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EUCHARISTIEFEIER MIT SELIGSPRECHUNGEN

PREDIGT VON JOHANNES PAUL II.

Dritter Sonntag der Osterzeit, 25. April 2004

 

1. »Sie wußten, daß es der Herr war« (Joh 21,12): Mit diesen Worten beschreibt der Evangelist Johannes die freudige Reaktion der Jünger, als sie den auferstandenen Herrn erblickten. Jesus erscheint ihnen nach einer Nacht harter, fruchtloser Arbeit auf dem See Tiberias. Im Vertrauen auf sein Wort werfen sie die Netze aus und ziehen viele Fische ans Ufer (vgl. Joh 21,6).

Wie die Apostel sind auch wir erstaunt über die zahlreichen Wunder, die Gott in den Herzen der Menschen wirkt, die auf ihn vertrauen. In der heutigen Eucharistiefeier betrachten wir, was er in den sechs neuen Seligen vollbracht hat: im Priester Augusto Czartoryski; in vier Ordensfrauen: Laura Montoya, María Guadalupe García Zavala, Nemesia Valle und Eusebia Palomino Yenes; in einer Gläubigen im Laienstand, Alexandrina Maria da Costa. Sie sind ausdrucksstarke Zeichen dafür, wie der Herr das Leben der Gläubigen verwandelt, wenn sie ihr Vertrauen in ihn setzen. [Nach diesen Worten auf italienisch sagte der Papst auf polnisch:]

2. »Wie liebenswert ist deine Wohnung, Herr der Heerscharen. Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht nach dem Tempel des Herrn […] Denn ein einziger Tag in den Vorhöfen deines Heiligtums ist besser als tausend andere« (Ps 84,2–3.11). Diese Worte des Psalms schrieb der sel. Augusto Czartoryski als Lebensmotto auf das Bildchen zu seiner Primizmesse. Aus ihm wird die Begeisterung eines Menschen deutlich, der der Stimme seiner Berufung folgt und dadurch die Schönheit des Priesteramtes entdeckt. Zudem hören wir darin den Widerhall der so andersartigen Entscheidung jener Menschen, die den Willen Gottes wahrnehmen und ihn erfüllen wollen. Der junge Fürst August Czartoryski entwickelte eine wirksame Methode zur Ergründung der Pläne Gottes: Er brachte im Gebet alle seine Fragen und grundlegenden Zweifel vor Gott; dann befolgte er im Geiste des Gehorsams die Empfehlungen seiner geistlichen Führer. Auf diese Weise verstand er, daß er zu einem Leben in Armut und zum Dienst an den Geringen berufen war. Diese Methode ermöglichte ihm sein ganzes Leben lang, seine Entscheidungen so zu treffen, daß wir heute mit Recht behaupten können: Er verwirklichte die Pläne der göttlichen Vorsehung auf heldenhafte Weise.

Sein Beispiel der Heiligkeit möchte ich vor allem den jungen Menschen nahelegen, die sich heute darum bemühen, den Willen Gottes für ihr Leben zu entziffern, und die jeden Tag in Treue zum Wort Gottes vorangehen möchten. Meine lieben jungen Freunde, lernt vom sel. August, im Gebet inständig um das Licht des Heiligen Geistes und um weise Seelenführer zu bitten, damit ihr den Plan Gottes für euer Dasein erkennen könnt und fähig werdet, stets auf dem Weg der Heiligkeit zu gehen. [Dann fuhr der Papst auf spanisch fort:]

3. »Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wußten nicht, daß es Jesus war« (Joh 21,4). Es ist möglich, daß der Mensch Gott trotz seiner vielfältigen Offenbarungen in der Geschichte nicht kennt. Als Mutter Laura Montoya sah, wie viele Eingeborene fern von den Städten lebten, ohne etwas vom Herrn zu wissen, beschloß sie, die Kongregation der Missionarinnen der Unbefleckten Jungfrau Maria und der hl. Katharina von Siena zu gründen, um das Licht des Evangeliums zur Urwaldbevölkerung zu bringen. Diese kolumbianische Selige fühlte sich als geistliche Mutter der Ureinwohner, denen sie die Liebe Gottes übermitteln wollte. Das war zu ihrer Zeit nicht einfach, da soziale Konflikte auch damals ihre edle Heimat mit Blut befleckten. Lassen wir uns von ihrer Botschaft des Friedens anregen, und bitten wir sie heute, daß sich das geliebte Land Kolumbien bald des Friedens, der Gerechtigkeit und eines umfassenden Fortschritts erfreuen möge.

