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JOHANNES PAUL II.

GENERALAUDIENZ

Mittwoch, 27. Februar 1991

DE  - ES  - IT

1. Wir haben die vorhergehende Katechese mit einer Aussage des II. Vatikanischen Konzils beendet, die wir als Ausgangspunkt für die jetzige Katechese wieder aufgreifen müssen. Wir lesen in der Konstitution Lumen Gentium: „Der Geist wohnt in der Kirche und in den Herzen der Gläubigen wie in einem Tempel (vgl. 1 Kor 3,16; 6,19), in ihnen betet er und bezeugt ihre Annahme an Sohnes Statt (vgl. Gal 4,6; Röm 8,15-16.26). Er führt die Kirche in alle Wahrheit ein (vgl. Joh 16,13), eint sie in Gemeinschaft und Dienstleistung, bereitet und lenkt sie durch die verschiedenen hierarchischen und charismatischen Gaben und schmückt sie mit seinen Früchten (vgl. Eph 4,11-12; 1 Kor 12,4; Gal 5,22)” (Lumen Gentium, Nr. 4).

Nachdem wir in der vorhergehenden Katechese über den vom Heiligen Geist bestellten und getragenen Aufbau der Dienste in der Kirche gesprochen haben, betrachten wir jetzt, der Linie des Konzils folgend, die geistlichen Gaben und Charismen, die er über die Kirche als „dator munerum”, Geber der Gaben, ausgießt, wie es in der Anrufung der Pfingstsequenz heißt.

2. Auch hier können wir aus den Briefen des heiligen Paulus die Lehre schöpfen, die wir in zusammenfassender und der Katechese entsprechender Form darlegen. Wir lesen im ersten Brief an die Korinther:

„Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allem” (1 Kor 12,4-6). Die Aufzählung der Vielfalt der Charismen, der Dienste und Wirkweisen in diesem Text zeigt uns, dass der Heilige Geist der Geber eines vielfältigen Reichtums von Gaben ist, der die Dienste und das Leben aus dem Glauben, der Liebe, der Gemeinschaft und brüderlichen Zusammenarbeit der Gläubigen begleitet, wie man bereits in der Apostelgeschichte und den christlichen Urgemeinden sieht.

Der heilige Paulus unterstreicht ausführlich die Vielfalt der Gaben: „Dem einen wird vom Geist die Gabe geschenkt, Weisheit mitzuteilen, dem anderen durch den gleichen Geist die Gabe, Erkenntnis zu vermitteln, dem dritten im gleichen Geist Glaubenskraft, einem anderen – immer in dem einen Geist – die Gabe, Krankheiten zu heilen, einem anderen Wunderkräfte, einem anderen prophetisches Reden … einem anderen verschiedene Arten von Zungenrede” (1 Kor 12,8-10). Hier ist festzustellen, dass die Aufzählung des Apostels keine Einschränkung bedeutet: Paulus weist auf die in der Kirche damals besonders bedeutsamen Gaben hin, auf Gaben, die sich auch in den nachfolgenden Epochen unaufhörlich kundtaten, ohne dass weder am Anfang noch in der Folge der ganze Raum ausgeschöpft wurde, der offen ist auf immer neue Charismen hin, die der Heilige Geist entsprechend neuer Bedürfnisse geben kann. „Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt” (1 Kor 12,7). Wenn neue Anforderungen und neue Probleme der „Gemeinschaft” entstehen, dann bestätigt uns die Kirchengeschichte die Existenz neuer Gaben.

3. In jedem Fall, wie immer auch die Gaben sein mögen, auch wenn sie vor allem der Person zu dienen scheinen, die sie besitzt (zum Beispiel bei der Zungenrede, von der der Apostel spricht: vgl. 1 Kor 14,5-18), fließen sie alle in irgendeiner Weise zum allgemeinen Nutzen zusammen und dienen zum Aufbau des „einen Leibes”: „Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen … und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt” (1 Kor 12,13). Daher empfiehlt Paulus den Korinthern: „Da ihr nach Geistesgaben strebt, gebt euch Mühe, dass ihr damit vor allem zum Aufbau der Gemeinde beitragt” (1 Kor 14,12). In demselben Zusammenhang steht die Mahnung: „Strebt … vor allem nach der prophetischen Rede!” (1 Kor 14,1), die für die Gemeinschaft „nützlicher” ist als in Zungen zu reden. „Denn wer in Zungen redet, redet nicht zu Menschen, sondern zu Gott; keiner versteht ihn: Im Geist redet er geheimnisvolle Dinge. Wer aber prophetisch redet, redet zu Menschen: er baut auf, ermutigt, spendet Trost … baut die Gemeinde auf” (1 Kor 14,2-3).

