EVANGELII GAUDIUM - page 144

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Prozess der Versöhnung einzutreten, und sogar eine Art Kulturvertrag zu
schließen, der zu einer “versöhnten Verschiedenheit” führt, wie es die
Bischöfe des Kongo formuliert haben: “Die Vielfalt der Ethnien ist unser
Reichtum [...] Nur in Einheit, durch die Umkehr der Herzen und durch die
Versöhnung, können wir dazu beitragen, dass unser Land
weiterkommt”.
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Die Wirklichkeit ist wichtiger als die Idee
231. Es gibt auch eine bipolare Spannung zwischen der Idee und der
Wirklichkeit. Die Wirklichkeit ist etwas, das einfach existiert, die Idee wird
erarbeitet. Zwischen den beiden muss ein ständiger Dialog hergestellt und
so vermieden werden, dass die Idee sich schließlich von der Wirklichkeit
löst. Es ist gefährlich, im Reich allein des Wortes, des Bildes, des
Sophismus zu leben. Daraus folgt, dass ein drittes Prinzip postuliert
werden muss: Die Wirklichkeit steht über der Idee. Das schließt ein,
verschiedene Formen der Verschleierung der Wirklichkeit zu vermeiden: die
engelhaften Purismen, die Totalitarismen des Relativen, die in Erklärungen
ausgedrückten Nominalismen, die mehr formalen als realen Projekte, die
geschichtswidrigen Fundamentalismen, die Ethizismen ohne Güte, die
Intellektualismen ohne Weisheit.
232. Die Idee – die begriffliche Ausarbeitung – dient dazu, die Wirklichkeit
zu erfassen, zu verstehen und zu lenken. Die von der Wirklichkeit
losgelöste Idee ruft wirkungslose Idealismen und Nominalismen hervor, die
höchstens klassifizieren oder definieren, aber kein persönliches
Engagement hervorrufen. Was ein solches Engagement auslöst, ist die
durch die Argumentation erhellte Wirklichkeit. Man muss vom formalen
Nominalismus zur harmonischen Objektivität übergehen. Andernfalls wird
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C
OMITE PERMANENT DE LA
C
ONFERENCE
E
PISCOPALE
N
ATIONALE DU
C
ONGO
,
Message sur la situation
sécuritaire dans le pays
(5. Dezember 2012), 11.
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