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BENEDIKT XVI.

ANGELUS

Petersplatz
Sonntag, 30. Januar 2011

(Video)

 

 

Liebe Brüder und Schwestern!

Am heutigen vierten Sonntag im Jahreskreis legt uns das Evangelium die erste große Rede vor, mit der sich der Herr im Hügelland um den See von Galiläa an die Leute wendet. »Als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten«, schreibt der hl. Matthäus, »stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie« (Mt 5,1–2). Jesus, der neue Mose, »nimmt auf der ›Kathedra‹ des Berges Platz« (Jesus von Nazareth, Freiburg-Basel-Wien 2007, S. 95) und preist jene »selig«, die arm sind vor Gott, die Trauernden, die Barmherzigen, alle die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, die ein reines Herz haben, die verfolgt werden (vgl. Mt 5,3–10). Es handelt sich um keine neue Ideologie, sondern um eine Lehre, die aus der Höhe kommt und das Menschsein angeht, gerade jenes, das der Herr mit seiner Fleischwerdung annehmen wollte, um es zu retten. Aus diesem Grund »ist die Bergpredigt in die Weite der Welt, Gegenwart und Zukunft hinein gerichtet … und kann nur in der Nachfolge Jesu, im Mitgehen mit ihm verstanden und gelebt werden« (Jesus von Nazareth, S. 98). Die Seligpreisungen sind ein neues Lebensprogramm, um sich von den falschen Werten der Welt zu befreien und für die wahren Güter in Gegenwart und Zukunft zu öffnen. Wenn nämlich Gott tröstet, den Hunger nach Gerechtigkeit stillt und die Tränen der Trauernden trocknet, so bedeutet dies, daß er nicht nur einen jeden in spürbarer Weise belohnt, sondern das Himmelreich öffnet. »Die Seligpreisungen sind Umsetzung von Kreuz und Auferstehung in die Jüngerexistenz« (ebd., S. 104). Sie spiegeln das Leben des Sohnes Gottes wider, der sich verfolgen und bis zur Verurteilung zum Tod verachten läßt, damit den Menschen das Heil geschenkt werde.

Ein Eremit aus dem Altertum sagt: »Die Seligpreisungen sind Gaben Gottes, und wir müssen ihm für sie und den aus ihnen hervorgehenden Lohn großen Dank sagen, das heißt für das Himmelreich in der kommenden Zeit, die Tröstung hier, die Fülle aller Güter und die Barmherzigkeit seitens Gottes …, wenn wir einmal Bild Christi auf Erden geworden sind« (Petrus von Damaskus, in: Philokalie [Filocalia, 3. Bd., Turin 1985, S. 79]). Das Evangelium der Seligpreisungen wird durch die Geschichte der Kirche kommentiert, die Geschichte der christlichen Heiligkeit, denn – wie der hl. Paulus schreibt – : »Das Schwache in der Welt hat Gott erwählt, um das Starke zuschanden zu machen. Und das Niedrige in der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt: das, was nichts ist, um das, was etwas ist, zu vernichten« (1 Kor 1,27–28). Deshalb hat die Kirche keine Angst vor der Armut, der Verachtung, der Verfolgung in einer Gesellschaft, die oft von materiellem Wohlstand und weltlicher Macht angezogen ist. Der hl. Augustinus ruft uns in Erinnerung, daß »es einträglich ist, nicht an diesen Übeln zu leiden, sondern sie im Namen Jesu nicht nur gelassenen Herzens, sondern auch mit Freude zu ertragen« (De sermone Domini in monte, I, 5,13: CCL 35,13).

Liebe Brüder und Schwestern, wir wollen zur Jungfrau Maria beten, der Seligen »par excellence«, und um die Kraft bitten, den Herrn zu suchen (vgl. Zef 2,3) und ihm stets freudig auf dem Weg der Seligpreisungen nachzufolgen.


Nach dem Angelusgebet:

Am heutigen Sonntag wird der »Weltlepratag« begangen, der in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts von Raoul Follereau ins Leben gerufen und offiziell von den Vereinten Nationen anerkannt worden ist. Obwohl sich die Lepra im Rückgang befindet, betrifft sie leider noch viele Menschen, die sich in schwerer Not befinden. Allen Kranken sichere ich mein besonderes Gebet zu, in das ich alle einschließe, die ihnen beistehen und sich auf verschiedene Weise dafür einsetzen, die Hansen-Krankheit zu besiegen. Besonders grüße ich die italienische Vereinigung »Freunde von Raoul Follereau«, die ihr 50. Gründungsjubiläum begeht.

In den kommenden Tagen wird voll Freude in verschiedenen Ländern des Fernen Ostens vor allem im Kreis der Familien das Mondneujahr gefeiert. All jenen großen Völkern wünsche ich von Herzen Ruhe und Wohlstand.

