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APOSTOLISCHE REISE VON PAPST FRANZISKUS 
NACH INDONESIEN, PAPUA-NEUGUINEA,
OST-TIMOR UND SINGAPUR
(2.-13. September 2024)

BEGEGNUNG MIT JUGENDLICHEN

ANSPRACHE VON PAPST FRANZISKUS 

  “Centro de Convenções” (Dili, Ost-Timor)
Mittwoch, 11. September 2024

[Multimedia]

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Dadeer di’ak! (Guten Tag!)

Zuerst stelle ich eine Frage, mal sehen, wer sie beantworten kann: Was machen junge Leute? Was machen junge Leute? Du (Papst zeigt auf eine Jugendliche).

[Die Jugendliche:] „Christus verkünden“.

Sehr gut, was machen junge Leute sonst noch? Was noch?

[Ein anderer Jugendlicher:] „Das Wort Gottes verkünden“.

Sehr gut. Was machen junge Menschen sonst noch?

[Ein anderer Jugendlicher:] „Einander lieben“.

Lieben, und junge Menschen haben eine große Fähigkeit zu lieben. Was tun junge Menschen sonst noch?

[Ein anderer Jugendlicher:] „Wir müssen den Frieden in unserem Land pflegen“.

Vergiss das nie, sehr gut, sehr gut. Aber es gibt eine Sache, die junge Menschen immer tun, junge Menschen verschiedener Nationalitäten, junge Menschen verschiedener Religionen. Wisst ihr, was junge Menschen immer tun? Junge Menschen sorgen für Wirbel, junge Menschen machen Chaos. Stimmt ihr zu, stimmt ihr dem zu? [Sie antworten: „Ja!“]

Ich danke euch für die Grüße, die Zeugnisse und die Fragen, ich danke euch für die Tänze. Denn ihr wisst, dass Tanzen bedeutet, ein Gefühl mit dem ganzen Körper auszudrücken. Kennt ihr einen jungen Menschen, der nicht tanzen kann? Das Leben kommt mit dem Tanzen. Und ihr seid ein Land voller junger Menschen.

Heute Morgen habe ich zu einem Bischof gesagt: „Ich werde euer Lächeln nie vergessen. Hört nicht auf zu lächeln. Und ihr jungen Menschen seid die Mehrheit der Bevölkerung dieses Landes, und eure Anwesenheit erfüllt dieses Land mit Leben, erfüllt es mit Hoffnung und erfüllt es mit Zukunft. Verliert nicht die Begeisterung des Glaubens! Stellt euch einen jungen Menschen ohne Glauben vor, mit einem traurigen Aussehen. Aber ihr wisst, was einen jungen Menschen herunterzieht? Die Laster. Seid auf der Hut. Denn es gibt da sogenannte Verkäufer des Glücks. Und sie verkaufen dir Drogen, sie verkaufen dir viele Dinge, die dich für eine halbe Stunde glücklich machen und dann ist es vorbei. Ihr wisst das besser als ich, stimmt’s? Ihr kennt diese Situation besser als ich. Kennt ihr sie oder nicht? Ich „höre“ nicht. [„Ja“] Gut, sehr gut, danke.

Ich wünsche euch, dass ihr mit eurer jugendlichen Freude so weitermacht. Aber vergesst eines nicht: ihr seid die Erben derer, die euch in der Gründung dieser Nation vorausgegangen sind. Verliert das nicht aus dem Gedächtnis! Die Erinnerung an diejenigen, die vor euch waren und diese Nation unter so vielen Opfern aufgebaut haben.

Und es gibt zwei Dinge, die mein Herz berührt haben, als ich durch die Straßen fuhr. Sie haben mein Herz wirklich berührt. Die Jugend dieses Landes und das Lächeln. Ihr seid ein Volk, das zu lächeln weiß! Macht weiter so! Vergesst das nicht.

