DREIZEHNTE STATION
Jesus wird vom Kreuz abgenommen und seiner Mutter übergeben

Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi.
Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum.

O quam tristis et afflicta
Fuit illa benedicta
Mater Unigeniti.

Sie haben den Leichnam des Sohnes in die Hände der Mutter zurückgelegt. Die Evangelien sprechen nicht darüber, was sie in jenem Augenblick empfunden hat.
Es ist, als wollten die Evangelisten den Schmerz der Mutter, ihre Gefühle und ihre Erinnerungen durch Schweigen respektieren. Oder als hielten sie sich für außerstande, diese Gefühle auszudrücken.
Allein die jahrhundertealte Verehrung vermochte das Bild der "Pietà" zu bewahren. So hat sich im Gedächtnis des christlichen Volkes der schmerzlichste Ausdruck für jenes unaussprechliche Liebesband eingeprägt, das im Herzen der Mutter am Tag der Verkündigung erblüht und in der Erwartung der Geburt des göttlichen Sohnes gereift war.
Offenbar geworden ist jene Liebe in der Grotte von Betlehem,auf die Probe gestellt wurde sie schon bei der Darstellung im Tempel; sie vertiefte sich angesichts der Ereignisse, die Maria in ihrem Herzen bewahrte und bedachte (vgl. Lk 2,51).
Nun muß sich dieses innige Liebesband zu einer Verbundenheit wandeln, welche die Grenzen von Leben und Tod überwindet.

 
 
 
So wird es all die Jahrhunderte hindurch sein:
die Menschen halten inne vor der Statue von Michelangelos Pietà;
sie beugen das Knie vor dem Bild der Wohltätigen Muttergottes (Smetna Dobrodziejka) in der Franziskanerkirche in Krakau,

vor der Mutter der Sieben Schmerzen, der Patronin der Slowakei,
sie verehren die Addolorata, die Schmerzensmutter, in unzähligen Heiligtümern überall auf der Welt.
So lernen sie die anspruchsvolle Liebe kennen, die vor dem Leiden nicht flieht, sondern sich vertrauensvoll der Zärtlichkeit Gottes überläßt, für den nichts unmöglich ist (vgl. Lk 1, 37).

Salve, Regina, Mater misericordiae;
vita dulcedo et spes nostra, salve.
Ad te clamamus...

Illos tuos misericordes oculos ad nos converte
et Iesum, benedictum fructum ventris tui,
nobis post exilium ostende.

Erwirke für uns die Gnade des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe,
damit auch wir, wie du,
unter dem Kreuz treu zu bleiben vermögen
bis zum letzten Atemzug.
Deinem Sohn, unserem Herrn Jesus Christus, der unser Erlöser ist,
sei mit dem Vater und dem Heiligen Geist
Lob und Ehre in Ewigkeit. Amen.