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JOHANNES PAUL II.

GENERALAUDIENZ

Mittwoch, 30. Juli 1986

DE  - ES  - IT

1. In der vorangegangenen Katechese sind wir bei dem Glaubensartikel stehengeblieben, in dem wir Gott nicht nur als Schöpfer der ganzen erschaffenen Welt, sondern auch der „unsichtbaren Dinge“ verkünden und bekennen. Wir haben über das Thema der Existenz der Engel gesprochen, die berufen waren, durch einen tiefgreifenden und unwiderruflichen Akt der Zustimmung oder der Ablehnung seines Heilswillens sich für oder gegen Gott zu entscheiden.

Wenn wir uns bei unseren Überlegungen an die Heilige Schrift halten, stellen die Engel, insofern sie reine Geistwesen sind, sich als eine besondere Verwirklichung des „Abbildes Gottes“ dar. Er ist ja der vollkommenste Geist, wie Jesus selbst es der samaritanischen Frau in Erinnerung ruft: „Gott ist Geist“ (Joh 4,24). Von diesem Gesichtspunkt aus sind die Engel die dem göttlichen Vorbild am nächsten stehenden Geschöpfe. Der Name, den die Heilige Schrift ihnen gibt, weist darauf hin, dass das, was in der Offenbarung am meisten zählt, die Wahrheit über die Aufgaben der Engel gegenüber den Menschen ist: angelus nämlich bedeutet „Bote“. Die hebräische Bezeichnung malak, die im Alten Testament gebraucht wird, bedeutet noch genauer „Delegat“, Beauftragter, Gesandter. Die Engel, geistige Geschöpfe, haben die Aufgabe der Vermittlung und des Dienstes in den Beziehungen zwischen Gott und den Menschen. Unter diesem Gesichtspunkt sagte der Brief an die Hebräer, dass Christus ein „Name“ — also ein Amt der Vermittlung — gegeben wurde, der ihren Namen weit überragt (vgl. Hebr 1,4).

2. Das Alte Testament unterstreicht vor allem die besondere Teilnahme der Engel an der Bezeigung des Lobpreises und der Verherrlichung, die der Schöpfer als Lobopfer vonseiten der geschaffenen Welt empfängt. In besonderer Weise sprechen die Psalmen davon, wenn sie z. B. ausrufen: „Lobet den Herrn vom Himmel her, lobt ihn in den Höhen! Lobt ihn, all seine Engel …“ (Ps 148,1 f.). Ähnlich der Psalm 103: „Lobt den Herrn, ihr seine Engel, ihr starken Helden, die seine Befehle vollstrecken, seinen Worten gehorchen!“ (Ps 103,20). Dieser letzte Vers von Psalm 103 weist darauf hin, dass die Engel auf ihre Weise nach dem von der göttlichen Vorsehung aufgestellten Plan als „starke Helden … seine Befehle vollstrecken.“ Insbesondere ist den Engeln Obhut und Schutz der Menschen anvertraut. Sie tragen deren Bitten und Gebete vor Gott, wie z. B. das Buch Tobit sagt (vgl. besonders Tob 3,17 und 12,12), während es in dem Psalm 91 heißt: „Er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen. Sie tragen dich auf ihren Händen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt“ (Ps 91,11 f.). Nach dem Buch Daniel kann man behaupten, dass die Aufgaben der Engel als Gesandte des lebendigen Gottes sich nicht nur auf die einzelnen Menschen und auf solche erstrecken, denen besondere Dienste obliegen, sondern auch auf ganze Nationen (vgl. Dan 10,13–21).

3. Das Neue Testament hebt die Aufgaben der Engel in ihrer Beziehung zur Sendung Christi als Messias hervor, vor allem zum Geheimnis der Menschwerdung des Sohnes Gottes, wie wir im Bericht über die Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers (vgl. Lk 1,11) und Christi selbst (vgl. Lk 1,26), in den erklärenden Worten und Aufträgen an Maria und Josef (vgl. Lk 1,30–37; Mt 1,20–21), in den Hinweisen an die Hirten in der Nacht der Geburt des Herrn (vgl. Lk 2,9–15), im Schutz des Neugeborenen vor der Gefahr der Verfolgung durch Herodes (vgl. Mt 2,13) sehen. Des Weiteren sprechen die Evangelien von der Gegenwart der Engel während der 40 Tage des Fastens Jesu in der Wüste (vgl. Mt 4,11) und beim Gebet in Getsemani (vgl. Lk 22,43). Nach der Auferstehung Christi ist es wiederum ein Engel, in Gestalt eines jungen Mannes, der den Frauen sagt, als sie zum Grab gekommen, erstaunt waren, es leer zu finden: „Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier … geht und sagt seinen Jüngern …“ (Mk 16,6 f.). Auch von Maria Magdalena, die den Vorzug einer persönlichen Erscheinung Jesu hatte, wurden zwei Engel gesehen (vgl. Joh 20,12–17, vgl. auch Lk 24,4). Engel zeigten sich den Aposteln nach dem Weggehen Christi, um ihnen zu sagen: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch ging und in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen“ (Apg 1,11). Es sind die Engel des Lebens, des Leidens und der Verherrlichung Christi. Die Engel dessen, der, wie der hl. Petrus schreibt, „in den Himmel gegangen ist … zur Rechten Gottes, und Engel, Gewalten und Mächte sind ihm unterworfen“ (1 Petr 3,22).

