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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTAE"

 

Was hinterlassen wir den anderen

 Donnerstag, 6. Januar 2014

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 7, 14. Februar 2014

 

Das ganze Leben lang innerhalb der Kirche leben, als Sünder zwar, nicht aber als korrupte Verräter; in einer Haltung der Hoffnung, die uns dazu führt, ein Erbe zu hinterlassen, das nicht aus materiellen Gütern besteht, sondern aus dem Zeugnis eines heiligen Lebens. Das sind die »großen Gnaden«, die Papst Franziskus im Verlauf der Frühmesse aufzeigte, die er am Donnerstag, 6. Januar, in der Kapelle des Hauses Santa Marta feierte.

Der Bischof von Rom erinnerte in seinen Überlegungen an das Geheimnis des Todes, wobei er von der ersten Schriftlesung ausging, die dem 1. Buch der Könige entnommen war (2,1-4.10-12), wo wir, wie er sagte, »den Bericht über Davids Tod vernommen haben«. Und »wir erinnern uns an den Anfang seines Lebens, als er vom Herrn auserwählt wurde, vom Herrn gesalbt wurde«. Er war »noch ein kleiner Junge«; dann »begann er einige Jahre später zu regieren«, aber er war immer noch »ein Jüngling, er war zweiundzwanzig oder dreiundzwanzig Jahre alt«. Davids ganzes Leben sei folglich »ein Weg im Dienste seines Volkes«. Und »so wie es begann, so endete es«. Dasselbe, so merkte der Papst an, geschehe auch in unserem Leben, das »beginnt, fortschreitet, weitergeht und endet«.

Der Bericht über Davids Tod veranlasste den Papst zu drei Überlegungen, die »von Herzen« kamen. Zunächst stellte er fest, dass »David in der Kirche, inmitten seines Volkes stirbt. Sein Tod ereilt ihn nicht außerhalb seines Volkes«, sondern »in dessen Mitte«. Und so lebe »seine Zugehörigkeit zum Volk Gottes«. Und doch hatte David »gesündigt: er selbst nennt sich einen Sünder«. Aber »niemals hatte er das Volk Gottes verlassen: ein Sünder: Ja! Ein Verräter? Nein!« Das, so sagte der Papst, »ist eine Gnade«: die Gnade, »bis ans Ende im Volk Gottes zu bleiben« und »innerhalb der Kirche zu sterben, inmitten des Volkes Gottes.«

Indem er diesen Aspekt betonte, lud der Papst dazu ein, »um die Gnade zu bitten, zu Hause zu sterben: zu Hause sterben, in der Kirche«. Und er betonte, dass »das eine Gnade ist« und dass man »sie nicht kauft«, denn sie »ist ein Geschenk Gottes«. Wir »müssen um sie bitten: Herr, gib mir das Geschenk, zu Hause zu sterben, in der Kirche «. Wenn wir auch »alle Sünder« seien, so sollen wir doch weder »Verräter« noch »korrupt« sein.

Die Kirche, so präzisierte der Papst, ist »eine Mutter und will uns auch so«, auch wenn wir »sehr oft schmutzig sind«. Denn sie sei es, die »uns reinigt: sie ist eine Mutter, sie weiß uns zu reinigen«. Aber es sei »unsere Aufgabe, um diese Gnade zu bitten: zu Hause zu sterben«. Papst Franziskus fügte eine zweite Reflexion über Davids Tod hinzu. »In diesem Bericht«, so bemerkte er, »sieht man, dass David ganz ruhig ist, in Frieden, gelassen«. So sehr, dass er »seinen Sohn ruft und zu ihm sagt: Ich gehe nun den Weg alles Irdischen«. Mit anderen Worten, David gesteht: »Jetzt ist die Reihe an mir!« Und dann, so lesen wir in der Schrift, »entschlief David zu seinen Vätern«.

