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APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS
NACH KENIA, UGANDA UND IN DIE ZENTRALAFRIKANISCHE REPUBLIK

(25.-30. NOVEMBER 2015)

BEGEGNUNG MIT PRIESTERN, ORDENSLEUTEN UND SEMINARISTEN

ANSPRACHE DES HEILIGEN VATERS

Kathedrale von Kampala (Uganda)
Samstag, 28. November 2015

[Multimedia]


 

Ich werde dem Bischof, der für das gottgeweihte Leben zuständig ist, die Botschaft überlassen, die ich für euch geschrieben habe, damit sie veröffentlicht wird.

Ich bitte um Entschuldigung, dass ich in meiner Muttersprache rede, aber ich kann nicht englisch sprechen.

Drei Dinge möchte ich euch sagen. Zu allererst: Im Buch Deuteronomium mahnt Mose sein Volk: „Vergesst nicht!“ (4,23) und wiederholt es im Laufe des Buches mehrmals: „Nicht vergessen!“ (25,19; 26,13; 31,21). Nicht all das vergessen, was Gott für das Volk getan hat. Das Erste, was ich euch sagen möchte, ist, dass ihr die Gnade des Gedächtnisses haben bzw. erbitten sollt. Wie ich zu den Jugendlichen sagte: Das Blut der ugandischen Katholiken enthält das Blut der Märtyrer. Verliert nicht das Gedächtnis dieses Samens, damit ihr in dieser Weise weiter wachst! Der Hauptfeind des Gedächtnisses ist das Vergessen, aber es ist nicht der gefährlichste. Der gefährlichste Feind des Gedächtnisses ist die Gewöhnung: sich daran zu gewöhnen, die Güter von den Vorfahren zu erben. Die Kirche in Uganda darf sich niemals an die ferne Erinnerung ihrer Märtyrer gewöhnen. Märtyrer bedeutet Zeuge. Um diesem Gedächtnis treu zu sein, muss die Kirche in Uganda weiterhin Zeugin sein; sie darf nicht von der „Rendite“ leben. Der Ruhm der Vergangenheit war der Anfang, ihr aber müsst den zukünftigen Ruhm bewirken. Und das ist der Auftrag, den die Kirche euch überträgt: Seid Zeugen, wie die Märtyrer Zeugen waren, die ihr Leben für das Evangelium hingaben.  

Um Zeugen zu sein – und das ist das zweite Wort, das ich euch sagen möchte –, bedarf es der Treue. Treue gegenüber dem Gedächtnis, Treue zur eigenen Berufung, Treue zum apostolischen Eifer. Treue bedeutet, den Weg der Heiligkeit zu verfolgen. Treue bedeutet, das zu tun, was die früheren Zeugen taten: Missionare sein. Vielleicht gibt es hier in Uganda Diözesen, die viele Priester haben, und Diözesen, die wenige haben. Treue bedeutet, sich dem Bischof anzubieten, um in eine andere Diözese zu gehen, die Missionare braucht. Und das ist nicht leicht. Treue bedeutet Ausdauer in der Berufung. Und hier möchte ich in besonderer Weise für das Beispiel an Treue danken, das mir die Schwestern vom Caritasheim gaben: Treue gegenüber den Armen, den Kranken, den am meisten Bedürftigen, denn dort ist Christus. Uganda wurde getränkt mit dem Blut von Märtyrern, von Zeugen. Heute ist es nötig, es weiter zu tränken, und dafür: neue Herausforderungen, neue Zeugnisse, neue Missionen! Andernfalls verliert ihr den großen Reichtum, den ihr besitzt, und „die Perle von Afrika“ wird schließlich in einem Museum betrachtet werden. Denn so greift der Teufel an: in kleinen Schritten. Und ich spreche damit nicht nur die Priester an, sondern auch die Ordensleute. Aber den Priestern wollte ich es in besonderer Weise sagen im Hinblick auf das Problem der Mission: dass die Diözesen mit zahlreichem Klerus sich denen mit weniger anbieten; so wird Uganda weiterhin missionarisch sein.

