angesicht des einen Gottes. Sich dem anderen
anvertrauen ist etwas „Selbstgemachtes“. Der Friede ist selbstgemacht.
Jesus hat uns gesagt: » Selig, die Frieden herstellen « (vgl.
Mt
5,9). In
diesem Einsatz erfüllt sich auch unter uns die alte Weissagung: » Dann
schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern «(
Jes
2,4).
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Z
WEITES
V
ATIKANISCHES
K
ONZIL
, Dekret
Unitatis redintegratio
über den Ökumenismus, 4.
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