EVANGELII GAUDIUM - page 127

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im gegenwärtigen Kontext, in dem die Tendenz zur Entwicklung eines
neuen individualistischen Heidentums besteht, eine beachtliche Aktualität.
Die eigene Schönheit des Evangeliums kann von uns nicht immer
angemessen zum Ausdruck gebracht werden, doch es gibt ein Zeichen, das
niemals fehlen darf: die Option für die Letzten, für die, welche die
Gesellschaft aussondert und wegwirft.
196. Manchmal sind wir hartherzig und starrsinnig, vergessen, vergnügen
uns und geraten in Verzückung angesichts der unermesslichen
Möglichkeiten an Konsum und Zerstreuung, die diese Gesellschaft bietet.
So entsteht eine Art von Entfremdung, die uns alle trifft, denn » entfremdet
wird eine Gesellschaft, die in ihren sozialen Organisationsformen, in
Produktion und Konsum, die Verwirklichung dieser Hingabe und die
Bildung dieser zwischenmenschlichen Solidarität erschwert «.
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Der bevorzugte Platz der Armen im Volk Gottes
197. Im Herzen Gottes gibt es einen so bevorzugten Platz für die Armen,
dass er selbst » arm wurde « (
2 Kor
8,9). Der ganze Weg unserer Erlösung
ist von den Armen geprägt. Dieses Heil ist zu uns gekommen durch das
„Ja“ eines demütigen Mädchens aus einem kleinen, abgelegenen Dorf am
Rande eines großen Imperiums. Der Retter ist in einer Krippe geboren,
inmitten von Tieren, wie es bei den Kindern der Ärmsten geschah; zu seiner
Darstellung im Tempel wurden zwei Turteltauben dargebracht, das Opfer
derer, die sich nicht erlauben konnten, ein Lamm zu bezahlen (vgl.
Lk
2,24;
Lev
5,7); er ist in einem Haus einfacher Handwerker aufgewachsen und hat
sich sein Brot mit seiner Hände Arbeit verdient. Als er mit der
Verkündigung des Gottesreichs begann, folgten ihm Scharen von
Entrechteten, und so zeigte sich, was er selbst gesagt hatte: » Der Geist des
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J
OHANNES
P
AUL
II., Enzyklika
Centesimus annus
(1. Mai 1991), 41:
AAS
83 (1991), 844-845.
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