4. Im Evangelium haben wir die dreimalige Frage Jesu an Petrus gehört: »Liebst du mich?« Eben diese Frage richtet Christus an die Männer und Frauen jedes Zeitalters. Die Christen müssen entschlossen und bereitwillig auf seine Pläne für jeden einzelnen Antwort geben. So war es auch im Leben der sel. Guadalupe García Zavala aus Mexiko. Sie verzichtete auf die Ehe und widmete sich dem Dienst an den Armen, Bedürftigen und Kranken. Zu diesem Zweck gründete sie die Kongregation der »Siervas de Santa Margarita María y de los pobres«.

Erfüllt von tiefem Glauben, grenzenloser Hoffnung und großer Liebe zu Christus suchte Mutter Lupita nach persönlicher Heiligung auf der Grundlage ihrer Liebe zum Herzen Jesu und ihrer Treue zur Kirche. Auf diese Weise lebte sie den Wahlspruch, den sie ihren geistlichen Töchtern hinterlassen hat: »Liebe bis zum Opfer – Beständigkeit bis in den Tod hinein.« [Johannes Paul wandte sich erneut auf italienisch an die Pilger:]

5. »Den Kleinen und Armen, jedem Menschen überall auf der Erde die Liebe Gottes zeigen«: Dies war das Ziel der sel. Nemesia Valle während ihres gesamten Daseins. Diese Lehre hinterläßt sie vor allem ihren Mitschwestern, den Schwestern der Nächstenliebe von der hl. Johanna Antida Thouret, wie auch den Gläubigen der Erzdiözese Turin. Es ist das Beispiel einer leuchtenden Heiligkeit, die nach den hohen Gipfeln der Vollkommenheit des Evangeliums strebt und ihren Ausdruck in den einfachen Gesten des alltäglichen, ganz für Gott hingeschenkten Lebens findet.

Die neue Selige wiederholt auch heute vor uns allen: »Heiligkeit besteht nicht darin, viele oder großartige Dinge zu tun […] Heilig ist, wer sich jeden Tag an seinem Platz für den Herrn aufopfert.« [Der Papst sprach dann wieder auf spanisch:]

6. Der Herr sagt mit Entschlossenheit und Nachdruck zu Petrus: »Folge mir nach!« (Joh 21,19). Auch Schwester Eusebia Palomino, von der Kongregation der »Hijas de María Auxiliadora « hörte eines Tages den Ruf Gottes und antwortete darauf mit intensiver Spiritualität und tiefer Demut im Alltagsleben. Als echte Salesianerin war sie von der Liebe zur Eucharistie und zur Gottesmutter beseelt. Das Wichtigste war für sie die Liebe und der Dienst; alles andere zählte nicht, denn sie hielt sich an die salesianische Maxime: »da mihi animas, caetera tolle« [Gib mir Seelen, alles andere nimm].

Mit der Radikalität und Konsequenz ihrer Entscheidungen zeichnete Schwester Eusebia Palomino Yenes einen faszinierenden und anspruchsvollen Weg der Heiligkeit für uns alle vor, insbesondere für die jungen Menschen unserer Zeit. [Der Heilige Vater sagte auf portugiesisch:]

7. Jesus fragt Simon Petrus: »Liebst du mich?« Dieser antwortet: »Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe« (Joh 21,15). Das Leben der sel. Alexandrina Maria da Costa läßt sich in diesem Dialog der Liebe zusammenfassen. Von solchen liebevollen Empfindungen durchdrungen und erfaßt, will sie ihrem Erlöser nichts vorenthalten: Mit ihrem starken Willen nimmt sie alles auf sich, um Ihm ihre Liebe zu beweisen. In bräutlicher Verbindung zum Blute Christi erlebt sie auf mystische Weise die Passion des Herrn und gibt sich als Opfergabe für die Sünder hin. Ihre Kraft bezieht sie aus der Eucharistie, die in den letzten dreizehn Jahren ihres Lebens ihre einzige Nahrung sein sollte.

Durch das Beispiel der sel. Alexandrina, das in der Trilogie »leiden, lieben, wiedergutmachen« zum Ausdruck kommt, können die Christen die nötige Anregung und Motivation finden, um alles Schmerzvolle und Traurige des Lebens durch den größten Liebesbeweis zu erhöhen: sein Leben hingeben für alle, die man liebt. [Zum Schluß sagte Johannes Paul II. wieder auf italienisch:]

8. »Ja, Herr, du weißt, daß ich dich liebe« (Joh 21,15). Wie Petrus und die Apostel am Ufer des Sees von Tiberias machten sich auch die sechs neuen Seligen dieses einfache, aber klare Bekenntnis ihres Glaubens und ihrer Liebe zu eigen und lebten es bis zum Äußersten. Die Liebe zu Christus ist das Geheimnis der Heiligkeit!

Liebe Brüder und Schwestern, laßt uns dem Beispiel dieser Seligen folgen! Laßt uns – ebenso wie sie – ein konsequentes Zeugnis für den Glauben und die Liebe zur lebendigen und wirksamen Gegenwart des Auferstandenen ablegen!

 

 

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