SCRIPTURARUM THESAURUS
MIT DER DIE NEUE VULGATA-AUSGABE
DER HEILIGEN SCHRIFT ALS
"EDITIO TYPICA" (AUTHENTISCHE AUSGABE)
ERKLÄRT UND PROMULGIERT WIRD
Der Schatz der Schrift, in dem die den Menschen von Gott geschenkte heilbringende Botschaft enthalten ist - richtig sagt nämlich der heilige Augustinus: "Von jener Stadt, wohin wir pilgern, ist ein Brief zu uns gekommen: es ist der ..., der uns ermahnt, gut zu leben" (1) -, ist von der Kirche mit Recht immer in höchster Ehre gehalten und mit einzigartiger Sorgfalt gehütet worden. Diese hat nun seit ihren Anfängen niemals aufgehört, dafür Sorge zu tragen, daß das christliche Volk sich möglichst großer Gelegenheit erfreue, das Wort Gottes aufzunehmen, vor allem in der heiligen Liturgie, bei deren Feier "die Bedeutung der Heiligen Schrift sehr groß ist" (2).
Die Kirche stellte also im Abendland jene Fassung den anderen voran, die für gewöhnlich Vulgata genannt wird und die - in ihrem größten Teil vom hl. Hieronmyus, dem berühmten Lehrer, verfaßt - "sich durch den Gebrauch so vieler Jahrhunderte in eben dieser Kirche bewährt" hat. (3) Einen Beweis für eine solch vorzügliche Hochschätzung liefert auch die Sorge, ihren Text nach kritischer Weise zu ordnen, und zwar durch eine Ausgabe, welche auch jetzt noch gemäß vertiefter Wissenschaft von den Mönchen der Abtei des hl. Hieronymus in Rom - die von Pius XI., Unserem Vorgänger seliger Empfehlung, dazu bestimmt wurde (4) - bearbeitet wird.
Zu unserer Zeit aber bestätigte das 2. Vatikanische Konzil die jener Ausgabe, welche man Vulgata nennt, erwiesene Ehre und strebte danach, daß im Stundengebet das Verständnis des Psalteriums erleichtert werde. So ordnete es an, daß das Werk seiner Überarbeitung, das glücklich begonnen worden war, "möglichst bald vollendet werde, wobei das christliche Latein [...] sowie die ganze Tradition der [lateinischen] Kirche zu berücksichtigen seien." (5)
Durch all dies ist Paul VI., Unser Vorgänger jüngsten Angedenkens, dazu bewogen worden, bevor das Ende desselben Konzils erreicht wurde - das heißt am 29. November 1965 -, eine besondere Päpstliche Kommission einzusetzen, deren Aufgabe es war, die Weisung dieser allgemeinen Synode auszuführen und alle Bücher der Heiligen Schrift zu überarbeiten, damit die Kirche mit einer lateinischen Ausgabe ausgestattet sei, welche die fortschreitenden biblischen Studien erforderten und die hauptsächlich der Sache der Liturgie dienen sollte.
Bei der Durchführung dieser Überarbeitung "ist buchstäblich Rücksicht genommen worden auf den alten Text der Vulgata-Ausgabe, nämlich wo die ursprünglichen Texte genau so wiedergegeben werden, wie sie in den heutigen Ausgaben, die nach kritischer Weise verfertigt sind, wiedergegeben werden; auf kluge Weise ist jener Text aber verbessert worden, wo er von diesen abweicht oder diese weniger richtig übersetzt. Daher ist die biblische christliche Latinität beigezogen worden, sodaß die angemessene Wertschätzung der Tradition mit den heute geltenden gerechten Erfordernissen der Textkritik in Einklang gebracht wurde." (6)
Der entstandene Text aus dieser Überarbeitung, welche bei bestimmten Büchern des Alten Testaments, die der hl. Hieronymus nicht bearbeitet hatte, aufwendiger war, wurde von 1969-1977 in getrennten Bänden herausgegeben und wird jetzt, zusammengefaßt in einem einzigen Band, in der "editio typica" (der authentischen Ausgabe) vorgelegt. Diese Neue Vulgata-Ausgabe wird auch derart sein können, daß sich die volkssprachlichen Fassungen auf sie beziehen, welche für den liturgischen und pastoralen Gebrauch bestimmt sind; und, um sich der Worte Unseres Vorgängers Pauls VI. zu bedienen, "ist es auch erlaubt sich vorzustellen, daß sie ein gewisses sicheres Fundament ist, auf welches sich die biblischen Studien ... stützen können, besonders dort, wo Bibliotheken, welche sich auf spezielle Wissenschaftsbereiche beziehen, schwieriger zu Rate gezogen werden können und das Eindringen in entsprechende Studien eher behindert ist." (7)
In den vergangenen Zeiten meinte die Kirche, daß die alte Vulgata-Ausgabe genüge und sie dem christlichen Volk das Wort Gottes ausreichend mitzuteilen vermöge: Das wird nun diese Neue Vulgata-Ausgabe umso besser bewirken können.
Daher freuen wir uns, das gedruckte Werk nun der Kirche zu übergeben, das Paul VI. sehnlichst wünschte und nicht beim abgeschlossenen Ziel sehen konnte, das Johannes Paul I. mit eifrigem Willen weiterverfolgte, welcher die Bücher des Pentateuchs, die von der vorhin genannten Päpstlichen Kommission überarbeitet worden waren, den in der Stadt Puebla zusammenkommenwollenden Bischöfen als Gabe zu senden bestimmt hatte, und das auch Wir selber zusammen mit vielen aus der katholischen Welt sehr erwartet haben.
Bei diesem Stand der Dinge erklären wir kraft dieses Schreibens die Neue Vulgata-Ausgabe der Heiligen Schrift als "editio typica" (authentische Ausgabe) und veröffentlichen sie, um sie vor allem in der Heiligen Liturgie zu verwenden, aber auch zur Verwendung für anderes, wie wir gesagt haben.
Wir wollen schließlich, das diese Unsere Konstitution allzeit fest und wirksam sein soll und von allen, an die sie sich richtet, gehorsam beachtet wird, wobei entgegenstehende Bestimmungen aufgehoben sind.
Gegeben zu Rom, bei St. Peter, am 25. April, dem Fest des hl. Evangelisten Markus, im Jahr 1979, dem ersten Unseres Pontifikats.
IOANNES PAULUS PP. II
Anmerkungen:
1) Aurelius Augustinus, Enarratio in psalmos XC, s.2,1, in: PL 37,1159.
2) 2. Vatikanisches Konzil, Konstitution "Sacrosanctum Concilium", Nr. 24, in: AAS 56 (1964) 106.
3) Konzil von Trient, 4. Sitzung, in: Enchiridion Biblicum, Nr. 21; DS 1506; NR 92.
4) Pius XI., Apostolische Konstitution "Inter praecipuas", 15. Juni 1933, in: AAS 26 (1934) 85ff.
5) 2.Vatikanisches Konzil, Konstitution "Sacrosanctum Concilium", Nr. 91, in: AAS 56 (1964) 122f.
6) Vgl. Ansprache Pauls VI. am 23.12.1966, in: AAS 59 (1967) 53 f.
7) Vgl. Paul VI., Ansprache am 22.12.1977, in: L´Osservatore Romano, 23.12.1977, S.1.
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