EVANGELII GAUDIUM - page 135

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wenn uns das augenscheinlich keine greifbaren und unmittelbaren Vorteile
bringt. Die Migranten stellen für mich eine besondere Herausforderung
dar, weil ich Hirte einer Kirche ohne Grenzen bin, die sich als Mutter aller
fühlt. Darum rufe ich die Länder zu einer großherzigen Öffnung auf, die,
anstatt die Zerstörung der eigenen Identität zu befürchten, fähig ist, neue
kulturelle Synthesen zu schaffen. Wie schön sind die Städte, die das
krankhafte Misstrauen überwinden, die anderen mit ihrer Verschiedenheit
eingliedern und aus dieser Integration einen Entwicklungsfaktor machen!
Wie schön sind die Städte, die auch in ihrer architektonischen Planung
reich sind an Räumen, die verbinden, in Beziehung setzen und die
Anerkennung des anderen begünstigen!
211. Immer hat mich die Situation derer mit Schmerz erfüllt, die Opfer der
verschiedenen Formen von Menschenhandel sind. Ich würde mir
wünschen, dass man den Ruf Gottes hörte, der uns alle fragt: » Wo ist dein
Bruder? « (
Gen
4,9). Wo ist dein Bruder, der Sklave? Wo ist der, den du
jeden Tag umbringst in der kleinen illegalen Fabrik, im Netz der
Prostitution, in den Kindern, die du zum Betteln gebrauchst, in dem, der
heimlich arbeiten muss, weil er nicht legalisiert ist? Tun wir nicht, als sei
alles in Ordnung! Es gibt viele Arten von Mittäterschaft. Die Frage geht alle
an! Dieses mafiöse und perverse Verbrechen hat sich in unseren Städten
eingenistet, und die Hände vieler triefen von Blut aufgrund einer
bequemen, schweigenden Komplizenschaft.
212. Doppelt arm sind die Frauen, die Situationen der Ausschließung, der
Misshandlung und der Gewalt erleiden, denn oft haben sie geringere
Möglichkeiten, ihre Rechte zu verteidigen. Und doch finden wir auch unter
ihnen fortwährend die bewundernswertesten Gesten eines täglichen
Heroismus im Schutz und in der Fürsorge für die Gebrechlichkeit in ihren
Familien.
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