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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"

 

Ordensfrauen und Priester,
die vom Götzendienst frei sind

 Montag, 3. März 2014

 

aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 12, 21. März 2014

 

Den Herrn bitten, seiner Kirche Ordensfrauen und Priester zu senden, die frei sind »vom Götzendienst der Eitelkeit, vom Götzendienst des Hochmuts, vom Götzendienst der Macht, vom Götzendienst des Geldes«. Beten im vollen Bewusstsein der Tatsache, dass es Berufungen gibt, aber dass es mutiger junger Menschen bedarf, die imstande sind, den Ruf anzunehmen und Jesus »aus der Nähe« nachzufolgen und ihr Herz ausschließlich ihm zu schenken.

Das ist das »Gebet um Berufungen«, das Papst Franziskus während der Frühmesse sprach, die er am Montag, 3. März, in Santa Marta feierte. Der Ausgangspunkt für die Meditation des Papstes über dieses Thema war der Evangeliumsabschnitt, der von der Begegnung Jesu mit dem reichen jungen Mann berichtet (Mk 10,17-27). Das sei »eine Geschichte«, die »wir unzählige Male gehört haben«: ein Mann »geht zu Jesus und fällt vor ihm auf die Knie«. Und er tut das »vor der ganzen Menschenmenge«, denn er »wollte so gerne die Worte Jesu hören«, und »etwas in seinem Herzen drängte ihn dazu«. So, »auf den Knien vor Jesus«, fragt er ihn, was er tun müsse, um das ewige Leben zu gewinnen. Was das Herz dieses Mannes bewegte, so bemerkte der Papst, »war der Heilige Geist«. In der Tat war er »ein guter Mann«, so erläuterte er, indem er dessen Gestalt nachzeichnete, »denn er hatte von Jugend auf die Gesetze eingehalten«. »Gut« zu sein war »ihm aber nicht genug: er wollte mehr! Der Heilige Geist trieb ihn dazu!«

In der Tat, so fuhr der Papst fort, »sah Jesus ihn an, er freute sich, diese Worte zu hören«. So sehr, dass »das Evangelium sagt, dass er ihn liebte«. Also »spürte auch Jesus diese Begeisterung. Und er antwortet ihm: Geh, verkaufe, was du hast, und komm mit mir, um das Evangelium zu verkünden.« Aber, wie im Bericht des Evangelisten zu lesen steht, »war der Mann, als er diese Worte hörte, betrübt und ging traurig weg«. Dieser gute Mann »war voller Hoffnung, voller Freude gekommen, um Jesus zu finden. Er hat seine Frage gestellt. Er hat die Worte Jesu gehört. Und er trifft eine Entscheidung: wegzugehen. « So »verwandelt sich diese Freude, die ihn antrieb, die Freude des Heiligen Geistes, in Traurigkeit«. Markus erzähle in der Tat, dass »er traurig wegging; denn er hatte ein großes Vermögen«.

Das Problem, so kommentierte der Papst, sei gewesen, dass »sein Herz«, das »unruhig« gewesen sei durch das Wirken des »Heiligen Geistes, der ihn drängte, sich Jesus zu nähern und ihm nachzufolgen, ein volles Herz gewesen sei«. Aber »er brachte nicht den Mut auf, es zu leeren. Und er hat eine Wahl getroffen: das Geld!« Er hatte »ein Herz voller Geld«. Und doch war er kein »Dieb oder Verbrecher. Er war ein guter Mann: er hatte niemals gestohlen, niemals betrogen.« Sein Geld war »redlich erworben«. Aber »sein Herz war da gefangen, es war an das Geld gekettet und er war nicht frei, eine Wahl zu treffen«. So habe schließlich »am Ende das Geld für ihn die Entscheidung getroffen«.

