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APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS NACH PORTUGAL ZUM 37. WELTJUGENDTAG 
[2. - 6. AUGUST 2023]

HEILIGE MESSE ZUM WELTJUGENDTAG

PREDIGT VON PAPST FRANZISKUS 

Tejo-Park (Lissabon)
Sonntag, 6. August 2023

[Multimedia]

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»Herr, es ist gut, dass wir hier sind« (Mt 17,4). Diese Worte sagte der Apostel Petrus zu Jesus auf dem Berg der Verklärung und wir wollen sie uns nach diesen intensiven Tagen zu eigen machen: Es ist schön, was wir mit Jesus gerade erfahren, was wir gemeinsam erlebt haben, und es ist schön, wie wir gebetet haben, mit viel Freude im Herzen. Und deshalb können wir uns fragen: Was nehmen wir mit, wenn wir in den Alltag zurückkehren?

Auf der Grundlage des Evangeliums, das wir gehört haben, möchte ich diese Frage mit drei Verben beantworten. Was nehmen wir mit? Leuchten, zuhören, sich nicht fürchten. Was nehmen wir mit? Ich antworte mit drei Worten: Leuchten, zuhören und sich nicht fürchten.

Das erste: Leuchten. Jesus wird verklärt, das Evangelium sagt »sein Gesicht leuchtete wie die Sonne« (Mt 17,2). Er hatte vor Kurzem sein Leiden und seinen Tod am Kreuz angekündigt und damit das Bild eines mächtigen, weltlichen Messias zerstört und die Erwartungen der Jünger enttäuscht. Um ihnen jetzt zu helfen, Gottes Plan der Liebe für einen jeden von uns anzunehmen, nimmt Jesus drei von ihnen mit sich, Petrus, Jakobus und Johannes, führt sie auf den Berg und wird verklärt. Und dieses „Lichtbad“ bereitet sie auf die Nacht seines Leidens vor.

Freunde, liebe junge Menschen, auch heute brauchen wir etwas Licht, einen Lichtblitz, der Hoffnung sei, um so viel Dunkelheit zu begegnen, die uns im Leben überfällt, so viele tägliche Niederlagen, um ihnen mit dem Licht der Auferstehung Jesu zu begegnen. Denn er ist das Licht, das nicht erlischt, er ist das Licht, das auch in der Nacht leuchtet. „Unser Gott ließ unsere Augen aufleuchten“ (vgl. Esr 9,8), sagt der Priester Esra. Unser Gott erleuchtet. Er erleuchtet unseren Blick, erleuchtet unser Herz, erleuchtet unseren Verstand, erleuchtet unseren Wunsch, etwas im Leben zu tun, immer mit dem Licht des Herrn.

Aber ich möchte euch gerne sagen, dass wir nicht strahlend werden, wenn wir uns ins Rampenlicht stellen, nein, das blendet. Wir werden nicht strahlend, wenn wir ein perfektes Bild abgeben, schön ordentlich, fein zurechtgemacht; nein, nein, selbst wenn wir uns stark und erfolgreich fühlen. Stark und erfolgreich, aber nicht strahlend. Wir werden strahlend, wir leuchten, wenn wir Jesus annehmen und lernen, so zu lieben wie er. Zu lieben wie Jesus, das macht uns strahlend, das bringt uns dazu, Werke der Liebe zu tun. Mach dir nichts vor, meine Freundin, mein Freund, du wirst an dem Tag Licht sein, an dem du Werke der Liebe tust. Aber wenn du, anstatt für andere Werke der Liebe zu tun, auf dich selbst schaust, wie ein Egoist, dann erlöscht das Licht.

Das zweite Verb ist zuhören. Auf dem Berg überschattet eine leuchtende Wolke die Jünger. Und diese Wolke, aus der der Vater spricht, was sagt sie? »Auf ihn sollt ihr hören«, »Dieser ist mein geliebter Sohn, […] auf ihn sollt ihr hören« (Mt 17,5). Das ist alles, und alles, was es im Leben zu tun gibt, ist in diesen Worten enthalten: Auf ihn sollt ihr hören. Auf Jesus hören, das ganze Geheimnis liegt darin. Höre, was Jesus zu dir sagt. „Ich weiß nicht, was er zu mir sagt“. Nimm das Evangelium und lies, was Jesus sagt und was er deinem Herzen sagt. Denn er hat für uns Worte ewigen Lebens. Er offenbart, dass Gott Vater ist, Liebe ist. Er lehrt uns den Weg der Liebe, hör auf Jesus. Denn manchmal gehen wir mit gutem Willen Wege, die solche der Liebe zu sein scheinen, aber am Ende sind sie Selbstsucht, die sich als Liebe maskiert. Hütet euch vor der Selbstsucht, die sich als Liebe maskiert. Hör auf ihn, denn er wird dir sagen, welches der Weg der Liebe ist. Hör auf Ihn.

Leuchten, das ist das erste Wort, seid strahlend; zuhören, um nicht in die Irre zu gehen; und schließlich, sich nicht fürchten. »Fürchtet euch nicht«. Ein Wort, das in der Heiligen Schrift, in den Evangelien, oft wiederholt wird: »Fürchtet euch nicht«. Dies waren die letzten Worte, die Jesus zu den Jüngern in diesem Moment der Verklärung sagte: »Fürchtet euch nicht«.

Zu euch, junge Menschen, die ihr diese Freude – ich wollte gerade sagen, diese Herrlichkeit, nun, es ist so etwas wie eine Herrlichkeit dieses Treffen -, mit uns erlebt habt; euch, die ihr große Träume hegt, die aber manchmal von der Angst getrübt werden, sie nicht verwirklicht zu sehen; zu euch, die ihr manchmal denkt, dass ihr es nicht schaffen werdet, manchmal schleicht sich ein wenig Pessimismus ein; zu euch, junge Menschen, die ihr in diesen Zeiten versucht seid, euch entmutigen zu lassen, euch vielleicht für unzulänglich zu halten oder euren Schmerz zu verbergen, indem ihr ihn mit einem Lächeln überspielt; zu euch, junge Menschen, die ihr die Welt verändern wollt – und es ist in Ordnung, dass ihr die Welt verändern wollt – und für Gerechtigkeit und Frieden kämpft wollt; zu euch, junge Menschen, die ihr euch mit Energie und Phantasie in das Leben einbringt, aber den Eindruck habt, dass dies nicht genügt; zu euch, junge Menschen, welche die Kirche und die Welt so nötig hat wie die Erde den Regen; zu euch, junge Menschen, die ihr die Gegenwart und die Zukunft seid; ja, eben zu euch, liebe junge Menschen, sagt Jesus heut: »Fürchtet euch nicht!«.

In einer kurzen Stille wiederhole jeder von euch, in seinem Herzen, diese Worte: Fürchtet euch nicht.

Liebe Jugendliche und junge Erwachsene, ich würde gern jedem von euch in die Augen schauen und ihm sagen: Fürchtet euch nicht. Fürchtet euch nicht. Aber ich sage euch etwas viel Schöneres: Nicht mehr ich bin es, sondern Jesus selbst schaut euch in diesem Moment an. Er sieht uns an. Er kennt euch, er kennt das Herz eines jeden von euch, er kennt das Leben eines jeden von euch, er kennt die Freuden, er kennt die Sorgen, die Erfolge und die Misserfolge, er kennt euer Herz. Er liest in euren Herzen und sagt euch heute, hier in Lissabon, auf diesem Weltjugendtag: „Fürchtet euch nicht“. Habt Mut, „fürchtet euch nicht“.



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