4. Wenn wir weitergehen bis zur Wiederkunft Christi, zur Parusie, finden wir bei allen Synoptikern die Bemerkung, dass „der Menschensohn … mit den heiligen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommt“ (so Mk 8,38, auch Mt 16,27 und 25,31 in der Beschreibung des Letzten Gerichts; sowie Lk 9,26; vgl. auch beim hl. Paulus 2 Thess 1,7). Man kann also sagen, dass die Engel als reine Geistwesen nicht nur in der ihnen eigenen Weise an der Heiligkeit Gottes selbst Anteil haben, sondern auch in den entscheidenden Augenblicken Christus umgeben und ihn begleiten bei der Erfüllung seiner Heilssendung für die Menschen. In gleicher Weise haben auch durch die Jahrhunderte hindurch die gesamte Überlieferung und das Lehramt der Kirche den Engeln diesen besonderen Charakter und diese Funktion messianischen Dienstes zuerkannt.

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Liebe Brüder und Schwestern!

Unser christlicher Glaube bekennt die Existenz der Engel. Als reine Geistwesen sind sie Gott in einer besonderen Weise nahe und ähnlich, der ja Geist in höchster Vollkommenheit ist. Das hebräische und lateinische Wort für Engel, malak und angelus, bezeichnet ihre spezifische Aufgabe. Sie sind „Gesandte“ und „Boten“ und als solche Vermittler zwischen Gott und den Menschen.

Das Alte Testament unterstreicht vor allem ihre besondere Mitwirkung beim Lobpreis, den die Geschöpfe ihrem Schöpfer darbringen. So singt der Psalmist: „Lobet den Herrn vom Himmel her, lobt ihn in den Höhen! Lobt ihn, all seine Engel“ (Ps 148,1). Nach einem anderen Psalm nehmen die Engel teil an der Herrschaft Gottes über die Schöpfung als „starke Helden, die seine Befehle vollstrecken“ (Ps 103,20). Zugleich ist ihnen eine besondere Fürsorge für die Menschen aufgetragen: „Denn er befiehlt seinen Engeln, dich zu behüten auf all deinen Wegen“ (Ps 91,11). Im Neuen Testament hingegen stehen die Engel vor allem im Dienst des Erlösungswerkes Jesu Christi. Wir begegnen ihnen bei der Verkündigung und bei der Geburt Jesu. Sie dienen Jesus während seines vierzigtägigen Fastens in der Wüste und während seiner Agonie im Garten Getsemani. Sie verkünden den Frauen am Grabe die Auferstehung Jesu und ermahnen die Jünger nach der Himmelfahrt Jesu an seine endzeitliche Wiederkehr, „wenn er mit den heiligen Engeln in der Hoheit seines Vaters“ kommen wird (Mk 8,38).

Indem ich auch euch, liebe Brüder und Schwestern, heute ganz besonders dem Schutz der Engel Gottes anempfehle, grüße ich euch alle sehr herzlich zu dieser Audienz. Werden wir uns der tieferen, religiösen Dimension unseres Lebens wieder neu bewusst. Gott hat uns erschaffen und ruft uns zur ewigen Gemeinschaft mit sich. Auf unserem Weg dorthin sollen die Engel unsere Weggefährten sein. Durch sie begleite euch stets Gottes besonderer Beistand und Segen!

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In der Generalaudienz am 30. Juli rief der Papst erneut alle Gläubigen zum Gebet für den Frieden im Libanon auf und sagte:

Ein weiteres schreckliches Massaker hat sich gestern im westlichen Stadtteil von Beirut ereignet und neun Todesopfer gefordert, und dies knapp 24 Stunden nach dem Blutbad im Ostteil der Hauptstadt, bei dem zahlreiche Personen getötet wurden.

Gestern sandte ich eine Botschaft an den maronitischen Patriarchen, um ihm meine Bestürzung und meine Solidarität in dieser Stunde der schweren Prüfung zu bekunden.

Wiederum rufe ich alle auf, darum zu beten, dass der Herr den Todesopfern die ewige Ruhe und den trauernden Familienangehörigen Trost schenke. Er möge es jener Nation gestatten, endlich den Frieden zu erfahren, den die blindwütige Gewalt ununterbrochen verletzt, und bald den Tag herbeiführen, an dem die ganze libanesische Nation in der langersehnten Eintracht und Ruhe leben kann.