Gedächtnis, das Treue bedeutet. Und Treue, die nur mit dem Gebet möglich ist. Wenn ein Ordensmann, eine Ordensfrau, ein Priester aufhört zu beten oder wenig betet, weil er – wie er sagt – viel Arbeit hat, dann hat er bereits begonnen, das Gedächtnis zu verlieren, und hat bereits begonnen, die Treue zu verlieren. Gebet, das auch Demütigung bedeutet. Die Demut, regelmäßig zum Beichtvater zu gehen und die eigenen Sünden zu bekennen. Man darf nicht mit beiden Beinen humpeln. Als Ordensleute und Priester dürfen wir kein Doppelleben führen. Wenn du Sünder, wenn du Sünderin bist: Bitte um Vergebung! Aber halte nicht verborgen, was Gott nicht gefällt; halte nicht den Mangel an Treue verborgen, schließe das Gedächtnis nicht in den Schrank ein!

Gedächtnis und neue Herausforderungen, Treue zum Gedächtnis und Gebet – das Gebet beginnt immer damit, sich als Sünder zu bekennen – mit diesen drei Säulen wird „die Perle Afrikas“ weiterhin eine Perle sein und nicht nur ein Ausdruck im Wörterbuch. Mögen die Märtyrer, die dieser Kirche Kraft verliehen, euch helfen, voranzugehen im Gedächtnis, in der Treue und im Gebet! – Und ich bitte euch herzlich, nicht zu vergessen, für mich zu beten. Vielen Dank.

Und nun bitte ich euch, alle gemeinsam ein Ave Maria zur Gottesmutter zu beten.

 


Vom Heiligen Vater vorbereitete Ansprache

Liebe Brüder im priesterlichen Dienst,
liebe Ordensleute und liebe Seminaristen,

ich bin froh, bei euch zu sein, und danke euch für euren herzlichen Empfang. Besonders danke ich denen, die gesprochen und Zeugnis gegeben haben von euren Hoffnungen und Sorgen und vor allem von der Freude, die euch in eurem Dienst am Volk Gottes in Uganda beflügelt.

Ich freue mich außerdem, dass unsere Begegnung am Vorabend des ersten Sonntags im Advent stattfindet, einer Zeit, die uns einlädt, nach einem neuen Anfang auszuschauen. Während dieser Adventszeit bereiten wir uns auch darauf vor, die Schwelle zum außerordentlichen Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit zu überschreiten, das ich für die gesamte Kirche ausgerufen habe.

Während wir uns dem Jubiläum der Barmherzigkeit nähern, möchte ich euch zwei Fragen stellen. Die erste: Wer seid ihr als Priester oder zukünftige Priester und als gottgeweihte Personen? In gewissem Sinn ist die Antwort leicht: Sicherlich seid ihr Männer und Frauen, deren Leben durch eine »persönliche Begegnung mit Jesus Christus« (Evangelii gaudium, 3) gestaltet worden ist. Jesus hat euer Herz angerührt, hat euch beim Namen gerufen und euch aufgefordert, ihm mit ungeteiltem Herzen zu folgen im Dienst an seinem heiligen Volk.

Die Kirche in Uganda ist in ihrer kurzen, aber ehrwürdigen Geschichte mit einer großen Anzahl von Zeugen – gläubigen Laien, Katechisten, Priestern und Ordensleuten – gesegnet worden, die aus Liebe zu Jesus alles verlassen haben: ihr Zuhause, ihre Familie und – im Fall der Märtyrer – sogar ihr Leben. In eurem Leben, sei es im priesterlichen Dienst oder im Ordensstand, seid ihr berufen, dieses große Erbe fortzuführen, vor allem durch einfache Taten demütigen Dienstes. Jesus möchte sich eurer bedienen, um die Herzen immer neuer Menschen anzurühren: Er möchte sich eures Mundes bedienen, um sein Wort des Heils zu verkünden, eurer Arme, um die Armen zu umfangen, die er liebt, eurer Hände, um Gemeinschaften authentischer missionarischer Jünger aufzubauen. Gebe Gott, dass wir nie vergessen, dass unser „Ja“ zu Jesus ein „Ja“ zu seinem Volk ist. Unsere Türen, die Türen unserer Kirchen, aber in besonderer Weise die Türen unseres Herzens müssen ständig offen sein für das Volk Gottes, für unser Volk. Denn das ist es, was wir sind.

Eine zweite Frage, die ich euch heute Abend stellen möchte, lautet: Was sollt ihr noch mehr tun in der Verwirklichung eurer speziellen Berufung? Denn es gibt immer etwas, das wir noch zusätzlich tun können, eine weitere Meile, die auf unserem Weg zurückzulegen ist.