Heute wird auch der »Internationale Gebetstag für den Frieden im Heiligen Land« begangen. Ich schließe mich dem Lateinischen Patriarchen von Jerusalem und dem Kustos des Heiligen Landes an und lade alle ein, beim Herrn dafür zu beten, daß er Sinn und Herz zugunsten konkreter Friedensprojekte zusammenkommen lasse.

Es freut mich, einen herzlichen Gruß an die Jungen und Mädchen der Katholischen Aktion der Diözese Rom unter der Leitung von Kardinalvikar Agostino Vallini zu richten. Liebe Kinder, auch dieses Jahr seid ihr zahlreich gekommen am Ende eurer »Karawane des Friedens«, die unter dem Motto stand: »Zählen wir auf den Frieden!«. Hören wir jetzt die Botschaft, die eure Freunde hier neben mir verlesen werden.

... auf französisch: Ich grüße die Pilger französischer Sprache und insbesondere die Vereinten Pfadfinder Frankreichs, die heuer den 40. Jahrestag ihres Bestehens feiern. Der Marsch, den ihr auf den Spuren Christi unternehmt, möge für euch eine Quelle des Glücks und der Freude sein. Dessen Früchte könnt ihr anschließend mit anderen teilen, vor allem auf den kommenden Weltjugendtag in Madrid. Ich lade alle französischsprachigen Jugendlichen ein, sich in großer Zahl mit mir dorthin zu begeben. Maria leite uns auf den Wegen, die uns die Seligpreisungen wahrhaftig leben lassen! Einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche euch allen!

… auf englisch: Herzlich heiße ich die englischsprachigen Besucher willkommen, die zum heutigen Angelusgebet anwesend sind. In diesem Sonntagsevangelium hören wir die acht Seligpreisungen, jene wundervolle Aufzählung dessen, was die christliche Jüngerschaft von uns erfordert. Jesus selbst zeigt uns durch sein Leben und Sterben den Weg, und durch seine Auferstehung hat er das neue Leben offenbart, das all jene erwartet, die ihm auf dem Weg der Liebe folgen. Auf euch alle, die ihr heute hier versammelt seid, auf eure Familien und alle eure Lieben rufe ich den reichen Segen des Friedens und der Freude herab.

… auf deutsch: Ein herzliches »Grüß Gott« sage ich den Pilgern und Besuchern aus den Ländern deutscher Sprache. Im heutigen Evangelium zeigt Jesus mit den Seligpreisungen den Weg zur Glückseligkeit auf. Die Seligpreisungen stellen gleichsam ein Selbstbildnis Christi dar: seine Armut und Schlichtheit sowie seine Milde und Leidenschaft für Gerechtigkeit und Frieden. Je eifriger wir ihn in diesen Haltungen nachahmen, um so mehr schenkt er uns seine Liebe und stillt unsere innerste Sehnsucht nach Glückseligkeit und Frieden. Laßt uns diese wunderbare Gemeinschaft mit Christus pflegen. Dazu begleite euch Gott mit seiner Gnade.

… auf spanisch: Voll Zuneigung grüße ich die Pilger aus dem spanischen Sprachraum, die zu diesem Mariengebet gekommen sind, besonders die Gläubigen aus verschiedenen Pfarreien der Diözesen Valencia, Cádiz und Jerez de la Frontera. Die Seligpreisungen, die uns die heutige Liturgie vorlegt, sind ein klarer Vorschlag des Herrn, in Gemeinschaft mit ihm zu leben und das wahre Glück zu erreichen. Wer dieses Lebensprogramm radikal annimmt, findet die Kraft, die notwendig ist, um an der Errichtung des Reiches Gottes mitzuarbeiten und Werkzeug des Heils zu sein. Einen gesegneten Sonntag!

… auf polnisch: Nun gelten mein Gedanke und mein Wort des Grußes allen Polen. Das Evangelium des heutigen Sonntags legt uns die »Bergpredigt« Jesu vor. Acht Seligpreisungen: Sie sind das Fundament der Moralität des neuen Menschen, das Lebensprogramm der Jünger Christi und aller, die an ihn glauben. Es handelt sich um eine neue Dimension der Beziehungen und Verhaltensweisen im Umgang miteinander. Während ich euch einlade, diesem Programm zu folgen, das für einen jeden von uns bestimmt ist, segne ich euch von Herzen.

... auf italienisch: Schließlich grüße ich die Pilger italienischer Sprache, besonders die Gläubigen aus Chieti und Villamagna. Allen wünsche ich einen gesegneten Sonntag. Und jetzt lassen wir zusammen mit den Kindern der Katholischen Aktion die Tauben als Symbol des Friedens frei.


 

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