Offenbar zieht Paulus die aufbauenden Charismen, wir könnten sagen: die des Apostolats, vor. Jedoch über alle Gaben hinaus empfiehlt er jene, die noch mehr dem Gemeinwohl dient: „Jagt der Liebe nach!” (1 Kor 14,1). Die in der Gottesliebe verwurzelte Nächstenliebe ist der „Weg, der alles übersteigt”; ihn will Paulus aufzeigen und hervorheben in einem Hymnus von höchster Lyrik und erhabenster Spiritualität (vgl. 1 Kor 13,1-13).

4. Das II. Vatikanische Konzil greift die paulinische Lehre über die geistlichen Gaben und besonders über die Charismen auf und erklärt: „Solche Gnadengaben, ob sie nun von besonderer Leuchtkraft oder aber schlichter und allgemeiner verbreitet sind, müssen mit Dank und Trost angenommen werden, da sie den Nöten der Kirche besonders angepasst und nützlich sind. Außerordentliche Gaben soll man aber nicht leichthin erstreben. Man darf auch nicht vermessentlich Früchte für die apostolische Tätigkeit von ihnen erwarten. Das Urteil über ihre Echtheit und ihren geordneten Gebrauch steht bei jenen, die in der Kirche die Leitung haben und denen es in besonderer Weise zukommt, den Geist nicht auszulöschen, sondern alles zu prüfen und das Gute zu behalten (vgl. 1 Thess 5,12.19-21)” (Lumen Gentium, Nr. 12). Es ist ein Text voll pastoraler Weisheit, der sich in die Reihe der Weisungen und Normen einreiht, die, wie wir sahen, der heilige Paulus den Korinthern gegeben hat, um ihnen bei einer rechten Bewertung der Charismen und der notwendigen Unterscheidung der wahren Gaben des Geistes zu helfen.

Immer gemäß dem Konzil sind diejenigen Charismen von besonderer Bedeutung, die der Fülle des geistlichen Lebens dienen, besonders jene, die in den verschiedenen Formen des „geweihten” Lebens nach den evangelischen Räten Ausdruck finden, die der Heilige Geist seit jeher unter den Gläubigen weckt. Wir lesen in der Konstitution Lumen Gentium: „Die evangelischen Räte der Gott geweihten Keuschheit, der Armut und des Gehorsams sind, in Wort und Beispiel des Herrn begründet und von den Aposteln und den Vätern wie auch den Lehrern und Hirten der Kirche empfohlen, eine göttliche Gabe, welche die Kirche von ihrem Herrn empfangen hat und in seiner Gnade immer bewahrt. Die Autorität der Kirche selbst hat unter Leitung des Heiligen Geistes für ihre Auslegung, die Regelung ihrer Übung und die Festsetzung entsprechender dauerhafter Lebensformen gesorgt … Der Ordensstand … zeigt auch allen Menschen die überragende Größe der Herrscherkraft Christi und die wunderbare, unbegrenzte Macht des Heiligen Geistes in der Kirche auf. Der Stand, der durch das Gelöbnis der evangelischen Räte begründet wird, ist also zwar nicht Teil der hierarchischen Struktur der Kirche, gehört aber unerschütterlich zu ihrem Leben und ihrer Heiligkeit … Sie [die kirchliche Hierarchie] nimmt auch in gelehriger Gefolgschaft gegenüber den Antrieben des Heiligen Geistes die von vortrefflichen Männern und Frauen vorgelegten Regeln entgegen … und erkennt sie authentisch an” (Lumen Gentium, Nr. 43-45).

