EVANGELII GAUDIUM - page 112

- 111 -
Kleinmut nicht zu. Immer lädt er ein, sich heilen zu lassen, sein Bett zu
nehmen, das Kreuz zu umarmen, alles hinter sich zu lassen, immer neu
aufzubrechen, um das Evangelium zu verkünden. Die eigene Erfahrung, uns
begleiten und heilen zu lassen, indem es uns gelingt, unser Leben mit
vollkommener Aufrichtigkeit vor unserem Begleiter auszubreiten, lehrt uns,
mit den anderen Geduld zu haben und verständnisvoll zu sein, und
ermöglicht uns, die Wege zu finden, um ihr Vertrauen zu wecken, so dass
sie sich öffnen und bereit sind zu wachsen.
173. Die wahre geistliche Begleitung beginnt und entfaltet sich immer im
Bereich des Dienstes am Evangelisierungsauftrag. Die Beziehung des Paulus
zu Timotheus und Titus ist ein Beispiel dieser Begleitung und Bildung im
Zuge des apostolischen Wirkens. Während er ihnen den Auftrag erteilt, in der
Stadt zu bleiben, »damit du das, was noch zu tun ist, zu Ende führst« (
Tit
1,5; vgl.
1 Tim
1,3-5), gibt er ihnen Hinweise für ihr persönliches Leben und
die pastorale Arbeit. Hier liegt ein klarer Unterschied zu jeder Form von
intimistischer, auf isolierte Selbstverwirklichung bedachter Begleitung.
Missionarisch Jünger begleiten die missionarische Jünger.
Am Wort Gottes orientiert
174. Nicht nur die Homilie muss aus dem Wort Gottes ihre Nahrung
schöpfen. Die gesamte Evangelisierung beruht auf dem Wort, das
vernommen, betrachtet, gelebt, gefeiert und bezeugt wird. Die Heilige
Schrift ist Quelle der Evangelisierung. Es ist daher notwendig, sich
unentwegt durch das Hören des Wortes zu bilden. Die Kirche evangelisiert
nicht, wenn sie sich nicht ständig evangelisieren lässt. Es ist unerlässlich,
dass das Wort Gottes “immer mehr zum Mittelpunkt allen kirchlichen
1...,102,103,104,105,106,107,108,109,110,111 113,114,115,116,117,118,119,120,121,122,...185
Powered by FlippingBook