EVANGELII GAUDIUM - page 3

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3. Ich lade jeden Christen ein, gleich an welchem Ort und in welcher
Lage er sich befindet, noch heute seine persönliche Begegnung mit Jesus
Christus zu erneuern oder zumindest den Entschluss zu fassen, sich von
ihm finden zu lassen, ihn jeden Tag ohne Unterlass zu suchen. Es gibt
keinen Grund, weshalb jemand meinen könnte, diese Einladung gelte nicht
ihm, denn » niemand ist von der Freude ausgeschlossen, die der Herr uns
bringt «.
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Wer etwas wagt, den enttäuscht der Herr nicht, und wenn
jemand einen kleinen Schritt auf Jesus zu macht, entdeckt er, dass dieser
bereits mit offenen Armen auf sein Kommen wartete. Das ist der
Augenblick, um zu Jesus Christus zu sagen: „Herr, ich habe mich
täuschen lassen, auf tausenderlei Weise bin ich vor deiner Liebe geflohen,
doch hier bin ich wieder, um meinen Bund mit dir zu erneuern. Ich
brauche dich. Kaufe mich wieder frei, nimm mich noch einmal auf in deine
erlösenden Arme.“ Es tut uns so gut, zu ihm zurückzukehren, wenn wir
uns verloren haben! Ich beharre noch einmal darauf: Gott wird niemals
müde zu verzeihen; wir sind es, die müde werden, um sein Erbarmen zu
bitten. Der uns aufgefordert hat, » siebenundsiebzigmal « zu vergeben (
Mt
18,22), ist uns ein Vorbild: Er vergibt siebenundsiebzigmal. Ein ums
andere Mal lädt er uns wieder auf seine Schultern. Niemand kann uns die
Würde nehmen, die diese unendliche und unerschütterliche Liebe uns
verleiht. Mit einem Feingefühl, das uns niemals enttäuscht und uns immer
die Freude zurückgeben kann, erlaubt er uns, das Haupt zu erheben und
neu zu beginnen. Fliehen wir nicht vor der Auferstehung Jesu, geben wir
uns niemals geschlagen, was auch immer geschehen mag. Nichts soll
stärker sein als sein Leben, das uns vorantreibt!
4. Die Bücher des Alten Testaments hatten die Freude des Heils
angekündigt, die es dann in den messianischen Zeiten im Überfluss geben
sollte. Der Prophet Jesaja wendet sich an den erwarteten Messias und
begrüßt ihn mit Freude: » Du erregst lauten Jubel und schenkst große
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P
AUL
VI., Apostolisches Schreiben
Gaudete in Domino
(9. Mai 1975), 22:
AAS
67 (1975), 297.
1,2 4,5,6,7,8,9,10,11,12,13,...185
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