Besonders wichtig ist diese Vorstellung vom Ordensstand als Werk des Heiligen Geistes, durch das die dritte Person der Dreifaltigkeit das Handeln gleichsam sichtbar macht, das sie in der ganzen Kirche entfaltet, um die Gläubigen zur Vollkommenheit der Liebe zu führen.

5. Deshalb ist es berechtigt, die handelnde Gegenwart des Heiligen Geistes zu erkennen im Einsatz derer – der Bischöfe, Priester, Diakone und Laien aller Stände –, die sich bemühen, in ihrer eigenen Lebenslage gemäß dem Evangelium zu leben. Es handelt sich um „verschiedene Ordnungen” – wie das Konzil sagt (Lumen Gentium, Nr. 13) –, die alle die „vielfältige Gnade Gottes” zum Ausdruck bringen. Für alle zählt, dass jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, den anderen dient (vgl. 1 Petr 4,10). Aus der Fülle und Vielfalt der Gaben erwächst die Gemeinschaft der einen und universalen Kirche in der Verschiedenheit der Völker, Traditionen, Berufe und geistlichen Erfahrungen.

Das Handeln des Geistes zeigt und wirkt sich aus in der Vielfalt und im Reichtum der Charismen, die die Dienste begleiten, die in den verschiedenen Formen und Maßen entsprechend der Bedürfnisse nach Zeit und Ort geleistet werden: zum Beispiel durch die Hilfe für die Armen, die Kranken, die Verunglückten und die in verschiedener Weise „Behinderten”; oder, auf höherer Ebene, durch Rat, geistliche Führung, Friedenstiften zwischen den Streitenden, Bekehrung der Sünder, Hinführung zum Wort Gottes, Wirken in Wort und Schrift, Erziehung im Glauben, Ansporn zum Guten usw. Es ist ein weiter Fächer von Charismen, durch die der Heilige Geist der Kirche seine Liebe und Heiligkeit mitteilt, entsprechend dem allgemeinen Schöpfungsplan, nach dem – so sagt der heilige Thomas – das einzigartige Sein Gottes den Dingen seine unendliche Vollkommenheit mitteilt (vgl. Summa theol., II-II, q.183, a.2).

6. Diese Charismen dürfen den Diensten hierarchischer Natur und den „Ämtern” im Allgemeinen nicht entgegengesetzt werden, die auch für die Einheit, die gute Arbeitsweise und die Schönheit der Kirche festgelegt sind. Auch die hierarchische Ordnung und die ganze Amtsstruktur der Kirche stehen unter der Wirkung der Charismen, wie aus den Worten des Paulus in den Briefen an Timotheus hervorgeht: „Vernachlässige die Gnade nicht, die in dir ist und die dir verliehen wurde, als dir die Ältesten aufgrund prophetischer Worte gemeinsam die Hände auflegten” (1 Tim 4,14); „Darum rufe ich dir ins Gedächtnis: Entfache die Gnade Gottes wieder, die dir durch die Auflegung meiner Hände zuteil geworden ist” (2 Tim 1,6). Es gibt also ein Charisma Petri, es gibt die Charismen der Bischöfe, der Priester, der Diakone; es gibt ein Charisma, das dem geschenkt wird, der berufen ist, ein kirchliches Amt, eine Dienstaufgabe zu bekleiden. Es handelt sich darum, diese Charismen ohne Anmaßung zu entdecken, zu erkennen und zu unterstützen. Deshalb schreibt der Apostel an die Korinther: „Auch über die Gaben des Geistes möchte ich euch nicht in Unkenntnis lassen, meine Brüder” (1 Kor 12,1). Und hier beginnt Paulus mit seinem Unterricht über die Charismen, um den Bekehrten von Korinth eine Verhaltensweise zu lehren; denn als sie noch Heiden waren, zog es sie „mit unwiderstehlicher Gewalt zu den stummen Götzen” (eine anomale Kundgebung, vor der sie nunmehr fliehen mussten). „Darum erkläre ich euch: … keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet” (1 Kor 12,3). Es handelt sich um eine Wahrheit, die mit jener der Dreifaltigkeit grundlegend ist für den christlichen Glauben. Das Bekenntnis des Glaubens an diese Wahrheit ist ein Geschenk des Heiligen Geistes, deshalb steht es weit höher als ein Akt rein menschlicher Erkenntnis. Schon in diesem Glaubensakt, der auf den Lippen und im Herzen aller wahren Glaubenden ist und sein muss, „offenbart” sich der Heilige Geist (vgl. 1 Kor 12,7). Es ist die erste und elementarste Verwirklichung dessen, was Jesus beim letzten Abendmahl sagte: „Er [der Heilige Geist] wird mich verherrlichen; denn er wird von dem, was mein ist, nehmen und es euch verkünden” (Joh 16,14).