Das Volk Gottes, ja, alle Völker sehnen sich nach einem neuen Leben, nach Versöhnung und nach Frieden. Leider gibt es in der Welt viele besorgniserregende Situationen, die unseres Fürbittgebetes bedürfen, angefangen von der näheren Nachbarschaft. Ich bete vor allem für das geschätzte Volk von Burundi: Möge der Herr in den Verantwortungsträgern und in der gesamten Gesellschaft Gesinnungen und Vorsätze erwecken, die auf Dialog und Zusammenarbeit, auf Versöhnung und Frieden ausgerichtet sind. Wenn es unsere Aufgabe ist, die Leidenden zu begleiten, dann müssen wir ähnlich wie die Fenster dieser Kathedrale, die das Licht durchscheinen lassen, erlauben, dass die heilende Kraft Gottes durch uns hindurchdringt. Zunächst müssen wir zulassen, dass die Wellen seiner Barmherzigkeit uns selbst überfluten, uns läutern und uns stärken, so dass wir diese Barmherzigkeit zu den anderen bringen können, besonders zu denen, die sich in den vielen geographischen und existentiellen Randgebieten befinden.

Wir alle wissen genau, wie schwierig das sein kann. Es gibt so viel Arbeit zu bewältigen! Zugleich bietet das moderne Leben auch so zahlreiche Ablenkungen, die unser Gewissen benebeln, unseren Eifer verpuffen lassen und uns sogar in jene „spirituelle Weltlichkeit“ hineinziehen können, welche die Fundamente des christlichen Lebens annagt. Der Einsatz zur Umkehr – jener Umkehr, die das Herzstück des Evangeliums ist (vgl. Mk 1,15) – muss Tag für Tag weitergeführt werden; wir müssen darum ringen, jene Gewohnheiten und Denkweisen zu erkennen und zu überwinden, welche die geistliche Trägheit nähren können. Wir haben es nötig, unser Gewissen zu prüfen, als Einzelne wie auch als Gemeinschaft.

Wie ich schon erwähnte, stehen wir an der Schwelle zum Advent, der Zeit eines neuen Anfangs. In der Kirche sagen wir gerne, dass Afrika der Kontinent der Hoffnung ist, und das aus gutem Grund. Die Kirche ist in diesen Ländern mit einer reichen Ernte an geistlichen Berufungen gesegnet. Heute Abend möchte ich den hier anwesenden jungen Seminaristen und Ordensleuten ein besonderes Wort der Ermutigung widmen. Der Ruf des Herrn ist eine Quelle der Freude und ein Aufruf zum Dienen. Jesus sagt uns: »Wovon das Herz voll ist, davon spricht der Mund« (Lk 6,45). Möge das Feuer des Heiligen Geistes eure Herzen läutern, so dass ihr frohe und überzeugte Zeugen der vom Evangelium geschenkten Hoffnung seid. Ihr habt ein ganz vortreffliches Wort zu verkünden! Verkündet es immer, vor allem mit der Rechtschaffenheit und der Überzeugung, die euer Leben ausstrahlt!

Liebe Brüder und Schwestern, mein Besuch in Uganda ist kurz, und der heutige Tag war lang! Doch ich betrachte unsere Begegnung heute Abend als die Krönung dieses so schönen Tages, an dem ich mich als Pilger zum Heiligtum der ugandischen Märtyrer in Namugongo begeben und ganz viele Jugendliche treffen konnte, die die Zukunft der Nation und der Kirche sind. Ich werde Afrika wirklich mit großer Hoffnung auf die Ernte an Früchten der Gnade verlassen, die Gott mitten unter euch vorbereitet! Ich bitte jeden von euch, im Gebet um eine überreiche Ausgießung apostolischen Eifers, eine frohe Ausdauer in der Berufung, die ihr empfangen habt, und vor allem um die Gabe eines lauteren Herzens zu bitten, das immer offen ist für die Bedürfnisse aller unserer Brüder und Schwestern. Auf diese Weise wird sich die Kirche in Uganda ihres ruhmreichen Erbes wirklich als würdig erweisen und den Herausforderungen der Zukunft mit der sicheren Hoffnung auf die Verheißungen Christi begegnen können. Ich werde in meinen Gebeten an euch alle denken, und ich bitte euch, für mich zu beten!

 



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