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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTAE"

 

Beten wir für die Politiker, damit sie uns gut regieren

Montag, 16. September 2013

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 39, 27. September 2013

 

Ein guter Christ nimmt aktiv am politischen Leben teil und betet, damit die Politiker ihr Volk lieben und ihm demütig dienen. Diese Gedanken standen im Mittelpunkt der Predigt, die Papst Franziskus am Morgen des 16. September in der Kapelle Santa Marta hielt.

Er kommentierte den Abschnitt aus dem Lukasevangelium (7,1–10), wo berichtet wird, wie Jesus den Diener des Hauptmanns von Kafarnaum heilt. Dabei hob er »zwei Haltungen des Regierenden« hervor. Er müsse vor allem »sein Volk lieben. Die jüdischen Ältesten sagen zu Jesus: ›Er verdient es, dass du seine Bitte erfüllst, denn er liebt unser Volk.‹ Ein Regierender, der nicht liebt, kann nicht regieren. Er kann bestenfalls ein wenig Ordnung machen, aber er kann nicht regieren.« Um die Bedeutung der Liebe zu erklären, die der Regierende seinem Volk schulde, erinnerte der Heilige Vater an das Beispiel von David. Dieser missachte die vom Mosaischen Gesetz vorgegebenen Regeln für die Zählung der Israeliten, um zu unterstreichen, dass das Leben jedes Menschen dem Herrn gehöre (vgl. Exodus 30,11–12). David aber habe, nachdem er seine Sünde eingesehen habe, alles

getan, um die Bestrafung seines Volkes zu verhindern. Und das, weil er, auch wenn er ein Sünder gewesen sei, sein Volk geliebt habe.

Für Papst Franziskus muss der Regierende auch demütig sein wie der Zenturio oder Hauptmann des Evangeliums, der sich seiner Macht hätte rühmen können, wenn er Jesus gebeten hätte, zu ihm zu kommen. Aber »er war ein demütiger Mann und er sagte zum Herrn: ›Herr, bemüh dich nicht! Denn ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst.‹ Und demütig fügt er hinzu: »Sprich nur ein Wort, dann muss mein Diener gesund werden.‹ Das sind die beiden Tugenden eines Regierenden, so wie das Wort Gottes es uns darlegt: Liebe zum Volk und Demut.« Daher müsse sich »jeder Mann und jede Frau, die Regierungsverantwortung übernimmt, diese beiden Fragen stellen: Liebe ich mein Volk, um ihm besser zu dienen? Und bin ich demütig, um die Meinungen der anderen zu hören, um den besten Weg zu wählen?« Wenn sie sich diese Fragen nicht stellten, so der Papst, dann werde »ihre Regierung nicht gut sein«.

Aber auch die, die regiert werden, müssten ihre Entscheidungen treffen. Was also solle man tun? Nachdem der Papst darauf hingewiesen hatte, dass »wir als Volk sehr viele Regierende haben «, erinnerte er an einen Satz des hl. Paulus aus dem ersten Timotheusbrief (2,1–8): »Vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen, für die Herrscher und für alle, die Macht ausüben, damit wir in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit ungestört und ruhig leben können.«

Das bedeute, so führte Papst Franziskus aus, dass »keiner von uns sagen kann: aber ich habe damit doch nichts zu tun: sie sind doch an der Regierung! Nein, ich bin mit für ihre Regierung verantwortlich und muss mein Bestes dafür geben, dass sie gut regieren, indem ich im Rahmen des mir Möglichen an der Politik mitwirke. Die Politik ist, wie die Soziallehre der Kirche sagt, eine der höchsten Formen der Liebe, da sie dem Gemeinwohl dient. Und ich kann mir da meine Hände nicht in Unschuld waschen: jeder von uns ist dazu verpflichtet, etwas zu tun. Aber wir sind mittlerweile daran gewöhnt, zu denken, dass es genügt, über die, die regieren, nur zu klatschen, schlecht über sie und das, was nicht funktioniert, zu reden.«

Im Hinblick darauf bemerkte der Heilige Vater, dass im Fernsehen und in den Zeitungen vor allem auf die Politiker »eingedroschen« werde: kaum je finde man Bemerkungen der Art: »Dieser Regierungschef hat hier Gutes geleistet; dieser Regierungschef hat diese oder jene Tugend. Er hat hierin geirrt, in diesem und jenem, aber das hier hat er gut gemacht.« Dafür spreche man über die Politiker »immer schlecht und man ist immer dagegen. Vielleicht ist der, der regiert, ein Sünder, wie es auch David war. Aber ich muss mitarbeiten, durch meine Meinungsäußerung, durch meine Worte, auch durch meine Korrekturen: ich bin aus dem folgenden Grund nicht damit einverstanden. Wir müssen am Gemeinwohl mitwirken. Mitunter haben wir sagen hören: ein guter Katholik interessiert sich nicht für die Politik.

Aber das ist nicht wahr: ein guter Katholik mischt sich in die Politik ein, indem er sein Bestes tut, damit der, der regiert, auch regieren kann.« Was also ist »das Beste, was wir denen bieten« können, die regieren? »Es ist das Gebet«, antwortete der Papst, indem er erklärte: »Das ist es, was Paulus sagt: Ein Gebet für den Herrscher und für alle Menschen, die Macht ausüben.« Aber »man wird sagen: das ist ein schlechter Mensch, er muss in der Hölle enden. Nein, betet für ihn, betet für sie, damit sie gut regieren können, damit er sein Volk liebt, damit er demütig sei. Ein Christ, der nicht für die Regierenden betet, ist kein guter Christ. Man muss beten. Und das« – so präzisierte er – »sage nicht ich. Der heilige Paulus sagt dies. Die Regierenden sollen demütig sein und ihr Volk lieben. Das ist die Bedingung. Wir, die wir regiert werden, geben unser Bestes. Vor allem das Gebet.«

»Beten wir für die Herrscher«, so schloss Papst Franziskus, »dass sie uns gut regieren. Damit sie unser Vaterland, unsere Nation und auch die ganze Welt weiterbringen; und damit Friede und Gemeinwohl herrschen. Dieses Wort Gottes möge uns helfen, besser am Gemeinschaftsleben eines Volkes mitzuwirken: die, die an der Regierung sind, indem sie ihren Dienst in Demut und voller Liebe verrichten; die Regierten durch ihre Beteiligung und vor allem durch ihr Gebet.«



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