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PAPST FRANZISKUS

FRÜHMESSE IM VATIKANISCHEN GÄSTEHAUS "DOMUS SANCTAE MARTHAE"
 

Das großartigste Schauspiel

Donnerstag, 15. November 2018
 

(aus: L'Osservatore Romano, Wochenausgabe in deutscher Sprache, Nr. 49, 7. Dezember 2018)
 

 

»Die Kirche wächst in der Einfachheit, in der Stille, im Lobpreis, im eucharistischen Opfer, in der brüderlichen Gemeinschaft, wo alle sich lieben und sich nicht gegenseitig aufreiben«, fern von »Ereignissen, die Spektakel sind«, und fern von der »Weltlichkeit«. Papst Franziskus unterstrich in der heiligen Messe am 15. November den »kirchlichen Stil des Zeugnisses«, der »guten Werke« und des »Gebets«: den Stil der »Märtyrer «, die heute »keine Nachricht wert sind, die im Gegenteil als »überspannt« angesehen werden. »Dieser Abschnitt aus dem Evangelium lässt uns an das Reich Gottes und an die Kirche denken «, merkte der Papst an und bezog sich dabei auf das Tagesevangelium nach Lukas (17,20-25). Ein Abschnitt, der »uns auch nachdenken lässt: Wie wächst die Kirche? Wie geht die Kirche voran, die das Reich Gottes ist?« Und »die Antwort des Herrn ist klar: ›Das Reich Gottes ist mitten unter euch‹, aber es ist kein Spektakel«. Und »wie wächst es? Der Herr erklärte mit dem Gleichnis vom Sämann, wie die Kirche wächst: Der Sämann sät und der Same wächst bei Tag, bei Nacht – Gott schenkt das Wachstum – und dann sieht man die Früchte.«

»Das ist wichtig. Erstens: Die Kirche wächst in der Stille, im Verborgenen, das ist der kirchliche Stil«, unterstrich Franziskus. Und »wie zeigt er sich in der Kirche? Durch die Früchte der guten Werke, damit die Menschen den Vater im Himmel sehen und verherrlichen können, sagt Jesus, und in der Feier – dem Lobpreis und dem Opfer des Herrn –, das heißt in der Eucharistie.« Gerade »dort zeigt sich die Kirche«, erklärte der Papst: »in der Eucharistie und in den guten Werken«. »Wenn die guten Werke nicht bekannt werden, weil sie keine Nachricht wert sind«, denn es sind »die schlechten Dinge«, über die »berichtet wird«, dann »stimmt da etwas nicht«. So stimme auch etwas nicht, »wenn kein Lobpreis da ist, wenn das Opfer des Herrn in der Eucharistie nicht erneuert wird: jene Kirche wächst nicht gut«.

Der Papst hob hervor, dass Jesus in diesem Abschnitt aus dem Evangelium »weitergeht und den Jüngern sagt: ›Es werden Tage kommen, in denen ihr euch danach sehnt, auch nur einen von den Tagen des Menschensohnes zu sehen; doch ihr werdet ihn nicht sehen.‹« Es sei dies »die Zeit der Normalität der verborgenen, stillen Kirche, in der nicht viel Aufhebens gemacht wird: ›Aber ich möchte etwas, das man sieht.‹« Lukas gebe im Evangelium erneut die Worte Jesu an die Jünger wieder: »Man wird zu euch sagen: Siehe, dort ist er! Siehe, hier ist er! Geht nicht hin und lauft nicht hinterher!«

»Der Herr hilft uns«, fuhr Franziskus fort, »nicht in die Versuchung der Verführung zu geraten: ›Wir möchten, dass die Kirche sichtbarer ist. Was können wir tun, damit man sie sieht?‹« Doch mit dieser Haltung, unterstrich der Papst erneut, »verfällt man normalerweise einer Kirche der Ereignisse, die nicht fähig ist, mit guten Werken, im Verborgenen, in der Stille zu wachsen«. So »kommt es zu einer Aufeinanderfolge von Spektakeln «. Dagegen »wächst die Kirche durch Zeugnis, durch Gebet, durch die Anziehung des Geistes, der in den Ereignissen wirkt«, erklärte der Papst, der darauf hinwies, dass Ereignisse »helfen, sie helfen. Aber das eigentliche Wachstum der Kirche, das, was Früchte trägt, vollzieht sich im Stillen, im Verborgenen mit den guten Werken und der Feier des Pascha des Herrn, des Lobpreises Gottes.«

»Jesus selbst erlebte die Versuchung durch das Spektakuläre: ›Aber warum dauert es so lange, um die Erlösung herbeizuführen? Wirke ein schönes Wunder. Stürze dich vom Tempel hinab und alle werden kommen, sie werden sehen und an dich glauben.‹« Doch »der Herr wählte nicht diesen Weg«, erklärte der Papst: »Er wählte den Weg der Verkündigung, des Gebets, der guten Werke, des Kreuzes und des Leids.« Ja, »das Kreuz und das Leid«, denn »die Kirche wächst auch durch das Blut der Märtyrer, der Männer und Frauen, die ihr Leben hingeben. Heute gibt es viele. Es ist merkwürdig: Sie sind keine Nachricht wert. Die Welt verbirgt diese Tatsache. Der Geist der Welt duldet kein Martyrium, er verbirgt es.« Im Gegenteil: »Wie oft wird auch gesagt: ›Aber warum nur? Das ist übertrieben. Nein, nein, so geht das nicht, man kann etwas erreichen, indem man verhandelt.‹« Und »das ist der Geist der Welt«.

Dagegen »hat der Herr – er und die Jünger – den Weg des Martyriums gewählt, weil der Geist es so wollte«, sagte Franziskus erneut. »So wächst die Kirche in der Stille, im Gebet, im Verborgenen mit den guten Werken, die Gott so oft zeigt und die Zeugnis geben.« Und »sie wächst in der Feier, im Lobpreis Gottes und im Gedenken der Passion des Herrn«. »Dort geht sie voran, immer, ohne Spektakel, ohne Weltlichkeit, ohne weltliche Macht«.

Der Papst schlug anhand einer Reihe spezifischer Fragen eine Gewissenserforschung vor und lud »einen jeden von uns« ein, »sich die Frage zu stellen: Wie wächst das Reich Gottes in mir? Wie wächst meine Zugehörigkeit zur Kirche in mir? Wie es uns der Herr zu verstehen gibt, oder weltlich? Wie bete ich? Im Verborgenen, innerlich, oder lasse ich mich beim Beten sehen? Wie diene ich den anderen? Wie stehe ich den anderen mit den Werken der Nächstenliebe zur Verfügung? In Stille, fast heimlich, oder lasse ich wie die Pharisäer die Posaune blasen?« die Pharisäer die Posaune blasen?« Abschließend wiederholte der Papst, dass »das der Stil des Wachstums ist, der Stil des Wachstums der Kirche«, die »so wächst: in Einfachheit, in der Stille, im Lobpreis, im eucharistischen Opfer, in der brüderlichen Gemeinschaft, wo alle sich lieben und sich nicht gegenseitig aufreiben «. Und er fügte hinzu: »Wir wollen zum Herrn beten, dass er uns dies verstehen lasse und dass auch wir so in der Kirche wachsen können.«

 


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