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PAPST FRANZISKUS

ANGELUS

Petersplatz
Sonntag, 13. Dezember 2015

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Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!

Im heutigen Evangelium findet sich eine Frage, die gleich drei Mal wiederholt wird: »Was sollen wir tun?« (Lk 3,10.12.14). Drei Kategorien von Menschen richten sie an Johannes den Täufer: erstens die Leute im Allgemeinen; zweitens die Zöllner, also die Steuereintreiber; und drittens einige Soldaten. Jede dieser Gruppen befragt den Propheten zu dem, was sie tun soll, um die Umkehr zu vollziehen, die er predigt. Die Antwort des Johannes auf die Frage der Leute besteht im gemeinsamen Teilen der lebenswichtigen Güter. Der ersten Gruppe also, den Leuten, sagt er, die lebenswichtigen Güter miteinander zu teilen, und er spricht so: »Wer zwei Gewänder hat, der gebe eines davon dem, der keines hat, und wer zu essen hat, der handle ebenso« (V. 11). Der zweiten Gruppe, den Steuereintreibern, sagt er dann, nicht mehr als die festgesetzte Summe zu verlangen (vgl. V. 13). Was soll das bedeuten? Keine »Bestechungsgelder « nehmen, der Täufer ist eindeutig.

Und der dritten Gruppe, den Soldaten, trägt er auf, niemanden zu erpressen und sich mit ihrem Sold zu begnügen (vgl. V. 14). Das sind die drei Antworten auf die drei Fragen dieser Gruppen. Drei Antworten für einen identischen Weg der Umkehr, die sich in konkreten Verpflichtungen zu Gerechtigkeit und Solidarität zeigt. Das ist der Weg, den Jesus in seiner ganzen Verkündigung weist: der Weg der tätigen Nächstenliebe. Diesen Ermahnungen Johannes des Täufers entnehmen wir, was die allgemeinen Tendenzen derer waren, die zu jener Zeit in unterschiedlichen Formen die Macht innehatten. Die Dinge haben sich nicht sehr verändert. Dennoch ist keine Kategorie von Menschen davon ausgeschlossen, den Weg der Umkehr zu beschreiten, um das Heil zu erlangen, nicht einmal die Zöllner, die als Sünder schlechthin angesehen wurden: nicht einmal sie sind vom Heil ausgeschlossen. Gott nimmt niemanden von der Möglichkeit aus, sich zu retten. Er ist sozusagen sehnsüchtig darauf bedacht, Barmherzigkeit walten zu lassen, sie gegenüber allen walten zu lassen und einen jeden in seiner zärtlichen Umarmung der Versöhnung und Vergebung zu umfassen.

Wir spüren, dass diese Frage – was sollen wir tun? – auch an uns ergeht. Die heutige Liturgie wiederholt uns in den Worten des Johannes, dass es notwendig ist, umzukehren, dass man die Marschrichtung ändern und den Weg der Gerechtigkeit, der Solidarität, der Genügsamkeit einschlagen muss: das sind die unabdingbaren Werte eines Daseins, das in Fülle menschlich und auf echte Weise christlich ist. Kehrt um! Das ist der wesentliche Kern der Botschaft des Täufers. Und die Liturgie an diesem dritten Adventsonntag hilft uns, eine besondere Dimension der Umkehr wiederzuentdecken: die Freude. Wer umkehrt und sich dem Herrn nähert, verspürt Freude. Der Prophet Zefanja sagt uns heute: »Juble, Tochter Zion!«, an Jerusalem gewandt (Zef 3,14); und der Apostel Paulus ermahnt die Christen von Philippi auf diese Weise: »Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!« (Phil 4,4). Heute braucht man Mut, um von Freude zu sprechen, und vor allem braucht man Glauben!

Die Welt hat mit vielen Problemen zu kämpfen, die Zukunft steht unter der bedrückenden Last von Ungewissheit und Ängsten. Und dennoch ist der Christ ein freudiger Mensch, und seine Freude ist nichts Oberflächliches und Vergängliches, sondern sie ist tief und fest, da sie ein Geschenk des Herrn ist, das das Leben erfüllt. Unsere Freude kommt aus der Gewissheit, dass der »Herr nahe ist« (Phil 4,5): er ist nahe mit seiner Zärtlichkeit, mit seinem Erbarmen, mit seiner Vergebung und mit seiner Liebe. Die Jungfrau Maria helfe uns, unseren Glauben zu stärken, damit wir den Gott der Freude, den Gott der Barmherzigkeit stets aufzunehmen wissen, der immer seine Wohnstatt in der Mitte seiner Kinder nehmen möchte. Und unsere Mutter lehre uns, die Tränen mit den Weinenden zu teilen, damit wir auch das Lächeln teilen können.


Nach dem Angelusgebet:

Die Klimakonferenz in Paris ist gerade eben mit einem von vielen als historisch bezeichneten Abkommen zu ihrem Abschluss gekommen. Dessen Umsetzung wird ein einmütiges Engagement und einen großherzigen Einsatz seitens aller fordern. Während ich die Hoffnung ausspreche, dass den verletzbarsten Bevölkerungsteilen besondere Aufmerksamkeit garantiert werde, ermahne ich die ganze internationale Gemeinschaft, den eingeschlagenen Weg im Zeichen einer immer tatkräftiger werdenden Solidarität zügig weiterzuverfolgen.

Am kommenden Dienstag, 15. Dezember, wird in Nairobi die Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation beginnen. Ich wende mich an die Länder, die teilnehmen werden, damit die zu treffenden Entscheidungen den Bedürfnissen der Armen und der am meisten verletzbaren Menschen wie auch den legitimen Wünschen der weniger entwickelten Länder und dem Gemeinwohl der ganzen Menschheitsfamilie Rechnung tragen.

In allen Kathedralen der Welt werden Heilige Pforten geöffnet, damit das Jubiläum der Barmherzigkeit in Fülle in den Teilkirchen gelebt werden kann. Ich hoffe, dass dieser bedeutungsstarke Augenblick viele dazu anrege, zu Werkzeugen der Zärtlichkeit Gottes zu werden. Als Ausdruck der Werke der Barmherzigkeit werden auch die »Pforten der Barmherzigkeit« an den Orten der Entbehrung und der Ausgrenzung geöffnet werden. Aus diesem Anlass grüße ich die Häftlinge in den Gefängnissen der ganzen Welt, besonders des Gefängnisses von Padua, die sich uns heute in diesem Augenblick im Geist anschließen, um zu beten, und ich danke ihnen für das Konzert, das sie uns zum Geschenk gemacht haben.

Ich grüße euch alle, die Pilger aus Rom und aus vielen Teilen der Welt. Besonders grüße ich jene aus Warschau und Madrid. Einen besonderen Gedanken richte ich an die Stiftung der kinderärztlichen Versorgungsstelle »Santa Marta« im Vatikan: an die Eltern mit ihren Kindern, an die ehrenamtlichen Helfer und an die Vinzentinerinnen. Danke für euer Zeugnis der Solidarität und Aufnahme! Und mein Gruß geht auch an die Mitglieder der Fokolar-Bewegung zusammen mit Freunden aus einigen islamischen Gemeinden. Macht weiter so! Geht mutig weiter auf eurem Weg des Dialogs und der Brüderlichkeit, denn wir alle sind Kinder Gottes! Allen wünsche ich von Herzen einen schönen Sonntag und gesegnete Mahlzeit. Vergesst bitte nicht, für mich zu beten. Auf Wiedersehen!

 



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