Und ein junger Mensch muss träumen. „Und wie geht das, Pater, das Träumen?“ Trinkt man Alkohol? Nein. Wenn du das tust, wirst du Albträume haben. Ich lade euch ein, zu träumen, große Dinge zu träumen. Ein junger Mensch, der nicht träumt, ist ein Ruheständler des Lebens. Und ist einer von diesen jungen Menschen, irgendjemand von euch, ein Ruheständler? [„Nein!“] Junge Menschen müssen ein Chaos veranstalten, um das Leben, das sie haben, zu zeigen. Aber ein junger Mensch ist in der Mitte des Lebensweges, er ist in der Mitte, in der Mitte des Lebensweges. Zwischen den Kindern und den Großen. Und wisst ihr, was einer der schönsten Reichtümer ist, die eine Gesellschaft hat? Wisst ihr das? Die älteren Menschen, die Großeltern. Ihr jungen Menschen und auf der anderen Seite die älteren Menschen. Aber es sind die Großeltern, es sind die älteren Menschen, die den jungen Menschen Weisheit vermitteln. Habt ihr Achtung vor den älteren Menschen? [„Ja!“] Die Älteren gehen uns jungen Menschen in der Geschichte immer voraus, nicht wahr? Die alten Menschen sind ein Schatz. Die beiden Schätze eines Volkes sind die Kinder und die Alten. Versteht ihr das? Sehen wir mal, wiederholt das. Was sind die beiden größten Schätze eines Volkes? [„Die Kinder und die alten Menschen.“] Die Kinder und die alten Menschen. Deshalb muss sich eine Gesellschaft, die so viele Kinder hat wie die eure, um sie kümmern. Und eine Gesellschaft, die viele alte Menschen hat, die ihr Gedächtnis sind, muss sie achten und für sie sorgen.

Ich erzähle euch eine Geschichte. In einer Familie aßen der Vater, die Mutter, die Kinder und der sehr alte Großvater zusammen. Und der Großvater, der arme alte Großvater, machte sich beim Essen schmutzig und verschüttete sein Essen. Also beschloss der Vater, einen Tisch in die Küche zu stellen, damit der Großvater dort alleine essen sollte. Und er erklärte der Familie, dass sie auf diese Weise, wenn der Großvater nicht da sei, Leute einladen könnten, ohne sich für den Großvater schämen zu müssen. Stellt euch das mal vor. Ein paar Tage vergehen, und der Vater kommt nach Hause und findet seinen fünfjährigen Sohn, der mit ein paar Holzstücken spielt. Der Vater fragt ihn: „Was machst du denn mit dem Holz?“ – „Ich baue einen Tisch.“ – „Warum?“ – „Für dich, wenn du alt bist und dann alleine wirst essen müssen.“

Die zwei größten Schätze einer Gesellschaft sind die Kinder und die Großeltern. Gemeinsam: Was sind die beiden größten Schätze der Gesellschaft? [„Die Kinder und die Großeltern“] Sorgt für die Kinder und die Großeltern, einverstanden? Und jetzt einen großen Applaus für unsere Großeltern!

Ihr, in diesem lächelnden Land, habt eine wunderbare Geschichte voller Heroismus, Glaube, Märtyrertum und, vor allem, Vergebung und Versöhnung. Ich stelle euch eine Frage: Welche geschichtliche Person war fähig, zu vergeben und bereit zur Versöhnung? Denkt nach, wer ist diese Person? Wer ist es? [„Jesus!“] Jesus! Jesus, unser Bruder, der uns alle liebt, richtig? Und diese Versöhnung veranlasst mich, euch jungen Menschen drei Dinge zu empfehlen: Freiheit, Engagement, Geschwisterlichkeit.

In der Tetum-Sprache gibt es einen Ausdruck, „ukun rasik-an“, was so viel bedeutet wie „über sich selbst herrschen können“. Ein junger Mensch, der nicht in der Lage ist, über sich selbst zu herrschen, der nicht in der Lage ist, „ukun rasik-an“ zu leben, was ist das dann? Was sagt ihr? Einer, der von anderen abhängig ist. Sehr gut. Und ein Mann, eine Frau, ein junger Mensch, ein Jugendlicher, der sich nicht selbst beherrschen kann, ist ein Sklave, er ist abhängig, er ist nicht frei. Und wovon kann ein Jugendlicher ein Sklave sein? Mal sehen, antwortet jemand... Wovon? Von der Sünde, vom Handy – über das Handy werde ich euch später etwas sagen –, von etwas anderem... Wovon kann er ein Sklave sein? Sklave der eigenen Wünsche, sich für allmächtig halten. Wovon kann ein junger Mensch noch versklavt sein? [Jemand antwortet.] Selbstverständlich, von der Arroganz: Ein junger Mensch, der immer so ist, ist ein arroganter junger Mensch. Ein engagierter junger Mensch hingegen, ein junger Mensch, der arbeitet, wie ist der? Sagt mir, wie ist ein junger Mensch, der arbeitet? [Jemand antwortet] Gut, einer, der die Einfachheit liebt. Und dann? Der Verantwortung hat. Ein junger Mann, der die Gesellschaft der Brüder und Schwestern liebt, der Verantwortung trägt, ist ein junger Mann, der sein Land liebt. Das ist sehr wichtig.