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Liebe Schwestern und Brüder!

Nachdem wir in der letzten Katechese vor der Fastenzeit über den vom Heiligen Geist bestellten und getragenen Aufbau der Dienste in der Kirche gesprochen haben, betrachten wir heute die Gaben und Charismen, die er über die Kirche ausgießt. Auch hier können wir uns auf die Briefe des hl. Paulus berufen. Im ersten Brief an die Korinther lesen wir: „Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allem” (1 Kor 12,4-6). Dies bedeutet, dass der Heilige Geist der Geber eines vielfältigen Reichtums von Gaben ist, der die Dienste und das Leben des Glaubens, der Liebe, der Gemeinschaft und des brüderlichen Zusammenhalts der Gläubigen begleitet.

Der Apostel Paulus unterstreicht auch die Vielfalt der Gaben, wobei die Aufzählung keinen eingrenzenden Charakter besitzt; er will vielmehr nur die Gaben aufzeigen, die von besonderer Bedeutung sind. Die Kirchengeschichte bestätigt uns außerdem die Existenz neuer Gaben für den Fall, dass neue Probleme in der „Gemeinschaft” entstehen.

Paulus empfiehlt über all den Gaben jene, die dem Gemeinwohl am meisten dient: „Jagt der Liebe nach” (1 Kor 14,1).

Das Zweite Vatikanische Konzil nimmt in der Konstitution Lumen Gentium die paulinische Lehre von den Geistesgaben und insbesondere von den Charismen wieder auf (vgl. Lumen Gentium, Nr. 12). Von besonderer Bedeutung sind dabei jene Charismen, die der Fülle des geistlichen Lebens dienen, vor allem jene, die in den verschiedenen Formen des „Gott-geweihten” Lebens nach den evangelischen Räten ihren Ausdruck finden.

Mit dieser kurzen Betrachtung grüße ich alle Pilger und Besucher deutscher Sprache sehr herzlich. Mein besonderer Gruß gilt der Gruppe von Ordensschwestern aus verschiedenen Kongregationen, die an einem geistlichen Kurs in La Storta teilnehmen sowie den Ordensfrauen von der Kongregation ”Schwestern der Christlichen Liebe“, die an einem Erneuerungskurs in Rom teilnehmen. Das eben erwähnte Verständnis des Ordensstandes als Werk des Heiligen Geistes ist für euch von besonderer Bedeutung. Durch dieses Wirken macht die Dritte Person der Heiligsten Dreifaltigkeit das Handeln gleichsam beispielhaft sichtbar, durch das alle Gläubigen zur Vollkommenheit der Liebe gelangen sollen.

Ferner begrüße ich die Reiseleiter des Bayerischen Pilgerbüros und die Gruppe von Theologiestudenten aus verschiedenen deutschsprachigen Diözesen, die sich in Rom zum Freisemester aufhalten. Die dankenswerte Aufgabe, die Pilger auch geistlich zu betreuen und sie hinzuführen zu den Stätten, die dem Christentum und der Kirche durch die Geschichte eine entscheidende Prägung gegeben haben, ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, daß die Romreise zu einem wirklichen religiösen Erlebnis wird, Dafür danke ich von Herzen.

Euch allen und euren lieben Angehörigen in der Heimat sowie den mit uns über Radio und Fernsehen verbundenen Gläubigen erteile ich meinen Apostolischen Segen.