Das Markusevangelium fährt fort mit »den Worten Jesu über den Reichtum«. Aber der Papst konzentrierte sich in erster Linie auf das Thema der Berufung. Und er erwähnte all die jungen Menschen, die »in ihrem Herzen diesen Ruf vernehmen, sich Jesus zu nähern. Und sie sind voller Enthusiasmus, sie haben keine Angst, zu Jesus zu kommen, sie genieren sich nicht, niederzuknien «. Gerade so, wie es der reiche junge Mann getan habe, mit einer »öffentlichen Geste«, wodurch sie »öffentlich ihren Glauben an Jesus Christus bekennen«.

Papst Franziskus zufolge gibt es auch heutzutage viele junge Menschen, die Christus nachfolgen wollen. Aber »wenn ihr Herz voll ist von etwas anderem, und sie nicht so mutig sind, es zu leeren, dann machen sie kehrt«. Und so »verwandelt sich diese Freude in Traurigkeit«. Wie viele junge Menschen, so stellte er fest, spüren diese Freude, über die der heilige Petrus in seinem ersten Brief spricht (1,3-9), der in der Liturgie gelesen wurde: »Daher jubelt ihr in unsagbarer, von himmlischer Herrlichkeit verklärter Freude, da ihr das Ziel des Glaubens erreichen werdet.« Diese jungen Menschen seien wirklich »viele, aber da gibt es etwas, das sie aufhält«.

In Wirklichkeit sei es so, unterstrich der Papst: »Wenn wir den Herrn um Berufungen bitten, damit sie das Evangelium verkünden, dann sendet er sie auch.« Es gäbe Menschen, die traurig sagen würden: »Vater, aber wie schlecht ist doch die Welt: es gibt keine Berufungen, Ordensfrau zu werden, keine Berufungen, Priester zu werden, alles wird zugrunde gehen!« Dagegen, so betonte der Papst, gäbe es »sehr viele« Berufungen. Aber, so fragte er, »wenn es sehr viele gibt, warum müssen wir dann den Herrn darum bitten, damit er sie sende?« Die Antwort des Papstes ist eindeutig: »Wir müssen darum beten, dass das Herz dieser jungen Menschen leer zu werden vermag: leer werden von anderen Interessen, von jeder anderen Liebe.

Damit ihr Herz frei werden kann.« Das sei das wahre, große Gebet um Berufungen: »Herr, sende uns Ordensfrauen, sende uns Priester; beschütze sie vor dem Götzendienst der Eitelkeit, vor dem Götzendienst des Hochmuts, vor dem Götzendienst der Macht, vor dem Götzendienst des Geldes«. »Wir beten darum, dass diese Herzen vorbereitet werden, damit sie Jesus aus der Nähe nachfolgen können«.

Erneut zum Evangelium zurückkehrend, verschwieg der Heilige Vater nicht, dass die Gestalt des reichen jungen Mannes eine gewisse Anteilnahme errege, die uns dazu bringe, zu sagen: »Der Ärmste, er ist so gut und dann so unglücklich, warum ist er nicht glücklich weggegangen« nach seinem Gespräch mit Jesus? Und heute gäbe es sehr viele junge Leute wie ihn. Aber, so lautete die Frage des Papstes: »Was tun wir für sie?« Das erste, was getan werden müsse, sei das Gebet: »Herr, hilf diesen jungen Menschen, damit sie frei und keine Sklaven sind«, damit »sie ein Herz haben, das nur für dich da ist«. Auf diese Weise »kann der Ruf des Herrn kommen, er kann Früchte tragen«.

Papst Franziskus schloss seine Meditation mit der Einladung, »dieses Gebet für die Berufungen« oft zu sprechen. Im Bewusstsein, dass »es Berufungen gibt«: es liege an uns, dafür zu beten, dass sie »wachsen können, dass der Herr in diese Herzen einziehen und diese ›unsagbare, von himmlischer Herrlichkeit verklärte Freude‹ schenken kann, die jeder Mensch erfährt, der Jesus in größerer Nähe nachfolgt«.



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