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APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS NACH MYANMAR UND BANGLADESCH
(26. NOVEMBER - 2. DEZEMBER 2017)

MESSE MIT DEN JUGENDLICHEN

PREDIGT VON PAPST FRANZISKUS
 

Kathedrale St. Maryʼs (Yangon)
Donnerstag, 30. November 2017

[Multimedia]


 

 

Während sich mein Besuch eures schönen Landes nun dem Ende nähert, möchte ich gemeinsam mit euch Gott für die vielen Gnaden danken, die wir in diesen Tagen empfangen durften. Wenn ich jetzt auf euch Jugendliche von Myanmar blicke, und auf alle, die uns außerhalb dieser Kathedrale mitverfolgen, möchte ich mit euch einen Satz der heutigen Lesung betrachten, der in mir nachklingt. Er stammt vom Propheten Jesaja und wird vom heiligen Paulus in seinem Brief an die junge Christengemeinde in Rom wiederaufgenommen. Hören wir noch einmal diese Worte: »Willkommen ist der Klang der Schritte der Freudenboten, die Gutes verkünden!« (vgl. Röm 10,15; Jes 52,7)

Liebe Jugendliche von Myanmar, nachdem ich eure Stimmen vernommen und euch heute beim Singen zugehört habe, möchte ich diese Worte auf euch beziehen. Ja, eure Schritte sind schön, und es ist schön und ermutigend euch zu sehen, weil ihr uns »eine gute Botschaft« verkündet: die gute Botschaft eurer Jugend, eures Glaubens und eures Enthusiasmus. Sicher, ihr seid eine gute Botschaft, weil ihr konkrete Zeichen des Glaubens der Kirche an Jesus Christus seid, der uns eine Freude und eine Hoffnung bringt, die nie enden werden.

Manche fragen sich, wie man von guten Botschaften sprechen kann, wenn so viele um uns herum leiden. Wo sind die guten Botschaften, wenn so viel Ungerechtigkeit, Armut und Elend Schatten auf uns und unsere Welt werfen? Ich möchte aber, dass von diesem Ort eine ganz klare Botschaft ausgeht. Ich möchte, dass die Menschen wissen, dass ihr junge Männer und Frauen von Myanmar keine Angst davor habt, der guten Botschaft von der Barmherzigkeit Gottes zu glauben, weil sie einen Namen und ein Gesicht hat: Jesus Christus. Als Boten dieser guten Botschaft seid ihr bereit, ein Wort der Hoffnung an die Kirche zu richten, an euer Land, an die Welt. Ihr seid bereit, die gute Botschaft den leidenden Brüdern und Schwestern zu überbringen, die eure Gebete und eure Solidarität brauchen, aber auch euren leidenschaftlichen Einsatz für Menschenrechte, für Gerechtigkeit und für das Wachstum dessen, was Jesus schenkt: Liebe und Frieden.

Aber ich möchte euch auch vor eine Herausforderung stellen. Habt ihr die Erste Lesung aufmerksam verfolgt? Dort wiederholt der heilige Paulus dreimal das Wort nicht. Es ist ein kleines Wort, das uns aber herausfordert, über unseren Platz im Plan Gottes nachzudenken. Tatsächlich stellt Paulus drei Fragen, die ich jedem von euch persönlich stellen möchte. Die erste: »Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben?« Die zweite: »Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündet?« Die dritte: »Wie soll aber jemand verkünden, wenn er nicht gesandt ist?« (Röm 10, 14-15).

Ich würde mich freuen, wenn ihr alle diesen drei Fragen auf den Grund gehen würdet. Aber habt keine Angst! Als wohlwollender Vater (oder vielleicht besser: als Großvater!) möchte ich euch mit solchen Fragen nicht allein lassen. Erlaubt mir, euch einige Gedanken vorzulegen, die euch auf dem Weg des Glaubens geleiten und euch helfen wollen zu erkennen, was der Herr von euch möchte.

Die erste Frage des heiligen Paulus ist: »Wie sollen sie an den glauben, von dem sie nichts gehört haben?«. Unsere Welt ist voll von vielerlei Geräuschen und Ablenkungen, die die Stimme Gottes ersticken können. Damit andere gerufen werden, von Gott zu hören und an ihn zu glauben, müssen sie ihn erst einmal in authentischen Personen finden, in Personen, die wissen, wie man zuhört. Und sicher wollt ihr solche Menschen sein. Aber nur der Herr kann euch helfen, echt zu sein. Sprecht deshalb zu ihm im Gebet. Lernt auf seine Stimme zu hören, indem ihr ruhig aus der Tiefe eures Herzens mit ihm sprecht.