Und da ist noch etwas, was Rogéria, Cecilia und Efranio gesagt haben, als sie sagten, wie wichtig es ist, für das gemeinsame Haus Sorge zu tragen und die Einheit der Familie zu pflegen. Ein junger Mensch muss verstehen, dass frei sein nicht bedeutet, dass man tun kann, was man will, sondern dass ein junger Mensch verantwortlich ist. Und eine dieser Verantwortungen ist es, zu lernen, sich um das gemeinsame Haus zu kümmern. Und dafür muss der junge Mensch sich engagieren. Ein östliches Sprichwort sagt: Schwierige Zeiten bringen starke Männer hervor. Seht euch eure Eltern, eure Großeltern an, die schwierige Zeiten durchstehen mussten, um ihrem Land zur Freiheit zu verhelfen. Genau aus diesem Grund müsst ihr lernen, mit schwierigen Dingen zurechtzukommen.

Eine letzte Sache, bevor wir gehen. Diesen Wert müsst ihr euch aneignen: die Geschwisterlichkeit. Geschwister sein, nicht Feinde. Eure älteren Menschen, eure Eltern und Großeltern, hatten vielleicht andere Vorstellungen, aber sie waren Brüder und Schwestern. Und ist es gut, wenn junge Menschen andere Vorstellungen haben? [„Ja“] Und warum ist das so? Um mit anderen zu streiten? Oder um sich gegenseitig zu respektieren? [Sie antworten.] Ich glaube, dass du das denkst: Wenn ich dieser Religion angehöre und du dieser anderen Religion, werden wir uns streiten. So ist es aber nicht, man muss sich gegenseitig respektieren. Wiederholen wir diese Worte: sich gegenseitig respektieren.

Und eine Frage: Ist Hass eine gute Einstellung? [„Nein!“] Liebe und Dienen, das ist die richtige Einstellung. Jetzt lasst uns alle zusammen wiederholen: Hass nein, Liebe und Dienst ja. [Sie wiederholen.] Noch einmal, ich habe nicht richtig gehört. [Sie wiederholen es.] Und wenn ein junger Mann, eine junge Frau, mit jemand anderem streitet, was sollen sie tun? ... Ich höre nicht richtig, was haben sie gesagt? Lasst es uns alle zusammen wiederholen: Liebe und Versöhnung!... [Sie wiederholen.] Liebe und Versöhnung.

Es gibt eine Sache, von der ich nicht weiß, ob sie in diesem Land vorkommt, aber in anderen Ländern schon: Mobbing. Gibt es hier Mobbing? Mobbing ist das Ausnutzen der Schwächeren. Weil jemand hässlich ist, weil er dick ist, weil er schlecht läuft ... Aber es ist immer eine schlimme Einstellung, weil sie die Schwäche der anderen ausnutzt. Aber gibt es hier in Timor-Leste Mobbing? Bitte, von jetzt an kein Mobbing mehr!

Liebe Jugendliche, seid Erben der wunderbaren Geschichte, die euch vorausging! Seid Erben der wunderschönen Geschichte, die euch vorausging. Und tragt sie weiter. Habt Mut, habt den Mut, sie weiterzuführen. Und wenn ihr euch streitet, versöhnt euch. Ich danke euch für alles, was ihr für euer Land und für das Volk Gottes tut. Und denken wir daran, was Ilham, der gerade gesprochen hat, uns gesagt hat: dass wir uns über alle ethnischen oder religiösen Unterschiede hinweg lieben müssen. Habt ihr das verstanden? [„Ja!“] Versöhnung, Zusammenleben mit allen Unterschieden. Das ist wichtig. Sind wir uns einig? [„Ja!“]

Und bevor ich zum Schluss komme, muss ich euch noch einen Rat geben: Macht euch bemerkbar, macht Chaos! Mein zweiter Ratschlag: Respektiert die älteren Menschen und hört auf sie, einverstanden? Was war der erste Ratschlag? [Sie antworten.] Gut. Und der zweite Ratschlag? [Sie antworten.]

Gott schenke euch seinen reichen Segen. Danke für eure Anwesenheit! Vielen Dank für das Singen und Tanzen, sehr schön. Und wie war das? Entschuldigung, ich hab's vergessen. Was waren die beiden Ratschläge? Der erste? Der zweite? Macht euch bemerkbar, macht Chaos und achtet die älteren Menschen. Möge Gott euch diese Freude erhalten. Möge Gott euch stets behüten!

***

Danke für eure Freude, danke für euer Lächeln!

Und ich habe euch zwei Ratschläge gegeben, der erste, wie lautete der? [Antwort] Chaos. Und der zweite? [Antwort] Junge Menschen müssen für Wirbel sorgen und junge Menschen müssen den älteren Menschen Achtung entgegenbringen, klar? Alle zusammen, erstens: Wirbel. Zweitens: Achtung gegenüber den älteren Menschen.

Danke für eure Anwesenheit. Ich verlasse dieses Land, das mit euren Gesichtern und mit euren Hoffnungen lächelt. Gott segne euch alle!

 



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