EVANGELII GAUDIUM - page 117

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Das Reich, das uns ruft
180. Aus einer Lektüre der Schrift geht außerdem klar hervor, dass das
Angebot des Evangeliums nicht nur in einer persönlichen Beziehung zu
Gott besteht. Und unsere Antwort der Liebe dürfte auch nicht als eine
bloße Summe kleiner persönlicher Gesten gegenüber irgendeinem
Notleidenden verstanden werden; das könnte eine Art „Nächstenliebe
à la
carte
“ sein, eine Reihe von Taten, die nur darauf ausgerichtet sind, das
eigene Gewissen zu beruhigen. Das Angebot
ist das Reich Gottes
(vgl.
Lk
4,43); es geht darum, Gott zu lieben, der in der Welt herrscht. In dem Maß,
in dem er unter uns herrschen kann, wird das Gesellschaftsleben für alle
ein Raum der Brüderlichkeit, der Gerechtigkeit, des Friedens und der
Würde sein. Sowohl die Verkündigung als auch die christliche Erfahrung
neigen dazu, soziale Konsequenzen auszulösen. Suchen wir sein Reich:
» Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit
gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben « (
Mt
6,33). Der Plan Jesu
besteht darin, das Reich seines Vaters zu errichten; er verlangt von seinen
Jüngern: » Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe « (
Mt
10,7).
181. Das Reich, das unter uns vorweggenommen wird und wächst, betrifft
alles und erinnert uns an jenes Unterscheidungsprinzip, das Paul VI. in
Bezug auf die wahre Entwicklung aufstellte: » jeden Menschen und den
ganzen Menschen «
145
im Auge zu haben. Wir wissen, dass » die
Evangelisierung nicht vollkommen [wäre], würde sie nicht dem Umstand
Rechnung tragen, dass Evangelium und konkretes Leben des Menschen als
Einzelperson und als Mitglied einer Gemeinschaft einander ständig
beeinflussen «.
146
145
Enzyklika
Populorum progressio
(26. März 1967), 14:
AAS
59 (1967), 264.
Es handelt sich um das der Dynamik des Evangeliums
146
P
AUL
VI., Apostolisches Schreiben
Evangelii nuntiandi
(8. Dezember 1975), 29:
AAS
68 (1976),
25.
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