EVANGELII GAUDIUM - page 154

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besteht eine reiche Komplementarität, die uns erlaubt, die Texte der
hebräischen Bibel gemeinsam zu lesen und uns gegenseitig zu helfen, die
Reichtümer des Wortes Gottes zu ergründen sowie viele ethische
Überzeugungen und die gemeinsame Sorge um die Gerechtigkeit und die
Entwicklung der Völker miteinander zu teilen.
Der interreligiöse Dialog
250. Eine Haltung der Offenheit in der Wahrheit und in der Liebe muss
den interreligiösen Dialog mit den Angehörigen der nicht christlichen
Religionen kennzeichnen, trotz der verschiedenen Hindernisse und
Schwierigkeiten, besonders der Fundamentalismen auf beiden Seiten.
Dieser interreligiöse Dialog ist eine notwendige Bedingung für den Frieden
in der Welt und darum eine Pflicht für die Christen wie auch für die
anderen Religionsgemeinschaften. Dieser Dialog ist zuallererst ein Dialog
des Lebens bzw. bedeutet einfach, wie es die Bischöfe Indiens vorschlagen,
» ihnen gegenüber offen zu sein und dabei ihre Freuden und Leiden zu
teilen «.
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So lernen wir auch, die anderen in ihrem Anderssein,
Andersdenken und in ihrer anderen Art, sich auszudrücken, anzunehmen.
Von hier aus können wir gemeinsam die Verpflichtung übernehmen, der
Gerechtigkeit und dem Frieden zu dienen, was zu einem grundlegenden
Maßstab eines jeden Austauschs werden muss. Ein Dialog, in dem es um
den sozialen Frieden und die Gerechtigkeit geht, wird über das bloß
Pragmatische hinaus von sich aus zu einem ethischen Einsatz, der neue
soziale Bedingungen schafft. Das Mühen um ein bestimmtes Thema kann
zu einem Prozess werden, in dem durch das Hören auf den anderen beide
Seiten Reinigung und Bereicherung empfangen. Daher kann dieses Mühen
auch die Liebe zur Wahrheit bedeuten.
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ATHOLIC
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ONFERENCE OF
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NDIA
, Abschlusserklärung der XXX. Generalversammlung:
The Church’s Role for a Better India
(8. März 2012), 8.9.
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