ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS
AN DIE "SUORE OSPEDALIERE DELLA MISERICORDIA"
Sala Clementina
Samstag, 24. September 2016
Liebe Schwestern,
guten Tag!
Mit Freude empfange ich euch in den Tagen des Jubiläums der Barmherzigkeit, das euch besonders einbezieht, weil es eurer Berufung unmittelbar entspricht. Ich begrüße Erzbischof Fisichella, der dieses Jubiläumsjahr voranbringt. Ich danke Mutter Paola Iacovone für die Worte, die sie an mich gerichtet hat; und ich danke dem Herrn für den Einsatz eurer Ordensfamilie auf dem Weg der Treue zum ursprünglichen Charisma, mit Aufmerksamkeit gegenüber den neuen Formen der Armut unserer Zeit. Ihr seid ein konkretes Zeichen dafür, wie die Barmherzigkeit des Vaters zum Ausdruck kommt.
Die Eingebung eurer Gründerin, der Dienerin Gottes Teresa Orsini Doria Pamphili Landi, zeigt in beredter Weise, wie sehr das Wort des Herrn das Leben dessen verändern kann, der sein Jünger wird. Diese adlige Dame im Laienstand ließ sich, unterstützt von zwei Priestern, von den Worten Jesu leiten: Ich war krank, und ihr habt mir beigestanden (vgl. Mt 25,36). Angesichts der krankheitsbedingten Schwachheit darf es keine Unterschiede nach gesellschaftlichem Rang, Hautfarbe, Sprache und Kultur geben; wir alle werden schwach und müssen uns den anderen anvertrauen.
Die Kirche verspürt es als ihre Pflicht und Verantwortung, den Leidenden nahe zu sein, um ihnen Trost, Unterstützung und Freundschaft zu bringen. Ihr widmet euer Leben vor allem dem Dienst an den Brüdern und Schwestern, die sich in den Krankenhäusern befinden, damit sie sich durch eure Gegenwart und eure berufliche Qualifizierung in der Krankheit besser unterstützt fühlen. Und dafür bedarf es keiner langen Reden: eine Liebkosung, ein Kuss, die stille Anwesenheit, ein Lächeln. Gebt in diesem so wertvollen Dienst nie auf – trotz aller Schwierigkeiten, denen ihr möglicherweise begegnet. Manchmal ist die laizistische Kultur in unseren Tagen darauf ausgerichtet, auch aus den Krankenhäusern jeden religiösen Bezugspunkt zu entfernen, angefangen bei der Anwesenheit der Ordensschwestern. Wenn dies geschieht, ist es jedoch nicht selten von einem schmerzlichen Mangel an Menschlichkeit begleitet, der an Orten des Leides wirklich himmelschreiend ist. Werdet nicht müde, Freundinnen, Schwestern und Mütter der Kranken zu sein; das Gebet soll stets die Energie sein, von der eure Evangelisierungssendung getragen wird.
Wenn ihr auf den einzelnen Kranken zugeht, dann mögen stets Friede und Freude in eurem Herzen sein, die Frucht des Heiligen Geistes sind. Auf dem Krankenbett liegt immer Jesus, der in jenem leidenden Menschen gegenwärtig ist, und er ist es, der jede von euch um Hilfe bittet. Es ist Jesus. Manchmal kann man denken: »Einige Kranke sind lästig.« Aber auch wir sind dem Herrn lästig, und er erträgt und begleitet uns! Die Nähe zu Jesus und zu den Schwächsten möge eure Kraft sein. Das vierte Gelübde, das euch als Ordensfamilie auszeichnet, ist äußerst aktuell, vor allem weil es immer mehr Menschen ohne Familie, ohne Zuhause, ohne Heimat gibt, die aufgenommen werden müssen. Indem ihr dieses besondere Gelübde konsequent lebt, seid so gesinnt, wie es dem Leben in Christus entspricht, der reich war und arm wurde (vgl. 2 Kor 8,9). Die heilige Mutter der Barmherzigkeit möge euch stets begleiten und euch im täglichen Dienst an den Schwächsten stützen. Ich segne euch von Herzen und bitte euch, für mich zu beten. Und jetzt, wenn Sie, Ehrwürdige Mutter, das Weihegebet haben, können wir das Institut gemeinsam der Mutter der Barmherzigkeit weihen.
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