Maria erinnerte sich an diese Worte. Sie dachte im Innersten ihres Herzens oft an sie.
Als sie auf dem Kreuzweg dem Sohn begegnete, kamen ihr vielleicht gerade diese Worte in den Sinn. Und das mit besonderer Eindringlichkeit.
"Er wird herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben", hatte der himmlische Bote gesagt.
Während sie jetzt ihren Sohn, den Todeskandidaten, das Kreuz tragen sieht, an dem er sterben würde, könnte sie sich, menschlich gesprochen, fragen: Wie sollen jene Worte noch in Erfüllung gehen? Auf welche Weise wird er über das Haus Davids herrschen? Und wie kann es sein, daß seine Herrschaft kein Ende hat?
Aus menschlicher Sicht sind diese Fragen verständlich.
Maria erinnert sich jedoch, daß sie damals bei der Verkündigung des Engels antwortete: "Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast" (Lk 1,38).
Jetzt erkennt sie, daß dieses Wortes sich erfüllen sollte im Wort vom Kreuz. Als Mutter leidet Maria sehr. Dennoch antwortet sie auch jetzt, wie sie damals auf die Verkündigung geantwortet hatte: "Mir geschehe, wie du es gesagt hast".
So umfängt sie auf mütterliche Weise das Kreuz zusammen mit dem verurteilten Gottessohn.
Auf dem Kreuzweg offenbart sich Maria als Mutter des Welterlösers.
"Ihr alle, die ihr des Weges zieht, schaut doch und seht,
ob ein Schmerz ist wie mein Schmerz, den man mir angetan hat" (Klgl 1,12).
Hier spricht die Schmerzensmutter,
die Magd, die gehorsam ist bis zum bitteren Ende,
die Mutter des Erlösers der Welt.
Maria, du bist mit dem Sohn
den Kreuzweg gegangen,
dein mütterliches Herz von Schmerz zerrissen,
doch stets eingedenk deines fiat (Ja-Wortes)
und in tiefem Vertrauen darauf, daß er, dem nichts unmöglich ist,
seine Verheißungen erfüllen würde.
Erwirke für uns und für die Menschen der künftigen Generationen
die Gnade, sich der Liebe Gottes anheimzugeben.
Gib, daß wir angesichts des Leidens, der Ablehnung
und der Prüfung, auch wenn sie lange währt und bitter ist,
niemals an seiner Liebe zweifeln.
Jesus, deinem Sohn,
sei Lob und Ehre in Ewigkeit.