Wir sehen hier, so erläuterte der Papst, den König, der »seinen Tod voller Hoffnung, in Frieden akzeptiert«. Und »das ist eine weitere Gnade: die Gnade, in der Hoffnung zu sterben«, im »vollen Bewusstsein, dass das ein Schritt ist« und dass »wir auf der anderen Seite erwartet werden «. In der Tat geht auch nach dem Tod »das Zuhause, die Familie weiter: ich werde nicht allein sein!« Es handelt sich hierbei um eine Gnade, um die man vor allem »in den letzten Augenblicken des Lebens« bitten soll: »wir wissen, dass das Leben ein Kampf ist, und der Geist des Bösen will seine Beute«. Der Bischof von Rom erinnerte auch an das Zeugnis der heiligen Thérèse vom Kinde Jesu, die »sagte, dass in der letzten Zeit ihres Lebens in ihrer Seele ein Kampf stattfand, und wenn sie an die Zukunft gedacht habe, an das, was sie nach ihrem Tod im Himmel erwartete, da habe sie etwas wie eine Stimme gehört, die ihr sagte: Aber nein, sei doch nicht dumm, auf dich wartet die Finsternis, auf dich wartet nur die Nacht des Nichts!« Das, so präzisierte der Papst, »war der Teufel, der nicht wollte, dass sie sich Gott anvertraute«.

Deshalb sei es so wichtig, »um die Gnade zu bitten, in der Hoffnung zu sterben, und zu sterben, indem man sich Gott überantwortet«. Aber das »Sich Gott Anvertrauen«, so bekräftigte der Papst, »beginnt schon jetzt, in den kleinen Dingen des Lebens und auch in den großen Problemen: sich stets dem Herrn anvertrauen. So wird es einem zur Gewohnheit, sich dem Herrn anzuvertrauen, und die Hoffnung wächst«. Folglich, so erklärte er, sind »das zu Hause sterben, in der Hoffnung sterben zwei Dinge, die uns Davids Tod lehrt«.

Der dritte Gedanke des Papstes betraf »das Problem des Erbes«. Was das anbelangt, so präzisierte er, »sagt uns die Bibel nicht, dass bei Davids Tod alle Enkel und Urenkel herbeigeeilt seien, um das Erbe einzufordern!« Oft gäbe es »viele Skandale, die die Erbschaft betreffen, viele Skandale, die die Familien spalten«. Aber das Erbe, das David hinterlasse, bestehe nicht aus weltlichen Gütern. In der Tat stehe in der Heiligen Schrift: »Und seine Herrschaft festigte sich mehr und mehr.« Vielmehr hinterlasse David »das Erbe einer vierzigjährigen Regierung für sein Volk und ein gefestigtes, starkes Volk«.

Im Hinblick darauf erinnerte der Papst an »das Sprichwort«, demzufolge »jeder Mann im Laufe seines Lebens einen Sohn zeugen, einen Baum pflanzen und ein Buch schreiben soll: und das ist die beste Erbschaft«. Der Papst lud alle Anwesenden ein, sich die Frage zu stellen: »Was für eine Erbschaft hinterlasse ich denen, die nach mir kommen? Ein Erbe des Lebens? Habe ich so viel Gutes getan, dass die Menschen mich zum Vater oder zur Mutter wollen?« Vielleicht habe ich keinen »Baum gepflanzt« oder »kein Buch geschrieben«, »aber habe ich Leben geschenkt, Weisheit verbreitet?« Die wahre »Erbschaft ist die, die David« offenbart, als er sich auf seinem Totenbett mit den folgenden Worten an seinen Sohn Salomo wendet: »Sei stark und mannhaft! Erfüll deine Pflicht gegen den Herrn, deinen Gott: Geh auf seinen Wegen und befolg alle Gebote.« So helfen uns Davids Worte zu verstehen, dass das wahre »Erbe unser Zeugnis als Christen ist, das wir anderen hinterlassen«. In der Tat gebe es einige Menschen, die »ein großes Erbe hinterlassen: wir denken an die Heiligen, die das Evangelium mit so viel Kraft gelebt haben« und uns gerade deshalb »einen Weg des Lebens, eine Lebensweise als Erbe hinterlassen«.

Abschließend fasste der Papst die drei Punkte seiner Überlegungen zusammen, indem er sie in ein Gebet an den heiligen David einfließen ließ, damit dieser »uns allen diese drei Gnaden gewähren möge: um die Gnade zu bitten, zu Hause zu sterben, in der Kirche zu sterben; um die Gnade zu bitten, in der Hoffnung, voller Hoffnung zu sterben; und um die Gnade zu bitten, ein schönes Erbe zu hinterlassen, ein menschliches Erbe, ein Erbe, das aus dem Zeugnis unseres christlichen Lebens besteht«.



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