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JUBILÄUMSAUDIENZ

KATECHESE VON PAPST LEO XIV.

Petersplatz
Samstag, 6. September 2025

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Katechese. 4. Zu Hoffen ist zu Graben. Kaiserin Helena 

Liebe Brüder und Schwestern,
guten Tag!

Herzlich Willkommen euch allen, die ihr als Pilger aus so vielen verschiedenen Orten nach Rom gekommen seid. In dieser an Geschichte so reichen Stadt können wir im Glauben, in der Liebe und in der Hoffnung gestärkt werden. Heute wollen wir uns mit einem besonderen Aspekt der Hoffnung befassen.

Ich möchte mit einer Erinnerung beginnen: Für Kinder hatte es einen besonderen Reiz, die Hände in die Erde zu stecken. Wir erinnern uns daran, und vielleicht beobachten wir es heute noch: Es tut uns gut, das Spiel der Kinder zu sehen! In der Erde graben, die harte Kruste der Welt aufbrechen und sehen, was darunter liegt …

Was Jesus im Gleichnis vom Schatz im Acker (vgl. Mt  13,44) beschreibt, ist kein Kinderspiel mehr, und doch ist die Freude über die Überraschung dieselbe. Und der Herr sagt uns: So ist das Reich Gottes. Mehr noch: So findet man das Reich Gottes. Die Hoffnung flammt wieder auf, wenn wir graben, die harte Kruste der Realität aufbrechen und unter die Oberfläche gehen.

Heute möchte ich mit euch daran denken, dass die Jünger Jesu, sobald sie die Freiheit hatten, öffentlich als Christen zu leben, zu graben begannen, besonders an den Orten seines Leidens, Sterbens und seiner Auferstehung. Die östliche und die westliche Tradition gedenkt der Mutter des Kaisers Konstantin, Flavia Julia Helena, als Seele jener Suche. Eine Frau, die sucht. Eine Frau, die gräbt. Der Schatz, der die Hoffnung entzündet, ist in der Tat das Leben Jesu: Man muss seinen Spuren folgen.

Wie viele andere Dinge hätte eine Kaiserin tun können! Welche edlen Orte hätte sie der abgelegenen Stadt Jerusalem vorziehen können. Wie viele höfische Vergnügungen und Ehren. Auch wir, Schwestern und Brüder, können uns in den Positionen einrichten, die wir erreicht haben, und in den kleineren oder größeren Reichtümern, die uns Sicherheit geben. So geht die Freude, die wir als Kinder hatten, verloren: jenes Verlangen zu graben und zu finden, zu entdecken, das jeden Tag zu einem neuen  Tag macht.

»Inventare« (ital. für »erfinden«), wisst ihr, bedeutet auf Latein »finden«. Die große »Erfindung« Helenas war die Auffindung des Heiligen Kreuzes. Das ist der verborgene Schatz, für den man alles verkauft! Das Kreuz Jesu ist die größte Entdeckung des Lebens, der Wert, der alle Werte verändert.

Helena konnte das vielleicht verstehen, weil sie lange ihr eigenes Kreuz getragen hatte. Sie wurde nicht am Kaiserhof geboren: Man sagt, sie sei eine Wirtin von bescheidener Herkunft gewesen, in die sich der zukünftige Kaiser Constantius verliebte. Er heiratete sie, doch aus Machtkalkül zögerte er nicht, sie wieder zu verstoßen und sie viele Jahre von ihrem Sohn Konstantin zu trennen. Als Konstantin Kaiser wurde, machte auch er ihr viele Sorgen und enttäuschte sie. Doch Helena blieb immer sie selbst: eine Frau auf der Suche. Sie hatte beschlossen, Christin zu werden, und praktizierte stets die Nächstenliebe, ohne je die Menschen aus bescheidenen Verhältnissen zu vergessen, aus deren Mitte sie selbst stammte.

So viel Würde und Treue zum Gewissen, liebe Brüder und Schwestern, verändern auch heute die Welt: Sie führen uns näher an den Schatz, wie die Arbeit des Landwirts. Das eigene Herz zu hegen und zu pflegen erfordert Mühe. Es ist die schwerste Arbeit. Aber beim Graben findet man, durch das Klein-Werden kommt man dem Herrn immer näher, der sich selbst entäußerte, um so wie wir zu werden. Sein Kreuz liegt unter der Kruste unserer Erde.

Wir können stolz umhergehen und dabei unachtsam den Schatz unter unseren Füßen zertreten. Wenn wir aber wie Kinder werden, lernen wir ein anderes Reich kennen, eine andere Stärke. Gott ist immer unterhalb von uns, um uns emporzuheben.

* * *

Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, euer Pilgerweg im Heiligen Jahr steht unter dem Zeichen des Kreuzes, an dem Christus das Böse besiegt hat. Geben wir ihm einen zentralen Platz in unserem Leben, denn es ist Zeichen jener Hoffnung, die uns Christus, unser Erlöser, geschenkt hat.