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ANSPRACHE VON PAUL VI.
AN DIE VEREINIGUNG ÖSTERREICHISCHER RICHTER

Montag, 6. April 1970

 

Sehr geehrte Herren!

Im rahmen ihres kurzen Romaufenthaltes war es Ihnen ein besonderes Anliegen, durch Ihren Besuch im Vatikan Uns Ihre Verehrung und Verbundenheit zum Ausdruck zu bringen. Wir wissen Ihren Besuch wohl zu schätzen und entbieten Ihrem Herrn Präsidenten wie jedem einzelnen von Ihnen ein Wort herzlicher Begrüssung.
Sehr geehrte Herren! Sie gehören der Vereinigung österreichischer Richter an. Es ist die Aufgabe Ihres Berufes, sich für die allgemeine Anerkennung des Rechtes zum Wohle aller Menschen einzusetzen und für die Wiederherstellung der verletzten Rechtsordnung Sorge zu tragen.
Bei der Ausübung Ihrer verantwortungsvollen Tätigkeit müssen Sie freilich immer wieder feststellen, dass die Rechtsauffassung heute weitgehend erschüttert und ihr Verständnis unklar geworden ist. Mit Recht spricht man von einer Autoritätskrise. Der tiefste Grund hierfür liegt in dem Bestreben des modernen Menschen, sich aus einer falsch verstandenen Autonomie dem autoritären Anspruch des Schöpfergottes zu entziehen.

Darum muss bei der Jugend wie bei den Erwachsenen das Bewusstsein einer Rechtsordnung geweckt werden. die sich von Gottes höchster Autorität herleitet und darum jedem willkürlichen Eingriff des Menschen entzogen ist. In dieser Rechtsordnung wurzeln die unantastbaren Rechte der menschlichen Person auf Leben und Freiheit. Hier findet die menschliche Rechtsprechung ihre Grundlage und Orientierung.
So sind Recht und Gerechtigkeit die festen Prinzipien der menschlichen Gemeinschaft, die dann durch das Gesetz Christi, nämlich das Gesetz der Liebe, eine neue Dimension erhalten. Auf diese Weise wird im gelebten Christentum jene edle Menschlichkeit beglückende Wirklichkeit, die das Zusammenleben der einzelnen in der Familie und im Staate so fruchtbar gestaltet. Sehr geehrte Herren! Möge es Ihnen vergönnt sein, in diesem Sinne im Dienste der Gerechtigkeit und der Liebe erfolgreich zum Wohle Ihrer Mitbürger und Ihrer österreichischen Heimat zu wirken. Dazu wünschen Wir Ihnen allen von Herzen Gottes bleibenden Schutz und Segen!

                 



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