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1. „Der Mensch hat ein Gesetz, das von Gott seinem Herzen eingeschrieben ist, dem zu gehorchen eben seine Würde ist und gemäß dem er gerichtet werden wird. Das Gewissen ist die verborgenste Mitte und das Heiligtum im Menschen, wo er allein ist mit Gott, dessen Stimme in diesem seinem Innersten zu hören ist” (Gaudium et spes, Nr. 16).

Unsere Liebe Frau von Jasna Góra! Die Lehre des Konzils – und insbesondere die Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute – erinnert uns an die Wahrheit über das Gewissen. Heute lese ich zusammen mit den Pilgern, die aus meiner Heimat gekommen sind, die Worte dieser Konzilslehre. Wir lesen sie erneut, denn sie sind in der Fastenzeit besonders wichtig. Sie sind immer wichtig, aber in dieser Zeit sind sie es in ganz besonderer Weise. Da wir in diesem Zeitabschnitt der Aufforderung zur Buße, das heißt zur Umkehr folgen müssen, ist es notwendig, beim Gewissen anzufangen: bei der Gewissenserforschung.

2. Das ist für jeden von uns wichtig. Es ist für jeden Menschen wichtig. Das Gewissen ist an das Menschsein des Menschen selbst gebunden. Es entscheidet über seine Würde. Es bedingt schließlich die moralische Lebensordnung jeder menschlichen Gesellschaft und jeder Nation.

„Je mehr also das rechte Gewissen sich durchsetzt, desto mehr lassen die Personen und Gruppen von der blinden Willkür ab und suchen sich nach den objektiven Normen der Sittlichkeit zu richten” (ebd.).

Das rechte Gewissen! Ein besonderes Gut des Menschen und der menschlichen Gemeinschaften ist eben das rechte Gewissen, das Gewissen, das in der Wahrheit handelt. Das Gewissen, das in der Wahrheit heranreift. Das Gewissen reift in der Wahrheit**, im** Gegensatz dazu steht die „blinde Willkür”.

3. Aber das Gewissen kann irren. Im Konzilstext lesen wir weiter: „Nicht selten jedoch geschieht es, dass das Gewissen aus unüberwindlicher Unkenntnis irrt, ohne dass es dadurch seine Würde verliert. Das kann man aber nicht sagen, wenn der Mensch sich zu wenig darum müht, nach dem Wahren und Guten zu suchen, und das Gewissen durch Gewöhnung an die Sünde allmählich fast blind wird” (ebd.).

Königin von Polen, Liebe Frau von Jasna Góra! Was können wir anderes von dir erbitten**,** wenn nicht die Rechtschaffenheit der Gewissen meiner Schwestern und Brüder? Was kann gefährlicher sein als die Blindheit der Gewissen?

Zum Schluss möge noch unser Dichter zu uns sprechen: „… Aber der vergiftete Geist der Nation – das ist wirklich der Schmerz der Schmerzen!” (Zygmunt Krasiński, Psalmy Przyszłości, III Psalm Miłości, V. 218-219).

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Mit äußerster Sorge verfolgen wir alle in diesen Tagen die Entwicklung der Situation in der Golfregion.

Unsere Gedanken gehen besonders zu denen, die unter den Folgen des Konflikts am meisten leiden: zu den Verwundeten, den Gefangenen, den Flüchtlingen und ganzen Zivilbevölkerungen.

Wir richten unser Gebet an den barmherzigen Gott, dass diese Leiden so rasch wie möglich ein Ende nehmen und allen Völkern des Mittleren Ostens jener gerechte und dauerhafte Frieden zuteil werde, der ein kostbares Geschenk Gottes und die tiefe Sehnsucht des Menschenherzens ist.

Ich fordere alle auf, in diesem Anliegen besonders zu Gott zu beten, damit das Treffen am kommenden Montag und Dienstag, zu dem ich die Patriarchen der orientalischen Kirchen und die Vorsitzenden der unmittelbar in den Konflikt verwickelten Länder eingeladen habe, dazu beitragen möge, Entscheidungen reifen zu lassen, die für das Wohl der so schwer geprüften Völker nützlich sind.

In dieser Meinung beten wir jetzt gemeinsam das Vaterunser.