Sprecht aber auch zu den Heiligen, unseren Freunden im Himmel, die uns inspirieren können. So wie der heilige Andreas, den wir heute feiern. Er war ein einfacher Fischer und wurde ein großer Märtyrer, ein Zeuge der Liebe Jesu. Aber bevor er ein Märtyrer wurde, machte er seine Fehler und musste geduldig Schritt für Schritt lernen, wie man ein wahrer Jünger Christi wird. Habt auch Ihr keine Angst davor, aus euren Fehlern zu lernen! Mögen die Heiligen euch zu Jesus führen und euch lehren, euer Leben in seine Hände zu legen. Ihr wisst, dass Jesus voller Barmherzigkeit ist. Deshalb teilt mit ihm alles, was ihr im Herzen tragt: die Ängste und Sorgen, die Träume und Hoffnungen. Pflegt das innere Leben wie einen Garten oder ein Feld. Das braucht Zeit und Geduld. Aber wie ein Bauer das Heranwachsen der Ernte erwarten kann, so wird der Herr auch euch, wenn ihr Geduld besitzt, reiche Frucht bringen lassen, eine Frucht, die ihr dann mit den anderen teilen könnt.

Die zweite Frage des Paulus ist: »Wie sollen sie hören, wenn niemand verkündet?« Das nun ist eine große Aufgabe, die in besonderer Weise den Jugendlichen anvertraut ist: „missionarische Jünger“ zu sein, Boten der guten Nachricht Jesu, vor allem für eure Gleichaltrigen und Freunde. Habt keine Angst davor, Durcheinander zu verursachen und Fragen zu stellen, die die Leute zum Nachdenken bringen! Und habt keine Angst, wenn ihr manchmal das Gefühl habt, dass ihr nur wenige seid und weit verstreut. Das Evangelium wächst immer aus kleinen Wurzeln. Macht euch deswegen bemerkbar! Ich möchte euch bitten zu schreien –  aber nein, nicht mit der Stimme – ich möchte, dass ihr mit dem Leben schreit, mit dem Herzen, so dass ihr Zeichen der Hoffnung seid für die Mutlosen, eine ausgestreckte Hand für den, der krank ist, ein einladendes Lächeln für den, der fremd ist, eine zuvorkommende Stütze für den, der alleine ist.

Die letzte Frage des Paulus ist: »Wie soll aber jemand verkünden, wenn er nicht gesandt ist?« Am Ende der Messe werden wir alle ausgesandt, die Gaben zu nehmen, die ein jeder von uns empfangen hat und sie mit anderen zu teilen. Das könnte ein wenig entmutigen, weil wir nicht immer wissen, wohin Jesus uns senden wird. Aber Jesus schickt uns nie auf einen Weg ohne gleichzeitig an unserer Seite zu gehen, und immer ein Stückchen vor uns, um uns neue und großartige Gebiete seines Reiches zu erschließen.

Auf welche Weise sendet der Herr den heiligen Andreas und seinen Bruder Simon Petrus im heutigen Evangelium? »Kommt her, mir nach!« sagt er zu ihnen (Mt 14,9). Hier sehen wir, was es bedeutet, gesandt zu sein: Christus zu folgen und nicht, sich mit eigenen Kräften nach vorn zu stürzen! Der Herr wird einige von Euch einladen, ihm als Priester nachzufolgen und auf diese Weise „Menschenfischer“ zu werden. Andere wird er dazu berufen, ein gottgeweihtes Leben zu führen. Und wieder andere wird er zum Eheleben berufen und dazu, liebevolle Väter und Mütter zu sein. Welche Berufung auch immer die eure ist, ich fordere euch auf: seid mutig, seid großzügig und vor allem seid fröhlich!

Hier in dieser schönen Kathedrale, die der Unbefleckten Empfängnis geweiht ist, ermutige ich euch, auf Maria zu schauen. Als sie ihr Ja zur Botschaft des Engels sprach, war sie so jung wie ihr. Aber sie hatte den Mut, der guten Botschaft, die sie vernommen hatte, zu vertrauen und sie in ein Leben in treuer Ergebenheit an ihre Berufung, in vollkommener Selbsthingabe und im gänzlichen Vertrauen auf die Fürsorge Gottes zu übersetzen. Möget ihr alle wie Maria sanft aber mutig darin sein, Jesus und seine Liebe zu den anderen zu tragen!

Liebe Jugendliche, mit großer Zuneigung vertraue ich euch alle und eure Familien ihrer mütterlichen Fürsprache an. Und ich bitte euch: denkt daran, für mich zu beten. Gott segne Myanmar! [Myanmar pyi ko Payarthakin Kaung gi pei pa sei]

 


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